Viele neue Traditionen
Und damit bin ich auch schon wieder zurück. Ich hoffe, alle hatten ein paar schöne Feiertage und einen guten Start ins neue Jahr. Das Jahresende war für mich ein besonderes. Denn es markiert das erste Mal, dass ich am anderen Ende der Welt, verglichen mit meiner Familie, bin. Fangen wir jedoch mit dem Monatsanfang an und arbeiten uns etwas durch.
Wir fangen einfach da an, wo ich beim letzten Mal aufgehört habe. Und zwar meine Rückkehr aus Mexiko-Stadt. Für mich ging es direkt wieder am nächsten Morgen in die Einsatzstelle und helfen. Dabei wurde ich sehr herzlich begrüßt. Einige Aufgaben, die ich sonst übernommen hatten, konnten nicht voll übernommen werden. Das heißt für mich hieß es erstmal Übersicht verschaffen, was Stand der Dinge ist. Die ersten Tage verbrachte ich dementsprechend erstmal damit, parallel zum wiederkehrenden Alltag, die anderen Sachen, die Bücher wieder zu aktualisieren und das Lager aufzuräumen. Kurz darauf ging es auch schon in die Weihnachtsstimmung. Damit stieß ich auch auf eine neue Tradition.
Meine erste Posada hatte ich dementsprechend relativ schnell nach meiner Rückkehr. Dazu kamen einige Spender zu uns in die Organisation und brachten Essen, Trinken, Piñatas und einiges anderes Material mit. Wir begannen mit einem Lied, das wir geteilt in zwei nacheinander sangen. Die komplette Gruppe wurde dementsprechend in zwei Teile geteilt. Ein Teil ging nach draußen, vor die Tür und fing an von dort zu singen. Dabei erbaten sie Eintritt und eine Unterkunft für die Nacht. Der Teil der Gruppe, welcher sich drinnen befand, antwortete mit Gesang auf die Bitte von draußen. Dies ging etwas hin und her, bis der Teil von draußen schließlich ins Haus gelassen wurde. Wir begrüßten sie alle, als hätten wir sie Ewigkeiten nicht mehr gesehen und zündeten die Kerzen der jeweils anderen an. Denn diejenigen, die drinnen waren, hatten angezündete Kerzen, die draußen waren aus. Nach dieser kleinen Zeremonie ging es auch schon weiter ans Essen. Kurz darauf bewegten sich alle schon in Richtung der Piñatas. Vermutlich das Highlight der Kinder war wie auch die anderen Male nach Alter aufgeteilt. Jede Altersgruppe hatte ihre eigene Piñata. Für die Älteren musste es durchdrehen und komplizierte Bewegungen der Piñata erschwert werden, damit diese nicht direkt mit dem ersten Schlag alles aufreißen und den anderen keine Versuche überlassen.
Dieses Prozedere wiederholte sich an einigen Tagen. Die größte Posada, war jedoch eine bei welcher alle Spenderinnen und Spender, sowie Helferinnen und Helfer eingeladen waren.
Zwischen den ganzen Feiern gab es jedoch auch noch einen vergleichsweise großen Feiertag, an dem wir ebenfalls gut beschäftigt waren. Am 12. Dezember wurde groß die Erscheinung der Jungfrau Maria gefeiert. Dafür wurden bei mir im Viertel ganze Straßen abgesperrt, dekoriert und für Gottesdienste, sowie Feiern vorbereitet. Vor jeder Statue Marias fand an diesem Tag ein Gottesdienst statt. Da in jeder Straße mindestens eine solche Statue zu finden ist, kann man sich vorstellen, wie schwierig es war durch die Straßen zu manövrieren, ohne in eine Messe zu laufen und zu stören. An diesem Tag wurde so auch die Organisation zu vielen verschiedenen Orten eingeladen zu zelebrieren. Von frühmorgens bis in den späten Nachmittag bis Abend ging es dadurch von einer Statue zur nächsten. Dankenswerterweise wurde uns an vielen Orten auch etwas zu Essen und zu trinken angeboten. Als es für mich dann spätabends zurück nach Hause ging, durfte ich jedoch feststellen, dass in meiner Nachbarstraße, 10 Meter von meiner Unterkunft entfernt, eine große Feier stattfand. Dabei wurde getanzt und gesungen bis in den frühen Morgen. Das hat mit leider nicht viel geholfen, da ich leider am nächsten Tag auch wieder früh aus dem Haus musste, um die Jungs zur Schule zu bringen.
In dieser sehr aufregenden Zeit gab es auch noch eine besondere persönliche Überraschung. Die Organisation wurde eingeladen, im Radio ein bisschen Werbung für sich zu machen und sich vorzustellen. Das war Teil eines Programms des Radiosenders, wobei jeden Tag, bis Weihnachten in einer Art Adventskalender, eine Hilfsorganisation im lokalen Rahmen vorgestellt wurde. Dabei wurde ich eingeladen, mit der Administratorin meiner Einsatzstelle zum Radiosender zu gehen. Überraschend für mich war es ein sehr entspanntes Gespräch, bei dem ich auch etwas über meinen Freiwilligendienst erzählen durfte. Zu meiner Überraschung wurde unser Interview jedoch nicht im Vorhinein aufgenommen, sondern direkt live ausgestrahlt. Für mich war das ein komplett neues Gefühl zu wissen, dass in der Stadt, in der ich aktuell lebe, Personen meinem Spanisch mit deutschem Akzent zugehört haben. Dafür möchte ich jedoch behaupten, dass ich mich relativ gut geschlagen habe. Interessanterweise kann man all das auch noch als Podcast nachhören …
Nach diesen doch sehr verrückten Wochen ging es auch in den Endspurt Richtung Weihnachten. Dafür sollten die Jungs alle eine Karte an die drei Könige schreiben. Denn den Kindern bringen hier die drei heiligen Könige die Geschenke. Dementsprechend verbrachten wir, sehr viel Zeit damit, schöne Briefe an die Könige zu schreiben, mit dem, was die Kinder jeweils als Wunsch hatten.
Weihnachten selbst sah etwas anders aus. Da alle gerne bei ihren Familien an Heiligabend sein wollten, jedoch auch mit den Jungs gefeiert werden wollte, gab es gleich ganze zweimal den besonderen Abend. Einmal am Tag vorher mit den Jungs, am Abend des 23. Dezembers und am Tag darauf in den Familien. Ein doch sehr komisches Gefühl traf mich zu diesem Zeitpunkt. Zu wissen, dass die komplette Familie in Deutschland gerade zusammen ist, man jedoch auf einem anderen Kontinent mit mittlerweile doch sehr guten Freunden diesen Abend verbrachte.
Zwischen den Jahren ging es für mich doch wieder direkt in die Einsatzstelle weiterhelfen. Die Jungs verschwinden schließlich nicht, nur weil es ein paar besondere Tage waren. Diese Tage mit ihnen zu verbringen war jedoch eine sehr schöne Zeit.
Im Zuge des Jahreswechsels durfte ich ebenfalls einige interessante neue Traditionen kennenlernen. Dabei gab es viele verschiedene Möglichkeiten, wie 12 Trauben essen, Linsen in den Taschen oder andere Formen wie Schlüssel in den Schuh. Die bekannteste Tradition war dabei womöglich die der Trauben. Kurz vor Mitternacht gab es dabei 12 Glockenschläge, wobei man zu jedem Glockenschlag eine Traube essen und einen Wunsch denken musste. Deutlich ruhiger war meiner Ansicht nach jedoch die Straße und Außenwelt im generellen. Anders als in Deutschland gab es eigentlich keine bis kaum Knälle, die von draußen hörbar waren.
Und damit befinden wir uns auch schon im neuen Jahr!
Wie schnell die Zeit vergeht. Damit komme ich aber auch schon zum Ende meines Blogeintrags. Es geht auch schon bald mit dem ersten Monat des neuen Jahres weiter.
Von daher
Bis gleich!