Leben, Land und Leute – meine ersten Wochen auf den Philippinen

Jetzt bin ich schon über zwei Wochen auf den Philippinen, habe schon unfassbar viel erlebt und noch gar nicht richtig gearbeitet. Da hier so viel passiert ist kommt mein Blogeintrag auch jetzt erst, aber naja das nennt man hier Philippintime 🙂 Aber fang ich mal am Anfang an…

Nach langem warten, stressigem packen (30kg sind dann doch schnell gepackt) und vielen letzten Besuchen bei Freunden war es dann soweit. Ich stand am Flughafen und wollte nun meine Reise antreten. Als es dann so endgültig war, viel mir der Abschied von meinen Lieben doch sehr schwer. Doch nach den letzten festen Umarmungen ging es dann durch die Sicherheitskontrolle. Dort wurden Sarah (meine Mitfreiwillige) und ich erstmal gefragt ob wir denn auch schon über 12 wären (Hallo?! Wir wollen 1 Jahr auf die Philippinen!). Doch als dann alle ersten Hindernisse überwunden waren und ich im Flugzeug saß, konnte ich mich langsam auf mein Ziel einstellen: Cebu City!
Am Flughafen wurden wir von unserer Mentorin Taichi, Father Arvin und Marga (eine weitere Mitarbeiterin) abgeholt. Sie haben uns herzlich empfangen und wir sind zusammen Burger essen gefahren. Schon dort hatten wir echt lustige Gespräche mit den Dreien. Nachdem unsere Bäuche nun gut gefüllt waren, wurden wir zur Gemeinde gebracht. Dort haben Sarah und ich die nächsten 6 Tage in einem Gästezimmer gewohnt. In den folgenden Tagen haben wir verschieden Aktionen mit Taichi, Father Arvin und Marga unternommen. Wir hatten Vorträge um uns mit dem Leben, dem Land und den Leuten vertraut zu machen. Haben gaaanz viel landestypisches Essen probiert und auch einmal ganz den Touristen gespielt und verschiedene Attraktionen in Cebu City besichtigt. Außerdem haben wir uns mit dem Leben von Don Bosco beschäftigt, der hier in der Gemeinde eine zentrale Rolle hat. Alleine hier im Umfeld gibt es 7 Don Bosco Projekte, die wir alle besichtigt haben. Überall wurden wir immer super herzlich begrüßt und rumgeführt. Dabei konnten wir schon mal einen Eindruck von der vielfältigen Arbeit bekommen und sehen wie viele Möglichkeiten wir haben uns hier in verschiedenen Bereichen einzubringen.

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Dann ging es am 12.08.19 zu einer Gastfamilie, die den Standard der meisten Filipinos hier hat. So sollten Sarah und ich einen Eindruck vom normalen Leben auf den Philippinen bekommen. Also haben wir unsere Rucksäcke mit Klamotten für die nächsten drei Tage gepackt und los gings. Zuerst haben Taichi, Father Arvin und ich, Sarah bei ihrer Gastfamilie hier in Cebu City abgesetzt. Dann ging es weiter in ein anderes Stadtgebiet. Father Arvin hat Taichi und mich an der Straße rausgelassen, wo meine Gastmutter und ihr zwei Jahre alter Sohn schon auf uns gewartet haben. Gemeinsam sind wir dann durch viele kleine Gassen immer tiefer in das Gewirr von kleinen Häusern gegangen und ich habe auch wirklich drei Tage gebraucht um mir den Weg zur Straße einzuprägen. Am Ende sind wir dann vor einem kleinen Holztor angekommen, hinter dem 4 kleine Häuser lagen. Das letzte war das meiner Gastfamilie. Es bestand aus einem Zimmer, das Küche, Wohnzimmer und Esszimmer in einem war und einem zweiten Zimmer, das das Schlafzimmer war. Hinter dem Haus lag dann das Badezimmer. Allerdings haben die Menschen hier nur morgens eine Stunde fließendes Wasser. Dann wird es wieder abgestellt, damit andere Stadtteile auch Wasser bekommen. Somit musste man bei der Toilette immer mit nebenstehendem Wasser nachspülen und die Dusche bestand aus einem Fass mit Wasser und einer Art Schüppe, mit der man das Wasser dann über sich geschüttet hat. Allerdings hört sich das deutlich komplizierter an als es ist. Mein Gastvater ist zurzeit aufgrund seiner Arbeit in Manila, weshalb ich ihn gar nicht kennen lernen konnte. Dafür wohnt zeitweise der Onkel mit seiner Frau und seinen beiden Kindern auch mit im Haus. Mit mir waren wir also nun zu siebt. Und alle waren einfach unglaublich freundlich und ich habe mich sofort in der Familie aufgenommen gefühlt. Ich durfte sogar auf dem einzigen Bett das es gab schlafen, während die anderen alle auf Matratzen und Sofas geschlafen haben. Ich habe mir einen Raum mit meiner Gastmutter, ihrem Sohn und der Nichte geteilt. Und ich habe in den Nächten dort so gut geschlafen wie noch kein Mal davor seit ich hier bin. Nachts waren wir also zu siebt im Haus, aber tagsüber waren es deutlich mehr. Den ganzen Tag über war immer ein reges treiben zwischen den 4 Häusern. Die Kinder sind von einem zum anderen gerannt, haben mal hier und mal dort gespielt und auch die Erwachsenen haben sich immer mal wo anderes zum quatschen versammelt. Die Kinder haben mich alle direkt Ate Clara genannt. Ate bedeutet so viel wie große Schwester. Während diesen drei Tagen habe ich Karaoke gesungen(das war echt sehr lustig) , gelernt wie man seine Kleidung hier wäscht ( die Frauen hier haben dabei echt ein schnelles Tempo drauf, während ich an meinem ersten T-Shirt am schrubben war, hatte meine Gastmutter schon drei fertig ), bin auf einem großen Markt gewesen ( den alle Dirty Market nennen…. Jetzt weiß ich auch warum), habe im Stadtparkt Badminton gespielt, viele neue Wörter auf Cebuano gelernt und vor allem unglaublich viel Spaß gehabt. Die drei Tage sind einfach wie im Flug vergangen und plötzlich hieß es schon wieder Abschied nehmen. Aus nur drei Tagen dort konnte ich unfassbar viel mitnehmen und es hat einem echt die Augen geöffnet. Zum einen hat es einen viele Dinge die man als selbstverständlich erachtet (wie z.B. fließendes Wasser) neu schätzen lernen lassen und zum anderen eben auch gezeigt, dass es nicht die materiellen Dinge sind, die einen glücklich machen und die man braucht um Freude und Spaß verbreiten zu können.

Familie, Verwandte und Nachbarn in Talisay

Zurück in der Gemeinde, haben Sarah und ich mit Taichi und Marga unsere Erfahrungen besprochen und diskutiert. Dann gab es noch ein paar letzte Ratschläge und auf ging es nun zu der Gastfamilie, in der ich nun für das ganze Jahr sein werde. Auch hier wurde ich direkt mit einem Snack begrüßt. Dann wurde mir mein Zimmer gezeigt. Ich habe ein eigenes Zimmer mit sogar einem eigenen kleinen Bad dran. Schnell habe ich das Meiste noch ausgepackt, bevor ich dann mit meinen Gasteltern zum Gottesdienst gefahren bin. Es war Sarahs und mein erster Gottesdienst hier und am Ende der Messe wurden wir kurz der Gemeinde vorgestellt. Es gibt hier jeden Tag mehrere Messen und Sonntags von morgens bis abends jede Stunde eine. Und selbst wenn die Kirche bei einem Gottesdienst unter der Woche leer aussieht, sind es meistens immer noch um die 100 Leute, die da sind. Sonntags stehen die Menschen sogar draußen, weil es so voll ist. Nach dem Gottesdienst (der übrigens in Cebuano gehalten wurde; es gibt aber auch welche in Englisch), sind wir rüber ins Youth Center gegangen. Dort hatten die Kinder und Jugendliche ein Willkommens-Programm für uns vorbereitet. Zuerst gab es ein paar Spiele, dann hat das Orchester gespielt und anschließend wurde für uns getanzt. Das war wirklich sehr beeindruckend! Anschließend gab es dann auch noch allerlei zu essen. Zurück in meinem Zimmer bin ich dann nur noch ins Bett gefallen.

Willkommensfeier im Youth Center

Am nächsten Morgen haben wir dann mit Regina ( sie ist die Leiterin des Projekts und wird von allen hier nur Ma’am Regie genannt) die nächste Woche besprochen. Wir gucken diese Woche jetzt nochmal jeden Tag in einen anderen Bereich rein, bevor wir uns dann aussuchen dürfen wo wir dann arbeiten wollen. Es macht echt Spaß, sich hier nun alles angucken zu können, die ganzen Kinder, Jugendliche und Mitarbeiter kennen lernen zu dürfen und langsam auch zu einer Hilfe zu werden anstatt nur einer Belastung zu sein. Ich habe auch schon drei Mal das Training der Tanzgruppe hier mitgemacht und auch wenn sie alle viel zu gut für mich sind und ich im Moment in Hintergrund einfach nur ein bisschen rum hüpfe, ist es einfach super lustig. Außerdem haben Sarah und ich jetzt unsere erste Unterrichtsstunde in Cebuano gehabt. Ich hoffe, dass ich die Sprache echt schnell lerne und mich dann auch mit den jüngeren Kindern unterhalten kann.

Um morgens immer zur Gemeinde und zum Youth Center zu kommen, fahre ich immer mit einem Tricycle. Das ist ein Motorrad an dem ein kleiner Wagen dran ist. Ich dachte am Anfang, dass höchstens 4 Leute mit einem Tricycle fahren können. Ich wurde aber eines besseren belehrt und weiß nun, dass mal min. für 6-7 Leute Platz ist. Generell war es eine lustige Erfahrung als ich mich an der Tricycle Station durchgefragt habe. Jetzt wissen die meisten Fahrer hier schon, wo das kleine, deutsche, verpeilte Mädchen hin muss und ich brauche gar nicht mehr viel sagen.

Wie ihr seht, ist hier also immer viel los, weshalb ich auch jetzt erst meinen ersten Eintrag geschrieben habe. Alles in allem geht es mit hier auf jeden Fall sehr gut und ich komme auch langsam hier richtig an. Ich freue mich jetzt einfach darauf, fest in den jeweiligen Bereichen mitzuarbeiten.
Wenn es dann soweit ist und ich auch weiß, was ich genau mache, melde ich mich wieder.
Bis dahin viele Grüße von den Philippinen
Eure Clara