Weihnachtszeit – Ich bin bereit?

Seit meinem letzten Blogeintrag ist mal wieder viel Zeit vergangen und ehe ich mich groß darauf vorbereiten konnte steht Weihnachten schon vor der Tür. Wahrscheinlich ging das für alles so plötzlich weil ich mich durch die tropischen Temperaturen immer noch wie Sommer fühle. Trotzdem freue ich mich wie ein kleines Kind auf Weihnachten, vor Allem weil mich mein Vater am 26. Dezember besucht und wir ab da 10 Tage durch Uganda reisen..

Für die Schüler von Cosna (der Grundschule) heißt Weihnachtszeit gleichzeitig auch schulfreie Zeit, weil das Schuljahr hier in Uganda mit dem Jahr endet und sie ab Ende November bis Anfang Januar Ferien haben. Das hieß dann aber auch, dass die Klassen mit dem Ende des Schuljahres viele Tests schreiben mussten. Dabei konnte ich nicht widerstehen auch einen Test in Deutsch zu schreiben, den ich an meinem Computer so gut wie möglich zusammengestellt habe. Natürlich habe ich den Schülern davor klar gemacht, dass dieser Test nicht für ihre Gesamtnote relevant ist sondern nur ein Feedback für mich ist damit ich weiß wie gut ich unterrichte. Selbstverständlich wurde dieser Test dann auch mit deutschen Noten bewertet (in Uganda werden die Tests mit Prozenten bewertet, wobei 99 das Maximum ist). Am Ende war ich dann mit einem Schnitt von ca. 2,3 in jeder Klasse sehr zufrieden, vor Allem auch weil viele eine 1 schafften.Nachdem die Schüler dann alle Tests überstanden haben konnten sie sich auf ihre Party auf dem Geländer von Cosna freuen. Diese Party hatte alles, was eine gute Party braucht: 3 Hüpfburgen, Eis, einen Entertainer, eine Tanzgruppe und vieles mehr. Die gemütliche Weihnachtsfeier einer deutschen Schule kann da nur schwer mithalten.

Weiter ging es dann ein paar Tage später mit der Weihnachtsfeier für die Angestellten. Dort gab es eher weniger Hüpfburg und Eis sondern mehr Reden und Tanzen. Zu Beginn wurden vom Schulleiter ein paar Worte zur guten Performance von den Lehrern und allgemein allen Mitarbeitern von Cosna gesagt. Dann wurden Geschenke an jeden Mitarbeiter verteilt welches individuell ausgesucht wurde. Das war dann zum Beispiel etwas zum anziehen oder eine Tasse. Ich habe ein smartes afrikanisches T-Shirt bekommen, was mich sehr gefreut hat weil ich sowieso vorhatte mir etwas in die Richtung zu kaufen. Danach kam dann der größte Teil des Abends: Das Wichteln. Als ich das erste Mal gehört habe, dass gewichtelt wird habe ich mir nichts großes dabei gedacht. Ich dachte, dass das Ganze so wie in Deutschland ablaufen würde: Man kauft eine Kleinigkeit für ca. 5€, verpackt das dann ganz normal und legt das dann bei der Feier auf den Tisch, damit dann jeder das Geschenk nehmen kann auf dem sein Name steht. Falsch gedacht. Schon in der Besprechung über das Wichteln wurde mir klar, dass es nicht nur eine Kleinigkeit sein wird, denn dort wurde ganz deutlich gesagt, dass das Geschenk auf jeden Fall mehr als 30000 Schilling (ca. 7,50€) wert sein muss, da es sonst unfair gegenüber den Leuten wäre, die viel Geld für ihr Geschenk ausgeben. Zum Glück konnte mir die Sekretärin von Cosna Carol sagen, was sich die Person, die ich gezogen habe, wünscht, weil ich sonst keine Ahnung hätte was ich ihr hätte schenken sollen. Aber dazu später.Das Wichteln lief so ab, dass eine Person angefangen hat aufzustehen und dann in Begleitung der Tisch-Nachbarn angefangen hat durch den Raum zu tanzen, bis diese die andere Person erreicht hat, für die das Geschenk gedacht ist. Ein paar Extrarunden waren dabei auch nicht selten. Die Person die dann das Geschenk erhalten hat, musste die Kette fortführen und zur nächsten Person tanzen. Bei über 100 Mitarbeitern hat sich das alles schon eher in die Länge gezogen und nach einer Stunde wurde es durch die laute Musik und den ständigen Druck, dass man der nächste sein könnte immer anstrengender.

Doch nach fast 3 Stunden nahm es dann ein Ende und es ging weiter mit Essen von dem ich leider nicht viel mitbekommen habe, weil ich gleich nach dem Wichteln zur Geburtstagsfeier meiner Mentorin Penelope gefahren bin. Dort haben wir in einer kleinen Runde Kuchen gegessen, wovon einer von mir gebacken war, und geplaudert. Als ich am Abend wieder zur Party von Cosna zurückgefahren bin, wurde mir gesagt, dass meine Wichtel-Partnerin mich sucht, weil sie sich so sehr über das Geschenk gefreut hat und sich unbedingt bei mir bedanken möchte. Wie schon erwähnt wusste ich, was sie sich gewünscht hat und habe ihr deswegen ein Set von Kochtöpfen gekauft die hier in Uganda üblich sind. Eigentlich dachte ich, dass das keine große Sache ist, weil ich kann mir gut vorstellen wie meine Mutter reagieren würde wenn ich ihr einen Kochtopf zu Weihnachten schenken würde. Aber entgegen meiner Erwartung haben die Kochtöpfe meiner Wichtel-Partnerin so sehr gefallen, dass sie vor Freude geweint hat. Das hat mich natürlich sehr glücklich gemacht, dass ich jemandem ein tolles Geschenk gemacht habe. Den Rest des Abends habe ich dann trotz meiner Tanzphobie noch mit Tanzen verbracht, was mir sehr viel Spaß gemacht hat, weil man seine Kollegen wie zum Beispiel den Schulleiter nur selten auf der Tanzfläche tanzen sieht.Nach der Schülerparty und der Angestelltenparty hieß es dann auch für mich schulfrei und statt zu unterrichten habe ich Donnerstags und Freitags bei Hosfa (dem Krankenhaus) gearbeitet. Dennoch habe ich in der Stadt immer mal wieder Schüler gesehen, die mich mit „Teacher Max“ begrüßen.

Aufgrund dieses Wechsels habe ich langsam gemerkt, wie die Arbeit in der Versorgungsstelle für HIV-Patienten etwas monoton wurde, da ich die meiste Zeit vor dem Computer saß und die Informationen der Mappen von den HIV-Patienten im System registriert habe. Deswegen wechselte ich zum Social Service Department, wo Pius und Oswald sich um Patienten kümmern, die nicht genug Geld für die Schule oder für ihre Medizin haben. Gleich am ersten Tag konnte ich Oswald dabei begleiten, eine bedürftige Familie in Mityana zu besuchen und die benötigten Medikamente vorbei zu bringen. Für mich war das ein großes Abenteuer, weil ich noch nie so wirklich in den kleineren Dörfern in Mityana war sondern meistens nur in größeren Städten unterwegs war. Die Fahrt dorthin war sehr staubig weshalb mir Oswald eine Hose und eine dicke Jacke gegeben hat. Als wir dann bei der Familie angekommen sind konnte ich kaum glauben, dass wir uns noch in Mityana befinden, da ich weit und breit nur Natur sehen konnte und das Haus der Familie sehr traditionell gehalten war.

Vor Ort erklärte Oswald der Familie in Luganda wie sie die Medizin nehmen sollen, damit keine unerwünschten Nebenwirkungen entstehen. Am Ende wurde mir dann noch gezeigt, wie Grown Nuts (Erdnüsse) wachsen und ich habe sogar ein paar zum Mitnehmen bekommen.

Allgemein fand ich diesen kleinen Ausflug sehr spannend, weil ich zum einen sehen konnte, wie simpel manche Familien in Uganda leben aber auch, wie die Spenden vom Kindermissionswerk den Menschen hier helfen, denn die meisten Leistungen des Social Service Departments sind nur durch die Unterstützung des Kindermissionswerks möglich.

Außerdem erklärte mir Oswald, dass er und Pius kurz vor Weihnachten ca. 100 Familien besuchen und ihnen Verpflegung vorbeibringen, damit auch diese Familien ein Frohes Fest haben können.

Bis dahin wünsche ich euch ein schönes Fest und einen guten Rutsch in das neue Jahr.

Viele Grüße aus meinem gut gepflegten Gasthaus,

Max