Mein Trip nach Puebla
Letzte Woche hatte ich zum ersten Mal die Möglichkeit alleine zu reisen und mir das Land ein bisschen anzuschauen. Ich wollte unbedingt Sandra, meine Mitfreiwillige besuchen, die ungefähr neun Stunden von Guadalajara in einer Stadt namens Puebla lebt. Doch bevor es nach Puebla ging, waren Sandra und ich auf einem Sicherheitsbriefing in der deutschen Botschaft in México-Stadt eingeladen. Das bedeutete für mich zunächst sieben Stunden mit dem Bus nach México reisen. Ich muss euch ehrlich sagen, dass ich ultra aufgeregt war, weil hier einfach kein Mensch Englisch spricht und mein Spanisch nach zwei Monaten auch noch nicht suuuuuper gut ist – aber am Ende hat alles funktioniert. Die Busse sind sehr deluxe, viel besser als in Deutschland. Man bekommt vor jeder Fahrt einen kleinen Proviant, in den Bussen gibt es fürjeden Passagier einen Bildschirm mit Filmen, Musik, Internetzugang und und und… Außerdem kann man die Sitze so verstellen, dass man wirklich gemütlich schlafen kann und so sind die sieben Stunden Bussfahrt ganz schnell rumgegangen.
Morgens um sechs Uhr kam ich in der Hauptstadt an und ich kann euch sagen: Die ist gigantisch. Ich glaube ich habe in meinem Leben noch nie so viele Menschen gesehen wie in México City. In México gibt es das Vorurteil, dass die Leute, die in México City wohnen, alle super unfreundlich sind – das kann ich aber überhaupt nicht bestätigen. Mit der Metro und dem Bus bin ich in Richtung Botschaft gefahren, habe die Menschen nach dem Weg gefragt und mir mit einer Studentin ein Busticket geteilt – alle waren super lieb und hilfsbereit. Ich hätte gern etwas mehr Zeit in México gehabt um mir alles anzuschauen, aber ich musste nach einem kleinen Frühstück direkt in die Botschaft. Als ich dort angekommen bin, war ich sehr froh, dass alles geklappt hat, und auch ein bisschen stolz, weil ich mit meinem bisschen Spanisch mit so vielen Menschen geredet habe und verstanden wurde.
In der Botschaft angekommen, gab es zunächst ein paar Probleme mit meinem Gepäck, das bei der Einlasskontrolle voll in Honig gestellt wurde (Jaaaaaaaa, das habe ich mich auch gefragt – Warum war da eine Honigpfütze in der Botschaft????). Sandra, ich und mein Rucksack voll mit Honig nahmen dann an dem Sicherheitsbriefing teil, welches unserer Meinung nach nicht sehr sinnvoll war, weil nur Dinge angesprochen wurden die wir schon wussten (vielleicht waren wir aber auch einfach nur super gut vorbereitet ;D). Nach der Präsentation wurden alle Freiwilligen noch eingeladen im Hof der Botschaft Snacks zu essen. Für mich war es schön sich mit den anderen Freiwilligen zu unterhalten und auszutauschen, aber leider waren nur Freiwillige aus México-Stadt selbst, aus Puebla und Hidalgo da, also kein Freiwilliger der in der Nähe meiner Stadt lebt. Für Sandra war es hingegen sehr cool, sie konnte mit vielen Freiwilligen aus Puebla sprechen und Nummern austauschen.
Am Freitagmorgen ging es dann für mich zum ersten Mal zum Projekt in Puebla. Davor wurden Sandra, die anderen Frauen, die im Projekt arbeiten und ich zu einem sehr leckeren Frühstück in ein Café eingeladen.
Sandras Projekt gefällt mir sehr gut, es herrscht ein gutes Arbeitsklima, die Kinder wirken sehr glücklich und es hat mich gefreut, dass ich sie kennenlernen durfte. Sie arbeitet in einem Jungenwohnheim in dem derzeit acht Kinder im Grundschulalter untergebracht sind. Morgens wird Sandra immer ungefähr gegen zehn Uhr abgeholt (in México sind Zeitangaben am Besten nicht so genau zu nehmen, die tatsächliche Zeit zu der man sich trifft, ist immer seeeehr variabel und meist eine bis zwei Stunden später als ausgemacht :D). Dann werden mit dem Bus Besorgungen gemacht, wie zum Beispiel Lebensmittel abgeholt, Wasser aufgefüllt und die insgesamt drei Häuser mit den nötigen Dingen versorgt. Zuletzt werden die Kinder von der Schule abgeholt und zurück in das Haus gefahren. Dort werden die Kids in jedem Haus von einer Frau bekocht, alle essen zusammen, danach werden Hausarbeiten gemacht und schließlich spielen alle, oder Sandra liest den Kindern Geschichten vor. Sie ist außerdem für die Hausaufgabenbetreuung des Kleinsten verantwortlich und übt mit ihm für die Schule. Um ca sechs Uhr wird Sandra dann nach Hause gefahren.
Am Samstagmorgen hieß es dann früh aufstehen, Sandra geht nämlich jede Woche samstags für sechs Stunden in einer Tanzschule tanzen. Angefangen mit Contemporary ging es weiter mit Aerial und nach den Tanstunden wurde noch Akrobatik geübt. Ich hätte nie gedacht, dass Tanzen so anstrengend sein kann und wie beweglich und stark man sein muss um Aerial an den Telas zu tanzen. Immer wenn man aufgeben will, kommen die Lehrer und feuern dich mit ,,Tu puedes!!Tu puedes!!“ an, und hören nicht auf bis du es dann doch noch einmal versucht hast. Für alle anderen war es glaube ich sehr amüsant mir zuzusehen wie ich verzweifelt versuchte mich an den Telas hochzuziehen oder in einer Brücke zu laufen (jaaaa das war teilweise seeehr peinlich haha). Sandra ist übrigens ultra gut im Tanzen!!
Nach dem Tanzen waren Sandra und ich beide richtig fertig, konnten uns nur noch in Schneckengeschwindigkeit bewegen und haben uns erstmal ausgeruht. (Selten so einen Muskelkater gehabt – Danke Sandra :D)
Um uns nach dem harten Training zu enstpannen, sind wir samstagabends in eine Rockbar gefahren um dort Sandras Tante zu bejubeln die dort wöchentlich mit ihrer Rockband auftritt.
Am Sonntag sind wir morgens früh in den Park gegangen und haben ein Eis gegessen, mittags haben wir Sandras Familie besucht und sind dann ins Zentrum von Puebla gefahren. Das Zentrum von Puebla ist super schön, die Kathedrale ist riesig und um eine gute Aussicht zu haben, sind wir auf die Dachterrasse eines Restaurants gegangen und haben einige Minuten die Aussicht über den Dächern Pueblas genossen.
Puebla ist viel ruhiger als Guadalajara, weniger Menschen und Häuser und nach nur zwei Monaten im riesigen Guadalajara habe ich mich dort fast ein bisschen wie in einem großen Dorf gefühlt. Ich finde Puebla ist eine wunderschöne Stadt, es gibt viele bunte Häuser und Parks. In México ist die Stadt für sehr gute Universitäten, vor allem aber wegen des unfassbar leckeren Essens bekannt. Sonntagabends sind wir deshalb mit Sandras Oma auf ein Fest einer Kirche gefahren und haben dort Semitas, eine Spezialität Pueblas gekauft. Semitas sind Schnitzel mit Chips, Salat und Salsa in riessigen Brötchen. Soooo lecker!!
Montags und dienstags ging es dann natürlich wieder in die Arbeit. Am Dienstag sind wir mit Jugendlichen aus einem anderen Haus in die Uni von Puebla gefahren. Dort sind jede Woche einige Studenten, die die Jungs aufklären, ihre Fragen beantworten oder über bestimmte Themen berichten. An diesem Dienstag ging es vor allem um die Zukunft, die Studenten haben den Kids Mut gemacht und sie motiviert. Dafür wurde eine Sequenz aus dem spanischen Fack yu Göthe gezeigt. Man solle sich Ziele setzen, schlugen die Studenten vor und sie werden versuchen diese mit den Kids gemeinsam zu erreichen. Nach dem Gespräch sind wir dann auf den Unisportplatz gegangen und haben dort mit den Jungs Fussball gespielt. Ich war wirklich begeistert vom gesamten Unigelände, es war unglaublich groß, mit einem Schwimmbad, Tennis-, Volleyball-, Basketball-, und Fußballplatz. Außerdem war alles grün bepflanzt und wirkte sehr modern.
Sich mit den Studenten auszutauschen war eine sehr coole Erfahrungen.
Am Mittwochmorgen war meine Zeit in Puebla dann leider vorbei, und ich musste wieder zurück fahren. Ich werde Sandra und ihre super liebe Familie wirklich vermissen, aber ich habe mich schon sehr darauf gefreut meine Kids in La Barranca wiederzusehen. Ich bin sehr dankbar, dass ich von ihrer Familie eingeladen wurde und das wird sicher nicht das letzte Mal sein, dass Sandra und ich uns in México treffen.
Liebe Grüße,
Anna 🙂