Angkor What?! – Was bisher geschah…

Suasdey, ihr da im fernen Westen!

Könnt ihr es glauben, dass schon ein Drittel meines Auslandsjahr es vorbei ist? Ich nämlich nicht. Faszinum Zeit… Aber gut, nachdem mein letzter Blog-Eintrag jetzt ja doch schon wieder ein bisschen her ist, gibt’s heute das von manchen lang ersehnte Update.

Während es in Bayern 2018 15 gesetzliche Feiertage gibt/ gab, hat Kambodscha für dieses Jahr 27 nationale Feiertage (und ist damit Nr.1 im Ranking der meisten Feiertage weltweit). Und von diesen 27 fallen 11 Tage in den Herbst. Genauer gesagt in diesem Jahr auf einen Zeitraum von gerade mal 10 Wochen. Und da die Mitarbeiter von Komar Rikreay an den Feiertagen auch wirklich frei haben (viele Kambodschaner arbeiten auch an den Feiertagen), konnte ich mir ein bisschen mehr vom Land anschauen. Zu meinem Glück waren die meisten Feiertage auch noch entweder Montag oder Freitag oder eh mehrtägig, weshalb sich sogar längere Busfahrten rentiert haben. Aber auch im Projekt war einiges los… Also los geht’s!

Wie in meinem letzten Eintrag angekündigt, ging es Anfang Oktober zusammen mit der Miriam nach Siem Reap. Denn unweit des Stadtzentrums warten die größten religiösen Gebäude der Welt, zahlreiche Tempel und eine riesige, vergangene Stadt – wohl die erste Metropole Südostasiens, lange vor Bangkok, Singapur und Hong Kong: Angkor, das ab dem 9. Jahrhundert die Hauptstadt des neuen Khmer-Reiches war. Die Stadt galt als die weltliche Verkörperung des Berges Meru (der hinduistischen Olymp) und damit als Wohnsitz der Götter. Die Könige, die als irdische Vertreter oder gar Inkarnation des Hindugottes Shiva gesehen wurden, haben seit jeher danach gestrebt, die Monumente ihrer Vorgänger in Umfang, Höhe und Symmetrie zu übertreffen. So kommt es, dass die Tempel immer größer und prächtiger wurden. Der Höhepunkt: Angkor Wat, eines der größten religiösen Bauwerke weltweit.
Auf einer Fläche von über 200 km wurden mittlerweile über 1000 Tempel und Heiligtümer entdeckt. Wir haben natürlich nicht alle angeschaut. Ich glaube das ist absolut unmöglich. Aber immerhin haben wir innerhalb von zwei Tagen (unter Einsatz unseres Lebens) 9 Tempel angeschaut. Wir sind sogar um 4 Uhr aufgestanden, um uns, zusammen mit tausend anderen Touris, den Sonnenaufgang über Angkor Wat anzuschauen. Müdigkeit ist der aber absolut wert. Allgemein muss ich sagen, es war schlicht einfach beeindruckend. Ich weiß nicht mit welchen Worten man diesen massiven Tempelkomplex überhaupt richtig beschreiben kann. Aber ich kann jeden wirklich nur aufs wärmste empfehlen, wenn ihr jemals in Südostasien im Urlaub seid und ein bisschen Zeit übrig habt, macht einen kleinen Umweg und schaut euch den Angkor Archeological Park an.

Wer mich kennt, weiß, dass ich unglaublich gerne Fotos mache. Dementsprechend habe ich auch in den 2 Tagen Massen an Fotos gemacht. Die Foto-Slider sind daher dieses Mal etwas länger, Sorry…. Also lehnt euch zurück, lasst die Bilder auf euch wirken und genießt den kleinen Einblick in die Welt von Angkor!

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Angkor Wat
Sonnenaufgang
Angkor Wat
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Den Rest meiner „Reisen“ in der Woche fasse ich jetzt mal ganz knapp zusammen, denn ich will ja keinen Reiseblog schreiben. Nach Siem Reap ging es per Nachtbus ans Meer, um genauer zu sein auf die Inseln Koh Rong Samloem. Kurz zum Nachtbus: die Fahrt war ein sehr interessantes Erlebnis. In diesen Busen gibt es nämlich keine Sitze sondern aus zwei „Stockwerken“ so eine Art Bett. Ein so ein Bett hat etwa eine Breite von 90 cm – 1m, für eine Person also eigentlich sehr angenehm. Die Betten sind aber für zwei Passagiere ausgelegt, daher musste ich mir meins mit einer jungen Kambodschanerin teilen (immerhin keine männliche Person, ich glaube, dann hätte ich mir das nochmal überlegt). Und eigentlich ist ein Nachtbus schon sau praktisch. Am Abend in Siem Reap eingestiegen und eingeschlafen und am nächsten Morgen in aller frühe in Sihanoukville (da steigt man dann auf eine Fähre um) am andern Ende des Landes aufgewacht. Wie gesagt, interessantes Erlebnis. Auf der Insel hatte ich dann die nächste witzige Begegnung. In dem Hostel habe ich zwei Mädchen aus meiner Heimatstadt Würzburg getroffen. So klein ist die Welt… Also hatte ich für den Rest der Woche super Gesellschaft. Wir haben einen Gruppen-Schnorchel- & Angeltrip gemacht. Feststellung: Angeln liegt mir nicht, aber die andern haben genug fürs Mittagessen gefangen. Der frische Fisch wurde dann gleich auf dem Boot noch gegrillt (whoooooop, offenes Feuer auf nem Holzboot).

Türkisblaues Wasser in der abgelegenen Bucht des Hostels

Als letztes ging es dann noch mit den zwei Würzburgerinnen nach Kampot. Nachdem ich die Innenstadt schonmal mit Miriam unsicher gemacht habe, habe ich dieses Mal eine kleine Tour durch den Bokor Nationalpark im Hochland der Elephant Mountains gemacht. Von dort hat man einen super Ausblick auf Kampot, die Salzfelder im Umland und die Landschaft dort oben ist wunderschön. Bekannt ist der Park aber auch für die Siedlung der französischen Kolonialisten von 1921. Leider wurden viele der Ruinen in den letzten Jahren entweder abgebaut oder komplett renoviert, da mittlerweile Chinesen das ganze Gebiet aufkaufen und eine Art Entertainmentpark errichten wollen (das Problem mit den Chinesen hat man leider an vielen Plätzen im ganzen Land). Jedoch steht unter anderem die alte katholische Kirche noch, eine Rarität in Kambodscha.

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Bevor es dann schließlich aber wirklich zurück nach Hause, nach Battambang, ging. Musste ich noch einen kleinen Zwischenstopp in Phnom Penh einlegen. Wer sich noch an meinen ersten Blog Artikel erinnert, weiß vielleicht noch, dass mein Visum nur bis November gültig war. Daher musste ich zum Außenministerium, um meinen Verlängerungsantrag einzureichen. Mit viel zu vielen Dokumenten, Formularen und 3 Wochen Wartezeit, hats dann glücklicherweise geklappt. Yeiiii! Bei dem Zwischenstopp habe ich mir dann auch noch gleich den Königspalast angeschaut, bin beim dritten Anlauf wirklich mal an einem Tag gekommen, an dem der geöffnet war.

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Zurück in Battambang stand das „French Cambodian Cultural Exchange and Development Project“ an. Ich wusste vorher eigentlich gar nicht so genau, was da passieren soll. Was ich wusste, war: eine Gruppe französischer Jugendlicher (ja, noch mehr Franzosen, vielleicht hätte ich doch französisch in der Schule lernen sollen) kommt hierher, um sich hier mit einer Gruppe kambodschanischer Jugendlicher zu treffen, gegenseitigen kulturellen Austausch zu betreiben und gemeinsam Aktivitäten zu planen und zu erleben. Mony, ein Social Worker in KMR, der das ganze organisiert hat, hatte mich gebeten bzw mir angeboten, dass ich als „kambodschanischer Jugendlicher“ teilnehme. Und letztendlich waren es 10 absolut großartige Tage, ich habe viele wunderbare Menschen kennengelernt. Was wir gemacht haben, seht ihr im Slider 😉

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Letzte Woche war dann schließlich „Bon Om Touk“ oder auch Water Festival genannt. Das ist nach „Khmer New Year“ der wichtigste Feiertag. Gefeiert wird das Naturschauspiel, bei dem der Fluss Tonlé Sap seine Fließrichtung ändert, und das Ende der Regenzeit. Drei Tage lang herrscht Ausnahmezustand in der Hauptstadt Phnom Penh und in Siem Reap. Es finden zahlreiche Bootsrennen mit bunt geschmückten Booten statt, es gibt riesige Konzerte, Feuerwerke und und und… Aus dem ganzen Land reisen die Menschen (angeblich bis zu 2,5 Millionen) nach Phnom Penh um dieses Ereignis zu erleben. So auch die kleine Sonja. Für ausländische Gäste gibt es sogar extra einen kostenlosen, bestuhlten Pavillion, direkt neben dem der offiziellen Gäste wie Offiziere und des Königs, mit perfekter Sicht auf den Fluss und die dortigen Geschehnisse. Man fühlt sich da dann zwar ein bisschen wie im Zoo, weil die Einheimischen einen von allen Seiten anstarren, aber immerhin ist man im Schatten. Allerdings habe ich mir nur ein paar der Bootsrennen am ersten Tag angeschaut. Denn in Battambang wurde auch das Waterfestival gefeiert, allerdings schon einen Monat früher (leider konnte mir niemand den Grund dafür erklären), und da hatte ich schon genug gefeiert, Bootsrennen angeschaut und das Festival genossen.

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Die restlichen freien Tage habe ich daher genutzt nach Kratie zu fahren. Die kleine, am Mekong gelegene Stadt ist der beliebteste Ort in Kambodscha zu Beobachten der sogenannten Irawadi-Delfine, eine der bedrohten Tierarten Asiens. Vom Aussehen unterscheiden sich die Flussdelfine von den uns eher bekannten „Großen Tümmlern“ durch die rundliche Kopfform, die eher einem Wal ähnelt, anstatt der delfintypischen Schnauze. Vor dem kambodschanischen Bürgerkrieg gab es noch über 1000 Irawadi-Delfine in Kambodscha. Zur Zeit der Roten Khmer wurden sie dann leider gejagt, und auch jetzt, trotz vieler Schutzmaßnahmen, sinkt die Population immer weiter. Derzeit leben im Mekong zwischen Kratie und der laotischen Grenze weniger als 85 Vertreter.
Okay, auf jeden Fall habe ich zusammen mit zwei Freunden eine kleine Bootstour gemacht, bei der wir die Tiere sichten konnten und das gar nicht so selten. Die Delfine müssen nämlich minütlich zum Atmen auftauchen. Ich habe sogar ein paar gar nicht so schlechte Fotos erwischt.

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Zurück zur Arbeit: Anfang November hat dann auch der Unterricht in den Public Schools und der Pre-School (für die kleinen) wieder angefangen, daher ist vormittags nur noch ein Kind auf dem Gelände. Aber der geht dafür am Nachmittag zur Schule. Und auch bei meinen Aufgaben hat sich einiges geändert. Ich habe jetzt nämlich, mit der Unterstützung meiner Mentorin, kleine eigene Projekte angefangen. Zum einen habe ich diese Woche mit Englisch-Unterricht angefangen. Die Kinder lernen noch kein Englisch in der (Vor-)Schule, daher halte ich die Einheiten sehr sehr einfach. In der ersten Stunde habe ich mit beiden Gruppen das ABC und Zahlen wiederholt, das können sie nämlich zumindest schon ein bisschen. Mein Ziel ist es dabei nicht, das die Kinder am Ende wirklich Englisch sprechen können. Vielmehr geht es darum, auf spielerische Weise die Kinder an den Klang und die Aussprache von Lauten, die es in Khmer nicht gibt, zu gewöhnen. Die Kids haben nämlich genau das umgekehrte Problem von meinem Khmer-Problem: Ich finde das alle Klänge in Khmer zu ähnlich klingen und bei mir alles gleich klingt, weil ich die winzigen Sound-Unterschiede nicht richtig aussprechen kann. Für die Kinder ist die Aussprache einzelner Buchstaben eine große Herausforderung, wie z.B. „F“. Einen ähnlichen Sound hat Khmer nämlich gar nicht. Man sieht, alles nicht so einfach. Aber ich habe ja noch 8 Monate Zeit das weiter mit ihnen zu üben. Der Plan ist es im Laufe des Jahres dann auch noch Themen wie Farben, Tiere, Familie zu behandeln. Die Bildchen dafür sind sogar schon vorbereitet… Falls irgendwer irgendwelche Anregungen, Ideen zur Gestaltung/ Spielen/ Lernsongs hat, ich bin froh über alles, was ich als Input kriegen kann.

Mein zweites Projekt ist ein „Art Afternoon“. Geplant ist, einmal pro Woche einen Nachmittag zu veranstalten, bei dem die Kinder sich kreativ betätigen können. Basteln, Malen, Weben und vieles mehr (also voll mein Ding eigentlich). Allerdings befindet sich das Projekt noch in der Planungsphase, weil es da noch einige Faktoren gibt, die erst noch geklärt werden müssen. Aber ich hoffe, dass ich das bald anfangen kann… Ach und außerdem bin ich jetzt offiziell das „Insta-Girl“ von Komar Rikreay. Nachdem die Communication-Beauftragte leider vor zwei Wochen ihren letzten Arbeitstag hier hatte, wurde die ehrenvolle Aufgabe der Instagram-Betreuung jetzt an mich weitergegeben. Ich glaube ich bin hier im Büro aber auch einfach die einzige die Instagram wirklich nutzt und weiß, wie es funktioniert…

Wie man hoffentlich merkt, mir geht’s supi 🙂 Und ich bin laut meinem Khmer-Lehrer schon zur Kambodschanerin geworden. Nicht wegen meiner Sprachskills, die im übrigen echt langsam ganz gut werden. Sondern vielmehr, weil ich letzte Woche, als es wegen irgendwelcher Winde aus dem Vietnam nur 23 Grad statt der sonst über 30 Grad hatte, ziemlich gefroren habe. Ich bin allen ernstes mit Kapuzenpulli und meiner wärmsten langen Hose rumgelaufen… Mein Leben in Battambang ist also eigentlich in jeglicher Hinsicht schon richtig zum Alltag geworden.

Wahrscheinlich habe ich jetzt irgendwas vergessen zu berichten, aber egal… Ich glaube der Artikel ist lang genug und vor allem hat er seeeeeeehr viele Fotos!

Alles Roger in Kambodscha!

Sonja