Und plötzlich war alles anders

Corona- davon hatte ich auf jeden Fall in Benin bereits etwas mitbekommen. Freunde und Familie beichteten von den Veränderungen und Maßnahmen in Deutschland, Bekannte brachen ihre Reisen frühzeitig ab und man hört von tausenden Todesfällen weltweit. Trotzdem schien in Dogbo die Welt noch ganz in Ordnung zu sein. Meine beninischen Freunde glaubten fest daran: uns trifft es nicht, eine Rückreise nach Deutschland wirst du auch nicht antreten müssen. Zu diesem Zeitpunkt hatten sie zumindest damit recht, dass Benin recht unverschont ist und bleiben wird. Bis heute (16.06.2020) nur 483 Infizierte und 9 Tote. Umso überraschender und trotzdem „wie aus dem Nichts“ kam am Dienstag, den 17.03., die Benachrichtigung zur obligatorischen Rückreise.

Angespannt war die Situation jedoch schon am Montag, genau vor drei Monaten. Meine amerikanische Freundin Carly kam gegen Mittag in unser Büro und teilte uns mit, dass alle Freiwilligen ihrer Organisation zurückgeholt werden. Und dass sie bereits morgen abfahren müsse. Das war schon mal ein großer Schock. Ich war unglaublich traurig, ist denn Dogbo ohne Carly nicht mehr wirklich Dogbo. Gleichzeitig fing auch ich an, mich zu fragen, ob ich denn auch zurück müsse. Die Nacht von Montag auf Dienstag war recht kurz. Ich informierte mein Eltern über die Neuigkeiten und meine Sorgen, ebenfalls abbrechen zu müssen. Des Weiteren begleitete ich Carly zu ihrer Wohnung und half ihr ihre Sachen zu packen.

Am nächsten Morgen erhielt ich kurz nach meiner Ankunft im Büro die Nachricht, dass auch wir weltwärts- Freiwilligen zurück nach Deutschland müssen und ich so schnell wie möglich meine Sachen packen solle. Um ehrlich zu sein, brach in diesem Moment für mich eine Welt zusammen. Trotzdem schaffte ich es – oder besser gesagt, versuchte ich es – Ordnung in meine Unterkunft zu bringen. Was sich alles in 8 Monaten in so einem Haus alles ansammeln kann! Glücklicherweise hatte ich sowohl beim Aufräumen, als auch beim Durchstehen dieser Situation Unterstützung von Caro. Sie ist ebenfalls eine Deutsche, welche seit Mitte Februar mit freiwillig im Projekt arbeitete. Sie war wirklich eine große Stütze. Zusammen versuchten wir das Haus auf Vordermann zu bringen und uns gegenseitig zu trösten. Denn auch sie musste vorzeitig abreisen, obwohl sie privat her kam.

Als ich am Nachmittag erfuhr, dass ich bereits am darauffolgenden Tag in den Flieger Richtung Heimat steigen sollte, verstand ich die Welt nicht mehr. Warum? Wie? Das geht doch nicht!

Aber es klappte. Ich benachrichtigte meine beninischen Freunde und packte nebenbei weiter meine Sachen. Zum Glück durfte ich zwei Gepäckstücke verwenden, das erleichterte den Packprozess erheblich. Während Abends meine Freunde eintrudelten, um mich ein letztes Mal zu sehen, musste ich gleichzeitig weiter packen. Die Nacht war noch kürzer als die vorherige.

Letztes Gruppenbild mit den Kollegen der ONG ESI
Letztes Gruppenbild mit den Kollegen der ONG ESI

 

Da mein Flug erst gegen Mitternacht ging, konnte ich am Mittwoch, den 18.03., noch einmal ins Projekt und mich von den Azubis und Kollegen verabschieden. Das war nicht einfach, aber ich bin unglaublich dankbar, diese Zeit noch gehabt zu haben. Das letzte Abendteuer war dann die Autofahrt zum Flughafen. Charles, der Fahrer des Projekts, Basile, mein Mentor, Caro und ein guter beninischer Freund begleiteten mich. Wir hatten mit Carly vereinbart, uns am Flughafen zu verabschieden. Ihr Flug ging früher als meiner und somit sollte das eigentlich kein Problem werden. Eigentlich. Eine Autopanne machte uns jedoch einen Strich durch die Rechnung. Nach einer Stunde des Wartens, schafften wir es gerade noch rechtzeitig Carly ein letztes Mal zu drücken.

 

Ein letztes Bild mit einigen Azubis des Projekts. Angelehnt auf eine miteinander durchgeführte Yoga-Stunde
Ein letztes Bild mit einigen Azubis des Projekts. Angelehnt auf eine miteinander durchgeführte Yoga-Stunde

Und dann hieß es auch für mich: Abschied nehmen, in den Flieger und ab nach Deutschland. Dort erwartete mich meine Familie und auch, wenn ich mich freute sie wieder zu sehen, hing mein Herz noch in Benin. Jene vergangenen Tage und die darauffolgenden Wochen waren nicht leicht, dennoch fühlte ich mich durch das KMW und meine Familie gut betreut. Ich konnte mich in der Gewissheit wiegen, jeder Zeit auf ein offenes und unterstützendes Ohr bei meiner Entsendeorganisation zu stoßen. Aber auch meine beninischen Freunde und Kollegen von der ONG ESI halfen mir bei meinen Reisevorbereitungen. Ich bin dankbar, dass ich von jeder Seite auf Verständnis stieß und fühlte mich jederzeit gut umsorgt. Und das nicht nur während des plötzlichen Abbruchs, sondern auch über meinen ganzen Freiwilligendienst hinweg. Die Erfahrungen und Erlebnisse meiner 8 Monate in Benin will ich auf keinen Fall missen und bin dankbar dieses Traum ermöglicht bekommen zu haben.

 

Ganz liebe Grüße

Eure Hannah


Ein sommerlicher Dezember

Bereits Ende September schrieb mich ein Freund der Familie, welcher ein Lehrer in Hamburg ist, an und fragte mich, ob ich nicht Lust hätte, via Skype ein kleines „Interview“ mit seinen Geographieschüler*innen zu machen. Da sie derzeit das Thema Globale Disparitäten und verschiedene Entwicklungsstrategien am Beispielland Benin durchnahmen, würde das Gespräch den Jugendlichen eine bessere Vorstellung von dem Land, den Leuten und dem Leben geben. Ich freute mich sehr über das Interesse und stimmte zu. Anfang Dezember skypten wir dann, wobei ich den Schüler*innen hoffentlich einen guten Einblick in mein Projekt und das Land geben konnte. Und natürlich viel der Strom inzwischen drin aus, was auch immer die Wlan-Verbindung unterbricht. Spontan sind wir deshalb für die letzten Minuten des Gesprächs auf das Handy mit Mobilen Daten umgestiegen.

So richtig in Weihnachtsstimmung bin ich dieses Jahr leider nicht gekommen. Das liegt wohl v.a. an den durchschnittlichen 30 Grad und dem fehlenden Weihnachtsschmuck. Auch hörte ich nur einmal in einer Bar Weihnachtslieder spielen. Woran man aber doch erkennen konnte, dass eine feierliche Stimmung herrschte, war die Tatsache, dass einige Bars und Geschäfte neu gestrichen oder ausgestattet wurden. Eine „ Schenk-Tradition“, wie es bei uns üblich ist, konnte ich auch nicht wirklich beobachten. Allerdings veranstaltete ein Freund von mir, welcher ein Ehemaliger Bewohner des maison des garcons war, ein Weihnachtsfest für bedürftige Kinder (noel des enfants). Dabei durfte ich ihm etwas mit unter die Arme greifen. Die rund 100 ausgewählten Kinder kamen aus zwei umliegenden Schulen am 23.12. mit zwei Lehrerinnen und einem Lehrer zu uns auf das Gelände von proDogbo. Zusammen verbrachten wir den Tag mit Tanzen und Spielen. Auch aßen wir zusammen, zeigten ihnen das Projekt und von zwei Mitarbeitern wurden die Kinder zu den Themen Importance de valeur morale (Bedeutung der moralischen Werte) und Importance d´éducation (Bedeutung der Bildung/ Erziehung) unterrichtet. Der Höhepunkt des Tages war die Verteilung der Geschenke an die Kinder. Zuvor konnten Geld- und Sachspenden für dieses Event abgegeben werden. Somit erhielt jedes Kind ein Spielzeug oder ein Kleidungsstück.

Abschlussbild mit den beschenkten Kindern (pardon für die schlechte Qualität)

Da ich sonst hauptsächlich mit Erwachsenen zu tun habe, war es für mich auch etwas Besonderes und Neues mit Kindern zusammen zu arbeiten, was mir viel Freude bereitet hat.

 

Am gleichen Abend reiste ich noch mit Basile nach Cotonou, um meine Familie vom Flughafen abzuholen. Ich habe mich wahnsinnig gefreut meine Eltern und meinen kleinen Bruder wieder in den Armen halten zu können! Ich hatte zwei Wochen die Möglichkeit ihnen mein Leben, meine neuen Freunde und meine neue Heimat zu zeigen. Zusammen feierten wir am 24.12. in der Kirche Weihnachten, reisten für zwei Tage nach Dassa (eine etwas nördlich gelegenere Stadt) und tanzten – wieder in der Kirche- in das neue Jahr hinein.

Begrüßungsbierchen kurz nach der Ankunft meiner Familie

Auch EGODODO 2020, ein Konzert, welches jährlich von proDogbo/ESI veranstaltet wird, konnte meine Familie miterleben. Auf einem großen Schulgelände war eine Bühne mit einer an der Seite stehenden Leinwand aufgebaut und am Rand wurde Essen und Getränke verkauft. Die ganze Nacht über traten verschiedenste Künstler auf. Ein Event, das es sich auf jeden Fall lohnte mit zu erleben.

EGODODO 2020

 

Nach einem Tag in Porto-Novo, der Hauptstadt Benins, hieß es dann schon wieder Abschied nehmen. Dieses Mal war es sogar etwas leichter als im August und die Halbzeit steht ja auch schon fast vor der Tür.

Ich bin gespannt, was in dem neuen Jahr alles auf mich zukommen wird, und wünsche euch ein gesegnetes, gesundes, glückliches und frohes Jahr 2020!

Liebe Grüße aus Benin

Hannah

(Das Titelbild zeigt übrigens unsere wunderschöne Unterkunft in Dassa auf einem Bio-Bauernhof)

 


La journée internationale de la femme rurale

Meine Freundin Carly arbeitet als Freiwillige bei der ONG (Nichtregierungsorganisation) Mialebouni, welche Frauen beim Anbau von Maniok, Gari und weiteren landwirtschaftlichen Produkten berät und unterstützt. Da der besagte internationale Tag der ländlichen Frauen genau ihr Metier betrifft, kam sie auf die Idee ein Event dazu zu veranstalten. Da sich ESI ja auch im Bereich (Fort-)Bildung einsetzt stand schnell fest, dass eine Zusammenarbeit von beidseitigem Interesse ist. Also begannen wir uns bereits Ende August zu treffen und den Tag zu planen. Die Hauptorganisatorin war Carly und somit stieg unsere Aufregung und die Hoffnung, dass alles gut laufen würde, mit jedem Tag an. Aber wie ich bereits in meinem letzten Blogeintrag berichtet habe, war es ein toller und gelungener Tag.

Plakat zum 11. internationalen Tag der ländlichen Frau in Dogbo

Zum einen hatten wir Glück, dass es am Vormittag nicht geregnet hat. Das hätte nämlich bedeutet, dass die hauptsächlich aus Erde bestehenden Wege unbefahrbar geworden wären und somit die eingeladenen Frauen Schwierigkeiten gehabt hätten zu dem Veranstaltungsort zu kommen. Zum anderen waren die Stühle und das Soundsystem rechtzeitig da und es gab im Allgemeinen keine Probleme.

Die ca. 80 Frauen, welche eben in der Landwirtschaft tätig sind, und die Autoritäten (bspw. der Bürgermeister bzw. sein Stellvertreter, der CA (Chef des Arrondissements),…) waren auf 09:00 Uhr eingeladen. So wirklich da waren alle erst gegen 11:00Uhr. Somit begann das Event zwei Stunden später als geplant, was aber keinerlei Nachteile mit sich zog. Angefangen wurde mit einer Animation, dabei singen, klatschen und tanzen die Frauen. Mir hat diese gängige Aktion Spaß gemacht, denn es erzeugt ein Gemeinschaftsgefühl und hebt die Stimmung und Motivation.

Wie bereits erwähnt waren auch ein paar Autoritäten anwesend. Nach einem kurzen Wort der Begrüßung hielt der Generalsekretär des Bürgermeisters, welcher an jenem Tag leider schon auf einer anderen Veranstaltung war, eine Ansprache. Darauf folgten dann Grußworte Mialebouni und ESI. Außerdem war die Direktorin von Corps de la Paix (Friedenscorps), welche Carlys Entsendeorganisation mit dem Sitz in Benin ist, da. Auch sie gab eine kleine Rede.

Jules (Präsident von ONG ESI) bei seiner Rede; zu den Autoritäten gewandt

Um die Stimmung wieder aufzulockern gab es dann wieder eine kurze Animationseinlage, nach welcher dann der ´offizielle Teil´ kam. Obwohl es ein internationaler Tag war, gab es kein einheitliches, vorgegebenes Thema. Somit haben wir uns entschieden den Tag unter das Thema L´autonomisation financière de la femme rurale (Finanzielle Unabhängigkeit der ländlichen Frau) zu stellen. Zwei Frauen, welche ihren beruflichen Schwerpunkt auf eben solche Vorträge gelegt haben, diskutierten mit den Eingeladenen eine Stunde über dieses Thema. Ich fand diese Art von Vortrag viel besser, als wenn man nur einen bzw. zwei Referenten hat, die eine Stunde lang durchgehend und „alleine“ über ein bestimmtes Thema reden. Somit konnten die Teilnehmerinnen sich aktiv einbringen und ihre Erfahrungen und Meinungen vortragen. Da die Mehrzahl der Anwesenden besser Adja als Französisch sprachen, wurde das gesamte Event in Adja gehalten. Somit haben wir Freiwillige zwar nichts verstanden, jedoch betraf das Thema ja auch hauptsächlich die Frauen. Meiner Meinung nach ist es wichtiger, dass diese das Vorgetragene verstehen, als, dass ich es tue. Denn ich brauche jenes ja nicht unbedingt in meinem Alltag. Trotzdem haben Carly und ich uns den Inhalt bzw. den Verlauf der Diskussion im Nachhinein noch einmal zusammenfassen lassen. Größtenteils ging es darum, wie man sein Geld sinnvoll anlegen bzw. investieren kann.

So gut wie jedes Wochenende sind die Familien auf Cérémonien eingeladen, zu welchen es einen bestimmten Kleidungsstoff gibt, der getragen werden sollte. Durch das Tragen dieses Stoffes drückt man in gewisser Weiße seine Anteilnahme aus, jedoch sind mit dem Kaufen es Stoffes und dem Schneidern der Kleidung für die ganze Familie wöchentlich verhältnismäßig hohe Kosten verbunden. Dadurch fehlt dann meistens Geld für genügend Schulmaterialien der Kinder. Über genau solche Probleme wurde sich ausgetauscht und die zwei Referentinnen gaben Tipps.

Foto mit Carly, dem Team von Corps de la Paix und zwei weiteren amerikanischen Freiwilligen

Daraufhin gab es schließlich das Mittagessen, welches aus einem Sodagetränk und Reis mit Gemüse und Fleisch bestand. Nach dieser Erfrischung wurden die Teilnehmerinnen nach Hause verabschiedet und das Event war auch schon vorbei.

Der Nachbesprechungstermin steht zwar noch aus, aber ich denke, dass ich jetzt schon sagen kann, dass es ein erfolgreiches Ereignis war. Wir haben viel positive Rückmeldung bekommen und es freut mich sehr ein Teil dieses Projekts gewesen zu sein.

Übrigens war es das erste Mal, dass jener Tag in Dogbo gefeiert wurde. Vielleicht haben wir somit bewirkt, dass jetzt jährlich ein kleines Event stattfindet. Wir werden sehen ;)

Liebe Grüße aus Benin

Hannah


Eduquer, Former, Accompagner- Stärken, Bilden, Begleiten

Der September ist verstrichen und wir befinden uns bereits Mitte Oktober. So langsam habe ich mich gut eingelebt und meine Aufgaben im Projekt haben sich etwas verfestigt.

Da ich manchmal das Gefühl habe, dass Vielen, denen ich von meinem Projekt erzähle, eine genauere Vorstellung von meiner beninischen Organisation fehlt, möchte ich jene in diesem Blogeintrag ausführlicher erklären und vorstellen. Dabei muss ich zugeben, dass ich auch einige Zeit gebraucht habe, um einigermaßen einen Überblick über die Aufgabenfelder von ONG ESI Benin zu bekommen.

Die Nichtregierungsorganisation (Organisation Non Gouvermental = ONG) wurde 2010 durch beninische Wohltäter und Freunde des deutschen Vereins pro Dogbo e.V. gegründet. Die Abkürzung ESI steht für Education Service International (dt.= internationaler Bildungsservice). Eine zentrale Rolle bei der Gründung und im Service selbst spielt Klaus van Briel. Er ist der Gründer von pro Dogbo, arbeitete für einige Jahre in Dogbo und lebt und arbeitet jetzt in Cotonou. Da er hier wirklich viel bewirkt hat und somit sehr bekannt ist, wird hier oft pro Dogbo mit ESI verbunden bzw. gleichgesetzt. Somit sagen viele zu ESI auch pro Dogbo. Beide Vereine tragen auch das selbe Motto: Eduquer- Former- Accompagner - Stärken- Bilden- Begleiten.

Das Logo meiner Partnerorganisation

 

Die Aufgabenbereiche ESIs sind extrem vielfältig und ich bin mir sicher, dass ich selbst noch nicht alle erfasst habe. Auf dem Gelände der ONG können junge Männer und Frauen eine Ausbildung in einer Bäckerei/ Patisserie, Autowerkstatt oder Mechanik- und Schweißabteilung absolvieren. Außerdem befinden sich dort auch eine Bibliothek, ein öffentlich zugängliches Internetcafé, zwei Gästehäuser und das maison des garçons (Haus der Jungen). In besagtem Haus leben von ESI geförderte männliche Azubis und Schüler, welche meist aufgrund komplexer familiären Verhältnissen diese Hilfe in Anspruch nehmen können. Es gibt ebenfalls ein Wohnhaus für Mädchen, welches aber nicht auf dem gleichen Gelände liegt, sondern ca. 15 Minuten Fußmarsch entfernt ist. Ich selbst wohne direkt neben dem maison des filles und somit gehört es zu einer meiner Aufgaben, ein Auge auf die Mädchen zu behalten. Derzeit wohnen dort nur zwei Jugendliche, mit denen ich ab und zu auf den Markt, in die Kirche und zum Essen gehe. Durch die beiden lerne ich viel über den Alltag und die beninische Küche, welche ich auch so langsam versuche nach zu kochen- das gelingt mir aber natürlich nicht so gut wie den Mädels ;)

Die Mechanikabteilung
Das Bürogebäude
La maison des garcons
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(Da das mit der Beschriftung der Bilder nicht geklappt hat, hier eine kurze Erklärung: das erste Bild zeigt die Mechanikabteilung, darauf folgt das Bürogebäude und schließlich das Jungenwohnheim.)

Neben der direkten Förderung der Kinder und Jugendlichen, unterstützt ESI zusammen mit der deutschen Organisation weitblick die Errichtung und Ausstattung von Schulgebäuden. Ich hoffe, dass ich in die Arbeit mit den Schulen später noch einen genaueren Einblick bekommen kann. Jene stehen nämlich in den verschiedensten um Dogbo-Tota gelegenen Dörfern. Die meiste Zeit verbringe ich derzeit im Büro und arbeite an der Website des Projektes. Da diese von einem externen Unternehmen erstellt wurde, fuhr ich im September für einen Tag nach Cotonou und traf mich mit dem Entwickler. Dieser erklärte mir dann, wie und was ich alles an der Seite ändern kann.

Des Weitern mache ich Fotos bei Veranstaltungen und Meetings. Eine der Tätigkeiten, die mir mit am meisten Spaß macht, ist der Deutschkurs, den ich einmal pro Woche an das Personal gebe. Dadurch ist mir erst einmal bewusst geworden, wie kompliziert die deutsche Sprache sein kann. Bspw. war es für einen Teilnehmer schwierig zu verstehen, dass wir einen dritten neutralen bestimmten Artikel haben, denn im Französischen gibt es nur le und la (der und die). Der Kurs gibt mir außerdem noch die Chance mein Französisch zu verbessern. Zwar klappt die Verständigung trotz anfänglicher Schwierigkeiten und Unsicherheiten meinerseits inzwischen gut, doch mein Französisch bedarf auf jeden Fall noch einiges an Verbesserung.

 

Während des Deutschkurses

Wie ich schon in meinem letzten Blogeintrag berichtet habe, bin ich sehr gut mit der amerikanischen Freiwilligen Carly befreundet. Dadurch hat sich ergeben, dass wir zum Internationalen Tag der ländlichen Frau (La journée international de la femme rurale), welcher am 15.10. ist, ein Event veranstaltet haben. Es war ein sehr schöner Tag, von welchem ich in einem extra Blogeintrag noch berichten werde.

Ich hoffe ich konnte einen guten Überblick über mein Projekt und meine Arbeit, welche während meines Freiwilligendienstes wahrscheinlich noch variieren wird, geben. Über Fragen freue ich mich und beantworte diese gerne.

Abschließend kann ich nur sagen, dass es mir hier immer noch sehr gut geht und ich mich hier gut aufgehoben fühle.

Liebe Grüße aus Bénin

Eure Hannah =)


Neue Bekanntschaften und viele Feierlichkeiten

Um mein Versprechen (am Ende des Monats einen neuen Eintrag zu verfassen) auch wirklich zu halten, hab ich mich mal an einen neuen Artikel gemacht. Aber es ist gar nicht so einfach zu entscheiden, worüber man alles berichten will- und v.a. wie ausführlich das werden soll. Denn in den vergangen 3 Wochen habe ich einige neue Menschen kennengelernt, die schnell zu Freunden wurden und mit denen ich einige Erlebnisse teilen durfte.

Den Anfang machte Siebert, welcher am Freitag, den 09.08., mit Jules, dem Präsidenten von ESI, im Projekt ankam. Die beiden waren für eine Woche in Cotonou auf einem Workshop, welcher den Deutsch-Beninischen Kontakt/ Austausch stärken sollte. An diesem Tag lernte ich somit auch Jules kennen. Am darauffolgenden Tag besuchte ich mit Siebert den König. Er lebt in einem kleinen Dorf am Rande von Dogbo in einem ganz normalen Haus. Dies traf überhaupt nicht meine Vorstellungen, aber dennoch strahlte er eine königliche Würde aus. Es wurde hauptsächlich geredet und zum Schluss noch ein Gläschen Sodabi getrunken. Dieser recht hochprozentige Schnaps, welcher aus Palmöl hergestellt wird, haut einen das erste Mal ganz schön von den Socken! Glücklicherweise durfte ich nur einen kleinen Schluck kosten ;)

Am Sonntag machte sich Siebert wieder auf den Weg nach Deutschland. Doch am gleichen Tag kamen Hannah und Felix, zwei bei weitblick engagierte Studenten, im Projekt an. Bis zum Dienstag, den 13.08., durfte ich einiges mit ihnen erleben. Wir besichtigten bspw. wieder drei in der Umgebung liegende Schulen. Außerdem reisten wir nach Porto-Novo und besichtigten dort den Uni-Campus und ein Wohnhaus, welches von weitblick errichtet wurde. Im Anschluss brachten Basile, welcher übrigens mein Mentor ist, Charles und ich die zwei zum Flughafen in Cotonou. Die Zeit mit Felix und Hannah war super lustig und nett und durch sie bekam ich die Möglichkeit, gleich in einer meiner ersten Wochen Porto-Novo zu sehen.

Felix, Hannah, ich und Michel auf dem Weg nach Porto-Novo

Obwohl Porto-Novo die Hauptstadt ist, handelt es sich dabei lediglich um die zweitgrößte Stadt Benins. Cotonou ist mit ca. 680 000 Einwohnern die größte Stadt Benins und ist gleichzeitig der Regierungssitz des Landes. Außerdem gilt Cotonou als wirtschaftliche Hauptstadt. Dies hängt damit zusammen, dass in Cotonou der Hafen liegt, wo auch die Waren für Burkina Faso und Niger einlaufen.

 

Kein seltener Anblick- gibt's auch mit Ananas zu sehen ;)

 

Nach diesen ereignisreichen Tagen ging es dann erst einmal mit feiern weiter. Am 15.08. ist in Dogbo „ la fête des retrouvailles des filles et fils de Dogbo“ (Das Wiedersehensfest der Töchter und Söhne aus Dogbo“. Für diese Feierlichkeit findet jährlich eine Miss-Wahl in der Nacht vom 14.08. auf den 15.08. statt. Die Kandidatinnen tanzen gemeinsam, stellen sich vor und müssen noch einige andere Aufgaben erfüllen. Ich war zwar sehr interessiert an diesem Event, welches um 02:00 Uhr nachts begann. Jedoch übermannte mich gegen 04:00 Uhr die Müdigkeit und ich entschied nach Hause zu gehen. Später erfuhr ich, dass die Wahl gegen 09:00 Uhr morgens ihren Abschluss fand! Am 15.08. verbrachte ich den Abend dann in einer Bar, denn das besagte Fest fand nicht, wie ich eigentlich angenommen hatte, an einem Ort statt, sondern in verschiedenen Bars zur gleichen Zeit.

Da zwei Tage feiern noch nicht genug waren, wurde am Wochenende damit weitergemacht. Am Freitag, den 18.08., besuchten wir Willi, den Bibliothekar des Projekts, welcher den Geburtstag seines verstorbenen Vaters feierte. Am Samstag, den 19.08., statteten Jules, Basile, Carly und ich drei Zeremonien/Beerdigungen einen Besuch ab. Und ja- da wird gefeiert; meistens im ganzen Dorf. Die Familie der verstorbenen Person organisiert ein Zelt mit Tischen und Stühlen und ein DJ spielt den ganzen Tag über Musik. Außerdem gibt es eine Menge zu Essen und zu Trinken. Carly ist übrigens eine amerikanische Freiwillige, die schon seit 8 Monaten hier ist und noch 16 Monate bleiben wird. Wir verstehen uns sehr gut und kochen auch ab und zu zusammen oder unternehmen etwas.

Doch mit dem Beginn der neuen Woche hieß es dann „ab an die Arbeit!“. Und somit arbeite ich nun von 09:30 Uhr bis 17:00 Uhr im Projekt. Zunächst werde ich mich um die Neugestaltung der Website kümmern. Später möchte ich einen Deutschkurs für das Personal geben und mich in verschiedene kleinere Projekte einbringen- aber davon berichte ich dann, wenn es soweit ist.

Letzten Sonntag, den 25.08., besuchte ich dann noch mit zwei meiner Nachbarinnen den Gottesdienst. Die meisten Einwohner (nicht alle!) gehen regelmäßig in die Kirche, welche drei Stunden dauert (ich glaube es liegt daran, dass gerade Ferien sind). Der Gottesdienst war ein Wechsel aus Gebet, Gesang und Tanz. Auch gab es eine kurze Predigt. Die Amtssprache in Benin ist Französisch, jedoch sprechen die meisten Einwohner in meiner Region untereinander Adja (eine westafrikanische Sprache). Im Gottesdienst wurde deshalb alles, was auf Französisch gesagt wurde, mehr oder weniger zeitgleich auf Adja übersetzt und vice versa. Mir persönlich hat diese Art Gottesdient zu feiern gut gefallen, jedoch habe ich die drei Stunden als etwas anstrengend empfunden- was aber auch daran liegen könnte, dass ich noch nicht wirklich viel verstanden haben und alle Eindrücke sehr neu für mich waren.

Soweit so gut. Das waren also meine Erlebnisse der letzten Wochen.

A bientôt und liebe Grüße aus Benin von eurer Hannah =)


Meine ersten Tage in Benin

Zwar bin ich erst drei Tage in Benin, dennoch gibt es jetzt schon einiges zu berichten. Außerdem dachte ich mir, dass es langsam Zeit wird diesen Blog zu beginnen.

Nachdem ich mich am Freitag, den 02.08.19, bei einem gemeinsamen Essen von meiner Verwandtschaft verabschiedet und am Samstag die restlichen Sachen gepackt und erledigt hatte, ging es am Sonntagmorgen für meine Familie und mich früh los. Gegen 03:00 Uhr sind Papa, Mama, mein jüngerer Bruder Kilian und ich aufgebrochen. Dreieinhalb Stunden später hieß es dann am Frankfurter Flughafen Abschiednehmen. Und 13 Stunden später begrüßte mich Charles, der Fahrer des Projekts, in meiner neuen Heimat.
Meine erste Nacht verbrachte ich in Cotonou bei Klaus, der Initiator von ESI, in der Wohnung. Kennengelernt habe ich ihn leider noch nicht, da er zurzeit in Deutschland ist.
Am nächsten Tag fuhren Charles und ich dann nach Dogbo, die Stadt, in der ich das Jahr über bleiben werde. Ich bekam dort erstmal ein Zimmer in dem Gästehaus des Projektes. Dort lernte ich Henrike kennen, eine Französisch- und Erdkundelehrerin aus Deutschland. Sie lud mich ein mit ihr, Charles und Basile zu drei Schulen zufahren, welche von weitblick gebaut wurden bzw. waren zwei von drei noch eine Baustelle. Teilweise standen noch die alten Schulen daneben, welche für mich nicht wirklich den Eindruck machten, wetterfest zu sein. Die neuen Schulen jedoch sind gemauert und haben ein stabiles Dach.
Am Dienstag, den 06.08.2019, wurden wir gärtnerisch aktiv. Henrike hatte einen Avocado Baum gekauft und dieser sollte nun eingepflanzt werden. Dies erwies sich jedoch, als nicht ganz so einfach. Denn einfach ein Loch buddeln- das geht nicht. Die Stelle muss weit genug von den anderen Bäumen entfernt sein, damit sie sich nicht gegenseitig das Wasser entziehen. Deshalb mussten wir das erste Loch wieder zuschaufeln und ein zweites etwas weiter weg graben. Schließlich fand der kleine Baum seinen Platz und es wurde noch ein Beweisfoto geschossen.

Am Nachmittag versammelte Basile das Team und zusammen verabschiedeten wir Henrike, welche noch weiter in den Süden nach Grand-Popo reiste, und begrüßten gleichzeitig mich. Es war sozusagen eine « Au revoir et bonne arrivée » (Auf Wiedersehen und herzlich Willkommen) Versammlung. Am Nachmittag sind Basile und ich dann noch einen Stoff kaufen gegangen und zur Schneiderin. Denn am 15.08. ist hier so etwas ähnliches wie das Stadtfest und da tragen alle Kleider und Anzüge aus dem gleichen Stoff. Ich freue mich schon sehr auf mein Kleid!
Am Abend bin ich noch einmal umgezogen und zwar in das Haus, in dem die Freiwilligen leben. Da ich die einzige bin lebe ich hier alleine, jedoch grenzt gleich ein zweites Haus an, in dem drei Mädchen leben. Sie haben sich gestern gut um mich gekümmert und bei ihnen habe ich den typisch beninischen Maisbrei Pat (ich weiß nicht, ob das so geschrieben wird, aber es wird so ausgesprochen ^^) gekostet. Meiner Meinung nach schmeckt er nach nichts, aber mit der würzigen Soße dazu ergab es ein gutes Abendessen.
In meinem Schlafzimmer entdeckte ich dann noch einen kleinen Mitbewohner, von dem ich erst dachte, dass er tot ist. Als sich der kleine Skorpion jedoch munter unter dem Glas, das ich vorsichtshalber über ihn drüber gestellt hatte, bewegte, bekam ich schon etwas Angst. Die Mädchen von neben an machten jedoch kurzen Prozess mit ihm und befreiten somit mein Zimmer von dem Tier. Des Weiteren begegnen mir hier viele Eidechsen, welche aber harmlos sind und eher vor einem wegflitzen.

Das waren also meine ersten Tage in Benin. Ich weiß, das Ganze ist etwas ausführlich geworden, was ich so wahrscheinlich nicht beibehalten kann. Somit konnte ich jedoch meinen Blog eröffnen und ich nehme mir vor, den nächsten Eintrag am Ende des Monats zu veröffentlichen. Bis dahin: danke fürs Lesen und habt eine schöne Zeit :) 