Erinnerungen für die Ewigkeit
„Weißt du, was ich faszinierend finde?“, diese Frage stellte mir Precious, einer der Priesterseminaristen, mit welchem ich nun schon seit fast sechs Monaten in der Benga Parish, einer Katholischen Gemeinde in der Central Region von Malawi, lebe und arbeite, vor ein paar Wochen an der Hauptstraße des Masambo Turn-Offs. Das ist eine etwas belebtere Ortschaft, welche ein paar Kilometer von unserer Parish entfernt liegt. Zu diesem Zeitpunkt waren wir dort auf dem Markt, um Sachen für das „Agogo Project“, dem Elderly Support-Projekt der Parish, in welchem ich arbeite, einzukaufen.“ Momentan erscheint das alles hier wie ganz normaler Alltag“, fuhr er fort, “Wir leben in den Tag hinein und nehmen das, was wir haben und erleben für selbstverständlich, doch irgendwann mal werden wir an diese normal erscheinenden Momente zurück denken und verstehen, wie besonders diese Zeit in Benga doch war und was sie uns für unser restliches Leben gelehrt hat“. Anschließend fügte er mit einem wissenden Grinsen hinzu: „Das sind Erinnerungen für die Ewigkeit“.
Kaum ein Gespräch in den letzten Monaten hat mich so sehr beschäftigt und mir so sehr veranschaulicht, wie viel Zeit seit meiner Ankunft hier vergangen ist und dass dieser Abschnitt meines Lebens, wie schön und ereignisreich er auch gewesen sein mag, irgendwann mal ein Ende finden wird. Besonders die letzten Monate sind wie im Flug vergangen, denn es ist viel passiert. Zum einem haben wir am 24. Dezember Heiligabend in Benga gefeiert. Das war einerseits etwas ungewohnt, da es das erste Mal war, dass ich Heiligabend nicht in Deutschland bei meiner Familie gefeiert habe. Auf der anderen Seite war es auch sehr faszinierend zu sehen, wie dieses Fest in einem anderen Land und Kulturkreis begangen wird.
Um etwas von der heimeligen Weihnachtsstimmung aufkommen zu lassen, hatten meine Mitfreiwilligen David und Veronica Anfang Dezember bei einem Besuch in Lilongwe bereits etwas Weihnachtdekoration eingekauft, sodass sich in unserem Haus zumindest ein bisschen die Vorweihnachtszeit bemerkbar machen konnte. Zusätzlich haben wir ein paar Tage vor Heiligabend zusammen Weihnachtsplätzchen gebacken, welche sogar ganz passabel geschmeckt haben. Ein weiteres Highlight waren auch die Lebkuchenpackungen, welche uns Nathan, einer der Priesterseminaristen, nach seinem Besuch in Deutschland mitgebracht hat.

Heiligabend hat sich unter Tages kaum von einem gewöhnlichem Samstag in Benga unterschieden. Richtig bemerkbar hat sich der Festtag erst gegen Abend gemacht, als sich das Dorf in der großen Hauptkirche der Parish zur Messe eingefunden hat. Auch wenn ich während des dreistündigen Gottesdienstes kaum etwas verstanden habe, da er auf Chichewa, einer der Landessprachen Malawis gehalten wurde, war es doch beeindruckend zu sehen, wie ausgelassen dieser Gottesdienst mit Tanz und Gesang begangen wurde. Nach der Messe haben wir zusammen mit den Priesterseminaristen und Manolo, einem der zwei leitenden Priester der Benga Parish, im Essenshaus zusammengegessen und ein besonderes Weihnachtsbuffet genossen. Zusammen mit uns hat auch eine Gruppe Schwestern aus Sri Lanka gefeiert, in deren Projekt Veronica arbeitet. Später wurde die Stimmung etwas ausgelassener und es wurde bei guter Musik zusammen viel getanzt und gelacht, sodass der außergewöhnliche Heiligabend in Benga ein gebührendes Ende gefunden hat.
Das nächste Highlight ließ nur ein paar Tage auf sich warten. Veronica, David und ich sind zusammen mit einem Freund, welcher als ehemaliger Freiwilliger der Parish Malawi regelmäßig besucht und dort sogar eine eigene NGO gegründet hat, nach Nkhata Bay gefahren. Nkhata Bay ist eine Stadt im Norden des Landes, die direkt am Lake Malawi liegt und besonders wegen der dortigen Natur bekannt ist. Dort haben wir ein paar wundervolle Tage verbringen können. So haben unter anderem eine kleine Bootstour und die beste Pizza Malawis die Wartezeit bis zum Neuen Jahr besonders gelungen überbrückt.

Am letzten Tag des Jahres hatten wir noch die Möglichkeit unser Wissen über Malawi im Rahmen eines einem von der Lodge organisierten Quiz zu Beweis zu stellen. Leider habe ich mich dabei allerdings nicht besonders gut angestellt. Schlussendlich wurde für uns in Nkhata Bay mit einer fantastischen Feier der Jahreswechsel in Malawi eingeleitet. Faszinierend war es auch zu sehen, wie zum anderen neben unseren Mitfreiwilligen auch ein paar meiner Freunde von zuhause Silvester zu unterschiedlichen Zeiten in unterschiedlichen Teilen der Welt gefeiert haben.
Nach dieser ereignisreichen Zeit im Norden des Landes ging es auch relativ bald wieder nach Benga zurück. Denn am Anfang des neuen Jahres stand wieder mal ein Assessment im Agogo Project an. Dabei haben wir in verschiedenen Teilen der Pfarrei (welche ungefähr 3000 sqkm groß ist und von ca. 120.000 Menschen bewohnt wird) Agogos (Chichewa für „ältere Person“) besucht und anhand deren Lebenssituation versucht festzustellen, ob sie Unterstützung vom Programm benötigen. Während der Assessments wurde auch das ein oder andere Mal ein Fluss durchwatet oder mehrere Kilometer zu abgelegenen Bergdörfern zurückgelegt, was dem ganzen auch einen etwas abenteuerlichen Charakter verliehen hat. Das Assessment ging den ganzen Monat über, sodass bei mir auch im Januar 2023 keine Langeweile aufkam.

Anfang Februar stand ein weiteres besonderes Event in unserem Freiwilligendienst an. Nämlich das Zwischenseminar, welches auch gleichzeitig die Halbzeit unseres Jahres hier in Malawi eingeläutet hat. Unser Seminar sollte in Chiradzulu, einer kleinen Stadt im Süden, stattfinden. Dafür mussten wir erstmal mit einem für malawische Verhältnisse großen Reisebus von Lilongwe, der Hauptstadt Malawis, nach Blantyre fahren. Blantyre ist eine der größten Städte des Landes und aufgrund der vielen Unternehmen vor Ort auch eines der reichsten Zentren des Landes. Vor Ort hat sich ein weiteres Mal gezeigt, wie unterschiedlich die verschiedenen Regionen von Malawi doch eigentlich in Bezug auf die Natur und Kultur sind und leider auch wie ungleich der Wohlstand in diesem Land zwischen den Menschen verteilt ist.
Von Blantyre ging es dann weiter nach Chiradzulu, genauer gesagt zum Centre einer katholischen Community, wo unser Seminar stattfinden sollte. Besonders toll am Seminar war, dass man dort das erste Mal seit langer Zeit wieder Kontakt mit anderen deutschen Freiwilligen hatte. Neben Freiwilligen aus Malawi haben auch deutsche Volunteers aus anderen afrikanischen Staaten wie Ruanda und Sambia teilgenommen. Die nächsten Tage waren geprägt von gegenseitigem Erfahrungsaustausch und der Reflektion der vergangenen Monate unseres Freiwilligendienstes. Besonders spannend fand ich von den Erfahrungen der anderen Freiwilligen zu lernen und zu sehen, dass wir trotz unterschiedlicher Projekte und Gastländer relativ ähnliche Erlebnisse in unseren Projekten gemacht haben.

Der Höhepunkt des Seminars war ein Tagestrip nach Zomba, einer weiteren Stadt im Süden, wo wir in einer wunderschön in den Bergen gelegenen Lodge das bisher im Seminar Gelernte nochmal reflektieren und uns über die verbleibende Zeit im Freiwilligendienst Gedanken machen konnten. Am Nachmittag hatten wir noch eine gemütliche Uno-Runde der besonderen Art, die damit endete, dass sich ein Affe unser Kartendeck unter den Nagel gerissen hatte. Alles in allem war das Seminar eine sehr wertvolle Erfahrung, da ich neben dem Sammeln von neuen Erkenntnissen und Denkanstößen auch noch wunderbare Menschen kennenlernen konnte. So toll die Zeit auch war, so schnell ging sie auch wieder vorbei, weswegen wir schon bald wieder voneinander Abschied nehmen mussten.

Während ein Teil der Freiwilligen geplant hatte, zusammen einen Nationalpark zu besuchen, ging es für David, Veronica und mich mit drei anderen Freiwilligen nach Blantyre, wo wir ein bisschen Zeit hatten, zusammen die Stadt zu erkunden. Vor unserer Rückkehr nach Benga hatten David und ich uns auch noch vorgenommen, den Mount Mulanje, den höchsten Berg Malawis, zu besteigen (höchster Punkt: 3002m). Daher ging es für uns nach einer schönen, aber leider etwas kurzen Zeit in Blantyre weiter ins beschauliche Bergdorf Mulanje am Fuße des gleichnamigen Berges. Von dort starteten wir am Morgen unsere Tour, um den Gipfel dieses beeindruckenden Berges zu erklimmen.
Und auch wenn ich mich am ersten Tag für diese Entscheidung innerlich etwas verflucht habe, war es doch eine einmalige Erfahrung die Natur des Berges bestaunen zu können, der angeblich sogar den Autor der berühmten „Herr der Ringe“-Trilogie inspiriert haben soll. Die darauffolgende Nacht haben wir in einer Berghütte verbracht, von welcher aus man einen grandiosen Ausblick ins Tal hatte. Am Morgen sind wir wieder sehr früh aufgestanden, um die kürzeste, aber auch abenteuerlichste Etappe zum Gipfel auf uns zu nehmen. Leider war es an diesem Tag sehr regnerisch und kalt, sodass wir nach dieser sehr anstrengenden Strecke leider auf einem wolkenverhangenen Gipfel standen. Da wir aufgrund des Wetters den Gipfelmoment nur kurz genießen konnten, haben wir uns zügig wieder an den Abstieg gemacht und nach einer wieder eher kurzen Nacht in der gleichen Berghütte auf den Heimweg nach Benga gemacht.

Die restliche Zeit des Monats stand wieder die Food Distribution des Agogo-Projekts an, bei welcher das Projekt Lebensmittel an die im Umkreis von Benga lebenden Mitglieder des Programmes liefert. Toll hierbei ist es immer, die einzelnen Agogos wieder persönlich zu sehen und zu erfahren, wie es ihnen die letzten Monate ergangen ist.

Ein weiteres besonderes Erlebnis im März für mich war der Besuch meiner Eltern und eines Teils meiner Geschwister in Benga. Endlich hatte ich die Möglichkeit meiner Familie zu zeigen, wie ich die letzten Monate gelebt und welche Menschen mich seit dem ersten Tag so herzlich aufgenommen haben. Zusammen haben wir ein paar sehr schöne Tag in Benga und bei Ausflügen in die umliegende Region verbracht, sodass ich ihnen neben meinem Projekt auch einen Teil des Landes zeigen konnte, in welchem ich mich mittlerweile sehr wohl fühle. Gegen Ende ihres Besuches konnte ich noch zusammen mit ihnen und einigen Freunden bei einem schönen Nachmittag am Lake Malawi meinen Geburtstag feiern. Am Abend haben wir auch noch zusammen mit den Priesterseminaristen und den Priestern der Parish Lieder gesungen und Kuchen gegessen. Dieser Tag hat mir ein weiteres Mal gezeigt, wie dankbar ich sein kann, in diesem Land so tolle Menschen in meinem Leben zu haben.
Und auch wenn die vergangen Monate diesen Freiwilligendienst immer mehr zu einem unvergesslichen Erlebnis haben werden lassen, gibt es dennoch auch ein Ereignis, welches mich sehr traurig gestimmt und einen dunklen Schatten über die letzte Zeit geworfen hat. Am 13. und 14. März wurden Teile Malawis, Mosambiks und Madagaskar von Zyklon Freddy verwüstet. Nach dem momentanen Stand sind allein in Malawi aufgrund der Folgen des Zyklons mehrere hundert Menschen gestorben und mehrere hunderttausend Menschen obdachlos. Zusätzlich erlebt Malawi auch noch den schlimmsten Choleraausbruch seiner Geschichte, welcher durch die Zerstörung und die Verschmutzung des Wassers im Süden wahrscheinlich noch verschlimmert wird.
Leid und menschliches Unrecht geschieht in vielen Formen tausendfach jeden Tag auf der Welt. Auf viele Ereignisse habe ich in den letzten Jahren meines Lebens immer nur durch den Filter der Nachrichten geblickt. Man sieht etwas Schlimmes und hat zwar Mitleid oder macht sich Sorgen, hakt es aber dann doch innerlich wieder schnell ab, weil es einen nicht wirklich in irgendeiner Form in seinem Leben beeinflusst.
Und auch wenn es vielleicht etwas schwierig ist, es in dieser Form nachzuvollziehen, möchte ich dir sagen, dass mich der Gedanke, dass ein paar hundert Kilometer entfernt Menschen, welche uns vor ein paar Wochen noch herzlich aufgenommen haben, jetzt vielleicht entweder kein Dach mehr über den Kopf haben oder tot sind, sehr beschäftigt. Besonders erdrückend finde ich das Gefühl der Ohnmacht, da ich dagegen wenig bis gar nichts machen kann.
Der Landesname Malawi stammt ursprünglich vom einheimischen Wort „Maravi“, was so viel wie Flammen bedeutet. Auch wenn ich anfangs zugegebenermaßen insgeheim dachte, dass ich ein Jahr in irgendeinem armen afrikanischen Land verbringen werde, welches sich kaum von anderen afrikanischen Staaten unterscheidet, kann ich dir versichern, dass ich sehr glücklich bin, mich getäuscht zu haben. Dieses Land ist so viel mehr, als dass man es auf das Klischee eines armen afrikanischen Landes reduzieren könnte. Es ist reich an Kultur, unglaublich vielfältiger Natur und sehr herzlicher Menschen. Und ich bin froh, dass ich durch meine bisherige Zeit hier eines Besseren belehrt wurde.

Wenn du mehr über dieses Land erfahren möchtest, kann ich dir nur ans Herz legen, dich mehr mit Malawi zu beschäftigen. Vielleicht entsteht dadurch sogar eine Faszination, welche auch dich in dieses Land führt. Und wer weiß? Vielleicht liest gerade jemand diese Zeilen, der nach seiner Zeit in diesem atemberaubenden Staat sagen kann, dass auch in ihm Flammen entfacht wurden. Flammen von Erinnerungen. Erinnerungen für die Ewigkeit.
How to learn Chichewa & Ein Keniakurztrip der besonderen Art
Wie würdest du Malawi jemandem beschreiben, der noch nie von diesem Land gehört hat? Genau diese Frage habe ich heute Brond, einem der Priesterseminaristen, mit welchen ich seit knapp 3 Monaten zusammen in der Benga Catholic Parish lebe und arbeite, gestellt. Das war seine Antwort:
“Ein Großteil der Bevölkerung in Malawi sind Chewa (Sie sprechen Chichewa, was auch der Grund ist, dass es neben Englisch eine der Landessprachen ist). Daneben gibt es unter vielen anderen auch noch die Tumbuka im Norden und die Yao, welche auch in der Central Region leben (jeweils mit eigener Sprache und unterschiedlicher Kultur). Unser Nationalessen ist Nsima (eine Art Maisbrei, welcher mittlerweile gar nicht mal so schlecht schmeckt). Außerdem hat Malawi neben Wäldern in der Region Ntchisi auch unglaubliche Berge wie den Mount Mulanje, aber auch tolle Buchten am Lake Malawi wie Nkhata Bay im Norden des Landes”.

Genau diese von ihm beschriebene Vielfältigkeit der Landschaft und Kultur Malawis ist es, welche mich Tag für Tag aufs Neue bei diesem außergewöhnlichen Land fasziniert und die Zeit in Benga zur vielleicht aufregendsten in meinem bisherigen Leben hat werden lassen. In diesem kleinen Dorf in der Central Region von Malawi (genauer gesagt im Distrikt Nkhotakota) arbeite ich, wie in meinem ersten Beitrag schon erwähnt, im Agogo Projekt der Benga Catholic Parish (Agogo = Chichewa Wort für ältere Menschen). Die Hauptaufgabe des Projektes ist es, die Agogos in der Umgebung von Benga in ihrem Alltag bestmöglich zu unterstützen. Das geschieht hauptsächlich durch die Lieferung der notwendigsten Lebensmittel wie Salz, Mehl und Zucker an die umliegenden Communities, wo sie dort dann an die jeweiligen Mitglieder des Programmes verteilt werden. Das gehört zu meinen Hauptaufgaben, da ich im Außendienst des Projektes arbeite. Da leider die Grundversorgung aufgrund von steigenden Lebensmittelpreisen immer mehr gefährdet ist, haben wir vor ein paar Wochen auch Assessments durchgeführt, um neue Mitglieder ins Programm aufzunehmen. Diese können damit auch gezielt von der Parish unterstützt werden. Das Projekt hat ein Budget für eine bestimmte Anzahl an Mitglieder, momentan sind es 262. Im Rahmen dieser Assessments haben wir potenzielle Kandidaten für das Programm zuhause besucht und versucht, anhand von Fragen festzustellen, bei welchen der größte Bedarf einer Unterstützung besteht.

Auch das Housing Project der Parish, bei welchem Agogos für einen kleinen Eigenanteil neue Häuser gebaut bekommen, ist mittlerweile abgeschlossen, soll aber nach der Regenzeit in Malawi, welche meistens zwischen Dezember und März ist, wieder fortgesetzt werden. Dank meines „Deals“ mit Tsamba (ebenfalls einer der Priesterseminarist der Parish), der darin besteht, dass ich ihm jeden Tag ein Wort oder einen Satz in Deutsch beibringe und er mir dafür die Bedeutung davon in Chichewa erklärt, kann ich mittlerweile auch schon ein wenig in dieser zweiten Landessprache von Malawi sprechen. Das hat unter anderem auch dazu geführt, dass mir eines Abends kurzerhand von Precious und Laurent, ebenfalls zwei Priesterseminaristen, der Spitzname Njomba (seit diesem Abend heißen die beiden auch noch Mbuya und Mzozo) verliehen wurde. Njomba bedeutet in Yao, einer anderen Sprache in Malawi, sowas wie Onkel.
Zusätzlich zum Leben in der Parish, konnte ich auch die Umgebung ein bisschen besser kennenlernen. So habe ich zum Beispiel mit zwei anderen Seminaristen eine Radtour zum Lake Malawi (der drittgrößte in Afrika und neuntgrößte der Erde) unternommen, welcher nur ca. 45 Minuten von Benga entfernt ist. Auf dem Weg dorthin sind wir mit vielen Menschen ins Gespräch gekommen. Besonders die Kinder finden es immer sehr interessant Muzunkus (wörtlich Übersetzt „Wanderer“, Bezeichnung für Menschen, welche nicht aus Malawi kommen ) zu treffen, sodass ich bei den ganzen „How are you`s“ welche uns auf dem Fahrrad hinterhergeschrien wurden, gar nicht mehr hinterhergekommen bin. Ein weiteres kleines Highlight war ein Fußballspiel der Benga Hammers (wie man sich bei dem Namen vielleicht schon denkt, die Dorfmannschaft von Benga) vor ein paar Wochen, welche dabei sogar 2:0 gegen ein Team aus dem Nachbardorf gewonnen haben. Bei jedem Tor waren die Menschen aus Benga ziemlich begeistert, weswegen Platzstürme und spontane Tanzeinlagen auf dem Fußballfeld bei diesem Spiel keine Seltenheit waren. Besonders waren für mich auch die hin und wieder stattfindenden spontanen Filmabende der Parish. Bei diesen haben wir oft aufschlussreiche Filme über die afrikanische Kultur, aber auch mal einen Film eines bekannten US-amerikanischen Comedians, angeschaut.

Ebenfalls habe ich die letzten Wochen ein paar Mal die Hauptstadt von Malawi, Lilongwe besucht. Das war ziemlich faszinierend für mich, da es das komplette Kontrastprogramm zum kleinen Benga darstellt und ich so auch neue Aspekte der malawischen Kultur kennenlernen konnte. Mit Steven, einem der beiden Priester der Parish, der ursprünglich aus Kenia kommt, hatte ich auch die Möglichkeit ein Treffen der dortigen kenianischen Community zu besuchen. Allerdings hatte er nur ein einziges weiteres Ticket und da Tsamba (mein inoffizieller Chichewa Lehrer) auch dabei war, hat mir Steven kurzerhand vorgeschlagen: „Sag einfach Habari, ninatoka Kenya (Hallo, ich komme aus Kenia), wenn sie dich nach deinem Ticket fragen, das finden die dann so witzig, dass sie dich auch ohne reinlassen“. Das hat dann auch unerwartet gut funktioniert, was neben tollen Gesprächen, bei welchen ich auch etwas über die kenianische Gesellschaft lernen konnte, auch dazu geführt hat, dass ich nebenbei umsonst die kulinarische Seite von Kenia entdecken durfte (Kleiner Tipp: Wenn ihr mal die Möglichkeit habt, Irio zu probieren, macht es!).

Seit zwei Wochen ist Benga mit David und Veronika (ebenfalls Freiwillige bei den Sternsingern) um zwei wunderbare Menschen reicher. An dieser Stelle kann ich eine klare Empfehlung für Davids Blogbeitrag aussprechen, wahrlich ein literarisches Meisterwerk. Die beiden waren ursprünglich Freiwillige in Uganda, mussten aber aufgrund von Ebola das Land verlassen. Auch wenn damit der Grund ihrer Anreise nicht gerade der glücklichste war, war es doch ein schönes Wiedersehen und wir haben bis jetzt eine tolle Zeit in Benga gehabt.

Ich hoffe du weißt nun ein bisschen mehr über das Land Malawi und wie es mir die letzten Monate dort ergangen ist. Danke für dein Interesse! Es würde mich freuen, dir weiterhin mehr über meine Zeit im warmen Herz von Afrika zeigen zu dürfen.
In diesem Sinne
Tionana (See you later... vielleicht auch gleich schon beim nächsten Blogbeitrag) und falls du das hier am Abend liest Usiku Wabwino (Gute Nacht)
Matthias / Njomba
Die ersten Wochen im warmen Herz von Afrika
Meine Reise in einen Staat, welcher von seinen Bewohnern auch liebevoll das warme Herz von Afrika genannt wird, begann leider wenig motivierend mit einer dreistündigen Verspätung meines ersten Fluges nach Amsterdam am Münchner Flughafen. Das hatte jedoch den netten Nebeneffekt, dass ich zufälligerweise in den Firmenurlaub des Teams einer bekannten Lernapp hineingeraten durfte und dadurch gleich mal die Möglichkeit hatte, mich bei ihnen persönlich für den ein oder anderen Lichtblick nach einer im Nachhinein doch nicht so aufschlussreichen Mathestunde bedanken zu dürfen. Durch dieses kleine persönliche Highlight bestärkt, ging es für mich mit einem relativ ereignislosen Flug ins Venedig des Nordens. Und dort nach einem mehrstündigen Aufenthalt, welchen ich größtenteils schlafend im Gate verbracht habe (Zugegeben: die Nacht war doch nicht ganz so erholsam wie am Anfang beschrieben😅) weiter mit einem Nachflug Richtung Nairobi. Ich hatte mir vorgenommen, die Zeit während des Fluges einigermaßen sinnvoll zu nutzen und etwas für meine Sprachkenntnisse zu tun, was jedoch darin mündete, dass ich fast den ganzen Flug Serien schauend verbrachte. Immerhin auf Englisch. So kann man es doch noch als letzten Feinschliff für die Sprachvorbereitung zählen lassen😁✌️. Von Nairobi aus ging es dann in einer letzten Etappe nach Lilongwe, der Haupt- sowie auch größten Stadt Malawis.


