Sharp Times in Jozi
Sieben Wochen sind seit dem letzten Blogbeitrag vergangen und ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll. Manchmal wünsche ich mir, man könnte die Zeit anhalten – denn mittlerweile sind bereits vier Monate, sprich ein Drittel unseres Freiwilligendienstes, um. Johannesburg hat sich in den letzten Wochen kurzerhand in ein Meer aus leuchtenden Jacaranda-Blüten verwandelt und ich habe mich gefühlt wie in einem Märchenland. Aber nicht nur das: Ich nehme euch in diesem Beitrag mit auf einige Highlights meiner letzten Wochen!
Ganz besonders war für mich die schon erwähnte Jacaranda-Season. Die tropischen Bäume mit ihren violetten Blüten kommen ursprünglich aus Südamerika, doch auch hier in Johannesburg sind sie mittlerweile fester Bestandteil des Stadtbildes geworden. Während der Blütezeit finden überall Events statt – von geführten Spaziergängen und Radtouren bis hin zu einem Fotowettbewerb, bei dem das schönste Jacaranda-Bild gesucht wird. Natürlich konnte ich es mir nicht nehmen lassen, an einem Spaziergang teilzunehmen. Leider ist die Blütezeit nur von Oktober bis Mitte November. Mittlerweile sind die Blüten also schon wieder abgefallen. Aber glaubt mir, ich habe den Anblick jede Minute genossen!
Auch durfte ich diesen Monat Christine, die Referentin des Freiwilligendienstteams, bei mir in Johannesburg begrüßen. Es war super schön, jemanden in meinem Alltag hier in Johannesburg dabei zu haben und ihr all die Menschen vorzustellen, die mich hier tagtäglich begleiten.
Als wir an meiner Einsatzstelle den ganzen Tag damit verbracht haben, ein paar Szenen für ein Instagram-Reel für Weihnachten zu drehen, mussten wir beide schmunzeln – einfach weil hier einfach alles etwas langsamer und gelassener als in Deutschland abläuft. Das Reel ist mittlerweile online, also wenn es euch interessiert, was wir zusammen auf die Beine gestellt haben, klickt gerne hier!
Ansonsten hat sich hier bei mir mittlerweile ein richtiger Alltag eingependelt, auch in meiner Freizeit. Da ich außerhalb des Projektes wohne, sind Arbeit und Freizeit bei mir ziemlich klar getrennt – deshalb möchte ich euch mal einen Einblick in meine Freizeitaktivitäten geben. Ein regelmäßiger Bestandteil meines Alltags ist zum einen die Suppenküche geworden, in der ich jeden Montag mithelfe. Diese wird von der Gemeinde, der meine Mitbewohnerin angehört, organisiert. Rund 200 Obdachlose werden hier mit Brot, Suppe und Obst versorgt. Ich helfe sowohl beim Ausgeben vom Essen als auch beim Abwasch des Geschirrs.
Ansonsten habe ich mich sowohl einem Running- als auch einem Tennis-Club angeschlossen und es ist super schön, Teil verschiedener Gemeinschaften zu sein. Auch geht es jede Woche zum Parkrun, wo sich ganz viele Leute samstags um 8 Uhr morgens in verschiedenen Parks versammeln und zusammen joggen gehen. Das macht total Spaß, auch wenn die Temperaturen mittlerweile um 8 Uhr morgens nicht mehr ganz so angenehm sind.
Ein weiterer großer Teil der südafrikanischen Kultur, den ich über die letzten Wochen kennenlernen durfte, ist das Rugby. Das südafrikanische Team, „Die Springboks“, zählt zu den besten Rugby-Teams der Welt. In nahezu allen Bars wird das Rugby übertragen – diese sind prall gefüllt, die Stimmung ist unfassbar gut und man kann den Nationalstolz spüren. Mit typisch südafrikanischen Getränken wie Brandy-Cola oder dem Springbok-Shot (grün-gelber Shot, der die Nationalfarben repräsentiert) wird ein guter Rugby-Abend vergoldet. Neben Public-Viewing in Bars kann ich es aber kaum erwarten, mal live im Stadion dabei zu sein und die Stimmung hautnah mitzuerleben. Auch wenn ich die Regeln bis dahin vielleicht noch etwas genauer lernen sollte. 😉
Des Weiteren hatte ich in letzter Zeit die Möglichkeit, auf zwei Hausbesuche von Kindern aus meinem Projekt zu gehen und möchte euch im Folgenden gerne meine Eindrücke schildern: Als man in die Wohnung kam, stand man im Flur und es gab auf der linken Seite drei verschiedene Räume. Am Ende des Flures war eine Küche und ein kleines Bad. Die Familie, die ich besucht habe, hat in einem dieser drei Räume gelebt. Die anderen beiden Räume werden je von anderen Familien bewohnt. Der Raum war schätzungsweise 15-20 Quadratmeter groß, die Familie besteht aus 13 Mitgliedern. Auch im zweiten Haus, das ich besucht habe, wurde sich der Raum mit zehn Personen geteilt und es gab nur ein Bett (1,4 m). Was mir positiv aufgefallen ist: der Zusammenhalt innerhalb der Familie. Die großen Geschwister haben sich um die Kleinen gekümmert und es war schön zu beobachten, dass sich jeder um den anderen sorgt. Die Hausbesuche waren eine Erfahrung, die einem die eigenen Privilegien wieder einmal mehr als verdeutlicht haben.
Seit meine Mentorin vor kurzem in Elternzeit gegangen ist, haben sich auch meine Aufgaben in der Einsatzstelle etwas verändert. Oft verbringe ich den ganzen Tag im Büro, bereite Social Media Posts vor, arbeite am Newsletter oder erstelle Videos fürs Projekt. Ansonsten waren die letzten Wochen in der Schule hier – wie auch in Deutschland vor den Ferien – eher entspannter. Es standen zum Beispiel eine Abschlussfeier für die Siebtklässler an. Mit der siebten Klasse endet hier in Südafrika nämlich die Primary School und die Three2Six-Kinder verlassen das Projekt und gehen an die High School. Des Weiteren gab es Prize Givings, an denen die Kinder für besondere akademische Leistungen, aber beispielsweise auch gutes Engagement ausgezeichnet wurden. Auch für die Mitarbeiter wurden Preise vergeben. Über meinen Supportive-Spirit-Award habe ich mich natürlich sehr gefreut. Mit dem Prize Giving wurden die Kinder dann vor zwei Tagen in ihre Sommerferien verabschiedet.
Die Vorfreude aller hier auf die bevorstehenden Ferien im Dezember ist riesig. Die meisten Südafrikaner heben sich das ganze Jahr ihre Urlaubstage auf, um im Dezember für einige Wochen an den Strand zu fahren. Auch für mich halten die nächsten Wochen einige Abenteuer bereit. Ich bin voller Vorfreude, ein bisschen rumzureisen und natürlich gespannt mitzuerleben, wie sich Weihnachten bei über 30 Grad feiern lässt.
Ab Januar wird das Three2Six-Projekt ans Sacred Heart College umziehen, da die Dominican Convent School zum Jahresende schließt. Zum Abschied haben alle Kinder und Mitarbeiter noch ein Denkmal gestaltet: Dominican 2024 – We Are Golden.
Ich bin dankbar für meine Zeit an der Dominican Convent School und all die liebevollen Staff-Member, mit denen ich die letzten drei Monate zusammenarbeiten durfte. Dennoch freue ich mich auch auf das neue Kapitel am Sacred Heart College und bin gespannt, welche Herausforderungen der neue Abschnitt für mich bereithält. Ich schicke euch sonnige Grüße aus dem schönen Joburg!
Wie man hier so schön sagt: Sharp, Sharp! (Südafrikanisch für ‚Alles klar‘ oder ‚Bis später‘)