Jugend-Konferenz in der Hauptstadt

Wie schon im letzten Blogeintrag erwähnt hatte ich die Chance eine Woche in der Hauptstadt von Kambodscha zu verbringen, was ich einer sehr spontanen Einladung eines Partners meines Projekts zu einer Jugend-Konferenz zu verdanken habe, die am 22.09. in Phnom Penh stattfand. Der Veranstaltungsort war der 17. Stock einer Sprachschule mit fantastischem Ausblick und das Thema war die Umsetzung der „SDGs“ in Kambodscha und die Beteiligung von Jugendlichen dabei. „SDGs“ steht für „Sustainable Development Goals“. Das sind 17 Ziele, die die Vereinten Nationen 2016 beschlossen haben und bis 2030 erreicht werden sollen, um eine nachhaltige Entwicklung auf ökonomischer, sozialer und ökologischer Ebene zu erzielen. Kambodscha hat auf Grund seiner besonderen Geschichte und die andauernde Gefahr durch verminte Gebiete in vielen Landesteilen das 18. Ziel „Minenfreies Kambodscha“ für sich hinzugefügt und alle 18 als offizielle Ziele anerkannt. Im Zuge dessen wurde in Kooperation mit der UN ein Jugend-Botschafter Team für SDGs in Kambodscha ins Leben gerufen, das aus 20 Jugendlichen besteht und unteranderem zu dieser Konferenz eingeladen hat. Gekommen waren über 150 Jugendliche mit sehr verschiedenen Hintergründen. Die meisten waren entweder Studenten oder Schüler, doch ich war nicht der einzige Freiwillige und auch nicht der einzige Nicht-Kambodschaner. Da mein Khmer noch nicht für große Konversationen und erst recht nicht für Diskussionen über Nachhaltigkeit reicht, wurden alle Reden sowie die Podiumsdiskussion in Echtzeit auf Englisch übersetzt und uns per Kopfhörer zur Verfügung gestellt. Zur Podiumsdiskussion waren Lehrer, Anwälte, Mitarbeiter von Nicht-Regierungs-Organisationen, eine UN Abgesandte und weitere Experten eingeladen wobei diese, wie das gesamte Programm, von den Jugend-Botschaftern moderiert wurde. Richtig spannend wurde es dann, als wir uns in sechs kleinere Gruppen aufgeteilt haben und in dieser über ein Ziel explizit diskutiert haben. Dabei war ich der Gruppe „Wirtschaftliches Wachstum und menschenwürdige Arbeit“ zugeordnet, was vor allem hier ein spannendes Thema ist. Wirtschaftliches Wachstum erreicht Kambodscha mit 7% Wachstumsrate im Jahr ziemlich gut. Bei würdigen Arbeitsbedingungen sieht das aber ganz anders aus. Die Quellen variieren etwas, doch sicher ist, dass im informellen Sektor in Kambodscha über 80% der Arbeiter tätig sind. Ein riesiger Anteil, wenn man bedenkt, dass diese keinen Zugang zum Sozialsystem, zur Krankenversicherung oder zu Mindestlöhnen haben. Doch nicht nur informell wird gearbeitet, sondern auch Zwangsarbeit und Kinderarbeit sind noch große Probleme, mit denen das Land zu kämpfen hat.

Voll besetzter Konferenzraum

Im generellen wurde auf der Konferenz darauf geschaut, welche Rolle Jugendliche in der Umsetzung dieser Ziele haben, wo sie sich einbringen können und wo sie essenziell gebraucht werden, um überhaupt die SDGs zu erreichen. Ich hatte dabei den Eindruck, dass hier noch ein Konflikt zwischen dem Bewusstsein, dass Jugendliche mit ehrenamtlichem Engagement gebraucht werden, und dem gesellschaftlichen Verständnis, dass Jugendliche erstmal ihre Schulbildung abschließen und sich voll darauf konzentrieren sollen.

Für mich, der erst seit knapp zwei Monaten in Kambodscha lebt, war die Konferenz sehr bereichernd, denn im Umgang mit Kambodschanern habe ich meist sehr höfliche, aber doch eher verschlossene Menschen erlebt. So waren mir viele Probleme, die auf der Konferenz angesprochen wurden, gar nicht bewusst und das hat mir mal ein anderes Bild der Bevölkerung vermittelt.

Ausblick über Phnom Penh

Anschließend an die Diskussionen wurden die Ergebnisse für alle präsentiert und daraus ein gemeinsames Statement zur Veröffentlichung formuliert. Das erschien mir erstmal fremd, da dort keine konkreten Forderungen, sondern nur grobe Diskussionsergebnisse, generell der Inhalt und die Zusammensetzung der Konferenz festgehalten wurden, aber um auf das Thema aufmerksam zu machen und Grundlagen für weitere Arbeit zu legen ist das ein super Schritt.

Abschluss mit Statement und Fotos

Und so endete dann auch nach über acht Stunden Programm die Jugend-Konferenz in Phnom Penh, doch weitere sind schon in der Vorbereitung und wenn ich noch einmal die Chance bekomme an einer teilzunehmen, würde ich diese sofort ergreifen.

Euer Moritz