Freizeit, Feste und Verpflichtungen
Hola amigos,
es ist längere Zeit schon nichts mehr gekommen und ich entschuldige mich sehr dafür. Nur leider sind die Tage hier schon um, bevor man überhaupt darüber nachdenken kann, einen Blogeintrag zu schreiben.
Feria
Am Wochenende vom 8. Und 9. September hatten wir ein Fest in CIMA, eine Art Flohmarkt um Geld zu sammeln. Es kamen sehr viele Leute und die Stimmung war unglaublich gut, was vor allem an der Band von CIMA „wayra marka“ lag, die die Menschen zum singen und Salsa tanzen animiert hat. Es gab von Schreibtischen, Fahrrädern, Badewannen, Klamotten bis hin zu Kühen, Ziegen und Cuys (Meerschweinchen) alles zu kaufen.
Projektaufbau, meine Aufgaben
Ich stehe meist um kurz vor 8 Uhr auf, da ich die Heimbewohner (alles Jungs) schon Fußball spielen höre. Diese stehen nämlich schon um 5 Uhr auf. Um 6 Uhr ist das Morgengebet, anschließend wird dann gefrühstückt und einige der Jungs gehen um 7 Uhr in die Schule, wo ich sie manchmal hinbringe. Letzte Woche hatte ich sie gerade an der Schule abgesetzt, da schrie einer nach mir, denn sein Freund hatte sich den Kopf aufgeschlagen. Also ab zum Notarzt. Der Junge war jedoch ganz tapfer und meinte nur, dass er eh keine Lust auf den Matheunterricht hatte.
Die restlichen Jungs werden in CIMA selbst unterrichtet, da sie schon zu alt sind um in einer Klasse ihres „Bildungsstandes“ zu lernen. Um 9 Uhr beginnen die Workshops, welche ich in meinem vorherigen Blogeintrag aufgelistet hatte. Zusätzlich zu den Workshops hat jeder Junge noch weitere Haushaltsaufgaben, die ständig rotieren. Um 13.30 Uhr gibt es Mittagessen und anschließend geht es zum nächsten Workshop bis es um 18.30 Uhr Abendessen gibt. Mittags und abends gibt es im Heim immer dasselbe Essen und überhaupt besteht jede Mahlzeit aus Reis mit Kartoffeln. Deshalb koche ich abends oft mit meinen Mitbewohnern. Die Lebensmittel kaufen wir im Geschäft unserer Nachbarin Señora Pelaya ein. Man ruft einfach ganz laut ihren Namen und dann kommt sie aus ihrem Häuschen und öffnet ihr kleines Geschäft, welches an ihr Haus angebaut ist. Mittlerweile ist sie unsere Freundin und wir setzen uns oft noch vor ihr Haus und unterhalten uns.
Ich arbeite jeden Tag von 9 bis 17.30 Uhr. Da ich jedoch auf dem Gelände des Projekts wohne, verbringe ich jeden Abend, bis zur Schlafenszeit um 21 Uhr, mit den Jungs. Wir spielen dann Fußball oder Karten und am Wochenende darf dann auch ein Film geguckt werden. Dann verbringe ich den restlichen Abend mit meinen WG-Mitbewohnern aus Frankreich, Brasilien und Deutschland und anschließend falle ich schon gegen 22 Uhr müde in mein Bett, da ich den ganzen Tag so viele unterschiedliche Sachen gemacht habe.
Jeder Tag in CIMA sieht anders aus: Ich arbeite an administrativen Aufgaben, schreibe Berichte und halte Kontakt zu den Paten der Kinder, helfe im taller de pintura en tela (Workshop für Stoffmalerei) mit und unterstütze in der Küche. Da ich so viele unterschiedliche Aufgaben habe, wird mir nie langweilig und zusätzlich stoße ich mehrmals täglich auf Mitarbeiter, die dringend meine Unterstützung brauchen.
Positivos y Negativos
Jeden Dienstag ist die Positivo- und Negativoverteilung. Wenn sich die Jungs gut benommen haben und alle ihre Aufgaben der Woche erledigt haben, werden sie mit einem Postivo belohnt und bei 4 Positivos dürfen sie mittwochs Pollo (Hühnchen) im Restaurant essen gehen. Wenn ein Junge sich nicht gut benommen hat, bekommt er ein Negativo und bekommt z.B. eine zuätzliche Putz-Aufgabe.
Die Jungs freuen sich immer unglaublich, wenn Sie mit dem Padre Jean-Louis (dem Gründer von CIMA) Pollo essen gehen dürfen und das lassen wir Freiwilligen uns natürlich auch nicht entgehen.
Día del mejor amigo
Mit dem Frühlingsanfang Ende September wird in CIMA auch der dia del mejor amigo gefeiert. Dort wird in jedem Pavillon, der „Beste Freund“ ausgewählt, d.h. derjenige der am hilfsbereitesten, ordentlichsten und aufmerksamsten ist.
An diesem Tag treten 2 Teams, blau und grün, in 5 Spielen gegeneinander an. Jedes Teammitglied, dass gewinnt bekommt 20 Fake-Soles (Soles = Peruanische Währung) mit denen man sich im „Geschäft“ von CIMA seinen Preis (Süßigkeiten, Gesellschaftsspiele) holen kann.
Es war ein super lustiger und schöner Tag, da ich die Jungs vorher noch nie so motiviert und glücklich gesehen hatte.
Essen
Da die peruanische Küche so unglaublich gut ist (im Heim nicht ganz so gut), muss ich sie anhand von ein paar Impressionen einfach erwähnen:
Wochenenden und Lima
Am Wochenende unternehme ich oft Ausflüge in andere Distrikte Limas. Die 43 Disrtrike Limas sind sehr unterschiedlich. Mein Distrikt Cieneguilla unterscheidet sich sehr von den anderen, da er so weit außerhalb liegt und man meinen könnte, man sei in einem Dorf und nicht in der 10 Millionenstadt Lima. Aber ehrlich gesagt gefällt es mir besser jeden Tag um 5 Uhr morgens von Papageien geweckt zu werden, als von hupenden Autos. Und ich kann auch ohne Probleme (im Hellen!) joggen gehen. Außerdem ist in Cieneguilla immer viel mehr Sonnenschein als im Zentrum von Lima, da hier auch nicht so viel Luftverschmutzung ist.
Das historische Zentrum von Lima mit der Plaza de Armas ist sehr schön, aber wenn man sich ein wenig von den touristischen Orten entfernt, ist das Zentrum dreckig und nicht sehr sicher. Als ich letztes Wochenende mit dem Bus ins Zentrum fahren wollte, bin ich vorzeitig ausgestiegen, um den Rest zu Fuß zu gehen, da ich den Verkehr so satt hatte. Dies war jedoch keine gute Idee, denn wenn man dort als blondes Mädchen alleine lang läuft fühlt man sich nicht sicher, denn man wird durchgehend angequatscht und gemustert.
Jedoch gibt es auch einige Stadtteile in denen man sich in später Abendstunde noch ohne Probleme aufhalten kann. Dazu gehören Miraflores, Barranco und San Isidro mit vielen Parkanlagen, Einkaufszentren und Touristen.
Im Vergleich findet man auf dem Weg von Lima Zentrum zu meinem Distrikt Cieneguilla ein Häusermeer von nicht fertig gebauten Häusern und staubigen Pisten.
Wenn ich am Wochenende in CIMA bin, gehe ich Samstagabends mit den Jungs zur Messe und anschließend spazieren wir noch ein bisschen durch den Tambo Viejo (das Zentrum von Cieneguilla). Sonntags klettern wir meist auf den Berg neben dem Heim. Das ist immer ein Abenteuer, da es keine Wege gibt und man einfach drauf los läuft. Da Lima eine der trockensten Städte der Welt ist und es nie regnet, werden diese Berge „cerros calatos“ also nackte Berge genannt, da man dort keinen einzigen Busch findet.
Soviel zu meinen Eindrücken der letzten Wochen, ich hoffe ich habe euch ein gutes Bild davon vermitteln können, wie es hier so abläuft.
Laura