mein/kein Alltag
So, jetzt arbeite ich schon länger hier im Projekt und so langsam hat sich alles eingespielt, deshalb möchte ich euch jetzt mal erzählen, was ich genau mache:
Das Projekt besteht aus sehr vielen verschiedenen Bereichen, deren Hauptziel es ist Kindern aus ärmeren Familien eine gute Schulbildung und damit eine Zukunftsperspektive zu ermöglichen.
Zunächst einmal gibt es das sogenannte „Feeding“, in das Kinder, die noch nicht zur Schule gehen, vormittags mit ihren Eltern kommen können und dort essen bekommen. Davor wird auch noch getanzt, gesungen und gespielt, um es den Kindern zu ermöglichen Kind zu sein, aber auch damit die Eltern Zeit mit ihren Kindern verbringen und ihre Beziehung dadurch gestärkt wird. Das Feeding finanziert sich hauptsächlich daraus, dass sie Mittagessen für die Don-Bosco-Schule kochen und Catering für Veranstaltungen auf dem Gelände der Gemeinde anbieten. Ich arbeite dort montags und donnerstags und helfe zuerst in der Küche und fahre dann mit die Kinder mit einem Jeep abholen. Ich singe und tanze mit ihnen, dann wird zusammen gespielt und später helfe ich ihnen beim Basteln oder Schreiben üben.
Dann gibt es noch die Playgroup, die Kinder dort sind 4 Jahre alt. Hier werden schon die Zahlen, schreiben und Englisch gelernt, aber auch gespielt und die motorischen Fähigkeiten gestärkt. Die Playgroup findet immer von 9 Uhr bis 11 Uhr statt und ich gehe dort dienstags und freitags hin. Ich helfe den Kindern vor allem während der Arbeitsphasen.
Nachmittags besteht meine Hauptaufgabe im Moment noch darin Cebuano zu lernen, aber die „Scholars“, also die Kinder, die zur Schule gehen, können nachmittags ins Projekt kommen und ihre Hausaufgaben machen und dabei von uns unterstützt werden. Oder ich erledige Büroaufgaben, wie zum Beispiel Briefe der Kinder an ihre Sponsoren in Deutschland übersetzen oder die Daten der Scholars aktualisieren.
Samstags können die Kinder auch ins Projekt kommen und hier spielen. Außerdem gibt es manchmal „formation“, bei denen zum Beispiel verschiedene Werte vermittelt werden. Viel wird hier auch von älteren Scholars organisiert und durchgeführt.
Außerdem geben Clara und ich Scholars im Grundschulalter jetzt samstags Musikunterricht, in dem wir den Kindern ein bisschen Blockflöte und Melodion spielen beibringen. Ich habe die Kinder mit dem Melodion übernommen. Auch wenn die Verständigung noch ein bisschen schwierig ist (die Kinder sprechen nur ein bisschen Englisch), macht es sehr viel Spaß. Vielleicht können wir ja zu Weihnachten schon ein kleines Vorspiel veranstalten.
Von ehrenamtlichen Jugendlichen wird hier auch noch montags und freitags ein „Feeding“ für Obdachlose durchgeführt. Dabei fahren wir in verschiedene Bereiche der Stadt und verteilen Reis und Lugaw (eine Art Porridge aus Reis).
Außerdem sind wir mittwochs im „Mutter-Theresa-Haus für unterernährte und kranke Kinder“. Das Haus liegt in einem der ärmeren Viertel hier und dort leben Kinder zwischen 1 und 7 Jahren, die von Sozialarbeitern oder der Familie selbst dort hingebracht wurden, weil sie unterernährt sind. Sie leben dort für einen begrenzten Zeitraum und werden in dieser Zeit vor allem mit ausreichend Essen und Medikamenten versorgt und ihnen steht Spielzeug zur Verfügung. Unsere Aufgabe besteht vor allem darin mit den Kindern zu spielen und ihnen Aufmerksamkeit zu schenken. Mittags helfen wir beim Waschen mit, was (wie meistens hier) mit der Hand erledigt wird. Das ist schon deutlich mehr Aufwand als es einfach mit der Waschmaschine zu tun und mir tun danach meistens die Hände ein bisschen weh.
Letzten Freitag (27.09.) war hier dann noch ein besonderes Event: Im Jahr 2021 feiern die Philippinen 500 Jahre Christentum auf den Philippinen. In Vorbereitung darauf reist die Santo Niño Statue, die damals an eine philippinische Königin übergeben wurde, von einer Kirche zur nächsten. Am Freitag ist sie für einen Tag in „Our Lady of Lourdes“ gekommen. Dafür haben wir mit der Tanzgruppe der Scholars einen Tanz vorbereitet, der normalerweise auf dem Sinulog-Festival getanzt wird. Das Sinulog-Festival findet jährlich im Januar zur Verehrung von Santo Niño statt. Wir haben traditionelle philippinische Kleider getragen und sind dann vor Santo Niño her die Straße bis zur Kirche getanzt. Da die Kleider lang waren und wir in der Sonne getanzt haben, war es leider sehr warm, aber es hat sehr viel Spaß gemacht. Der Gottesdienst war auch ein bisschen anders, als ich es aus Deutschland gewöhnt bin: die Gemeinde hat auf Aufforderung laut und enthusiastisch „Viva Señor Santo Niño“ gerufen und zum Refrain des Liedes über Santo Niño wurde mit den Armen gewunken. Am Ende haben wir noch einmal unseren Tanz aufgeführt.