How to learn Chichewa & Ein Keniakurztrip der besonderen Art

Wie würdest du Malawi jemandem beschreiben, der noch nie von diesem Land gehört hat? Genau diese Frage habe ich heute Brond, einem der Priesterseminaristen, mit welchen ich seit knapp 3 Monaten zusammen in der Benga Catholic Parish lebe und arbeite, gestellt. Das war seine Antwort:

Ein Großteil der Bevölkerung in Malawi sind Chewa (Sie sprechen Chichewa, was auch der Grund ist, dass es neben Englisch eine der Landessprachen ist). Daneben gibt es unter vielen anderen auch noch die Tumbuka im Norden und die Yao, welche auch in der Central Region leben (jeweils mit eigener Sprache und unterschiedlicher Kultur). Unser Nationalessen ist Nsima (eine Art Maisbrei, welcher mittlerweile gar nicht mal so schlecht schmeckt). Außerdem hat Malawi neben Wäldern in der Region Ntchisi auch unglaubliche Berge wie den Mount Mulanje, aber auch tolle Buchten am Lake Malawi wie Nkhata Bay im Norden des Landes”.

Blick auf den Lake Malawi

Genau diese von ihm beschriebene Vielfältigkeit der Landschaft und Kultur Malawis ist es, welche mich Tag für Tag aufs Neue bei diesem außergewöhnlichen Land fasziniert und die Zeit in Benga zur vielleicht aufregendsten in meinem bisherigen Leben hat werden lassen. In diesem kleinen Dorf in der Central Region von Malawi (genauer gesagt im Distrikt Nkhotakota) arbeite ich, wie in meinem ersten Beitrag schon erwähnt, im Agogo Projekt der Benga Catholic Parish (Agogo = Chichewa Wort für ältere Menschen). Die Hauptaufgabe des Projektes ist es, die Agogos in der Umgebung von Benga in ihrem Alltag bestmöglich zu unterstützen. Das geschieht hauptsächlich durch die Lieferung der notwendigsten Lebensmittel wie Salz, Mehl und Zucker an die umliegenden Communities, wo sie dort dann an die jeweiligen Mitglieder des Programmes verteilt werden. Das gehört zu meinen Hauptaufgaben, da ich im Außendienst des Projektes arbeite. Da leider die Grundversorgung aufgrund von steigenden Lebensmittelpreisen immer mehr gefährdet ist, haben wir vor ein paar Wochen auch Assessments durchgeführt, um neue Mitglieder ins Programm aufzunehmen. Diese können damit auch gezielt von der Parish unterstützt werden. Das Projekt hat ein Budget für eine bestimmte Anzahl an Mitglieder, momentan sind es 262. Im Rahmen dieser Assessments haben wir potenzielle Kandidaten für das Programm zuhause besucht und versucht, anhand von Fragen festzustellen, bei welchen der größte Bedarf einer Unterstützung besteht.

Zusammen mit Precious bei einem Assessment in den Bergen

Auch das Housing Project der Parish, bei welchem Agogos für einen kleinen Eigenanteil neue Häuser gebaut bekommen, ist mittlerweile abgeschlossen, soll aber nach der Regenzeit in Malawi, welche meistens zwischen Dezember und März ist, wieder fortgesetzt werden. Dank meines „Deals“ mit Tsamba (ebenfalls einer der Priesterseminarist der Parish), der darin besteht, dass ich ihm jeden Tag ein Wort oder einen Satz in Deutsch beibringe und er mir dafür die Bedeutung davon in Chichewa erklärt, kann ich mittlerweile auch schon ein wenig in dieser zweiten Landessprache von Malawi sprechen. Das hat unter anderem auch dazu geführt, dass mir eines Abends kurzerhand von Precious und Laurent, ebenfalls zwei Priesterseminaristen, der Spitzname Njomba (seit diesem Abend heißen die beiden auch noch Mbuya und Mzozo) verliehen wurde. Njomba bedeutet in Yao, einer anderen Sprache in Malawi, sowas wie Onkel.

 

Zusätzlich zum Leben in der Parish, konnte ich auch die Umgebung ein bisschen besser kennenlernen. So habe ich zum Beispiel mit zwei anderen Seminaristen eine Radtour zum Lake Malawi (der drittgrößte in Afrika und neuntgrößte der Erde) unternommen, welcher nur ca. 45 Minuten von Benga entfernt ist. Auf dem Weg dorthin sind wir mit vielen Menschen ins Gespräch gekommen. Besonders die Kinder finden es immer sehr interessant Muzunkus (wörtlich Übersetzt „Wanderer“, Bezeichnung für Menschen, welche nicht aus Malawi kommen ) zu treffen, sodass ich bei den ganzen „How are you`s“ welche uns auf dem Fahrrad hinterhergeschrien wurden, gar nicht mehr hinterhergekommen bin. Ein weiteres kleines Highlight war ein Fußballspiel der Benga Hammers (wie man sich bei dem Namen vielleicht schon denkt, die Dorfmannschaft von Benga) vor ein paar Wochen, welche dabei sogar 2:0 gegen ein Team aus dem Nachbardorf gewonnen haben. Bei jedem Tor waren die Menschen aus Benga ziemlich begeistert, weswegen Platzstürme und spontane Tanzeinlagen auf dem Fußballfeld bei diesem Spiel keine Seltenheit waren. Besonders waren für mich auch die hin und wieder stattfindenden spontanen Filmabende der Parish. Bei diesen haben wir oft aufschlussreiche Filme über die afrikanische Kultur, aber auch mal einen Film eines bekannten US-amerikanischen Comedians, angeschaut.

Filmeabend Benga Parish

Ebenfalls habe ich die letzten Wochen ein paar Mal die Hauptstadt von Malawi, Lilongwe besucht. Das war ziemlich faszinierend für mich, da es das komplette Kontrastprogramm zum kleinen Benga darstellt und ich so auch neue Aspekte der malawischen Kultur kennenlernen konnte. Mit Steven, einem der beiden Priester der Parish, der ursprünglich aus Kenia kommt, hatte ich auch die Möglichkeit ein Treffen der dortigen kenianischen Community zu besuchen. Allerdings hatte er nur ein einziges weiteres Ticket und da Tsamba (mein inoffizieller Chichewa Lehrer) auch dabei war, hat mir Steven kurzerhand vorgeschlagen: „Sag einfach Habari, ninatoka Kenya (Hallo, ich komme aus Kenia), wenn sie dich nach deinem Ticket fragen, das finden die dann so witzig, dass sie dich auch ohne reinlassen“. Das hat dann auch unerwartet gut funktioniert, was neben tollen Gesprächen, bei welchen ich auch etwas über die kenianische Gesellschaft lernen konnte, auch dazu geführt hat, dass ich nebenbei umsonst die kulinarische Seite von Kenia entdecken durfte (Kleiner Tipp: Wenn ihr mal die Möglichkeit habt, Irio zu probieren, macht es!).

Ich zusammen mit den beiden Priesterseminaristen Emanuel und Tsamba in Lilongwe

Seit zwei Wochen ist Benga mit David und Veronika (ebenfalls Freiwillige bei den Sternsingern) um zwei wunderbare Menschen reicher. An dieser Stelle kann ich eine klare Empfehlung für Davids Blogbeitrag aussprechen, wahrlich ein literarisches Meisterwerk. Die beiden waren ursprünglich Freiwillige in Uganda, mussten aber aufgrund von Ebola das Land verlassen. Auch wenn damit der Grund ihrer Anreise nicht gerade der glücklichste war, war es doch ein schönes Wiedersehen und wir haben bis jetzt eine tolle Zeit in Benga gehabt.

Veronica, David und Ich am Lake Malawi

Ich hoffe du weißt nun ein bisschen mehr über das Land Malawi und wie es mir die letzten Monate dort ergangen ist. Danke für dein Interesse! Es würde mich freuen, dir weiterhin mehr über meine Zeit im warmen Herz von Afrika zeigen zu dürfen.

In diesem Sinne

Tionana (See you later… vielleicht auch gleich schon beim nächsten Blogbeitrag) und falls du das hier am Abend liest Usiku Wabwino (Gute Nacht)

Matthias / Njomba