South African Geographic

29. September – 2. Oktober 

Werke wie „Jenseits von Afrika“, „Tippi aus Afrika-Das Mädchen, das mit den Tieren spricht“, zahlreiche Tierdokumentationen und natürlich „Der König der Löwen“ weckten in mir schon als Kind die Sehnsucht nach der unfassbaren Schönheit der afrikanischen Natur. Die Vielfalt der Tiere, das Schauspiel einer unberührten Natur spielte sich in meinem jungen Kopf ab, während man sich in den grünen Büschen der Großstadt tummelte. Der Wunsch, in diesem Abenteuer von Schönheit, die man sehen muss, um ihren Zauber zu verstehen, zu verweilen und sie zu bewundern, machte sich schon früh in meinem jungen Kopf breit. Verstärkt wurde das Ganze noch durch den frühen Kinderwunsch, Elefantenforscher zu werden. Es gibt wohl keinen besseren Ort auf der Welt als den Krüger Nationalpark, um diesem Traum so nahe wie möglich zu kommen. Er ist wohl einer der berühmtesten Nationalparks der Welt. Mit einer Fläche von rund 20.000 Quadratkilometern bietet er einen einzigartigen Lebensraum für das Tierreich der Savanne.

Unser Roadtrip – Celine (Deutschland), Alex (UK) und ich – begann wie jeder gute Roadtrip mit reichlich Lunchpaketen, denn man weiß ja nie, wo man landet. Der Plan war, über den Mid-Termbreak, der ein verlängertes Wochenende von 4 Tagen war, in den Krüger Nationalpark zu fahren und die umliegenden Wasserfälle und Canyons zu besichtigen. Der erste und der letzte Tag waren für die Wasserfälle und Canyons eingeplant, die beiden anderen Tage sollten ganz dem Park gewidmet werden. Der erste Tag im Park war ein professioneller Game Drive bzw. eine Safari-Tour und am zweiten Tag wollten wir den Park auf eigene Faust erkunden. Am ersten Morgen hieß es um 5 Uhr aufstehen, denn um 6 Uhr wurden wir von unserem Ranger Patrick abgeholt und nach einer einstündigen Fahrt im Toyota, einem Safarifahrzeug, mit 80 km/h und dem Wind im Gesicht kamen wir durchgefroren am Open Gate, einem Kruger-Eingang mitten im Park, an. Alex und ich hatten unsere Jacken in Joburg gelassen und bei einer frischen Morgenbrise um die Ohren und 8 Grad Celsius konnte uns nur eine dicke Fleecedecke etwas Schutz und Wärme bieten. Die nächsten Stunden sollten mehr als nur König der Löwen werden…

Das Ziel jeder Safari ist es, die „BIG FIVE“ zu sehen, also den afrikanischen Steppenelefanten, den afrikanischen Büffel, das Spitzmaulnashorn, den Leoparden und natürlich den König, den Löwen. Alle diese Tiere sind übrigens auch auf der südafrikanischen Randbanderole abgebildet. Unser Ranger hat es geschafft, uns an die Stellen zu fahren, wo fast alle BIG FIVE zu sehen waren. Nur das Spitzmaulnashorn konnten wir an diesem Tag nicht entdecken. Dem afrikanischen Steppenelefanten möchte ich in meinem Blog einen extra Platz widmen, denn diese majestätischen Tiere sind einfach atemberaubend. Elefanten sind sehr soziale und emotionale Tiere.Bewundernswert ist, dass Elefanten nach dem Tod eines Herdentieres ein Zeichen der Trauer und des Respekts zeigen, indem sie bis zu einem Jahr später an den Ort des Kadavers zurückkehren und diesen mit ihrem Rüssel, der aus 40.000 Muskeln besteht, abtasten.Als eines der wenigen Tiere sind Elefanten in der Lage, sich selbst zu erkennen und haben ähnliche Gehirnstrukturen wie wir Menschen. Generell spielt der Elefant eine wichtige Rolle im Ökosystem der Savanne, da er durch das Fällen von Bäumen und das Ausreißen von Büschen dafür sorgt, dass das Grasland nachhaltig wachsen kann.

Nach diesem wunderschönen und erlebnisreichen Safari-Tag durfte unsere eigene kleine Safari nicht fehlen. Wir fuhren weiter Richtung Süden und starteten unsere Tour am Numbi Gate. Unser Ziel war es, aufgrund der aktuellen Trockenzeit zu den Dämmen zu fahren, da sich dort das Buschleben tummelt. Die Sonne brannte an diesem Tag förmlich auf den Boden, so dass viele Tiere zu den Dämmen strömten. Wir hatten Glück und der erste Damm bot uns seine eigene kleine Theatervorstellung. Ein Flusspferd und mehrere Alligatoren kühlten sich im Wasser ab und lauerten auf kleine Säugetiere wie Zebras, Antilopen und Kudus. Diese kamen nach einiger Zeit auch, aber leider gab es nichts, worauf sich die Jäger stürzen konnten. Wir drei hatten aber einen Riesenspaß dabei, wie in einem Tierfilm in unserem kleinen Auto über eine Stunde lang das ganze Szenario zu beobachten, voller Vorfreude auf ein mögliches Ereignis.

Einer der schönsten Momente dieser Reise war wohl die Begegnung mit einer großen Elefantenherde am Ende des Tages. Wir standen mit dem Auto auf einer Brücke kurz vor dem Krüger Gate und da standen nun ca. 30 Elefanten in einem Abstand von 5 Metern zusammen und genossen ihre Dschungelumgebung. Ich war in diesem Moment total unter positiver Spannung und fühlte mich den Dickhäutern sehr verbunden. So große Tiere, aber keineswegs grob und unsensibel, im Gegenteil, gewisse liebevolle Bewegungen konnten wir von unserem Standpunkt aus beobachten. Da wir nun ziemlich weit im südlichen Teil des Parks waren, hatten wir eine ziemlich lange Rückfahrt. Das war aber nicht schlimm, denn so konnten wir noch einen Blick auf die Landschaft bei Sonnenuntergang werfen. Die riesige Feuerscheibe wirkte gigantisch. Das Tal mit den Palmen, durch das wir fuhren, färbte sich orange und bekam einen Hauch von Eden.

Abends bei einer Pizza mit Avocado kam mir die Idee, unsere Tour zu den Wasserfällen und dem Blyde River Canyon in den frühen Morgenstunden bzw. in der Nacht zu starten, um den Sonnenaufgang vor Ort zu erleben. Nach einer Stunde Überredungskunst willigten Celine und Alex ein. Um 3 Uhr morgens weckte mich mein Handy und es ging los. Mitten in der Nacht mit Musik auf den Ohren fuhr ich nun 2.5 Stunden in Richtung Berge bis zum Canyon. Anfangs war es noch recht anstrengend, da wir noch im Busch waren und das eine oder andere Tier über die Straße lief… es hat jedoch alles geklappt. Gegen Ende der Fahrt, in den dunklen Berghängen und Serpentinen, die sich zum Sternenhimmel und den Berggipfeln hinaufschlängelten, machte es sehr viel Spaß, begleitet von klassicher Musik die Straße entlang zu fahren, da sich eine Ruhe in einem ausbreitete, die es uns dann ermöglichte, das Naturschauspiel in voller Harmonie zu genießen. Doch zunächst gab es Probleme…

Die Tür zum Glück, zum Sehen, zum Staunen, zum Hören dieses Ortes war verschlossen. Es waren noch 15 Minuten bis zum Start und ein einfaches Tor schien den letzten Weg zum Ziel zu versperren. Wir mussten schnell handeln, denn laut Google Maps hatten wir noch 4 km bergauf vor uns. Zudem waren wir uns nicht ganz sicher, ob wir wirklich an der magischen Stelle angekommen waren oder noch weiter laufen mussten. Eine weitere Hürde war, dass verschiedene Quellen unterschiedliche Zeiten für den Sonnenaufgang angaben. Wir planten mit 5:38 Uhr, aber jede Minute zählt, um die volle Pracht eines solchen Naturphänomens einzufangen. Wir wollen den Übergang von der Dunkelheit zum Licht, von der Nacht zum Tag genießen. Ich schlug vor, die Barrikade einfach beiseite zu schieben, denn das frühe Aufstehen sollte sich doch gelohnt haben, aber die beiden waren nicht so begeistert von der Idee. Also handelte ich schnell und beschloss die 4 km zu laufen. Ich schnappte mir meine Kamera, mein Handy und meine Kopfhörer und rannte die Straße hoch Richtung Ziel. Es war noch ziemlich dunkel und ich wusste nicht wie lang, wie steil und ob es überhaupt realistisch war, die 4 km direkt neben einem Canyon zu laufen. Aber die Zahl war für mich entscheidend, was sind schon 4 km. Ich wusste, dass ich es schaffen kann, egal wie die Bedingungen sind. Ich rannte und rannte und nach kurzer Zeit öffnete sich die Schlucht vor mir. Eine unvorstellbare Weite, Gesteinsschichten türmten sich zu einzigartigen Gewölben auf. Fasziniert von diesem Anblick merkte ich, dass dieser Punkt nicht das Ziel war, denn die Straße führte noch viel weiter nach oben. Von hier aus sollte der Weg erst richtig beginnen. Anmutig schlängelte sich die Straße direkt neben der Schlucht nach oben. Ein langer Anstieg lag vor mir. Also nahm ich meine Beine in die Hand, denn bei dem einen oder anderen Foto, das ich machte, sah ich, dass es noch 10 Minuten bis zur Stunde Null waren. Schließlich schaffte ich es doch noch rechtzeitig zum sagenumwobenen Spot. Da war man nun ganz allein in der Natur, am Hang des Canyons. Vögel zwitscherten, Insekten schwirrten umher, ein neuer Tag sollte hier oben und ringsum beginnen. Die unglaubliche Ruhe dieses Augenblicks wird mir wohl ebenso in Erinnerung bleiben wie der Moment, als die ersten roten Lichtstrahlen die Felsen des Canyons berührten und die ganze Bucht in ein einzigartiges rotes Leuchten tauchten. Diese Harmonie schwingt noch heute in meinem Kopf.

Der gesamte Kurztrip kam mir im Nachhinein wie eine magische Reise vor, weit weg von allem, was den Alltag ausmacht. Deshalb fiel es mir im Nachhinein auch so schwer, alle Eindrücke in Worte zu fassen. Abschließend muss jedoch erwähnt werden, dass die ganze Reise einfach so schön war, da es mir super viel Spaß gemacht hat, mit Alex und Céline für ein paar Tage einen der eindrucksvollsten Orte der Erde, den ich bisher gesehen habe, zu erkunden und zu genießen. Danke euch beiden!

See You: Georg