Halbzeit: Die Zeit vergeht wie im Flug

In den letzten 3 Monaten ist unglaublich viel passiert und ich kann nicht fassen, dass schon Halbzeit ist.

In diesen Monaten habe ich viele Erfahrungen gemacht: schwierige, emotionale, komplizierte, schöne und vor allem interessante. Hier erzähle ich von einigen Momenten, die mich geprägt haben.

Chile

Am 5. Dezember ging es für mich nach Chile. Nachdem mein Flug am Abend zuvor gestrichen worden war und ich kurzfristig auf einen anderen Flug ausweichen musste, war ich sehr froh als ich schließlich um ein Uhr morgens am Haus meiner Freundin in Santiago de Chile ankam. Mich erwartete bei meiner Ankunft meine erste chilenische Party, da meine Freundin an diesem Tag Geburtstag hatte.

Die 11 Tage in Chile mit meinen Freundinnen, die ich seit einigen Jahren nicht mehr gesehen hatte, waren wertvoll. Ich habe viele Ausflüge mit ihr und ihrer Familie gemacht. So  z.B. nach Valparaíso und Viña del Mar.

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Andenausflug

Am 31. Oktober (Halloween) entschieden Tristan, Anna (zwei französische Freiwillige) und ich spontan am nächsten Tag einen Ausflug in die Anden zu machen.

Wir fuhren schon am Abend nach Miraflores um am nächsten Morgen früh losfahren zu können. Dort bekamen wir dann auch noch etwas vom peruanischen Halloween mit. Alle Kinder und auch Erwachsenen hatten unglaubliche Kostüme an. Die Kinder in Peru bitten in Geschäften und nicht in Häusern um Süßigkeiten.

Am nächsten Morgen ging es dann um 6 Uhr los. Als erstes fuhren wir in ein kleines Dorf namens Canta, welches schon auf 2500m liegt. Dort bekamen wir alle mate de coca (Kokatee) und eine Tablette gegen Höhenkrankheit. Dann ging es weiter zur Cordillera de la viuda und den Lagunas de los 7 colores. Die Landschaft war atemberaubend, doch die Höhe und Kälte machten einigen von uns zu schaffen. Unser höchster Stopp war ein Aussichtspunkt auf 4800m Höhe. Wir waren eine Gruppe von 10 Leuten von denen 3 Leute wegen der Höhe nicht einmal aussteigen konnten. Man sollte eventuell erst einen Tag ausruhen bevor man erkundet, denn der Wechsel von 0m auf 4800m innerhalb einiger Stunden ist sehr drastisch.

Alles in allem war es ein wunderschöner Tag, denn die Landschaft und die provinzielle Andenkultur ist wirklich einzigartig.

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Taufe

Am 1. Dezember wurden die Jüngsten von CIMA getauft und ich wurde Patentante! Für mich war es eine große Ehre von  Roberto gefragt zu werden, ob ich seine Patentante werden möchte.

Die Messe fand im Tambo Viejo von Cieneguilla statt und dauerte um die 3 Stunden, denn es wurden 50 Kinder getauft.

Anschließend kam eine Katholische Institution um eine Aktivität mit den Kindern zu machen. Im Anschluss haben wir einen Tanzwettbewerb gemacht und viele Spiele gespielt. Dann haben alle Kinder kleine Geschenke bekommen und die, welche die besten Noten hatten, sogar ein Fahrrad als besondere Aufmerksamkeit.

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Freizeit: Pool, Badminton, Fluss, Fitnessstudio

Von Weihnachten bis Anfang März sind in Peru Sommerferien. Deswegen gibt es in diesem Zeitraum in CIMA nur morgens „talleres“.

Nachmittags haben die Kinder also Freizeit. Oft machen wir Fußballturniere (die Kinder wollen IMMER Fußball spielen), spielen Badminton oder gehen auf den Berg.

Jetzt ist in Peru auch Regenzeit und somit ist seit einem Monat der Fluss Lurín in Cieneguilla mit Wasser gefüllt. Es macht immer sehr viel Spaß mit den Jungs im Fluss zu spielen.

Außerdem habe ich mich mit Faustine und Axelle, den 2 neuen Freiwilligen aus Belgien und Frankreich, beim Fitnessstudio angemeldet, wo wir bei den verschiedenen Einheiten wie Tanzen, Boxen und Full Body mitmachen.

In den Sommermonaten begleite ich die Kinder samstags zur Fußballakademie Cueto La Rosa in Lima. Die Kinder sind immer super motiviert und für die Begleitung werden Tanz- und Yogakurse angeboten.

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KinderSpiele
Badminton
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Arbeit
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CIMA
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Zirkusausflug

Am 26. Oktober wurden wir vom Circo de Moscú sobre hielo zu einer Eiskunstlauf-Show eingeladen. Das haben wir uns natürlich nicht entgehen lassen und alle Kinder waren auch sehr aufgeregt. Es war ein wunderschöner und magischer Abend, denn das ganze Spektakel auf Eis zu bewundern, war wirklich atemberaubend.

Um 1 Uhr morgens kamen wir erst in CIMA an, so dass wir sofort ins Bett gegangen sind.

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Weihnachtszeit und Neujahr

Heiligabend hab ich bei einer peruanischen Freundin (aus Aachen) und ihrer Familie verbracht. Ich wurde sehr herzlich in der riesigen Familie aufgenommen. Wir haben Ente und Schwein mit vielen Beilagen gegessen, Geschenke ausgepackt und anschließend um 12 das Weihnachts-Feuerwerke gesehen.

Es war ein schönes Fest, doch für mich war es kein Weihnachten, denn bei fast 30 Grad und ohne die Familie und Freunde kommt man einfach nicht in Weihnachtsstimmung.

Am 25. Dezember bin ich dann zurück nach CIMA gefahren, damit ich mich um die 6 Jungs, die über Weihnachten nicht zu ihren Familien konnten, kümmern konnte. Eugenie, meine Mitfreiwillige, und ich haben sehr viel mit den Kindern unternommen und versucht ihnen das Weihnachtsfest etwas schöner zu gestalten.

An Neujahr kamen dann ein paar mehr Kinder und einige Freunde von CIMA. Wir saßen alle zusammen, tanzten, spielten Bingo und um 12 sind wir auf den Berg gegangen um die Feuerwerke zu sehen. Anschließend bin ich mit Eugenie und einigen peruanischen Freunden zu einer Party in Cieneguilla gegangen. Für mich war es eins der besondersten und schönsten Silvester, die ich erlebt habe, weil ich die Kinder auf eine andere Art kennen gelernt habe und sehr viel Zeit mit ihnen und dem Gründer von CIMA verbracht habe.

Mit Eugenie habe ich in dieser Zeit auch endlich einige Peruaner in meinem Distrikt Cieneguilla kennen gelernt. Trotzdem fällt es mir immer schwer zu wissen, ob die Peruaner einen kennenlernen möchten, weil man weiß und blond ist oder wegen seiner Persönlichkeit. Das hört sich zwar sehr oberflächlich an, aber ich werde oft „blöd“ angesprochen und wenn ich immer abweisend antworten würde, hätte ich gar keine einheimischen Kontakte. Für mich stellt sich oft die Frage, was nehme ich in Kauf um einheimische Leute kennen zu lernen.

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Zwischenseminar

Vom 23. Bis 30. Januar ging es dann zum Zwischenseminar mit deutschen Freiwilligen aus Bolivien, Chile, Ecuador, Paraguay und Peru.

Ich hatte nur eine kurze Anreise, denn das Seminarhaus war in Chosica, Lima.

Es war eine sehr schöne Woche mit interessanten Themen und kulturellem Austausch. Anschließend habe ich noch 6 Mädels für eine Nacht mit nach Cieneguilla zu meinem Projekt mitgenommen. Ich habe ihnen alles gezeigt und am Abend haben wir zusammen gekocht und einen Film geschaut.

Mit allen Freiwilligen hat man so schnell Freundschaften geschlossen und sich intensiv kennen gelernt, da ja alle in derselben Situation sind.

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Zwischenseminar
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Distanz zu den Jungs

Wenn ich mit den Jungs zusammen im Heim wohnt und fast jede freie Minute einschließlich der Wochenenden mit ihnen verbringt, ist es logisch, dass ich eine sehr gute Beziehung zu den Kindern habe. Trotzdem bin ich in erster Linie Freiwillige und ich bin da um ihnen zu helfen.

Am letzten Wochenende kam abends ein Junge zu mir und ich bemerkte schnell, dass er Alkohol getrunken hatte. Er hat dies auch zugegeben, aber anschließend kam ein anderer und hat versucht mich stark unter Druck zu setzen, damit ich den Vorfall nicht mit dem Tutor bespreche. Ich habe anschließend trotzdem mit dem Tutor geredet, aber die Jungen verstehen natürlich nicht, dass ich nur das Beste für Sie möchte.

Für mich ist es auch sehr schwer mit dem Schicksal der Kinder umzugehen. Da ich in den letzten Monaten so viel Vertrauen zu den Kindern aufgebaut habe, vertrauen mir diese immer öfter ihre Geschichten an. Wie reagiere ich wenn ein Kind mir erzählt, dass es von seiner Mutter geschlagen wurde oder wie es als Gangmitglied gesehen hat, wie einer seiner besten Freunde gestorben ist?

Vielleicht muss ich doch mental etwas mehr Abstand einhalten, das heißt zumindest an den Wochenenden eine Auszeit nehmen und auch eine räumliche Distanz schaffen, indem ich vermehrt  Wochenenden bei Freunden außerhalb des Heimes verbringe?

Mädchen in CIMA

Als Mädchen unter den ganzen pubertierenden Jungs hat man es auch nicht immer leicht. Die Jungs machen manchmal Kommentare oder „verlieben“ sich schnell, aber allgemein sind die Kinder alle sehr lieb und respektvoll, man muss nur eben etwas strikter sein.

Trotzdem bin ich des Öfteren vom Machismo genervt, doch an diese andere Ansichten muss man sich in Peru gewöhnen.

Ich erinnere mich an eine Situation mit einem 35-jährigem Ex-CIMA, welcher für 2-3 Wochen zu Besuch gekommen war. An einem Tag erzählte er mir, dass es in Perus Dschungel normal sei, dass ältere Männer eine Beziehung mit Mädchen im Alter von 14 Jahren haben. Er hat eine komplett andere Ansicht und Mentalität in Hinsicht auf dieses Thema und ich und die brasilianische Freiwillige waren entsetzt. Diese Situation brachte mich an meine Grenzen, doch mit dem Mann war nicht zu diskutieren. Andererseits redete ich später mit meiner Mitfreiwilligen und wir realisierten, dass wir sehr dankbar sind, dass wir wissen, dass solche Beziehungen nicht „normal“ sind und zudem strafbar. Die Provinz Perus hat eine Mentalität die ich nicht immer nachvollziehen kann. Ich hatte einige Tage später ein gutes Gespräch mit meiner Mentorin, die mir einige Dinge über die Kultur im Gebirge und Dschungel von Peru erklärte und dieses brachte mich viel zum Nachdenken.

Freiwillige in CIMA

Ich finde es echt toll mit vielen Freiwilligen in einer WG zu wohnen. Wir kochen oft abends zusammen, spielen Karten und unterstützen uns gegenseitig, da wir ja alle in der selben Situation stecken.

Es gibt noch einen weiteren deutschen Freiwilligen vom deutsche roten Kreuz, der auch das ganze Jahr bleibt. Mit ihm habe ich jedoch nicht viel zu tun. Mit allen anderen Freiwilligen verstehe ich mich jedoch sehr gut. In meinen fast 3 Monaten hier habe ich nun schon 19 Freiwillige aus CIMA kennen gelernt. Es ist also sehr abwechslungsreich, jedoch auch schade, dass alle mit denen ich mich gut verstehe nur circa einen Monat bleiben und man somit jeden Monat mit den neuen Freiwilligen neu anfangen muss.

Die Kinder im Projekt sind dadurch, dass so viele Freiwillige gekommen daran gewöhnt, dass die Freiwilligen kommen und gehen. Umso mehr freuen sie sich, dass ich ein Jahr bleibe und ich mich auch, da ich die Kinder sehr gut kennenlernen kann und eine sehr gute Bindung zu ihnen aufbauen kann.

In meiner Rolle als Deutsche erlebe ich immer wieder wie Leute ein Foto mit mir machen möchten oder mir meine hellen Augen „klauen möchten“. Mich stört dies nicht, denn meist ist es lustig und lieb gemeint.

Als „Reiche“ im Projekt, fragen die Kinder immer wieder ob ich ihnen eine Kleinigkeit im Geschäft nebenan kaufen kann. Die Kinder in CIMA dürfen an Wochentagen und ohne Tutor nicht aus dem Heim und deshalb sind sie immer neidisch wenn sie mich mit Einkaufstüten sehen.

Wir Freiwilligen machen es so, dass wir bei den wöchentlichen Fußballwettbewerben eine Kleinigkeit kochen oder kaufen (Inka Cola), um den Jungs eine Freude zu machen. So sind immer alle glücklich und zufrieden.

Alles in allem bin sehr glücklich in Peru und bin gespannt was in den nächsten 6 Monaten auf mich zukommt.

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