Halbzeit: Die Zeit vergeht wie im Flug
In den letzten 3 Monaten ist unglaublich viel passiert und ich kann nicht fassen, dass schon Halbzeit ist.
In diesen Monaten habe ich viele Erfahrungen gemacht: schwierige, emotionale, komplizierte, schöne und vor allem interessante. Hier erzähle ich von einigen Momenten, die mich geprägt haben.
Chile
Am 5. Dezember ging es für mich nach Chile. Nachdem mein Flug am Abend zuvor gestrichen worden war und ich kurzfristig auf einen anderen Flug ausweichen musste, war ich sehr froh als ich schließlich um ein Uhr morgens am Haus meiner Freundin in Santiago de Chile ankam. Mich erwartete bei meiner Ankunft meine erste chilenische Party, da meine Freundin an diesem Tag Geburtstag hatte.
Die 11 Tage in Chile mit meinen Freundinnen, die ich seit einigen Jahren nicht mehr gesehen hatte, waren wertvoll. Ich habe viele Ausflüge mit ihr und ihrer Familie gemacht. So z.B. nach Valparaíso und Viña del Mar.









Andenausflug
Am 31. Oktober (Halloween) entschieden Tristan, Anna (zwei französische Freiwillige) und ich spontan am nächsten Tag einen Ausflug in die Anden zu machen.
Wir fuhren schon am Abend nach Miraflores um am nächsten Morgen früh losfahren zu können. Dort bekamen wir dann auch noch etwas vom peruanischen Halloween mit. Alle Kinder und auch Erwachsenen hatten unglaubliche Kostüme an. Die Kinder in Peru bitten in Geschäften und nicht in Häusern um Süßigkeiten.
Am nächsten Morgen ging es dann um 6 Uhr los. Als erstes fuhren wir in ein kleines Dorf namens Canta, welches schon auf 2500m liegt. Dort bekamen wir alle mate de coca (Kokatee) und eine Tablette gegen Höhenkrankheit. Dann ging es weiter zur Cordillera de la viuda und den Lagunas de los 7 colores. Die Landschaft war atemberaubend, doch die Höhe und Kälte machten einigen von uns zu schaffen. Unser höchster Stopp war ein Aussichtspunkt auf 4800m Höhe. Wir waren eine Gruppe von 10 Leuten von denen 3 Leute wegen der Höhe nicht einmal aussteigen konnten. Man sollte eventuell erst einen Tag ausruhen bevor man erkundet, denn der Wechsel von 0m auf 4800m innerhalb einiger Stunden ist sehr drastisch.
Alles in allem war es ein wunderschöner Tag, denn die Landschaft und die provinzielle Andenkultur ist wirklich einzigartig.





Taufe
Am 1. Dezember wurden die Jüngsten von CIMA getauft und ich wurde Patentante! Für mich war es eine große Ehre von Roberto gefragt zu werden, ob ich seine Patentante werden möchte.
Die Messe fand im Tambo Viejo von Cieneguilla statt und dauerte um die 3 Stunden, denn es wurden 50 Kinder getauft.
Anschließend kam eine Katholische Institution um eine Aktivität mit den Kindern zu machen. Im Anschluss haben wir einen Tanzwettbewerb gemacht und viele Spiele gespielt. Dann haben alle Kinder kleine Geschenke bekommen und die, welche die besten Noten hatten, sogar ein Fahrrad als besondere Aufmerksamkeit.





Freizeit: Pool, Badminton, Fluss, Fitnessstudio
Von Weihnachten bis Anfang März sind in Peru Sommerferien. Deswegen gibt es in diesem Zeitraum in CIMA nur morgens „talleres“.
Nachmittags haben die Kinder also Freizeit. Oft machen wir Fußballturniere (die Kinder wollen IMMER Fußball spielen), spielen Badminton oder gehen auf den Berg.
Jetzt ist in Peru auch Regenzeit und somit ist seit einem Monat der Fluss Lurín in Cieneguilla mit Wasser gefüllt. Es macht immer sehr viel Spaß mit den Jungs im Fluss zu spielen.
Außerdem habe ich mich mit Faustine und Axelle, den 2 neuen Freiwilligen aus Belgien und Frankreich, beim Fitnessstudio angemeldet, wo wir bei den verschiedenen Einheiten wie Tanzen, Boxen und Full Body mitmachen.
In den Sommermonaten begleite ich die Kinder samstags zur Fußballakademie Cueto La Rosa in Lima. Die Kinder sind immer super motiviert und für die Begleitung werden Tanz- und Yogakurse angeboten.















Zirkusausflug
Am 26. Oktober wurden wir vom Circo de Moscú sobre hielo zu einer Eiskunstlauf-Show eingeladen. Das haben wir uns natürlich nicht entgehen lassen und alle Kinder waren auch sehr aufgeregt. Es war ein wunderschöner und magischer Abend, denn das ganze Spektakel auf Eis zu bewundern, war wirklich atemberaubend.
Um 1 Uhr morgens kamen wir erst in CIMA an, so dass wir sofort ins Bett gegangen sind.




Weihnachtszeit und Neujahr
Heiligabend hab ich bei einer peruanischen Freundin (aus Aachen) und ihrer Familie verbracht. Ich wurde sehr herzlich in der riesigen Familie aufgenommen. Wir haben Ente und Schwein mit vielen Beilagen gegessen, Geschenke ausgepackt und anschließend um 12 das Weihnachts-Feuerwerke gesehen.
Es war ein schönes Fest, doch für mich war es kein Weihnachten, denn bei fast 30 Grad und ohne die Familie und Freunde kommt man einfach nicht in Weihnachtsstimmung.
Am 25. Dezember bin ich dann zurück nach CIMA gefahren, damit ich mich um die 6 Jungs, die über Weihnachten nicht zu ihren Familien konnten, kümmern konnte. Eugenie, meine Mitfreiwillige, und ich haben sehr viel mit den Kindern unternommen und versucht ihnen das Weihnachtsfest etwas schöner zu gestalten.
An Neujahr kamen dann ein paar mehr Kinder und einige Freunde von CIMA. Wir saßen alle zusammen, tanzten, spielten Bingo und um 12 sind wir auf den Berg gegangen um die Feuerwerke zu sehen. Anschließend bin ich mit Eugenie und einigen peruanischen Freunden zu einer Party in Cieneguilla gegangen. Für mich war es eins der besondersten und schönsten Silvester, die ich erlebt habe, weil ich die Kinder auf eine andere Art kennen gelernt habe und sehr viel Zeit mit ihnen und dem Gründer von CIMA verbracht habe.
Mit Eugenie habe ich in dieser Zeit auch endlich einige Peruaner in meinem Distrikt Cieneguilla kennen gelernt. Trotzdem fällt es mir immer schwer zu wissen, ob die Peruaner einen kennenlernen möchten, weil man weiß und blond ist oder wegen seiner Persönlichkeit. Das hört sich zwar sehr oberflächlich an, aber ich werde oft „blöd“ angesprochen und wenn ich immer abweisend antworten würde, hätte ich gar keine einheimischen Kontakte. Für mich stellt sich oft die Frage, was nehme ich in Kauf um einheimische Leute kennen zu lernen.








Zwischenseminar
Vom 23. Bis 30. Januar ging es dann zum Zwischenseminar mit deutschen Freiwilligen aus Bolivien, Chile, Ecuador, Paraguay und Peru.
Ich hatte nur eine kurze Anreise, denn das Seminarhaus war in Chosica, Lima.
Es war eine sehr schöne Woche mit interessanten Themen und kulturellem Austausch. Anschließend habe ich noch 6 Mädels für eine Nacht mit nach Cieneguilla zu meinem Projekt mitgenommen. Ich habe ihnen alles gezeigt und am Abend haben wir zusammen gekocht und einen Film geschaut.
Mit allen Freiwilligen hat man so schnell Freundschaften geschlossen und sich intensiv kennen gelernt, da ja alle in derselben Situation sind.



Distanz zu den Jungs
Wenn ich mit den Jungs zusammen im Heim wohnt und fast jede freie Minute einschließlich der Wochenenden mit ihnen verbringt, ist es logisch, dass ich eine sehr gute Beziehung zu den Kindern habe. Trotzdem bin ich in erster Linie Freiwillige und ich bin da um ihnen zu helfen.
Am letzten Wochenende kam abends ein Junge zu mir und ich bemerkte schnell, dass er Alkohol getrunken hatte. Er hat dies auch zugegeben, aber anschließend kam ein anderer und hat versucht mich stark unter Druck zu setzen, damit ich den Vorfall nicht mit dem Tutor bespreche. Ich habe anschließend trotzdem mit dem Tutor geredet, aber die Jungen verstehen natürlich nicht, dass ich nur das Beste für Sie möchte.
Für mich ist es auch sehr schwer mit dem Schicksal der Kinder umzugehen. Da ich in den letzten Monaten so viel Vertrauen zu den Kindern aufgebaut habe, vertrauen mir diese immer öfter ihre Geschichten an. Wie reagiere ich wenn ein Kind mir erzählt, dass es von seiner Mutter geschlagen wurde oder wie es als Gangmitglied gesehen hat, wie einer seiner besten Freunde gestorben ist?
Vielleicht muss ich doch mental etwas mehr Abstand einhalten, das heißt zumindest an den Wochenenden eine Auszeit nehmen und auch eine räumliche Distanz schaffen, indem ich vermehrt Wochenenden bei Freunden außerhalb des Heimes verbringe?
Mädchen in CIMA
Als Mädchen unter den ganzen pubertierenden Jungs hat man es auch nicht immer leicht. Die Jungs machen manchmal Kommentare oder „verlieben“ sich schnell, aber allgemein sind die Kinder alle sehr lieb und respektvoll, man muss nur eben etwas strikter sein.
Trotzdem bin ich des Öfteren vom Machismo genervt, doch an diese andere Ansichten muss man sich in Peru gewöhnen.
Ich erinnere mich an eine Situation mit einem 35-jährigem Ex-CIMA, welcher für 2-3 Wochen zu Besuch gekommen war. An einem Tag erzählte er mir, dass es in Perus Dschungel normal sei, dass ältere Männer eine Beziehung mit Mädchen im Alter von 14 Jahren haben. Er hat eine komplett andere Ansicht und Mentalität in Hinsicht auf dieses Thema und ich und die brasilianische Freiwillige waren entsetzt. Diese Situation brachte mich an meine Grenzen, doch mit dem Mann war nicht zu diskutieren. Andererseits redete ich später mit meiner Mitfreiwilligen und wir realisierten, dass wir sehr dankbar sind, dass wir wissen, dass solche Beziehungen nicht „normal“ sind und zudem strafbar. Die Provinz Perus hat eine Mentalität die ich nicht immer nachvollziehen kann. Ich hatte einige Tage später ein gutes Gespräch mit meiner Mentorin, die mir einige Dinge über die Kultur im Gebirge und Dschungel von Peru erklärte und dieses brachte mich viel zum Nachdenken.
Freiwillige in CIMA
Ich finde es echt toll mit vielen Freiwilligen in einer WG zu wohnen. Wir kochen oft abends zusammen, spielen Karten und unterstützen uns gegenseitig, da wir ja alle in der selben Situation stecken.
Es gibt noch einen weiteren deutschen Freiwilligen vom deutsche roten Kreuz, der auch das ganze Jahr bleibt. Mit ihm habe ich jedoch nicht viel zu tun. Mit allen anderen Freiwilligen verstehe ich mich jedoch sehr gut. In meinen fast 3 Monaten hier habe ich nun schon 19 Freiwillige aus CIMA kennen gelernt. Es ist also sehr abwechslungsreich, jedoch auch schade, dass alle mit denen ich mich gut verstehe nur circa einen Monat bleiben und man somit jeden Monat mit den neuen Freiwilligen neu anfangen muss.
Die Kinder im Projekt sind dadurch, dass so viele Freiwillige gekommen daran gewöhnt, dass die Freiwilligen kommen und gehen. Umso mehr freuen sie sich, dass ich ein Jahr bleibe und ich mich auch, da ich die Kinder sehr gut kennenlernen kann und eine sehr gute Bindung zu ihnen aufbauen kann.
In meiner Rolle als Deutsche erlebe ich immer wieder wie Leute ein Foto mit mir machen möchten oder mir meine hellen Augen „klauen möchten“. Mich stört dies nicht, denn meist ist es lustig und lieb gemeint.
Als „Reiche“ im Projekt, fragen die Kinder immer wieder ob ich ihnen eine Kleinigkeit im Geschäft nebenan kaufen kann. Die Kinder in CIMA dürfen an Wochentagen und ohne Tutor nicht aus dem Heim und deshalb sind sie immer neidisch wenn sie mich mit Einkaufstüten sehen.
Wir Freiwilligen machen es so, dass wir bei den wöchentlichen Fußballwettbewerben eine Kleinigkeit kochen oder kaufen (Inka Cola), um den Jungs eine Freude zu machen. So sind immer alle glücklich und zufrieden.
Alles in allem bin sehr glücklich in Peru und bin gespannt was in den nächsten 6 Monaten auf mich zukommt.









Freizeit, Feste und Verpflichtungen
Hola amigos,
es ist längere Zeit schon nichts mehr gekommen und ich entschuldige mich sehr dafür. Nur leider sind die Tage hier schon um, bevor man überhaupt darüber nachdenken kann, einen Blogeintrag zu schreiben.
Feria
Am Wochenende vom 8. Und 9. September hatten wir ein Fest in CIMA, eine Art Flohmarkt um Geld zu sammeln. Es kamen sehr viele Leute und die Stimmung war unglaublich gut, was vor allem an der Band von CIMA „wayra marka“ lag, die die Menschen zum singen und Salsa tanzen animiert hat. Es gab von Schreibtischen, Fahrrädern, Badewannen, Klamotten bis hin zu Kühen, Ziegen und Cuys (Meerschweinchen) alles zu kaufen.





Projektaufbau, meine Aufgaben
Ich stehe meist um kurz vor 8 Uhr auf, da ich die Heimbewohner (alles Jungs) schon Fußball spielen höre. Diese stehen nämlich schon um 5 Uhr auf. Um 6 Uhr ist das Morgengebet, anschließend wird dann gefrühstückt und einige der Jungs gehen um 7 Uhr in die Schule, wo ich sie manchmal hinbringe. Letzte Woche hatte ich sie gerade an der Schule abgesetzt, da schrie einer nach mir, denn sein Freund hatte sich den Kopf aufgeschlagen. Also ab zum Notarzt. Der Junge war jedoch ganz tapfer und meinte nur, dass er eh keine Lust auf den Matheunterricht hatte.
Die restlichen Jungs werden in CIMA selbst unterrichtet, da sie schon zu alt sind um in einer Klasse ihres „Bildungsstandes“ zu lernen. Um 9 Uhr beginnen die Workshops, welche ich in meinem vorherigen Blogeintrag aufgelistet hatte. Zusätzlich zu den Workshops hat jeder Junge noch weitere Haushaltsaufgaben, die ständig rotieren. Um 13.30 Uhr gibt es Mittagessen und anschließend geht es zum nächsten Workshop bis es um 18.30 Uhr Abendessen gibt. Mittags und abends gibt es im Heim immer dasselbe Essen und überhaupt besteht jede Mahlzeit aus Reis mit Kartoffeln. Deshalb koche ich abends oft mit meinen Mitbewohnern. Die Lebensmittel kaufen wir im Geschäft unserer Nachbarin Señora Pelaya ein. Man ruft einfach ganz laut ihren Namen und dann kommt sie aus ihrem Häuschen und öffnet ihr kleines Geschäft, welches an ihr Haus angebaut ist. Mittlerweile ist sie unsere Freundin und wir setzen uns oft noch vor ihr Haus und unterhalten uns.
Ich arbeite jeden Tag von 9 bis 17.30 Uhr. Da ich jedoch auf dem Gelände des Projekts wohne, verbringe ich jeden Abend, bis zur Schlafenszeit um 21 Uhr, mit den Jungs. Wir spielen dann Fußball oder Karten und am Wochenende darf dann auch ein Film geguckt werden. Dann verbringe ich den restlichen Abend mit meinen WG-Mitbewohnern aus Frankreich, Brasilien und Deutschland und anschließend falle ich schon gegen 22 Uhr müde in mein Bett, da ich den ganzen Tag so viele unterschiedliche Sachen gemacht habe.
Jeder Tag in CIMA sieht anders aus: Ich arbeite an administrativen Aufgaben, schreibe Berichte und halte Kontakt zu den Paten der Kinder, helfe im taller de pintura en tela (Workshop für Stoffmalerei) mit und unterstütze in der Küche. Da ich so viele unterschiedliche Aufgaben habe, wird mir nie langweilig und zusätzlich stoße ich mehrmals täglich auf Mitarbeiter, die dringend meine Unterstützung brauchen.










Positivos y Negativos
Jeden Dienstag ist die Positivo- und Negativoverteilung. Wenn sich die Jungs gut benommen haben und alle ihre Aufgaben der Woche erledigt haben, werden sie mit einem Postivo belohnt und bei 4 Positivos dürfen sie mittwochs Pollo (Hühnchen) im Restaurant essen gehen. Wenn ein Junge sich nicht gut benommen hat, bekommt er ein Negativo und bekommt z.B. eine zuätzliche Putz-Aufgabe.
Die Jungs freuen sich immer unglaublich, wenn Sie mit dem Padre Jean-Louis (dem Gründer von CIMA) Pollo essen gehen dürfen und das lassen wir Freiwilligen uns natürlich auch nicht entgehen.


Día del mejor amigo
Mit dem Frühlingsanfang Ende September wird in CIMA auch der dia del mejor amigo gefeiert. Dort wird in jedem Pavillon, der „Beste Freund“ ausgewählt, d.h. derjenige der am hilfsbereitesten, ordentlichsten und aufmerksamsten ist.
An diesem Tag treten 2 Teams, blau und grün, in 5 Spielen gegeneinander an. Jedes Teammitglied, dass gewinnt bekommt 20 Fake-Soles (Soles = Peruanische Währung) mit denen man sich im „Geschäft“ von CIMA seinen Preis (Süßigkeiten, Gesellschaftsspiele) holen kann.
Es war ein super lustiger und schöner Tag, da ich die Jungs vorher noch nie so motiviert und glücklich gesehen hatte.




Essen
Da die peruanische Küche so unglaublich gut ist (im Heim nicht ganz so gut), muss ich sie anhand von ein paar Impressionen einfach erwähnen:






Wochenenden und Lima
Am Wochenende unternehme ich oft Ausflüge in andere Distrikte Limas. Die 43 Disrtrike Limas sind sehr unterschiedlich. Mein Distrikt Cieneguilla unterscheidet sich sehr von den anderen, da er so weit außerhalb liegt und man meinen könnte, man sei in einem Dorf und nicht in der 10 Millionenstadt Lima. Aber ehrlich gesagt gefällt es mir besser jeden Tag um 5 Uhr morgens von Papageien geweckt zu werden, als von hupenden Autos. Und ich kann auch ohne Probleme (im Hellen!) joggen gehen. Außerdem ist in Cieneguilla immer viel mehr Sonnenschein als im Zentrum von Lima, da hier auch nicht so viel Luftverschmutzung ist.
Das historische Zentrum von Lima mit der Plaza de Armas ist sehr schön, aber wenn man sich ein wenig von den touristischen Orten entfernt, ist das Zentrum dreckig und nicht sehr sicher. Als ich letztes Wochenende mit dem Bus ins Zentrum fahren wollte, bin ich vorzeitig ausgestiegen, um den Rest zu Fuß zu gehen, da ich den Verkehr so satt hatte. Dies war jedoch keine gute Idee, denn wenn man dort als blondes Mädchen alleine lang läuft fühlt man sich nicht sicher, denn man wird durchgehend angequatscht und gemustert.
Jedoch gibt es auch einige Stadtteile in denen man sich in später Abendstunde noch ohne Probleme aufhalten kann. Dazu gehören Miraflores, Barranco und San Isidro mit vielen Parkanlagen, Einkaufszentren und Touristen.
Im Vergleich findet man auf dem Weg von Lima Zentrum zu meinem Distrikt Cieneguilla ein Häusermeer von nicht fertig gebauten Häusern und staubigen Pisten.
Wenn ich am Wochenende in CIMA bin, gehe ich Samstagabends mit den Jungs zur Messe und anschließend spazieren wir noch ein bisschen durch den Tambo Viejo (das Zentrum von Cieneguilla). Sonntags klettern wir meist auf den Berg neben dem Heim. Das ist immer ein Abenteuer, da es keine Wege gibt und man einfach drauf los läuft. Da Lima eine der trockensten Städte der Welt ist und es nie regnet, werden diese Berge „cerros calatos“ also nackte Berge genannt, da man dort keinen einzigen Busch findet.













Soviel zu meinen Eindrücken der letzten Wochen, ich hoffe ich habe euch ein gutes Bild davon vermitteln können, wie es hier so abläuft.
Laura
Schon wieder Stromausfall?
Hola y bienvenidos, meine Lieben!
Ich finde endlich eine ruhige Minute um meine Gedanken und Erlebnisse zu rekapitulieren.
Wo fange ich an?
Der Hinflug war sehr entspannt. Ich bin mit KLM über Amsterdam nach Lima geflogen und hab mich rundum versorgt gefühlt. Als ich im Flugzeug den Film “wonder“ schaute, wurde mir erst richtig klar, dass ich nun für ein Jahr von meiner Familie und meinen Freunden getrennt sein werde und die ein oder andere Träne kullerte mir über die Wange.
Als ich dann endlich ankam, erwartete mich der erste kleine Kulturschock. Ich schnappte mir schnell meine Koffer und eilte in die Empfangshalle, wo ich auf ein Chaos von Menschen traf, bei dem es mir unmöglich war meinen Fahrer zu finden.
Die Landung in Lima, der 10-Millionen-Stadt, am frühen Abend war für den Jetlag zwar gut, aber ab 6 Uhr ist es schon dunkel und somit sind die Straßen nicht mehr so sicher: an jeder Ampel wollte jemand ins Auto steigen oder uns etwas verkaufen, Feuer an den Straßenecken und unglaublich viel Verkehr, sodass wir für eine Strecke von 40 km 3 Stunden gebraucht haben.
Die Wüstenstadt Ica.
Nachdem ich am Mittwochnacht in CIMA ankam, ging es am ersten Wochenende direkt auf einen Ausflug. Die zwei deutschen Jungs in meinem Projekt hatten einen Trip in die Wüstenstadt Ica geplant und mich dazu eingeladen und da im Projekt am Wochenende nur sehr wenig los ist, willigte ich natürlich ein. Es ging also am Freitagnachmittag nach Lima, wo wir in einem Hostel in der Nähe des Busterminal übernachteten, um am nächsten Morgen um 6 Uhr den Bus zu nehmen. In Ica angekommen buchten wir eine Tour, die uns zur Huacachina Oase mit Sandboarding, einer Weinprobe mit Pisco Sour, dem Nationalgetränk Perus, Besuch der Islas Ballestas, den kleinen Galapagos-Inseln und dem Paracas-Nationalpark. Die Dünen einer der trockensten Wüsten der Welt, der Atacama-Wüste, waren überwältigend und insgesamt war es ein sehr abenteuerliches erstes Wochenende in Peru.





Cieneguilla.
Cieneguilla, der Distrikt in dem ich wohne, hat sehr viele schöne Ecken, da überwiegend die „Oberschicht“ hierher kommt, um dem Trubel der Stadt zu entkommen und das mildere Klima zu genießen. Wenn man durch das Dorf läuft, sieht man viele Villen, Resorts und Restaurants. Im Tambo Viejo, der „Altstadt“ von Cieneguilla ist sehr viel Leben: die Leute kaufen auf dem Markt mit den vielen Ständen, es wird jeden Tag bis in die Nacht auf der Plaza de Armas getanzt und die Tuktuks reihen sich am Straßenrand.




CIMA.
In meinem Projekt CIMA, einem Heim und Bildungszentrum für sozial benachteiligte und obdachlose Jungen, sieht es jedoch ganz anders aus. Hier leben um die 80 Kinder in 6 Pavillons, die nach Alter und den jeweiligen Schwierigkeiten (Alkohol, Gewalt) aufgeteilt sind. Die Kinder haben die Möglichkeit in unterschiedlichen Workshops mit Stoffmalerei, Musik oder Computerkursen ihre Kreativität zu entfalten. In diesen Workshops und auch in der Administration helfe ich mit und unterstütze die Kinder.
Ich wohne zusammen mit anderen Freiwilligen in einer Wohngemeinschaft auf dem Gelände des Projekts. So habe ich immer die Möglichkeit, viel Zeit mit den Jungs zu verbringen und ihre überaus herzliche und liebenswerte Art kennenzulernen. Nach einer Woche hat man sich auch schon daran gewöhnt, dass es ab und zu kein Wasser gibt, von warmen Wasser ganz zu schweigen , und dass der Strom auch des Öfteren ausfällt. Man merkt mit der Zeit, dass es viel wichtigere Dinge im Leben gibt, als jeden Tag eine heiße Dusche zu genießen.



So viel zu meinen ersten Tagen in Peru, in denen ich schon so unglaublich viele Dinge erlebt habe. Ich bin gespannt auf alles was noch auf mich zukommen wird und werde euch auf dem Laufenden halten.
Laura
“All journeys have secret destinations of which the traveler is unaware.”– Martin Buber