Neues aus La Barranca
Langsam habe ich das Gefühl, dass mein Leben hier in México immer mehr zum Alltag wird. Aber in La Barranca gibt es trotzdem jede Woche etwas Neues zu erleben. Langweilig wird es nicht.
Der Mottotag
Am Donnerstag wurde in La Barranca zum ersten Mal in diesem Schuljahr der Mottotag gefeiert. Der Mottotag ist ein Projekt, das von der Schulpsychologin und zwei Lehrerinnen ins Leben gerufen wurde. Dabei geht es darum, den Schülern an einem Tag im Monat ein besonderes Event zu bieten, an dem sie den Alltag hinter sich lassen und entspannen können. Das Ziel ist, dass die Schüler Gemeinschaft erleben und Spaß haben. Viele Kinder aus La Barranca leben in schwierigen Verhältnissen und Projekte wie der Mottotag sollen ihnen Kraft geben den Alltag zu bewältigen.
Alle Schüler wurden gebeten für den Mottotag Hüte oder Capies mitzubringen. So kamen am Donnerstag alle Kinder und Lehrer mit verschiedener Kopfbedeckung in die Schule: es gab große und kleine, bunte und einfarbige, gekaufte und selbst gebastelte Hüte, Mützen und Caps. Es war richtig cool, als wir zusammen beim Frühstück saßen und alle verschieden aussahen.
In den Klassenzimmern wurde zuerst eine Weile Unterricht gemacht, dann begann die Fiesta und es wurde gefeiert. Alle Schüler und Lehrer hatten Köstlichkeiten mitgebracht und so gab es zum Beispiel Wackelpudding, Chips mit Chilli, Popcorn, Mango und Wassermelone mit Chilli, Kuchen und und und…
Während die kleinen Kinder aus der ersten und zweiten Klasse nach dem Essen mit mitgebrachten Spielsachen spielten, durften die Älteren ganz laut Musik anmachen und so verwandelte sich das Klassenzimmer der sechsten Klasse in eine Disco und die Schüler aus der vierten, fünften und sechsten Klasse tanzten zu Reggaeton und sangen zusammen.
Alle hatten unglaublich viel Spaß, es wurden sehr viele Selfies geschossen und die Kinder waren glücklich – man hat gemerkt das der Mottotag seinen Zweck erfüllt.
Meine Fussball-AG
Bei meinem Projekt La Barranca handelt es sich nicht nur um eine Schule, nach dem Unterricht ist es ein Gemeindeprojekt. Das bedeutet Eltern und ihre Kinder, ehemalige Schülerinnen und Schüler sowie Anwohner des Viertels können an Arbeitsgemeinschaften teilnehmen, die von den Lehrern nach der Schule geleitet werden. Ziel hierbei ist vor allem den Kindern und Jugendlichen eine Gelegenheit zu bieten, ihre Interessen auszuüben, ohne dass sie dafür finanziell aufkommen müssen.
Von Anfang an habe ich mich sehr dafür interessiert eine Mädchen-Fußball-AG zu leiten, jedoch hatte ich ein bisschen Angst direkt am Schuljahresbeginn damit anzufangen, da mein Spanisch nicht so gut war.
Jetzt bin ich seit eineinhalb Monaten hier und wurde von vielen Lehrern und Schülerinnen gefragt, ob ich denn nicht eine Fußball-AG machen möchte. Ich war mir zwar immer noch sehr unsicher wegen der Sprache, aber ich hatte wirklich Lust mit den Mädels zu kicken, weshalb ich für Freitag das erste Training ansetzte. Um Punkt 13.30 Uhr stand ich auf dem Fußballplatz – alles war vorbereitet, ich hatte einen Plan und war wirklich aufgeregt und – keiner kam. Ich war wirklich enttäuscht und wollte nach 15 Minuten runter ins Lehrerzimmer gehen, als auf einmal immer mehr Mädels auf den Platz kamen. Nach ungefähr einer halben Stunde Warten waren es dann 19 Mädels und wir konnten mit dem Training beginnen. Es hat mir sehr viel Spaß gemacht die Girls zu trainieren, wobei ich zugeben muss, dass es gar nicht so einfach ist eine Mannschaft anzuleiten oder Dinge zu erklären, wenn man gerade erst die Sprache lernt. Aber am Ende konnten wir uns immer noch mit Händen und Füßen verständigen und immer wenn ich etwas nicht wusste, wurde mir von den Kids geholfen.
Für das nächste Training möchte ich mir noch eine Strategie überlegen, da manche Mädels schon sehr gut sind und andere noch viel lernen müssen – damit sich niemand langweilt oder überfordert ist. – Das wird bestimmt nicht der letzte Beitrag über die Fußball-AG sein :-).
Eis für alle
In letzter Zeit kommt immer wieder ein Vater einer Schülerin in die Schule und zeigt den Kindern aus der dritten, vierten und fünften Klasse wie traditionelles Eis hergestellt wird. Auch ich durfte ihm bei der Produktion helfen und am Ende Erdbeer -, Zitronen und Kekseis verkaufen. Alle Kinder in La Barranca freuen sich sehr über das Eis, da es viel billiger ist als in den Eisdielen in Guadalajara und ich kann bezeugen, dass es super gut schmeckt.
Endlich ein Stundenplan
Diese Woche habe ich endlich meinen langersehnten Stundenplan bekommen.
Ich gebe sehr oft Sportunterricht, was mir super viel Spaß macht. Bei den kleinen Kindern geht es dabei vor allem darum, den Spaß am Sport zu entdecken und besser in der Motorik zu werden. Mit den Großen spiele ich meist Spiele die ähnlich sind wie Völkerball oder Brennball.
Außerdem bin ich nun jeden Tag eine Stunde im Garten und sonst helfe ich den Kindern in Englisch oder unterstütze die Lehrer in den anderen Fächern.
Was es sonst noch so Neues gibt
Seit zwei Wochen lebt nun auch eine Schildkröte bei mir zu Hause. Ein Lehrer aus meiner Schule hat gefragt ob ich sie adoptieren möchte und ich habe eingewilligt. Sie heißt Nairobi und ist echt seeeehr cool ;D.
In letzter Zeit regnet und stürmt es nachts oft richtig schlimm in Guadalajara. Ich wache fast jede Nacht auf und habe Angst, dass mein Zimmer von den Regenmassen überschwemmt wird. Mir wird hier immer gesagt ich soll dankbar für den Regen sein, weil es bald nämlich für acht Monate keinen mehr gibt, aber bis jetzt kann ich mir noch nicht vorstellen die Gewitter zu vermissen.
Durch Zufall habe ich eine Gruppe von deutschen, mexikanischen und argentinischen Studenten getroffen. Lustigerweise wohnen sie gleich bei mir um die Ecke und haben mich schon mehrmals in ihr Haus eingeladen. Wir haben zusammen Pizza gebacken, gegrillt und getanzt. Ich hab dort schon viele neue Leute kennengelernt und ich glaube die Treffen wirken sich sehr positiv auf meine Spanisch-Skills aus :D. Außerdem ist es wirklich schön, dass ich mich dort mit den deutschen Studenten über ihre Erfahrungen in México austauschen kann. Wir lachen viel zusammen und manchmal fühlt es sich ein bisschen an wie Heimaturlaub :D.
Morgen werde ich für eine Woche verreisen. Zunächst zu einem Sicherheitstraining im sieben-Stunden-entfernten México City, dann weiter nach Puebla. Dort werde ich meine Freundin Sandra besuchen, die dort (auch mit dem Kindermissionswerk) in einem Jungenheim ihren Freiwilligendienst macht.
Davon werde ich euch natürlich auch berichten.
Ich wünsche euch noch eine schöne Woche,
¡Hasta luego! und viele liebe Grüße aus dem regnerischen México,
eure Anna