Ein sommerlicher Dezember

Bereits Ende September schrieb mich ein Freund der Familie, welcher ein Lehrer in Hamburg ist, an und fragte mich, ob ich nicht Lust hätte, via Skype ein kleines „Interview“ mit seinen Geographieschüler*innen zu machen. Da sie derzeit das Thema Globale Disparitäten und verschiedene Entwicklungsstrategien am Beispielland Benin durchnahmen, würde das Gespräch den Jugendlichen eine bessere Vorstellung von dem Land, den Leuten und dem Leben geben. Ich freute mich sehr über das Interesse und stimmte zu. Anfang Dezember skypten wir dann, wobei ich den Schüler*innen hoffentlich einen guten Einblick in mein Projekt und das Land geben konnte. Und natürlich viel der Strom inzwischen drin aus, was auch immer die Wlan-Verbindung unterbricht. Spontan sind wir deshalb für die letzten Minuten des Gesprächs auf das Handy mit Mobilen Daten umgestiegen.

So richtig in Weihnachtsstimmung bin ich dieses Jahr leider nicht gekommen. Das liegt wohl v.a. an den durchschnittlichen 30 Grad und dem fehlenden Weihnachtsschmuck. Auch hörte ich nur einmal in einer Bar Weihnachtslieder spielen. Woran man aber doch erkennen konnte, dass eine feierliche Stimmung herrschte, war die Tatsache, dass einige Bars und Geschäfte neu gestrichen oder ausgestattet wurden. Eine „ Schenk-Tradition“, wie es bei uns üblich ist, konnte ich auch nicht wirklich beobachten. Allerdings veranstaltete ein Freund von mir, welcher ein Ehemaliger Bewohner des maison des garcons war, ein Weihnachtsfest für bedürftige Kinder (noel des enfants). Dabei durfte ich ihm etwas mit unter die Arme greifen. Die rund 100 ausgewählten Kinder kamen aus zwei umliegenden Schulen am 23.12. mit zwei Lehrerinnen und einem Lehrer zu uns auf das Gelände von proDogbo. Zusammen verbrachten wir den Tag mit Tanzen und Spielen. Auch aßen wir zusammen, zeigten ihnen das Projekt und von zwei Mitarbeitern wurden die Kinder zu den Themen Importance de valeur morale (Bedeutung der moralischen Werte) und Importance d´éducation (Bedeutung der Bildung/ Erziehung) unterrichtet. Der Höhepunkt des Tages war die Verteilung der Geschenke an die Kinder. Zuvor konnten Geld- und Sachspenden für dieses Event abgegeben werden. Somit erhielt jedes Kind ein Spielzeug oder ein Kleidungsstück.

Abschlussbild mit den beschenkten Kindern (pardon für die schlechte Qualität)

Da ich sonst hauptsächlich mit Erwachsenen zu tun habe, war es für mich auch etwas Besonderes und Neues mit Kindern zusammen zu arbeiten, was mir viel Freude bereitet hat.

 

Am gleichen Abend reiste ich noch mit Basile nach Cotonou, um meine Familie vom Flughafen abzuholen. Ich habe mich wahnsinnig gefreut meine Eltern und meinen kleinen Bruder wieder in den Armen halten zu können! Ich hatte zwei Wochen die Möglichkeit ihnen mein Leben, meine neuen Freunde und meine neue Heimat zu zeigen. Zusammen feierten wir am 24.12. in der Kirche Weihnachten, reisten für zwei Tage nach Dassa (eine etwas nördlich gelegenere Stadt) und tanzten – wieder in der Kirche- in das neue Jahr hinein.

Begrüßungsbierchen kurz nach der Ankunft meiner Familie

Auch EGODODO 2020, ein Konzert, welches jährlich von proDogbo/ESI veranstaltet wird, konnte meine Familie miterleben. Auf einem großen Schulgelände war eine Bühne mit einer an der Seite stehenden Leinwand aufgebaut und am Rand wurde Essen und Getränke verkauft. Die ganze Nacht über traten verschiedenste Künstler auf. Ein Event, das es sich auf jeden Fall lohnte mit zu erleben.

EGODODO 2020

 

Nach einem Tag in Porto-Novo, der Hauptstadt Benins, hieß es dann schon wieder Abschied nehmen. Dieses Mal war es sogar etwas leichter als im August und die Halbzeit steht ja auch schon fast vor der Tür.

Ich bin gespannt, was in dem neuen Jahr alles auf mich zukommen wird, und wünsche euch ein gesegnetes, gesundes, glückliches und frohes Jahr 2020!

Liebe Grüße aus Benin

Hannah

(Das Titelbild zeigt übrigens unsere wunderschöne Unterkunft in Dassa auf einem Bio-Bauernhof)