Hosfa und Cosna – Meine erste Zeit in Mityana
Seit unserer Ankunft in Mityana sind nun schon fast 2 Monate vergangen. Wir wurden von unseren Mitarbeitern herzlich empfangen, was uns in den Start in Mityana deutlich erleichtert hat. Gemeinsam mit Anne bewohne ich ein süßes kleines Häuschen, das bestens ausgestattet ist. Auch Mityana an sich gefällt mir gut. Die Stadt ist zwar nicht sonderlich groß, aber hat durch die grüne Umgebung einfach ihren eigenen Flair.
Von Montag bis Mittwoch arbeite ich nun jede Woche bei Hosfa im Krankenhaus mit. Bis jetzt habe ich hauptsächlich im HIV/Aids -Bereich der Klinik mitgeholfen. Meine Hauptaufgabe besteht darin die Akten der verschiedenen Patienten im Computersystem zu registrieren und die zurückliegenden Besuche nachzutragen. Diese Arbeit ist manchmal ein wenig eintönig, aber es ist sehr wichtig, dass die Akten auf dem neusten Stand sind. Jedes Mal, wenn ein Patient kommt, muss sein Gewicht und der Armumfang überprüft werden. Für die Abnahme dieser Werte bin ich immer sehr gerne verantwortlich.
Zum Krankenhaus gehört auch ein Social-Service. Dort arbeite ich am liebsten mit. Fast jeden Tag darf ich mit dem Field-Officer Oswald ein paar Stunden in die Communities fahren. Wir besuchen viele verschiedene hilfsbedürftige Menschen. Dabei überprüfen wir, ob diese irgendeine Unterstützung benötigen. Der Job des Field-officers beinhaltet auch das Verteilen von Kleidung, Medikamenten und Lebensmitteln. Es ist richtig spannend die einzelnen Leute und ihre jeweiligen Lebensweisen kennenzulernen. Bei den Besuchen kann ich das machen, was ich sowieso am liebsten mache und unterhalte mich einfach ein bisschen mit den Menschen. Da viele Menschen in den Communities kein Englisch sprechen und mein Luganda auch sehr begrenzt ist, erschwert das die Kommunikation zwar häufiger, aber das stört die meisten überhaupt nicht. Allgemein freuen sich die Leute in den Communities immer sehr, wenn wir sie besuchen und wenn ich sie dann noch auch noch auf Luganda begrüße nur noch umso mehr:)
Manchmal bekommt man bei den Besuchen in den Communities auch sehr traurige Schicksale mit. Beim Besuch einer Familie erfuhren wir, dass eine Tochter im Sterben liegt. Oswald versuchte noch das Mädchen ins Krankenhaus zu bringen. Dafür blieb aber leider nicht genug Zeit. Sie starb schon ein paar Tage nach unserem Besuch. Gemeinsam mit Oswald wohnten Anne und ich auch der Beerdigung bei.
Die restlichen 2 Tage der Woche arbeite ich in der Grundschule Cosna mit. Dort unterrichte ich mit Anne in vier verschiedenen Klassen Deutsch. Bis jetzt stecken wir bei allen Klassen noch ziemlich in den Anfängen, aber manche Kinder sind wirklich sehr eifrig und können schon einige Vokabeln. Die Kinder freuen sich meistens sehr, wenn wir zum Unterrichten kommen. Das ,,Guten Tag Teacher Anne and Teacher Hannah“ und „Tschüss“ haben sie auf jeden Fall schon gut drauf:) Besonders begeistern konnten wir sie für den ,,Jahresuhrsong“ und für das Vokabelspiel Tafelfußball. Dabei haben wir die Klasse in 2 Teams eingeteilt und sie Vokabeln übersetzen lassen. Wenn ein Team eine bestimmten Anzahl an Vokabeln hintereinander schneller richtig übersetzt hatte, als das andere Team, konnten sie ein Tor erzielen. Die Stimmung konnte auf jeden Fall mit der beim richtigen Fußball mithalten.
Wenn wir nicht gerade Deutsch unterrichten, helfen wir der Sekretärin Caroline bei ihren Aufgaben oder in den Babyclasses mit. Dort korrigiere ich häufig und schreibe Aufgaben in die Hefte. Auch gehe ich mit rum und unterstütze die Kinder beim Malen der ersten Buchstaben oder bei anderen Dingen. Die Kinder sind häufig sehr aufgeregt, wenn ich, „ein Muzungu“, in die Klasse komme. Manchmal verursache ich wahrscheinlich mehr Arbeit, als ich abnehme. Denn wenn die Lehrerin kurz nicht hinschaut, haben sich schnell mal 10 Kinder um mich versammelt.
Ansonsten passieren hier während der Arbeit auch häufig viele unvorhersehbare Dinge. Gleich am Anfang meiner Zeit hier in Mityana wurden uns erst einmal ugandische Namen verpasst. In Uganda gehört jeder einem bestimmten Clan an. Es gibt den Affen-Clan, Löwen-Clan, Antilopen-Clan und noch viele mehr. Jeder trägt einen Namen aus seinem eigenen Clan. Wenn man, wie Anne und ich, keinem Clan angehört, kann einem eigentlich irgendein Name gegeben werden. Da ich jedoch ein Zwilling bin, stand mein Name schon von vornerein fest. Ich werde hier nun von einigen ,,Barbyrie“ genannt. Mein Zwillingsbruder würde,, Kato“ heißen und wenn ich eine Zwillingschwester hätte würde sie ,,Nakato“ genannt werden. Zwillinge sind in Uganda allgemein eine große Besonderheit. Auf jeder Hochzeit wünschen die Gäste dem Brautpaar Zwillinge. Auch ist jeder Vater von Zwillingen, gleichzeitig der Vater aller Zwillinge. Ich habe bereits 2 meiner neuen Väter kennengelernt und sie haben mir gleich angeboten sie ,,Daddy“ zu nennen.
Zu den vielen lustigen Gesprächen und Begebenheiten tragen häufig die Kollegen bei Hosfa und Cosna bei, die meine Zeit hier wirklich verschönern. In einigen haben Anne und ich auch schon Freunde gefunden. Mit den Kollegen unternehmen wir häufiger etwas an den Nachmittagen.
An den Wochenenden sind wir auch immer herzlich zu unseren Kollegen eingeladen. Dort bereiten wir häufig typisch ugandische Gerichte zu. Dies bietet dann auch eine kleine Abwechslung zu dem Essen, was es bei uns im Gästehaus normalerweise gibt. Da Anne und ich beide keine Sterneköche sind, können wir uns immer sehr schnell auf Nudeln mit Tomatensoße einigen. Seit kurzer Zeit fordern wir unsere Kochkünste auch manchmal heraus und haben schon mehrmals Reis mit Gemüse gezaubert. Wenn wir nicht gerade unsere Kochfähigkeiten trainieren, spielen wir viele Spiele, quatschen oder machen uns es auch mal mit einem Film im Gästehaus gemütlich. Seit ein paar Wochen gehe ich nun auch jeden Montag zum Aerobic. Meistens macht es wirklich Spaß und ich hoffe, dass ich dadurch auch noch ein paar nette Leute kennenlerne.
Besonders schön war auch, dass unsere Vorfreiwilligen Vreda und Lea zu Besuch waren. Mit ihnen haben wir viel unternommen und Mityana noch einmal deutlich besser kennengelernt. An einem Wochenende sind wir sogar mit Vreda zusammen nach Masaka gefahren. Dort haben Anne und ich bei unserem Mitschüler Diaz aus dem Sprachkurs übernachtet. Gemeinsam verbrachten wir ein tolles Wochenende. Diaz nahm uns mit zu einem Selbstverteidigungskurs. Neben guten Tipps zur Selbstverteidigung verließ ich den Kurs auch mit einem blauen Auge. Danach fuhren wir zusammen mit Vreda und ihrem Freund an den Lake Nabugano. Dieser See gehört zu einem von 2 Seen in Uganda, in denen Schwimmen offiziell erlaubt ist.
Da wir nur anderthalb Stunden von der Hauptstadt Kampala entfernt wohnen, haben wir dort auch schon unsere Wochenenden verbracht. Vor 2 Wochen waren wir mit unserem Arbeitskollegen Pius auf dem Oktoberfest. Außer dem Namen hatte es zwar fast nichts mit dem typischen deutschen Oktoberfest gemeinsam, es war aber trotzdem eine sehr lustige Angelegenheit. Am letzten Wochenende haben wir in der Grundschule an einer Abschlussfeier für die 7. Klassen teilgenommen. Die Schüler hatten dafür viele tolle Tanzeinlagen vorbereitet. Abends kehrten wir noch einmal zur Feier zurück. Manche Kinder hatten echt richtig was drauf und es hat viel Spaß gemacht mit ihnen zu tanzen.
Auch das restliche Wochenende war nicht minder aufregend. Unsere Arbeitskollegin Josephine nahm uns mit auf die Introduction ihrer Schwester. Eine Introduction ist eine Verlobungsfeier, bei der der zukünftige Ehemann der Familie der Frau vorgestellt wird. Es gab viel Essen, Tanzeinlagen und sehr sehr viele Geschenke von der Familie des Bräutigams an die Familie der Braut. Wie alle anderen Gäste auch trugen Anne und ich traditionelle Gomesis.
Meine erste Zeit in Mityana war auf jeden Fall auch sehr aufregend und erlebnisreich. Mir geht es hier immer noch sehr gut und ich bin schon sehr gespannt, was in den nächsten Monaten noch auf mich zu kommt.
Liebe Grüße aus Uganda
Eure Hannah