Ab in den Süden
Der April macht auch hier in Mexiko, was er will. Unter diesem Motto will ich euch ein bisschen erzählen, was hier bei mir im April passiert ist. Von daher steigen wir gleich ein.
Direkt zu Beginn des Monats erhielt ich einen besonderen Besuch. Und zwar besuchte mich meine Familie! Das hat mich sehr gefreut. Es ist schließlich nicht selbstverständlich, mir einen Besuch auf der anderen Seite der Welt abzustatten. Dadurch war ich sehr erfreut, dass es die Möglichkeit gab, sie nach nun mehr 8 Monaten hier vor Ort wiederzusehen. Zusammen haben wir ein oder zwei Teile Mexikos besichtigt. Dazu zählte natürlich Mexiko-Stadt, aber auch Puebla und mein persönlicher Favorit: Yucatán. Wir machten uns relativ schnell auf, nach Yucatán, mit dem ersten Ziel Mérida. Mir hatte man im Vorhinein Mérida, als eine der zwei schönsten Städte Mexikos beschrieben. Dementsprechend seien diese Guanajuato und Mérida. Dadurch stiegen meine Erwartungen natürlich. Ich wurde aber auch nicht enttäuscht. Die Stadt ist erstaunlich ruhig, sehr sauber und rundum sehr angenehm. Eine besondere Überraschung war, dass so gut wie jede Nacht im Stadtzentrum eine Vorstellung stattfindet. Direkt am ersten Abend gab es eine Imitation des berühmten mesoamerikanischen Ballspiels.
Insgesamt muss man immer dazusagen, dass alles, was man in Mexiko zu „noch erhaltenen“ präkolonialen Gemeinschaften findet, in der Regel nur Vermutungen sind, wie es vorher gewesen sein mag. Auch diese Vorstellung basierte auf Forschungen und Ausgrabungsstätten. Das haben mir auch viele Personen zu unterschiedlichen Momenten in Mexiko angemerkt. Nichtsdestoweniger, gab diese Vorstellung einen sehr guten Eindruck, wie man sich das Spiel im Original vorstellen kann. Und so gab es eigentlich jeden Abend entweder eine Tanzvorstellung oder andere kulturelle Vorstellung. Abseits der Stadt selbst gibt es natürlich auch viel im Umfeld. Zum Beispiel das berühmte Chichén Itzá. Persönlich muss ich sagen: Chichén Itzá ist schön und nett, mein Favorit war es jedoch nicht. Viel interessanter und lehrreicher war für mich das auch deutlich ruhigere Uxmal. Dort konnte man in einer deutlich ruhigeren Atmosphäre seltenere noch erhaltene Bauten gut besichtigen. Ein kurzer Einschieber, für alle, die nicht wissen, was die zwei Orte sind. Chichén Itzá und Uxmal sind zwei archäologische Ausgrabungsstätten. Das heißt, dort kann man alte Bauten aus der präkolonialen bzw. präkolumbischen Zeit sehen. Persönlich muss ich dazu sagen, dass diese Ausgrabungsstätten mich fest im Griff haben. Ich finde diese Orte außerordentlich interessant. Immer wenn ich an einem neuen Ort bin, muss ich die unterschiedlichen Ausgrabungsstätten besuchen. Dabei habe ich sogar eine Liste angefertigt, welche Orte mir noch hier aus der Region Puebla fehlen. Leider wird mir vermutlich die Zeit fehlen, all diese Orte zu sehen. Naja, so ist das halt.





Zu guter Letzt muss man natürlich, wenn man schon in Yucatán ist, eine Cenote besichtigen. Lustigerweise hatte ich in Mérida eine andere Freiwillige getroffen, die ich bereits kannte. Diese hatte uns dann ein paar Tipps für Cenotes gegeben, da sie schon ein paar Tage vor Ort war. Wir gingen daher gleich drei Stück auf einen Schlag besichtigen. Das ergab eine nette Kombination aus geschlossenen, bis hin zu offenen Cenotes.



Nun aber zum Highlight des Monats. Denn nach der Reise nach Yucatán, ging es auch zurück nach Puebla. Dabei besichtigte ich die Stadt mit meinen Eltern nochmal aus einer ganz neuen Perspektive. Hierbei konnte ich auch schon etwas den Touristenführer spielen. Was jedoch in diesem Zeitraum interessant war, war die Osterzeit. Denn wir waren in der sogenannten Heiligen Woche (semana santa), bzw. der Karwoche, vor Ort. Das heißt, alles wurde schon auf den Karfreitag vorbereitet. Aber auch an den anderen Tagen der Karwoche fand man immer etwas Besonderes. Das Highlight natürlich jedoch war der Karfreitag. Aus sieben Kirchen wurden sieben große Bilder gebaut und ins Zentrum zur Kathedrale gebracht. Anschließend gab es mit diesen Bildern eine große Prozession durch die ganze Stadt. Dabei wurden diese riesigen und schweren Bilder von sehr vielen Personen im Gleichschritt getragen.




Eine besondere Überraschung traf mich, als Personen mit spitzen Kapuzen in der Prozession dabei waren. Meine erste Assoziation war ehrlicherweise mit einer etwas anderen Gruppierung. Demnach seien diese spitzen Hüte aus der Zeit der spanischen Inquisition und dienten ursprünglich als Symbol der Buße und Anonymität für Sünder. Heute würden sie die Mitglieder der katholischen Bruderschaften als Zeichen der Pönitenten und der Verbundenheit mit der Kirche tragen. Einmal habe ich mich dabei sehr erschrocken, als ich aus der Tür ging und es auf der Straße schon dunkel war und rechts von mir plötzlich eine solche Gruppe mit einer toten Jesusfigur auf einer Trage standen. (Das dritte Bild oben)
Währenddessen gab es in Mexiko-Stadt eine erstaunlich große Nachahmung des Kreuzweges. Da jedoch knapp 2 Millionen Menschen dort erwartet wurden und mir aus sicherheitstechnischen Gründen davon abgeraten wurde dorthin zu fahren, machte ich mir die Größe der Veranstaltung mit der Technik des 21. Jahrhundert zunutze und schaute mir diese Nachahmung per Livestream an. Wen es jemanden interessiert, kann man sich das Ganze in voller Länge auf YouTube anschauen.
Damit neigte sich mein Urlaub auch schon dem Ende zu. Als ich dann schließlich zurück in der Einsatzstelle war, ging es natürlich erstmal das Lager und die Bücher wieder zu organisieren. Wie man sich vorstellen kann, haben diese brav auf mich gewartet. Das heißt auch hier verbrachte ich fast eine komplette Woche nur damit diese zu ordnen.
Am Ende des Monats ging es schon auf die Vorbereitung des 5. Mai zu. Dafür möchte ich jedoch einen separaten Blogeintrag schreiben. Den solltet ihr schon bald auch hier finden. Von daher:
Bis gleich
Hier noch ein kleiner Fußvermerk, den ich einmal beschreiben wollte, jedoch nicht damit direkt die tolle Osterstimmung ruinieren wollte.(klicke)
In diesem Monat erhielt ich auf Online-Plattformen verstärkt Werbung der US-amerikanischen Regierung. Dabei wurde auf Spanisch betont, dass man nicht in die USA einreisen solle und sollte man bereits in den USA sein, solle man sich selbstständig abschieben, indem man sich über eine App meldet. Das spiegelt einen sehr interessanten Aspekt in der Beziehung zwischen den USA und Mexiko wider. Ich würde behaupten es gibt keine bessere Zeit, um diese Situation genau kennenzulernen und auch Unmut in Mexiko mitzubekommen und zu verstehen. Aktuell mehr denn je wurde auch ich damit konfrontiert. Von Mexikanern bekam ich zu diesen Aufrufen nur spöttische Antworten darüber, dass sie diese Werbung schon vor einiger Zeit auf Englisch mit spanischen Untertiteln gesehen hätten. Dabei könnten die Migranten mehrheitlich nicht lesen, meinten diese Personen. Solche Aspekte hatte ich im Vorhinein nicht bedacht. Ich bin gespannt, wie es hier weitergeht.