Die Reise hat ein Ende
Es ist jetzt fast 4 Monate her seit meinem letzten Blog. Es ist viel passiert. Ich sollte erstmal anfangen, wo ich gerade bin, denn ich bin jetzt seit ca. 3 Wochen wieder in Deutschland. Mein Freiwilligendienst ist jetzt offiziell vorbei. Jetzt beginnt ein neuer Teil meines Lebens. Es ist rückblickend so interessant zu sehen, was alles in dem Jahr passiert ist.
Ich erzähle aber zuerst über meine letzten Monate in Malawi. In der letzten Zeit ist sehr viel noch passiert und die Zeit ist auch nur gerannt. In den Osterferien hat mich meine Familie besucht. Nach der langen Zeit war es echt toll alle wiederzusehen. Außerdem war es auch sehr schön meine Arbeit ihnen zu zeigen und wie ich meine Freizeit in Benga verbringe. Wir hatten dann auch ein bisschen Zeit in Malawi noch ein paar Urlaubsorte zu besuchen. Es hat viel Spaß gemacht. Durch die ganze Reise hat meine Familie glaube ich auch nochmal besser verstanden, was ich ihnen immer versucht habe über das Telefon zu erklären. Alles in echt zu sehen, hilft dabei sehr. Mein kleiner Bruder Noah war sehr begeistert einen Elefanten zu sehen. Leider ging es für sie dann auch schon wieder zurück und auf einmal war es wieder komplett ruhig.
Danach ging dann die Arbeit ganz normal weiter. Ich habe angefangen nachmittags in dem Jungsinternat der Grundschule zu arbeiten. Morgens bis nachmittags habe ich wie vorher in der Grundschule gearbeitet und später war ich zusätzlich im Internat. Die Arbeit im Internat hat mir sehr viel Spaß gemacht. Das Umfeld war dort viel gelassener als in der Schule und die Kinder waren nochmal offener zu mir. Ich habe meistens Englisch unterrichtet. Häufig gab es Grammatikaufgaben. Wir haben auch ab und zu Filme geschaut, die danach zusammengefasst werden mussten. Es war immer ein sehr spielerischer Unterricht. Das Unterrichten in der Grundschule wurde auf Dauer auch immer besser, weil mir meine Schüler weiter ans Herz gewachsen sind. Samstags und Sonntag habe ich weiterhin mit Veronica und den Schwestern aus Sri Lanka das Projekt „Children Society“ fortgeführt. Ich habe gemerkt, wie es immer etablierter wurde in Benga und es kamen immer mehr Kinder.
Anfang Mai hatte die 8. Klasse der Schule ihrer Abschlussklausuren. In Malawi ist es so, dass die Schüler vor dem Schreiben der Klausuren schon eine Abschlussfeier bekommen. Das hört sich erst sehr unlogisch an, aber nachdem alle die Prüfungen geschrieben haben, bekommen sie 3 Monate Ferien. Die Ergebnisse gibt es nach ca. 2 1/2 Monaten und dann geht es für die meisten auf die weiterführenden Schulen. Mir wurde gesagt, dass es nicht möglich wäre alle Schüler nochmal für eine Feier zu versammeln, weil einige auch weit weg von der Schule wohnen. Die Feier war lustig. Einige Lehrer haben Hüte für die Schüler gebastelt. Die haben mich an die erinnert, die in der USA beim Abschluss in die Luft geworfen werden. Es gab ein paar Vorführungen der Schüler und einige Reden der Lehrer.
Veronica, Matthias und ich waren am Wochenende dann ab und zu noch in der Hauptstadt Lilongwe. Wir haben uns dort mit Freunden getroffen und oft auch die leckeren Restaurants ausgenutzt. Außerdem wurde dort auch unser Shopping für Lebensmittel und Kleidung gemacht. Es gibt dort sehr große Supermärkte, wo es alles gibt und eine Second Hand Kleidungskette. Es ging dann immer mit vollen Taschen und Rücksäcken am Sonntag zurück nach Benga, in den komplett vollen Matolas.
Matolas sind das Hauptverkehrsmittel für den öffentlichen Verkehrsraum. Das sind kleine Minibusse. Diese werden immer komplett überfüllt. Es ist immer wieder aufs neue grauenhaft mit ihnen zu fahren, weil es immer ewig dauert. Gleichzeitig macht man auch immer gute Erfahrungen. Ein Matola ist grundsätzlich nie voll. Wenn man denkt es ist kein Platz mehr, dann ist noch Platz. Bei den Fahrten geht es definitiv nicht um Komfort, sondern um Nutzen. Das Matolafahren gehört aber zur richtigen Malawi–Erfahrung dazu.
Der Juni war geprägt von krank sein und arbeiten. Ich hatte eine Erkältung, die sich echt lang zog. Im Juni drehte sich viel darum, meine Zukunft nach dem Jahr ein wenig zu planen. Außerdem sind Freunde von uns, die auch Freiwillige waren, zurück nach Deutschland geflogen. Ich habe das Gefühl, dass der Juni und Juli sich viel um Abschiede und Planung gedreht hat. Wir drei haben beim Frühstück auch jeden Tag realisiert, wie viel näher jetzt der Rückflug nach Deutschland rückt. Es war sehr komisch, darüber nachzudenken, wenn man so lange an einem Ort war. Gleichzeitig hatte man dann auch immer Zeit darüber zu reflektieren, was man die ganze Zeit erlebt und welche Erfahrungen man gesammelt hat. Nachdem ich gesund war, habe ich mich viel in der Schule aufgehalten. Ich wollte noch so viel Zeit mit meinen Klassen verbringen, wie es geht.
Ende Juni und Anfang Juli fingen dann die Abschlussprüfungen des Schuljahres an. Ich war erstmal beschäftigt ein paar Klausuren zu erstellen und andere auf den PC abzutippen. Während der Prüfungszeit habe ich viele Klassen beaufsichtigt und Klausuren korrigiert. Das Korrigieren von Klausuren ist eines der langweiligsten Dinge. Es war immer etwas lustig, weil einige Schüler sehr falsche lustige Antworten gegeben haben. In der Zeit der Prüfungen hatte ich nachmittags viel Zeit mit den Kindern zu spielen. Die Begeisterung war immer riesig, weil ich einige Spiele dabei hatte. Wir spielten UNO, Werwölfe, Vier Gewinnt und Puzzles.
Die Zeit ging dann so schnell vorbei. Meine letzte Woche begann dann schon. In der Schule hatten die Lehrer noch etwas für mich vorbereitet. Alle Schüler wurden versammelt und sie haben ein paar Dinge vorgeführt. Es gab noch ein paar Reden. Ich selber habe auch noch ein paar Worte verloren. Ich hatte für die Lehrer noch einen Apfelkuchen gebacken und mir wurde ein „Chitenge“ geschenkt. Ein Chitenge ist ein Stofftuch. Diese werden in Malawi hauptsächlich von Frauen als Kleidungsstück benutzt. Man kann sie zu Kleidern schneidern lassen oder auch so als Rock tragen oder als Decke. Sie werden für alles benutzt. Am Ende habe ich Bilder mit meinen Klassen und den Internatskindern gemacht. Es war echt komisch nach so einer langen Zeit „Tschüss“ zusagen. Ich hatte aber auch nicht so krasse Emotionen, weil ich das gar nicht realisiert habe, dass ich jetzt weg bin. Wir hatten in der Woche auch noch einen Abschiedsgottesdienst in der Kapelle der Gemeinde. Den Gottesdienst hatten Veronica, Matthias und ich geplant. Der Gottesdienst war ein schöner Abschluss. Beim Abendessen haben wir noch einen Kuchen und ein Geschenk bekommen. Danach gab es eine Abschlussfeier bei uns im Haus. Dazu kamen dann alle Jungs vom Priesterseminar und andere. Wir hatten viel Spaß und Gerüchten zu Folge gab es auch die ein oder andere Runde Bierpong. Mit sehr wenig Schlaf ging es am nächsten Morgen, nach 5 Tausend Bildern, zum Flughafen in Lilongwe.
Und dann war es vorbei! Das jetzt zu schreiben ist so komisch. Ich fahre gleich nach Aachen für mein Auswertungsseminar meines Freiwilligendienstes. Er hatte so viele Höhen und Tiefen und ich hatte das Glück so viel zu sehen und zu lernen. Ich bin dankbar für alles. Zuerst war ich in Uganda und dann musste ich das Land wegen Ebola verlassen. Ich hatte gar keine Lust auf Malawi, weil ich mich in Uganda damals sehr wohlfühlte. Die ersten Monate waren auch nicht so toll in Malawi, aber es wurde super nach einiger Zeit. Im Endeffekt sollte alles so passieren, weil die Dinge die ich in Malawi erlebt habe, hätte ich nie in Uganda erlebt. Ich hätte nie eine so gute Freundschaft mit meinen tollen Mitbewohnern Veronica und Matthias aufgebaut. Ich würde jetzt sagen, dass Malawi das Beste ist, was mir dieses oder eher gesagt letztes Jahr passiert ist.
Das krasseste was ich dieses Jahr nochmal gemerkt habe, ist wie schnell die Zeit vorbeigeht. Umso älter ich werde, umso schneller geht die Zeit voran. Irgendwie macht das mir auch ein wenig Angst, aber das gehört, denke ich mal zum Leben dazu. Außerdem denke ich, dass ich etwas offener geworden bin und bei Alltagsdingen gelassener. Ich habe deutlich mehr gelernt, aber ich glaube das merke ich alles erst, wenn ich in Situationen komme, die mir das zeigen. Ich weiß jetzt auch, dass ich definitiv kein Lehrer werden möchte. Die Arbeit mit den Kindern war immer toll, aber Lehrer sein ist gar nichts für mich.
Natürlich gab es im Jahr auch einige Tiefpunkte, aber die gehören einfach dazu. Nach jedem Tiefpunkt kommt immer wieder eine gute Zeit.
Jetzt bin ich zurück in Deutschland. Ich dachte eigentlich, dass ich einen krassen Kulturschock bekommen werde. Das war aber gar nicht der Fall. Alles fühlt sich sehr normal an. Ich habe mich sehr gefreut alle Freunde und meine Familie wiederzusehen, aber es fühlt sich nicht an, als wär ich ein Jahr weg gewesen. Gerade ist für mich meine Zukunftsplanung sehr schwierig. Ich habe eigentlich einen Plan, aber ich weiß gerade gar nichts mehr. Ich bin gespannt, was das Leben für mich jetzt bereithält und ich habe auch ein wenig Angst, vor dem was jetzt kommt. Ich hatte mein ganzes Leben bis jetzt immer eine ungefähre Vorstellung was ich mache, aber gerade weiß ich gar nichts. Ich werde schon etwas finden.
Ich möchte auch nochmal allen Leuten danken, die mich über das Jahr unterstützt haben. Dankeschön – Zikomo kwambiri
Eine Bitte habe ich noch: Wenn man mich fragt wie mein Jahr war, dann versucht doch bitte zu fragen „Wie war es in Malawi/Uganda?“. Jeder fragt mich immer, wie es in Afrika war. Wie soll ich für einen Kontinent sprechen, der dreimal größer ist als Europa. Ich würde ja auch keinen Menschen fragen, der ein Jahr in Norwegen war, wie Europa ist. Der Kontinent Afrika ist sehr verschieden. Ich kann nicht für den ganzen Kontinent reden. Außerdem bin ich kein „Afrikaner“ und ich kann kein „afrikanisch“. Ich finde es schon sehr traurig, dass manche Menschen wirklich denken, dass in Afrika eine einzige Sprache gesprochen wird. Alleine in Uganda gibt es über 40 Sprachen. Es würde mich sehr freuen, wenn ihr darauf ein bisschen achten könntet.
Ich freue mich auch immer, wenn man sich mit mir über meine Zeit unterhalten möchte. Ihr könnt mich gerne alles fragen. Ich nehme mir immer gerne Zeit über meine Erfahrungen zu reden.
Das war es jetzt. Das ist mein letzter Blog. Danke fürs Lesen. Ich kann euch nur ans Herz legen, bald die nächste Blogs der neue Freiwilligen zu lesen. Ich kann jedem empfehlen einen Freiwilligendienst zu machen. Man sammelt Erfahrungen fürs Leben.
Im out…
Euer David