Land, Leute und Luganda- 4 Wochen in Uganda

Auch innerhalb meiner nächsten 3 Wochen in Uganda habe ich viel erlebt. Jeden Tag unter der Woche besuche ich den Luganda-Sprachkurs. Meistens nimmt meine Gastmutter Helen mich am Morgen mit in die Stadt. Dann muss ich noch ein gutes Stück zu Fuß zurücklegen, weshalb ich an meinen lauffaulen Tagen, oder wenn ich zu spät dran bin, ein Boda-Boda nehme. An manchen Tagen streikt allerdings Helens Auto und so laufe ich zur nächsten Tankstelle und warte auf ein geeignetes Bustaxi. Der Tankwart kennt mich schon und hilft mir dabei in das richtige Taxi einzusteigen.

In der Sprachschule angekommen starten wir gemütlich in den Tag. Jackson, unser Lehrer, begrüßt uns und unterzieht jedem von uns einer kleinen Befragung, damit wir das bereits gelernte nicht allzu schnell wieder vergessen. Dabei vergeht gut und gerne mal eine Stunde, bevor wir mit dem neuen Stoff anfangen. Für mich sind, wie in Deutschland auch, die Pausen das beste an der Schule. Wir haben zweimal jeweils eine Stunde Pause. In dieser Zeit spielen ich und meine Mitschüler aus dem Sprachkurs viele Spiele. Um den kleinen Hunger zu stillen, zieht meistens jemand los und holt für die ganze Gruppe Chiapatti oder Rolex. Bei Rolex handelt es sich nicht um eine Uhr, sondern um einen köstlichen Ei- Tomaten- Wrap. Diesen erhält man schon für umgerechnet 0,25€. Nach der Teepause folgt eine 2- stündige Lernsession, die zwischendurch manchmal für ein Warm-up unterbrochen wird. Nach der Mittagspause folgt meistens noch ein Spiel oder die Zeit wird für das Selbststudium genutzt.

Fertig von meiner ersten Woche in der Sprachschule, freute ich mich schon sehr auf das Wochenende. Am Samstag besuchte ich mit Anne einen Bahai-Tempel.

Anne und ich beim Bahai-Tempel

Von dort holte uns dann Brenda ab. Meine ehemalige Deutschlehrerin Frau Rost war so nett mir diesen Kontakt zu vermitteln. Brenda lebte während ihres Studiums in Deutschland einige Monate bei dem Bruder von Frau Rost und dessen Frau. Auf dem Weg zu Brendas Wohnung, den Anne und ich mit Brendas drei Kindern auf dem Rücksitz verbrachten, zwischenzeitlich auch mit einer Waschmaschine, erlebten wir viel. Wir statteten Brendas Schwager einen Besuch ab, bekamen eine Führung durch das zukünftige Haus von Brendas Familie und kauften ein. Für den Abend hatte Brenda noch Freunde von sich eingeladen, die gerade dabei sind ein wenig Deutsch zu lernen. Während Brenda kochte, hatten wir viel Spaß dabei den beiden einige Brocken Deutsch beizubringen.  Es ist sehr lustig, wie häufig ich hier schon unerwartet richtig nette Leute kennengelernt habe. Ansonsten unterhielten wir uns noch nett mit Brenda und hatten einen sehr schönen Abend.

Die zweite Woche meines Sprachkurses verlief ähnlich wie die erste. Um uns bei Laune zu halten, bereitet unser Lehrer jeden Tag eine kleine Besonderheit vor. Wir spielten bereits mehrere Vokabelspiele und mussten unser Luganda auch schon in der Praxis anwenden. An einem Tag interviewten wir Passanten auf der Straße. Viele sind sehr überrascht, aber auch erfreut, wenn ein ,,Muzungu“ (ein Weißer) versucht Luganda zu sprechen. Bisher konnte ich mit meinen Luganda-Kenntnissen schon viele Menschen erheitern.

Durch den Sprachkurs und durch unsere gemeinsamen nachmittäglichen Unternehmungen verging die Zeit wie im Flug und es stand schon wieder ein Wochenende vor der Tür. Mein drittes Wochenende in Uganda war richtig erlebnisreich. Am Freitag besuchte ich gemeinsam mit meinem Gastbruder einen Poetry-Slam. Gemütlich im Kreis hockend und bei Kerzenlicht lauschten wir den einzelnen Poeten. Manche sangen auch etwas. Den Sinn vieler Gedichte konnte ich leider nicht erschließen, da vieles auf Luganda war.  Dennoch hatte ich viel Spaß und erfreute mich an jedem Wort, das ich verstand.

Am Samstag ging das straffe Programm weiter. Ich hatte die Möglichkeit meine Gastfamilie zu einer Hochzeit zu begleiten. Da wir erst 15 Minuten vor dem Ende des Gottesdienstes eintrafen, verpassten wir leider die Trau-Zeremonie. Das Ende des Gottesdienstes war aber auch noch sehr sehenswert. Beschwingt durch die peppige Musik in der Kirche, ging es weiter ins Kaufhaus, denn ein Geschenk fürs Brautpaar fehlte noch. Danach eilten wir zur Party-Location. Dort blieb noch genug Zeit zum Bestaunen der extravaganten Dekoration und des Blumenschmuckes, denn das Brautpaar traf mit einer Stunde Verspätung ein.

Die Party-Location

Unterstützt durch ihre jeweils 5 Trauzeugen tanzte das Brautpaar auf seinen Platz und eröffnete sogleich das Büffet. Die Auswahl an ugandischen Speisen war groß und ich probierte eigentlich von allem.  Matoke (Kochbanane), das Leibgericht Vieler, ließ ich allerdings aus, denn davon esse ich bereist jeden Tag, manchmal auch mehrmals. Der offizielle Teil begann damit, dass sehr sehr viele Reden gehalten wurden. Zwischendurch konnte man auf Fernsehern einer Erzählung über die Liebesgeschichte des Brautpaares folgen. Ein weiterer großer Höhepunkt war die Überreichung der Geschenke. Alle Gäste stellten sich in einer Reihe an und überreichten dem Brautpaar tanzend ihre Geschenke. Der Anschnitt der Hochzeitstorte war ebenfalls ein großes Spektakel. Wunderkerzen brannten, Schaum wurde durch die Luft gesprüht und die Gäste tobten vor Begeisterung. Nachdem das Paar vor den Augen aller Gäste das Stück aß, verteilte es an die eigene Familie Stücke. Die Braut kniete sich hin und übergab jeweils den Älteren ihrer und der Familie des Bräutigams ein Stück Kuchen. So richtig zum Tanzen gekommen, bin ich aber leider nicht, da die Feier nach dem Eröffnungstanz des Brautpaares nur für Freunde weiterging. Doch es war sehr interessant zu sehen, wie Hochzeiten in anderen Kulturen gefeiert werden.

Obwohl die Hochzeit nur bis 22 Uhr ging, hätte ich am nächsten Morgen gerne mal wieder ausgeschlafen. Doch das Gegenteil war der Fall, denn der Cancer-Run stand vor der Tür. Gemeinsam mit meiner Gastfamilie verließ ich 6:30 Uhr das Haus, um mich vor Ort mit meinen Mitschülern aus der Sprachschule zu treffen. Überrascht war ich über die große Beteiligung an dem Lauf.  Da ich zu spät dran war, stürmten mir bereits bei meiner Ankunft riesige Massen entgegen. Laufend absolvierte ich mal alleine, mal mit meinen Mitschülern zusammen die 5 Kilometer. Allerdings passte ich mich auch öfter dem Motto der Meisten an und legte einige Meter sehr gemächlich zurück. Allgemein glich der Lauf eher einem gemütlichen Sonntagsspaziergang. Irgendwann packte mich aber dann doch nochmal die Motivation und ich schlängelte mich bis zur Ziellinie durch die vielen Spaziergänger hindurch.

Meine Mitschüler und ich beim Cancer-Run

 

Mit einem Marktbesuch starteten wir in die dritte Woche des Sprachkurses. Auf Luganda handelte ich um Ndizi (Mini-Bananen). Wir alle kehrten zufrieden mit unserer Beute zu unserem Lehrer zurück. An jedem Tag lerne ich viele neue Vokabeln kennen und ich kann nun auch schon ausdrücken, was in der Vergangenheit geschehen ist. Mit dem Lernen der Sprache geht es voran. Leider nicht stetig, aber zum Glück auch nicht rückwärts ;)! Neben dem Lernstoff war das Top-Gesprächsthema der Woche unser anstehender Wochenendtrip nach Entebbe. Am Samstagmorgen trafen wir uns am Old-Taxi-Park. Von dort aus kann man zu vielen verschiedenen Orten fahren.

Der Old-Taxi-Park

Nach dem Bezug der Unterkunft, besichtigten wir den botanischen Garten. Ein Guide führte uns durch die grüne Idylle und wir erfuhren viel über die einzelnen Pflanzen.

Unser Besuch im botanischen Garten

Der botanische Garten liegt direkt am Viktoriasee und so konnte ich den größten See Afrikas ganz aus der Nähe betrachten. Wir verbrachten noch einige Zeit dort und genossen den Ausblick. Am Abend landeten wir in einer Kunstgalerie, in deren Hof Leute live musizierten. Da wir schon einmal nach dem Sprachkurs zusammen gesungen hatten, fühlten wir uns mutig genug und performten ,,Let it be“ vor einigen Zuschauern. Unser Gesang kam eigentlich ganz gut an:). Weiterhin tanzten wir noch bis in die Nacht hinein und hatten viel Spaß. Gestärkt durch ein leckeres Frühstück, rafften wir uns auf und begaben uns zum Strand. Erschöpft durch den Weg, den wir mithilfe von Bodas zurücklegten, waren wir dankbar für die entspannenden Stunden am See.

Der Viktoriasee

Wieder zurück in Kampala, begann nun auch schon die letzte Woche unseres Sprachkurses. Einiges neues lernen wir gerade noch, wiederholen aber auch häufig das bereits elernte. Ich bin mal gespannt, wie sehr ich Luganda in Mityana benötige und hoffe, dass ich motiviert genug bin, auch ohne unseren Lehrer Jackson im Rücken, selbstständig weiter zu lernen. Anne und ich haben bereits abgemacht, uns gegenseitig anzutreiben.

Wie ihr nun sehen konntet, hatte ich einen spannenden ersten Monat in Uganda. Die Temperaturen sind eigentlich auch sehr angenehm, doch es regnet sehr häufig. An einem Tag geriet ich mit Anne in einen so starken Regenguss wie ich ihn noch nie zuvor erlebt hatte. Durch knöcheltiefes Wasser rannten wir zum Haus von Annes Gastfamilie. Als wir dort eintrafen, sahen wir so aus, als wären wir mit Klamotten Schwimmen gewesen. Am nächsten Tag wurde Anne im Supermarkt darauf angesprochen, ob wir die Muzungus gewesen seien, die bei diesem Regen über die Straße gerannt sind. Unbemerkt bleiben wir aufgrund unserer Hautfarbe auf jeden Fall nie. Wenn ich wieder in Deutschland bin, werde ich mich wahrscheinlich wundern, wieso mir niemand mehr Aufmerksamkeit schenkt ;).

Und obwohl mir die Zeit in Kampala bis jetzt wirklich gut gefallen hat, freue ich mich schon darauf, die Hauptstadt nächstes Wochenende gegen das übersichtlichere Mityana einzutauschen. Aufgeregt blicke ich nun meinen ersten Wochen in meinen beiden Projekten entgegen und bin gespannt, was mich erwartet.

 

Liebe Grüße aus Uganda

 

Eure Hannah