Götter und mexikanische Zwillinge…
Jede Woche passiert hier so viel Neues, dass ich gar nicht hinterher komme, euch von allen Erlebnissen zu berichten.
In der Schule gibt es gerade viele Änderungen im Personal und deshalb helfe ich derzeit mehr in den Büros aus und arbeite mit den Dokumenten der Schüler, anstatt im Unterricht zu sein. Um ehrlich zu sein gefällt mir diese Arbeit ziemlich gut und ich habe dadurch einen viel besseren Überblick über die Schule und die Schüler bekommen. Zu meiner Fussball-AG kommen zurzeit immer zwanzig Mädels und ich habe das Gefühl, dass es ihnen echt Spass macht und dass sie Fortschritte machen, was mich sehr glücklich und stolz macht :-).
Neben der Schule habe ich langsam auch das Gefühl in México anzukommen. Ich habe mexikanische Freunde gefunden und wir kochen regelmäßig zusammen traditionelle Gerichte, was super viel Spaß macht und wahrscheinlich auch der Grund für meine krasse Gewichtszunahme ist (wirklich langsam mache ich mir Sorgen, dass wir für den Rückflug noch ein Ticket dazubuchen müssen :D). In Guadalajara kenne ich mich immer besser aus, habe inzwischen sogar die Erlaubnis alleine Bus zu fahren (das ist keine Selbstverständlichkeit in México!!).
Die Besichtigung der Guachimontones
Am Freitag, den 12. Oktober wurde ich von Freunden aus La Barranca eingeladen, die Guachimontones, eine archäologische Stätte in meinem Distrikt Jalisco zu besuchen. Zusammen machten wir uns mit dem Auto auf den Weg und nach knapp zwei Stunden Fahrt kamen wir bei dem UNESCO Weltkulturerbe an.
Die Guachimontones sind kreisförmige Stufenpyramiden in der Mitte von kreisförmigen Gebäudekomplexen. Erbaut wurden sie von einem indigenen Volk, genannt Teuchitlán Tradition, dass von ca. 300 vor Christus bis etwa 900 nach Christus existierte. Die Guachimontones waren der Hauptort dieser komplexen Gemeinschaft, sie wurden dem Göttlichen geweiht. Man geht davon aus, dass dortZeremonien stattfanden um den Windgott Ehecatl zu ehren.
Der Ort war sehr ruhig und naturbelassen, das komplette Gegenteil vom Großstadtgetümmel in Guadalajara. Nach der Besichtigung der Pyramide liefen wir auf dem Gelände umher und genossen die Natur. Man hatte eine super Aussicht auf die umliegende Landschaft, da die Guachimontones auf einem Berg liegen. Nach einer kurzen historischen Einführung und unserer Entdeckungstour haben wir uns einfach neben die Pyramide gelegt und entspannt.
Als es um die Mittagszeit immer heißer wurde, sind wir den Berg wieder runtergelaufen, um dann noch ein Museum zu besichtigen und schließlich Tacos essen zu gehen. Es ist super interessant mehr über die Hochkulturen in Mittelamerika zu erfahren und ich hoffe wirklich, dass ich in Zukunft die Möglichkeit habe, weiter in den Süden zu reisen, da es dort sehr viele Kulturstätten gibt.
Das Sinfonieorchester aus Israel
Am Sonntag wurde ich von der Schule eingeladen, ein Konzert des Sinfonieorchesters Israels in Guadalajara zu sehen. Die Vorstellung war sehr schön und nachdem die eigentlichen Stücke gespielt waren, setzte der aus Argentinien stammende Komponist zu einem mexikanischen Volkslied an und die ganze Konzerthalle begann voller Stolz zu singen. Das war so cool, weil die Menschen im Konzertsaal teilweise anfingen zu tanzen und aus den vielen verschiedenen Gäste eine Gemeinschaft wurde.
Der zweite Mottotag
Diesen Monat war das Thema des Mottotages in La Barranca: ,,Zwillinge“ oder wie man auf Spanisch sagt: ,,Gemelos“. Die Kinder hatten die Aufgabe, einen Partner zu finden und an einem Tag die gleichen Kleider zu tragen. Ich wurde von einer Zweitklässlerin gefragt, ob ich ihre Partnerin sein möchte und am Donnerstag sind wir dann als Zwillinge in die Schule gekommen. Vor Unterrichtsbeginn wurde mir dann noch eine weiße Schleife angesteckt und unser Partnerlook (schwarze Schuhe, Jeans, weißes T-shirt, schwarze Jacke, Schleife) war perfekt. Bis um elf Uhr wurde Unterricht gemacht, danach wurde zusammen gegessen und gefeiert, vor der ganzen Schule wurden die besten Zwillingspaare vorgestellt und auch ich durfte mit Brisia (meinem Zwilling) auf die Bühne kommen.
Los Colomos
Letztes Wochenende bin ich mit Lehrern aus der Schule in einen ,,Wald“ (wir würden es wahrscheinlich eher als Stadtpark bezeichnen:D) namens ,,Los Colomos“ im Nordosten von Guadalajara gefahren. Dieser Park wird auch als die Lunge Guadalajaras bezeichnet und erfreut sich an großer Beliebtheit bei vielen Bürgern, die dort ihre Wochenenden verbringen um sich zu enstpannen. Die Gärten waren sehr schön angelegt, aber die eigentliche Attraktion waren nicht die Pflanzen, sondern eher die Eichhörnchen-ähnlichen Tiere, die überall im Park rumgewuselt sind und unglaublich süß aussahen.
Hier ein paar Eindrücke von der Parkanlage:
Diese Woche wird außerdem vom 31. Oktober bis zum zweiten November der Tag der Toten, auf mexikanisch ,,Día de Muertos“ gefeiert. Jedes Jahr gibt es zu Beginn einen Umzug mit vielen Menschen die als Tote verkleidet sind und traditionell durch die Straßen tanzen. Das haben wir uns natürlich nicht entgehen lassen und sind direkt nach dem Ausflug in den Wald ins Zentrum gefahren um dort das Spektakel zu sehen.
Über die Feiertage werde ich aber sicher noch einen anderen Blogeintrag schreiben.
Ich möchte euch auch noch darüber informieren, dass ich nun eine neue, mexikanische Handynummer habe und derzeit nicht mehr unter der deutschen Nummer erreichbar bin. Wer die Nummer möchte, kann sich gerne bei meiner Schwester oder bei Vanessa Gehrer melden, sie werden sie dann weitergeben.
Ganz liebe Grüße,
eure Anna