Und schon war die Hälfte rum…
In letzter Zeit war ich viel unterwegs und ich konnte mich nicht motivieren mal wieder in die Tasten zu hauen und euch über meine Zeit in Uganda zu berichten. Nun endlich habe ich es doch geschafft.
Der Dezember ist zwar schon ein wenig her, aber dennoch sehr erwähnenswert. Wirklich weihnachtlich war er nicht, denn anstatt Weihnachtslieder zu singen und Plätzchen zu backen, bezwangen Anne und ich am ersten Dezemberwochenende die Stromschnellen des weißen Nils. Wir hatten natürlich gleich das „Extreme“-Rafting gebucht, was man daran erkennen konnte, dass wir häufiger als andere ein ungewolltes Bad im Nil nahmen. Sogar für den Sportmuffel Anne war es ein unglaubliches Erlebnis.
Auch die Arbeit bei Hosfa fühlte sich an wie eine rasante Bootsfahrt. Ich arbeitete den Dezember über weiterhin in der HIV/Aids-Klinik. Meine Aufgaben hatten sich in den 4 Monaten nicht sonderlich verändert und waren etwas eintönig. Deshalb beschloss ich zum neuen Jahr den Bereich zu wechseln. Bevor manche in die Weihnachtsferien aufbrachen, wurde natürlich noch einmal gefeiert. Es wurde gegessen, gesungen und getanzt und Wichtel-Geschenke ausgetauscht. Ein paar deutsche Party-Songs brachten die Stimmung sogar so richtig zum Brodeln. Außer der Geschenke erinnerte nichts an eine Weihnachtsfeier, aber alle hatten viel Spaß.
Für Weihnachten lud Anne und mich Florian, ein Freiwilliger aus Ruanda, ein. So machten wir uns kurz vor Weihnachten auf den Weg nach Ruanda. Nach 10 Stunden Busfahrt und Visa-Kontrolle erreichten wir Kigali. Wir verbrachten 2 schöne Tage in der Hauptstadt Ruandas, die unterschiedlicher als die Hauptstadt Ugandas gar nicht sein könnte. Im Gegensatz zu Kampala ist Kigali blitzblank und man hält sich sogar an die Verkehrsregeln. Es war einfach sehr krass diese Unterschiede zwischen den 2 ostafrikanischen Hauptstädten zu sehen.
Heiligabend verbrachten wir schlussendlich auf einer Geburtstagsfeier zu der Florian uns mitnahm. Zu dieser sollte eigentlich jeder etwas Essbares mitbringen. Anstatt Essen brachten allerdings alle etwas zu Trinken mit. Dementsprechend war die Stimmung und ich hatte so viel Spaß, dass ich das Weihnachtsfest in Deutschland kaum vermisste. Um doch noch ein wenig in weihnachtliche Stimmung zu kommen, besuchten wir am nächsten Morgen einen deutschen Gottesdienst. Sogar ein Krippenspiel wurde von Kindern eines Waisenhauses aufgeführt. Das Highlight waren die echten Schafe, von deren schauspielerischer Leistung ich wirklich beeindruckt war. Danach aßen wir noch gemeinsam und schauten uns eine kleine Show an, die ebenfalls die Kinder des Waisenhauses vorbereitet hatten. Den 2. Weihnachtsfeiertag nahm uns Florian mit zu seiner Gastfamilie in einer Kleinstadt und so lernte ich dann auch noch ein wenig das traditionelle Weihnachten in Ruanda kennen.
In den nächsten Tagen besuchten wir einen Königspalast und schauten uns die ökologische Farm auf der Florian als Freiwilliger arbeitet an und halfen auch ein wenig mit. Da wir unseren Urlaub nicht wirklich gut geplant hatten, beschlossen wir spontan ein paar Etappen des Kongo-Nil-Trails zu wandern, der direkt an einem großen See entlangführte. Mit einer groben Karte im Gepäck brachen wir zusammen mit Florian auf und dachten das wird alles schon werden. Doch so einfach getan wie gesagt, war das leider nicht. Aufgrund fehlender Schilder und vieler verschiedener Richtungshinweise brauchten wir anderthalb Tage um den richtigen Pfad zu finden. Weshalb zwischenzeitlich die Laune einiger Wanderlustiger erheblich sank, der Anstieg allerdings deutlich stieg. Richtig abenteuerlich wurde es, als wir in der ersten Nacht direkt am See unter einer kleinen Überdachung schliefen. Da ich nur mit einem dünnen Hüttenschlafsack ausgestattet war, schlief ich in meinen dicksten Klamotten. Trotzdem fror ich die ganze Nacht, aber so ist das halt in einem richtigen Abenteuer. Als wir dann endlich den richtigen Weg fanden, legten wir noch 2 Tage lang eine super schöne Strecke zurück, die durch kleine Dörfer und auch an einigen Wasserfällen vorbeiführte.
Ins neue Jahr feierte ich auf einer Party in Kigali auf der Leute aus aller Welt waren. Den Abschluss unseres Urlaubes bildeten ein paar sehr entspannte Tage an einem See in Uganda, in dem man sogar schwimmen durfte.
Zurück in Mityana startete ich dann auch schon gleich wieder mit der Arbeit im Krankenhaus. Doch anstatt wieder im HIV/Aids- Bereich mitzuarbeiten, wurde ich von Gerald in die Geheimnisse der Apotheke eingeweiht. Ich bin nun hauptsächlich mit dem Aktualisieren der Stockcards beschäftigt. Für jedes Medikament gibt es eine Stockcard und auf der steht immer die aktuelle Anzahl der Packungen, die in der Apotheke vorhanden sind. Diese müssen immer auf dem neusten Stand sein. Ebenfalls bin ich für das Ausfüllen des Stockbooks zuständig. Im Stockbook ist jedes der vorhandenen Medikamente aufgelistet und es ist dafür da, dass man berechnen kann man, wie viele Packungen eines Medikamentes bestellt werden müssen. Das Stockbook muss immer am Anfang jedes Monats ausgefüllt werden und bis man am Ende der 300 Seiten angekommen ist, dauert es auch gut und gerne mal 5 bis 6 Tage. Dabei werden alle meine Rechenkünste gefordert. Das Beste in der Apotheke sind die täglichen Teepausen und mein einziger Kollege Gerald.
Neben der Arbeit im Krankenhaus habe ich auch bei der Fertigstellung eines Spielplatzes mitgeholfen. Dafür malten Anne und ich alte Auto-Reifen bunt an. Obwohl meine künstlerische Ader nicht sonderlich ausgeprägt ist, war ich mit dem Endergebnis trotzdem zufrieden.
Zudem musste auch auf dem Spielplatzgelände Unkraut gezupft werden. Diese Aufgabe übernahm ich mit Eifer. Manche Pflanzen waren so tief verwurzelt und so schwierig zu entfernen, dass ich schon nach einiger Zeit schweißüberströmt die Gartenhandschuhe warf.
Ebenfalls hatte ich die Möglichkeit auf der Farm meiner beiden Projekte beim Trennen der Maiskörner vom Maiskolben zu helfen. Auch das war eine aufregende und anstrengende Erfahrung, wobei ich noch Tage danach Maiskörner in meinen Klamotten fand.
An den Wochenenden reise ich mit Anne häufig durch Uganda oder besuche andere Freiwillige. Dadurch habe ich noch einmal viel mehr von der Natur Ugandas gesehen und einiges über ugandische Traditionen gelernt und auch selbst ausgetestet. Vor einigen Wochen besuchte ich ein kulturelles Tanztraining. Dabei habe ich versucht landestypisch zu tanzen, es allerdings überhaupt nicht hinbekommen und gleich für eine kleine Menschenansammlung gesorgt. Aussehens-technisch habe ich mich auch schon ein wenig angepasst und mir die typisch geflochtenen Haare machen lassen.
Durch die vielen Erlebnisse verging die Zeit so schnell, dass nun auch schon mein Zwischenseminar vor der Tür stand. Dieses fand in Jinja statt. Anstatt die Zeit in einem stickigen Seminarraum zu verbringen, wurde das ganze Seminar im Garten abgehalten, von dem aus man einen wunderschönen Blick auf den Nil hatte.
Außer den Leitern kannte ich alle Teilnehmer des Seminars vom Sprachkurs, den ich in meinem aller ersten Monat in Uganda hatte. Während des Seminars sprachen wir hauptsächlich über Herausforderungen und Problemsituationen innerhalb unseres Freiwilligendienstes und unterhielten uns auch ganz allgemein über die letzten 6 Monate und was wir uns noch für die verbliebene Zeit vornehmen. Der Austausch tat gut und ich bekam auch noch ein paar Anstöße für die nächsten Monate und so verließ ich das Seminar durchaus motiviert. Während des Seminars hatten wir aber auch wenig Freizeit und deshalb wollten Katharina, eine Teilnehmerin des Seminars, und ich die nicht weit entfernte Quelle des Victoria Nils besuchen. Mit nur wenig Geld in den Taschen zogen wir los und konnten uns nicht mal den regulären Eintritt zur Nilquelle leisten, aber irgendwie kamen wir dann doch durch die Pforte. Am Fluss angekommen wurde uns dann mitgeteilt, dass man nur mit einer Bootsfahrt die berühmte Quelle des Nils sehen kann. Wir hatten allerdings nur noch sehr wenig Geld dabei, das für eine reguläre Bootsfahrt niemals gereicht hätte. Nachdem wir unsere Taschen leer geräumt und unser restliches Geld zusammen gekramt hatten, nahm uns dann doch noch ein Boot mit. Und so kam ich in den Genuss, die wohl unspektakulärste Sehenswürdigkeit Ugandas zu sehen. Der Weg dahin hatte sich aber auf jeden Fall gelohnt.
In der letzten Woche hat nun auch das neue Schuljahr begonnen. Anne und ich haben neue Deutschklassen zu geteilt bekommen. Eine Deutschklasse singt zwar bei Liedern begeistert mit, senkt aber ansonsten auch nicht ihren Lautstärkepegel. Aber vielleicht schaffen wir es ja noch mit dem ,,Schweigefuchs“ die Klasse zur Ruhe zu bringen. Insgesamt gefällt mir das Leben in der Kleinstadt Mityana immer noch sehr gut. Das Haus in dem ich mit Anne und nun auch mit Marianne Berger, die ebenfalls aus Deutschland kommt, bewohne ist einfach super. Obwohl die Hausordnung Haustiere verbietet, beherberge ich ein paar Kakerlaken in meinem Zimmer, die sich dort sehr wohl fühlen.
Wie ihr seht geht es mir in Uganda sehr gut und ich habe eine aufregende Zeit.
Liebe Grüße aus Uganda Eure Hannah
Liebe Hannah, wir haben uns gefreut, wieder von dir zu lesen. Das alles wird eine unvergessliche Zeit in deinem Leben bleiben. Und wird mit dazu beitragen, vieles hier in Deutschland zu relativieren. Wir freuen uns sehr, dass es dir gut geht und wünschen dir auch für die verbleibende Zeit alles Gute. Bis zum Wiedersehen!!! Christiane und Tobias aus Erfurt