Jetzt geht‘s los! Mein erster Monat in Quito

Vor einem Monat bin ich nach vielen Tagen der Aufregung und Vorfreude und einem Flug quer über den Atlantik endlich hier in Quito gelandet. 

Am Flughafen hat mich meine Gastfamilie herzlichst mit Blumen, Luftballons und einem Willkommens-Schild begrüßt und dann ging es los in mein neues Zuhause, in den Süden dieser riesigen Hauptstadt. Schon auf der Autofahrt vom Flughafen zum Haus meiner Gastfamilie wurde mir viel über Quito erklärt und ich konnte die Aussicht genießen: Wohin ich auch schaute, überall waren grün bewachsene Anden! Und auch sonst war mein erster Eindruck der Stadt, dass es unglaublich viele Parks, hohe Eukalyptusbäume und Pflanzen gibt, und das bei der hohen Bevölkerungsdichte der Millionenstadt. Grund dafür ist der fast tägliche und starke, aber kurze Regen, der typisch für die Äquator-Region ist.

Meine Gastfamilie umd ich kurz nach meiner Ankunft

Direkt am nächsten Tag durfte ich das Projekt „Centro de jóvenes con capacidades diferentes“ (wörtlich:„Zentrum für Jugendliche mit besonderen Fähigkeiten“, ein Zentrum für Jugendliche mit einer geistigen Behinderung) der Organisation „Fundación Tierra Nueva“ und somit meine neue Arbeitsstelle kennenlernen. Die 30 Jugendlichen des Projekts haben mich sofort mit viel Offenheit und Neugier in Empfang genommen und obwohl ich mich die ersten Tage erst einmal mit meinen neuen Aufgaben vertraut machen musste, hat diese Herzlichkeit mir den Anfang deutlich erleichtert. Inzwischen habe ich das Gefühl, zu allen eine persönliche und freundschaftliche Beziehung aufgebaut zu haben, was vor allem an der Unbefangenheit der Jungs und Mädchen liegt.

Mein Alltag in meiner Einsatzstelle besteht bis jetzt vor allem aus der Mitgestaltung verschiedener Workshops, in denen die praktischen und motorischen Fähigkeiten der Jugendlichen trainiert werden. So zum Beispiel schreinern, sticken, basteln und Computerkurse, aber auch Karaoke singen, Fußball spielen und einen Garten mit Gemüsebeet pflegen stehen auf dem Programm und sorgen immer für eine ausgelassene und entspannte Stimmung im Zentrum. 

Eine besonders beliebte Einheit ist die „Musiktherapie“, ein Angebot, an dem sowohl unser Zentrum als auch das benachbarte Senior*innenzentrum teilnehmen. Ungefähr zwei Stunden werden hier alte, ecuadorianische Balladen gesungen und zu Cumbia-Musik und Reggaetón getanzt. Die Stimmung ist jedes Mal super und die gute Laune total ansteckend. 

Am Ende des Monats stand ein weiteres Highlight bevor: Alle Geburtstagskinder des Septembers wurden mit einer nachträglichen Geburtstagsfeier im Zentrum gefeiert. Es gab Kuchen, viele Geburtstagswünsche und „Que vivan los cumpleañeros!“- Rufe („Hoch leben die Geburtstagskinder!“) und natürlich wurde wieder viel getanzt.

Sportunterricht im Zentrum
Musiktherapie im Zentrum

Meine Gastfamilie, bestehend aus einem jungen Ehepaar und ihrer (noch) vierjährigen Tochter, ist sehr aufmerksam und herzlich. Gemeinsam besuchen wir oft Familienmitglieder oder werden besucht und vor allem bei der Mutter meiner Gastmutter, Oma Celia, sind wir häufig, zum Beispiel zum sonntäglichen Mittagessen. Richtig Glück habe ich mit dem jüngeren Bruder meiner Gastmutter, der ist nämlich nur ein paar Jahre älter als ich. Gemeinsam haben wir beispielsweise zusammen mit zwei seiner Freunde das historische Zentrum Quitos besucht. Von dort hat man eine tolle Sicht auf den Hausberg „Panecillo“, der die Stadt in Norden und Süden teilt. Wie schon erwähnt, wohne ich sehr südlich und war beeindruckt von den großen Unterschieden, die es zwischen dem Norden, dem Zentrum und dem Süden der Stadt gibt.

Blick auf den Panecillo im Zentrum Quitos

Außerhalb von Quito habe ich zusammen mit meiner Gastfamilie Otavalo (eine Stadt im Norden Ecuadors), Cayambe (eine Stadt bekannt für ihren leckeren Zwieback) und den Kratersee „Cuicocha“ besucht. In Otavalo gibt es einen riesigen Markt mit Handwerksarbeiten aus Stoff der indigenen Bevölkerung, eine kleine Kirche und eine Plaza, einen für lateinamerikanische Städte typischer Platz im Zentrum der Stadt. Von dort aus haben wir auf dem Rückweg auch den Cuicocha-See kennengelernt, der am Fuße des Vulkans Cotocachi liegt und im Zuge einer Eruption eines Vulkans entstand, sodass das Wasser durch Mineralien des Vulkans sehr klar und blau ist. Für die indigene Bevölkerung ist dieser See sogar heilig und so nehmen indigene Kichwa-Schamanen dort regelmäßig ein rituelles Reinigungsbad. Das haben ich und viele andere Tourist*innen auf einer Bootsfahrt auf dem See gelernt, was sehr interessant war! Unser letzter Stopp dieses Ausflugs war dann Cayambe, wo wir für viele Onkels, Tanten und uns die berühmt berüchtigten Zwiebäcke gekauft und probiert haben, die wirklich sehr lecker waren.

Kratersee Cuicocha

Wie ihr merkt, geht es mir hier in Quito super und der erste Monat war voll von neuen Menschen, Eindrücken und Orten. Ich freue mich schon sehr auf alles, was noch kommt. Bis dahin: Saludos de la mitad del mundo! (Grüße von der Mitte der Welt)