Reden, Rolex und Rennen – 2 Wochen in Kampala
Kaum gewöhne ich mich an den Alltag hier in Kampala muss ich bereits feststellen, dass ich in einer Woche wieder ein zuhause verlassen muss, denn nächste Woche beginnt mein Arbeitsalltag in Mityana.
Meine Zweite Woche in Uganda hat mit einem ereignisreichen Sonntag angefangen, an dem ich erneut mit meiner Gastfamilie deren Verwandtschaft besucht habe. Anders als beim letzten mal konnte ich diesmal mit meinen in der ersten Woche erlangten Luganda-Kenntnissen glänzen und somit den ein oder anderen auf Luganda begrüßen. Viele mussten darauf oft lachen, da es sie einerseits überrascht, dass ein „Muzungu“, ein Weißer, Luganda spricht und andererseits meine Aussprache noch teilweise der eines Grundschülers entsprach. Dennoch konnte ich damit einige nette Gespräche führen. Außerdem hatte ich dieses mal die Ehre, in der Küche mitzuhelfen und den Passionsfrucht-Saft zuzubereiten. Dazu kann ich nur sagen, dass ich noch nie so enttäuscht von etwas war wie von diesen Passionsfrüchten. Ich habe bei 8 Passionsfrüchten das Fruchtfleisch in ein Sieb gegeben und dieses dann über eine Tasse ausgepresst. Nach 30 Minuten harter Arbeit und einem total versauten Arbeitsplatz hatte ich dann gerade einmal eine halbe Tasse Passionsfrucht-Saft – wow. Am Abend haben wir dann alle zusammen reichlich gegessen. Es gab Matoke, Kürbis, Bohnen, Greens und noch anderes, was ich noch nicht wirklich kenne. Allgemein ist das Essen hier in Uganda sehr gut und ich hatte noch keine Probleme damit. Das Einzige woran es hier ein wenig mangelt ist die Abwechslung im Essen, da es oft Matoke, Reis oder Bohnen gibt. Das liegt daran, dass meistens saisonabhängig gekocht und gegessen wird. Nach dem Essen ging es dann nach Hause, da ich Montag wieder in die Schule musste.
Am Montag begann dann wieder mein „Schulalltag“, wobei man nicht wirklich von einem Alltag wie man ihn in Deutschland kennt sprechen kann, da jeden Tag etwas anderes ist. Es fängt schon morgens auf dem Weg zur Schule an: „Fahre ich mit einem Safe Boda, einem normalen Boda oder mit einem Taxi? Und wenn ich Taxi fahre, laufe ich dann das Stück zur Schule oder schnapp ich mir ein Boda Boda und fahre das kurze Stück dorthin?“
Doch egal welche Option ich davon wähle, es ist jedes Mal anders. Zum Beispiel habe ich, als ich zu Fuß zur Schule gelaufen bin, ein Dromedar auf dem Fußgängerweg laufen sehen. Mir wurde im Nachhinein gesagt, dass es sich dabei um eines von insgesamt zwei Dromedaren in Kampala handelte. Ein weiteres Beispiel für meine abenteuerlichen Anreisen zur Schule ist das Erlebnis Boda Boda. Fährt man mit einem normalen Boda, so muss ich oft mit heftigen Verhandlungen rechnen. Zentraler Satz von mir in dieser Diskussion ist „Tonseera kubanga ndi muzungu!“, was so viel heißt wie „Berechne mir nicht zu viel, weil ich weiß bin!“. Leider akzeptieren das die wenigsten Boda Boda Fahrer und am Ende zahle ich trotzdem mehr, als die Einheimischen. Sobald ich dann in der Schule angekommen bin und die Mitarbeiter auf dem Gelände freundlich auf Luganda begrüßt habe, fängt auch schon der Unterricht mit Jackson an, in dem ich in den 3 Wochen schon ziemlich viel gelernt habe.
In der ersten Pause um 10:30 Uhr können wir dann Tee trinken, etwas zu essen kaufen oder aber auch spontan einen Friseursalon eröffnen, wenn man mal seine Haare los werden will. Zu essen kaufe ich mir meistens mit den anderen sogenannte „Rolex“ (den Witz mit der Uhr erspare ich mir jetzt mal). Dabei handelt es sich um Chapati mit Eiern, Tomate, Zwiebeln, Kohl und Salz. Die Anzahl an Eiern und Chapatis kann man sich aussuchen und man zahlt pro Chapati und pro Ei 500 Schilling, was ungefähr 0,11€ entspricht. Deswegen kann man so eine Rolex auch mal gut und gerne zwischendurch essen, vor allem auch weil das echt gut schmeckt. Nach dem Unterricht bin ich dann meistens noch mit den anderen Freiwilligen unterwegs, wobei man mithilfe der Bodas an jeden beliebigen Punkt der Stadt relativ schnell für vergleichsweise wenig Geld kommt. Wenn ich dann am Ende solcher kleinen Ausflüge nach Hause komme, ist es meistens 17 bis 18 Uhr. Zuhause habe ich dann noch etwas Zeit das Gelernte aus der Schule zu studieren bis es Abendessen gibt, was meistens von meinem Gastbruder aufwendig zubereitet wurde. Anschließend geht es dann bereits auf den Weg ins Bett, da mein Tag mit der Fahrt zur Schule, dem Unterricht und der Rückfahrt so anstrengend ist, dass ich um 21 Uhr müde genug bin, um zu schlafen (meine Eltern wären stolz).
Abgesehen von meinem „Alltag“, gibt es dann ja noch das Wochenende. Für mich hat dieses schon am Freitag angefangen, da wir dort im Unterricht unseren ersten Ausflug mit der Klasse gemacht haben, um die Sprache auch in der Praxis zu lernen. Deswegen sind wir auf den nächstgelegenen Markt in Wandegeya gegangen und haben uns dort in kleinen Gruppen aufgeteilt, um dort einzukaufen und gleichzeitig auch zu verhandeln.
Zu meiner Überraschung liefen die Verhandlungen ziemlich gut und ich war am Ende sehr stolz auf mich, weil ich einen Bund „Ndiizi“ (mini-Bananen) für 2000 Schilling (ca. 0,50€) eingekauft habe. Auch die anderen konnten erfolgreich ihr Obst einkaufen, was für uns die Bestätigung war, dass uns unser Lehrer Jackson sehr gut unterrichtet hat. Am darauffolgenden Samstag habe ich zur Abwechslung nichts unternommen, vor allem auch um mich für den nächsten Tag auszuruhen…
Denn am Sonntag habe ich mit meiner Familie am „Cancer Run 2018“ teilgenommen. Das hieß dann erstmal um halb 6 aufstehen und um halb 7 losfahren, um dann um 7 Uhr zu starten. Hätte ich jemandem ohne Fotobeweis gesagt, dass ich um 7 Uhr frühs Sport mache, hätte mir das keiner meiner Familie geglaubt. Zu meiner Überraschung war das nicht nur ein kleiner Spendenlauf, wie man das aus Deutschland kennt, sondern eine riesen Veranstaltung mit Festivalstimmung, wo stellenweise Stände verschiedener Firmen aufgebaut waren.
Zusammen mit meinem Gastbruder John bin ich dann heroische 5 km gelaufen. Die Strecke verlief durch die ganze Stadt und es wurden viele Straßen für diesen Cancer Run abgesperrt, was für mich nochmal zeigte, wie aufwendig diese Veranstaltung gestaltet wurde. Am Ende des Cancer Runs haben wir dann am Stand der Arbeit meiner Gastmutter Hellen noch etwas gegessen und uns mit anderen Unterhalten, wobei ich mich wieder teilweise mit meinen paar Brocken Luganda unterhalten konnte.
Als wir dann etwas müde um 12 Uhr nach Hause kamen, hatte ich eigentlich vor zu schlafen, aber ich konnte den Schwung vom Cancer Run noch nutzen, um mich selbst zum Wäsche waschen zu überreden. Da es mein erstes mal war, musste mir meine Gastmutter Hellen zeigen wie das geht. Ich als normaler Jugendlicher, der sogar mit einer Waschmaschine überfordert ist, hatte zwar anfangs Probleme, aber mit der Zeit ging es eigentlich relativ gut voran und ich hatte nach 30 Minuten schon 5 Hosen und 4 Paar Socken gewaschen, was dann auch erst einmal genug für mich war. Zu meinem Glück ist mir dann am Abend aufgefallen, dass in Uganda momentan Regenzeit ist und ich konnte dann am Abend, während es in der Lautstärke eines Wasserfalls geregnet hat, bedauern, dass ich meine Wäsche nicht innen trocknen lassen habe.
Nichtsdestotrotz haben die letzten 2 Wochen sehr viel Spaß gemacht und ich bin schon gespannt, was mich in den nächsten Wochen dann auch in Mityana erwarten wird. Dabei werde ich euch natürlich wieder auf dem Laufenden halten!
Viele Grüße aus dem unglaublich unwetterreichen Uganda
Max