Krankheiten, Staus und Beerdigungen

Und wieder ein Monat vergangen – und was für einer!

Die Arbeit mit den Jungs gestaltet sich immer mehr als routiniert und auch mein Selbstvertrauen wächst mit jedem Fortschritt, den die Kinder durch die Betreuung in HOCA machen. Manche schreiben jetzt schon drei Buchstaben am Stück, andere können nun endlich die Bruchrechnung, die in Mexiko schon in der vierten Klasse durchgenommen wird.

eine typische Hausaufgabe, die wir mit den Jungs bearbeiten

Ein großes Highlight waren die Juegos Calasanzios, die in den beiden Schulen „Instituto Carlos Pereyra“ und „Escuela Calasanz“, die beide vom Trägerorden der „Escolapios“ geführt werden und zu denen auch HOCA gehört, durchgeführt. Da viele unserer Jungen eine der beiden Schulen besuchen, waren wir natürlich auch als Heim vertreten. Auch wenn „El Pereyra“ und „La Calasanz“ sehr unterschiedliche Rahmenbedingungen bieten und auch andere Klientel ansprechen, sind die Feierlichkeiten sehr ähnlich. Gestartet wird wie bei den echten Olympischen Spielen mit einer großen Eröffungsfeier samt Fackeleinzug und anschließendem Feuer. Die Mannschaften (Klassen) laufen in den „Campo“ ein und haben alle die gleichen Shirts und eine Standarte, die nicht ein Land, sondern einen Wert (Liebe, Vertrauen, Hoffnung, etc.) repräsentieren. Ich durfte für HOCA „Esperanza“, also „Hoffnung“ ins Feld tragen. In den folgenden Tagen treten die Klassen dann in unterschiedlichen Disziplinen gegeneinander an. Dabei sind sowohl Sportarten (Fußball, Basketball) aber auch Wissensaufgaben (Leben von San José de Calasanz) zu meistern. Am Ende gewinnen natürlich alle!

HOCA - Esperanza
Juegos Calasancios
Tribüne von Pereyra
tanzende Schüler*innen
Schüler*innen in unterschiedlichen Shirts
Redner*innen
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Auch stand nun endlich das Sicherheitsbriefing in der Deutschen Botschaft in CDMX an! Da konnten wir Einblicke in die dortige Arbeit und Informationen über die Sicherheitslage und -prävention gewinnen. Auch ein reger Austausch mit den anderen weltwärts-Freiwilligen war möglich. Leider ist mir das Essen nicht so gut bekommen, weshalb ich in den nächsten Tagen viel Zeit daheim verbringen musste…
Und auch die Reise nach CDMX ist sehr anstrengend, da man aufgrund des riesigen Verkehrsaufkommens in der Hauptstadt sehr viel Zeit im Stau verbringt 🙁
Die Deutsche Botschaft in Mexiko City
Nichtsdesotrotz besuchten wir am folgenden Wochenende eine ganz besondere Sehenswürdigkeit in Puebla. Die Pyramide von Cholula. Obwohl sie kaum noch zu erkennen ist, da die spanischen Eroberer eine Kirche darauf gebaut haben, geht man davon aus, dass es die voluminöseste der Welt sein muss.
Die Kirche auf der Spitze der Pyramide ragt über Cholula und bietet einen grandiosen Blick über Puebla und zum Popocatépetl.

Leider verstarb in der Woche darauf der Vater meiner Gastabuela, weswegen ich zwangsläufig die Beerdigungstraditionen Mexikos kennenlernen musste. Diese hat ein paar Gemeinsamkeiten aber auch viele Unterschiede zu der deutschen. Der Tote wird direkt am nächsten Tag, mit vielen Messen über den Tag verteilt, beerdigt. Dann beginnt eine neuntägige Trauerzeit, in der viele weitere Rosenkränze, Totenwachen und Messen abgehalten werden. Hierbei wird die Familie von hunderten von Freunden, Bekannten und Nachbarn begleitet und es gibt immer etwas zum essen und zum trinken. Am Ende der neun Tagen kommt es noch zur feierlichen Erhebung des Kreuzes in Form eines weiteren Gottesdienstes. Dann geht die Gemeinschaft zum Friedhof, um das Kreuz ans Grab zu bringen. Dort wird es wie in Deutschland aufgestellt und bleibt dort aber für immer. Das bedeutet, dass bei einer Wiederverwendung der Ruhestätte das neue vor das alte gestellt wird. Da kann es schonmal vorkommen, dass viele Kreuze der vergangenen Jahre hintereinander stehen.

ein typischer mexikanischer Friedhof – auf vielen Gräbern sind „Windräder“ der Enkel

Ansonsten gibt es auch schöneres zu berichten. Mit meinen Jungs haben wir die Weihnachtszeit in HOCA eingeleutet. So wurde ein Weihnachtsbaum aufgestellt und festlich geschmückt. Aber auch eine Grippe mit der Weihnachtsgeschichte Jesu, „el nacimiento“ wurden aufgebaut. Seither erklingen im Heim die Melodien von „last christmas“ und „we wish you a merry christmas“, gespielt von einer Spielzeugeisenbahn und begleitet vom Strahlen der Lichterketten!

Weihnachtsambiente bei 20°C

Aber auch im Rest von Puebla ist die „besinnliche Zeit“ angekommen. So durfte ich jetzt schon öfter bei den „posadas“ dabeisein. Dies sind Feiern, die entweder bei uns im Heim stattfinden oder zu denen wir eingeladen werden. Es gibt dann immer fantastisches Essen oder Hot Dogs – „perro caliente“. Danach werden schön gestaltete Piñatas zerschlagen und sich auf die Süßigkeiten gestürzt. Das ist jedesmal ein großer Spaß für die Jungs und man bekommt immer wieder die schönen Innenhöfe der Häuser Pueblas, in die wir eingeladen werden, zu sehen!

Die Jungs bei den „Posadas“ in der Adventszeit

Es geht also zielstrebig auf Weihnachten und das Jahresende zu! Am Montag werde ich dann auch meinen Vorgesetzten kennenlernen, dessen Answesenheit die Jungs hoffentlich ein bisschen mehr beruhigt und wir mehr Möglichkeiten bekommen, ihren Alltag entspannter zu gestalten, da wir zwei helfende Hände mehr haben. Mal sehen, wie sich das entwickelt !-)

Nun also viele Grüße aus dem T-Shirt-warmen Puebla ins verschneite Deutschland! Eine schöne Adventszeit und einen guten Beschluss an euch alle.

Danke fürs Lesen!

Euer Aquilin

Am Schluss noch der aktuelle Käfer – vocho azúl!

Der aktuelle Käfer kommt im nicht strahlenden dunkelblau daher