Abschiede in Kampala und Neuanfänge in Mityana

  • Weitere 2 Wochen sind vergangen und es ist wieder viel passiert, da ich in diesen Wochen den Sprachunterricht beendet habe, mich von Kampala verabschiedet und Mityana begrüßt habe.

Aber fangen wir ganz von vorne an: Am Freitag (ein Tag nachdem ich meinen letzten Blogeintrag veröffentlicht habe) war es wieder Zeit für einen eher Praxisorientierten Unterricht und diesmal sollten wir auf die Straße und einen Fremden interviewen. Anfangs dachte ich, dass sich auf der Straße keiner finden lässt, der genug Zeit für 2 „Muzungus“ hat, die ein paar simple Fragen in einem noch simpleren Luganda an ihn haben. Doch zu meiner Überraschung ließen sich schnell 2 Leute finden, die sehr freundlich und bereit waren, sich ein wenig Zeit für unser Interview zu nehmen. Nach unserem erfolgreich geführten Interview und der anschließenden Besprechung der Interviews haben wir einen kleinen Ausflug zu einem Craftmarket in Kampala gemacht. Im Gegensatz zu den anderen Märkten wurde hier hauptsächlich Selbstgemachtes verkauft. Das meiste davon war zwar sehr schön anzuschauen, kam für mich aber eher nur als Mitbringsel aus Uganda in Frage, weil ich im Gegensatz zu meiner Familie in Deutschland eher weniger mit einem selbstgemachten bunten Korb oder einer aufwendig gestalteten Holzfigur anfangen kann.

Als wir dann nach einem sehr anstrengenden Fußmarsch durch das Zentrum von Kampala bei brennender Hitze und durch riesige Menschenmengen bei einem anderen, etwas kleineren Craftmarket angekommen sind, wiederholte sich dann schon mal das Ein oder Andere. Was mir auf diesem Markt aber besonders aufgefallen ist war, dass ich noch nie so viele gute Freunde hatte, da mich jeder Verkäufer mit den Worten „Come here my friend!“ zu seinem kleinen Laden verführen wollte.  Auf Dauer wurde das etwas anstrengend, weil ein einfaches „no“ meistens nicht reichte und man den Verkäufern sehr ausführlich erklären musste, dass man sich nur umschauen möchte und nicht gleich eine ganze Kunstgalerie kaufen will.

Das darauffolgende Wochenende habe ich dann wiedereinmal genutzt, um mich von dem anstrengenden Tag und der genauso anstrengenden Woche auszuruhen. Denn in Uganda ist es für mich wesentlich herausfordernder durch die Straßen zu gehen, als in Deutschland, da man einerseits auf seine Umgebung und Sicherheit achten muss und man andererseits jederzeit von jeder Seite angeschaut oder mit einem charmanten „Muzungu!“ angesprochen wird.

Am Montag war es dann für mich Zeit, in die letzte „Schulwoche“ zu starten. Dabei fühlte ich mich ein wenig wie ein kleines Schulkind, was die Ferien kaum erwarten kann, außer dass für mich nach der Schule die Arbeit, und damit auch mein richtiges Freiwillige Soziale Jahr anfängt. In dieser Woche wurde uns Schülern dann nochmals klar, wie viel wir dann doch aus diesem einen Monat Luganda-Unterricht lernen konnten. So konnten wir uns zum Beispiel schon problemlos selbst vorstellen oder einem gierigen Boda-Fahrer klar machen, dass er nicht zu viel Geld von uns verlangen soll (siehe letzter Blogeintrag).

Als dann nun 3 Tage so schnell vergingen wie der letzte Monat insgesamt war es dann auch schon am Donnerstag Zeit von der Sprachschule Abschied zu nehmen. Dabei wurde von der Sprachschule aus ein Abschiedsessen mit den Gerichten unserer Wahl veranstaltet. Das hieß für uns „Enkoko, Obumonde, Avocado, Lumonde ne Obutunda“ (Für die nicht-Ugander: Hühnchen, Kartoffel, Avocado, Süßkartoffel und Passionsfruchtsaft). Danach haben wir dann unserem Lehrer Jackson noch ein paar Abschiedsgeschenke überreicht, der für uns nicht nur ein Lehrer war, sondern auch ein Freund, mit dem man immer über irgendetwas lachen konnte. Er bekam zum Beispiel einen Fußball für seine Kinder oder eine Tasche für seine Frau, was er dann auf Deutsch nachsprechen musste, wobei wir Freiwillige uns natürlich sehr amüsiert haben, da sich viele Ugander mit der deutschen Sprache schwer tun. Nachdem wir ihm dann alle Geschenke überreicht haben und er sich bei uns herzlichst bedankt hat, hieß es dann schließlich Abschied voneinander nehmen. Nicht nur wir Freiwillige von Jackson, sondern auch wir Freiwillige unter uns, weil die meisten von uns von Kampala aus in die verschiedensten Teile Ugandas reisen, um dann dort in ihrem Projekt zu arbeiten.

Auf dem Weg nach Hause bin ich dann noch schnell in einen Supermarkt in der Garden City Mall, um noch ein paar Abschiedsgeschenke für meine Gastfamilie zu kaufen, bei der ich mich während meines ersten Monats in Uganda sehr wohl gefühlt habe, was mir den Einstieg in das dann doch sehr unterschiedliche Uganda äußerst erleichtert hat.

Am Tag darauf wurde ich dann gleich in der Früh von meiner Mentorin Penelope und dem Fahrer Ben mit seinen kleinen Kindern abgeholt. Während der Autofahrt fiel mir besonders auf, dass die Landschaft immer grüner wird, je weiter man sich von der Hauptstadt Kampala entfernt. Als wir dann nach ca. 1 1/2 Stunden Autofahrt in Mityana angekommen sind, fuhren wir gleich auf das Gelände von COSNA, wo auch mein Haus steht in dem ich die nächsten 11 Monate wohnen werde. Als kleine Überraschung stellte mir dann Penelope vor Ort meine Mitbewohnerin Nicole vor, die für 3 Wochen bei mir wohnen wird, da sie zurzeit Urlaub in Uganda macht. Sie war wie ich vor 3 Jahren 2015/16 als Freiwillige vom Kindermissionswerk für 1 Jahr in Uganda und es hat mich sehr gefreut, dass ich für den Anfang nicht alleine wohne und jemanden habe, der mir Mityana aus der Perspektive eines Freiwilligen zeigen kann. Das Haus ist sehr gut ausgestattet mit Ofen, Herd, Mikrowelle, WLAN und einer Waschmaschine, welche extra für mich eingerichtet wurde, da man offenbar befürchtete, dass ich mit dreckigen Klamotten zur Arbeit gehen würde, da mir das Waschen mit der Hand zu anstrengend sein würde, was ich jetzt nicht zu 100% abstreiten würde. Leider bedienen sich auch einige Tiere an dem Luxus meines Hauses und es kommt oft vor, dass mir die ein oder andere Ameise über den Weg läuft, eine Eidechse sich hinterlistig an der Wand entlang schleicht oder eine äußerst ungebetene Kakerlake meinen Weg im Dunkeln kreuzt. Nichtsdestotrotz fühle ich mich in meiner Wohnung sehr wohl und ich freue mich schon, den Rest meines Jahres hier zu verbringen.

Gleich am nächsten Tag wurden Nicole und ich von Penelope zum Essen eingeladen. Da Penelope in der Nähe von HOSFA wohnt, meiner anderen Arbeitsstelle neben COSNA, konnte mir Nicole schon mal den Weg dorthin zeigen, welchen ich dann ab Montag alleine antreten musste. Nach dem Essen bei Penelope hatten wir dann noch Zeit, um ein wenig die Stadt anzuschauen. Was mich dabei sehr überrascht hat war die Menge an kleineren Geschäften, in denen es dann doch das Verschiedenste zu kaufen gab wie zum Beispiel Matratzen oder schicke Schuhe mit den Farben Grün-Rot-Grün. Auch dass an der Straße sehr viele Ziegen und Hühner herumspazieren hat mich ein wenig verwundert, da diese Tiere eigentlich einen gewissen Wert haben. In Mityana gibt es auch einen mehr oder weniger großen Markt, auf dem man viele lokal angebaute Gemüse – und Obstsorten kaufen kann wie Avocado, Ananas oder Ndiizis (Mini-Bananen). Dort haben wir dann auch gleich etwas eingekauft, da es nun „Selbstversorgung“ für mich hieß und ich keine Gastmutter mehr zuhause hatte, die mir jeden Abend ein ganzes Menü kocht.

Als wir dann zuhause angekommen sind, sind wir schon gleich wieder aufgebrochen um einen Freund von Nicole zu besuchen. Mit diesem sind wir dann über etwas abgelegene Wege zu einem Hotel in Mityana gelaufen, was zugleich eine Bar mit Pool war, in dem man für nur 10.000 Schilling (ca. 2,50€) schwimmen konnte, was ich in Mityana jetzt auch nicht erwartet hätte, da mir gesagt wurde, dass Mityana ein eher ländliches Städtchen wäre.

Nach einem so ereignisreichen Tag hieß es dann mal wieder ausruhen für mich, damit ich für die bevorstehende Arbeitswoche bei HOSFA fit bin.

Diese erste Arbeitswoche begann für mich ab 8 Uhr bei HOSFA, was mit einem Fußweg von 15 Minuten von mir zuhause ziemlich gut erreichbar ist. Dort erwartete mich bereits Penelope und sie zeigte mir erstmal das Gebäude von HOSFA. HOSFA steht für „Hope Sharing Family“ und ist ein Krankenhaus mit vielen verschiedenen Bereichen wie einer Zahnarztpraxis, einer Untersuchungsstelle für Schwangere, einer Versorgungsstelle für HIV-Kranke und vielen Bereichen mehr. Anfangs wurde ich in der Versorgungsstelle für HIV-Kranke zugeordnet, wo ich jeweils bei den einzelnen Arbeitsschritten für die Versorgung eines HIV-Patienten mithelfen konnte. Zuerst habe ich bei der Registrierung der Patienten geholfen, das heißt Höhe, Gewicht und Armumfang in ein kleines Buch des Patienten eintragen, welches dann zu der dazugehörigen Mappe des Patienten zugeordnet wurde, was bei über 1100 verschiedenen Mappen nicht immer leicht ist. Wurde der Patient dann vom Arzt beraten, wird der Zustand des Patienten, sein Medikament und dessen Dosis schließlich in einem riesigen Buch aktualisiert. Diese ganze Arbeit macht mir sehr Spaß, ist aber sehr anstrengend, da ich gerade aus meinem „After-Abi-Urlaub“ kommend Arbeit von 8 bis 17 Uhr nicht gerade gewohnt bin. Wenn ich dann zuhause ankomme bleibt mir dann auch nicht mehr viel übrig irgendetwas besonderes zu unternehmen, da ich nebenbei auch noch kochen, waschen oder manchmal sogar putzen muss. Da kommt man sich schon manchmal wie ein selbstständiger erwachsener Mann vor.

Mal sehen ob ich diesen Verantwortungen für ein ganzes Jahr gewachsen bin.

Viele Grüße aus der menschenfrohen Mini-Metropole Mityana

Max