It’s the most wonderful time of the year – Weihnachten mal anders
„It’s the most wonderful time of the year” wie unzählige Lieder besingen ist es diese magische Zeit voll Vorfreude und Zeit mit der Familie. Für mich als Schüler war es meist eher die Zeit von purem Klausurenstress aber mit schöner Deko.
Dieses Jahr war es keins von beidem.
Der Dezember hat erst einmal mit einer weiteren Hochzeit begonnen. 9 der Kolping Freiwilligen und ich wurden eingeladen zu der Hochzeit einer Arbeitskollegin von zwei der Freiwilligen zu gehen, die sogar Teil der Brautjungfern waren.
Bevor lebte und arbeitete die Braut in dem Dorf Makensie, was zwischen Salima und Senga bay liegt, genau wie die zwei Freiwilligen.
Doch nach der Hochzeit zieht sie zu ihrem nun Ehemann nach Salima, wo die Hochzeit auch stattfand.
Dieses Mal waren wir sogar morgens in der Kirche bei der Trauung dabei und haben mit allen zusammen gejubelt als das Brautpaar kirchlich und rechtlich ja zueinander gesagt hat.
Für uns war der Gottesdienst etwas unangenehm, da der Priester sich mehrfach bei uns entschuldigt hat, dass er die Messe in Chichewa hält oder teils ganze Teile für uns übersetzt hat.
Natürlich war das total freundlich von ihm, doch wir wollten ja wirklich keine Umstände machen und durch die ganze zusätzliche Aufmerksamkeit wäre ich manchmal gerne in meiner Kirchenbank versunken.
Die Feierlichkeiten am Nachmittag liefen exakt genauso ab wie bei den anderen Hochzeiten bei denen ich bereits war. Nur diesmal konnten wir unseren Freunden dabei zusehen wie sie mit dem Brautpaar und dem Rest der bridal party ihre Tänze aufgeführt haben.
Die Feier fand dieses mal in einer Halle statt, was in Anbetracht des Wolkenbruches am Tag zuvor, wir konnten unser Geschirr einfach im Regen waschen, vermutlich die sichere Option war.
Doch die Kombination eines geschlossenen Raumes und der wahnsinnigen Lautstärke der Musik und dem ins Mikrofon schreienden Moderators hat unser aller Ohren höchst strapaziert. Die Hitze hat das ganze dann nicht gerade angenehmer gemacht.
Dennoch war die ganze Veranstaltung ziemlich vergnüglich und wir haben sogar unseren eigene Aufruf zum Vortanzen und Geld werfen bekommen. Wie diese Hochzeitsaktivität mit dem Tanzen und Geld werfen abläuft habe ich ja schon in einem vorherigen Blog beschrieben.
Die Feier ging um die 4 Stunden und gegen Ende waren wir alle müde und sind wie viele andere auch etwas früher gegangen, dennoch bin ich extrem dankbar, dass ich dabei sein konnte.
Da dies das erste Dezember Wochenende war und wir eh schon in der Nähe des Sees waren, haben wir den ersten Advent bei strahlendem Sonnenschein am Strand verbracht, während man von Zuhause Bilder und Berichte von ganz viel Schnee gehört hat.
Also unter diesen Umständen ist die Weihnachtstimmung nicht gerade aufgekommen.
Die kam nur ab und zu auf, wenn ich mit den anderen Freiwilligen und alleine Plätzchen gebacken habe.
Zwar waren die Vanillekipferl schon sehr anders aber wir haben beschlossen, dass ist einfach die Malawi Variante.
Allgemein ist mir aufgefallen, wie sehr ich Weihnachten und die Adventszeit allgemein mit der Jahreszeit und dem Wetter verbinde. Ich meine was klingt mehr nach Weihnachten für euch? In Mütze und Handschuhe verpackt Punsch zu trinken und dabei Lebkuchen zu essen oder in, soweit es die Kleiderordnung zulässt, kurzen Klamotten zu schwitzen und eine frische Mango zu essen.
Für mich ist die Antwort klar.
Das ist mir auch bei den Vorbereitungen für die Weihnachtsfeier in Tikondane aufgefallen.
Als ich nach Ideen für Deko geschaut habe die ich mit den Kindern basteln könnte, ist mein Kopf direkt zu Schneeflocken, Schneemännern und Rentieren gesprungen bis ich gemerkt habe, dass das vielleicht nicht so das beste wäre.
So wurden es dann Engel, Tannenbäume, Herzen, Sterne und ganz viele Girlanden.
Doch wir haben nicht nur Deko gebastelt, es wurden Theaterstücke eingeübt, ein Gottesdienst vorbereitet, Lieder geprobt und ich habe mit den Kindern wieder die Choreographie vom Jubileum einstudiert.
Kurz gesagt es herrschte ein wundervoller Trubel und alle waren voller Vorfreude.
Besonders die Lieder die Uncle Yohanne und Cosmas mit den Kindern geprobt haben sind noch oft gesungen worden und stecken auch noch in meinem Kopf fest.
Doch die ganzen Vorbereitungen hatten auch eine traurige Note, da die Weihnachtsfeier gleichzeitig auch die Abschiedsfeier für Sister Anja war. Sie wurde zu einer anderen Stelle berufen für die sie nach Kenia ziehen musste.
Am Tag der Feier gab es zunächst einen Gottesdienst mit unseren einstudierten Adventsliedern. Danach, wie es bei solchen Feiern üblich ist, ging es weiter mit einem großen Festessen. Diese bestehen meist aus Reis, verschieden Fleischsorten und Kohlgemüse zusammen mit dem üblichen anderen Gemüse. Um diese Essen noch besonderer zu machen gibt es immer noch einen drink, nein kein Alkohol sondern eine Auswahl von Cola, Fanta, Sprite oder Sobo (ein hier sein typisches, beliebtes und sehr süßes Getränk).
An Programm gab es einiges: Von den Theaterstücken der Kinder und der Mitarbeiter, zu dem einstudierten Tanz bis zu diversen Reden für Sister Anja, diese begleitet von vielen Geschenken.
Einer der älteren Klienten von Tikondane, der eine Schule für Malerei besucht, hat ihr ein Bild gemacht als dank dafür, dass sie diejenige war die ihn besonders in seiner Begabung ermutigt hat.
Doch auch von den Mitarbeitern gab es viele Bezeugungen der Dankbarkeit ihr gegenüber, da Anja durch ihre ruhige, liebenswerte, unterstützende und liebevolle Art für alle nicht nur eine Kollegin sondern auch eine Freundin war. Auch ich bin traurig darüber, dass sie geht auch weil ich nicht damit gerechnet habe, dass eine der Sisters gehen würde.
Doch obwohl dieser Abschied sehr traurig war, war die Stimmung an unserer Feier ausgelassen und fröhlich besonders als es zu dem Teil der Geschenke kam.
Vom Projekt aus wurde für jedes Kind ein Geschenk gekauft, was aus einer Packung Kekse und einer Spielbrille bestand. Doch es war nicht so, dass sich jedes Kind einfach eins der Pakete für sich selbst genommen hat und es damit vorbei war.
Nein, ein Kind hat angefangen, ein Päckchen genommen und einem anderen Kind gegeben, welches dann wiederum ein Päckchen an die nächste Person überreicht hat.
So haben die Kinder sich gegenseitig beschenkt, was ich eine super schöne Geste fand.
Doch auch im Kollegium haben wir uns beschenkt, indem wir Gewichtelt haben.
Dafür wurden schon einige Wochen davor die Namen gezogen und natürlich gab es auch wilde Spekulationen wer wohl sein eigener „secret friend“ oder „christmas friend“ ist.
In der Woche vor der Feier wurde man schon von jedem als asiki bezeichnet, was soviel wie geheimer Freund bedeute. Bis heute werde ich von der Kollegin die ich beschenkt habe teils asiki genannt.
Ich meine ich habe schon öfter Gewichtelt, doch in der Schule lief das Überreichen der Geschenke sehr anders ab. Dort haben sich dann einfach alle das Geschenk mit ihrem Namen genommen und ausgepackt und die ganze Sache war in einigen Minuten vorbei. Vielleicht hat man noch geschaut was die anderen bekommen haben um sein Geschenk dann damit zu vergleichen.
Doch hier war das anders: Es lief Musik und ein Person fing an und ist mit ihrem Geschenk durch die Reihen getanzt um es, nach vielen Antäuschungen bei anderen Menschen, schließlich dem dem wahren asiki zu überreichen. Wenn ein Geschenk so sein Ziel gefunden hat gab es großen Jubel als hätte man gerade eine gigantische Mission beendet.
So ging es dann immer weiter und nach 5 Personen haben die Beschenkten vor allen ausgepackt begleitet von viel Applaus und Jubel.
Was ich daran so schön fand war, dass es nicht mehr nur um das materielle der Geschenke ging sondern um die Freude sich gegenseitig zu beschenken.
Jedes Geschenk wurde mit viel Zeit und Freude zelebriert unabhängig davon, was das Geschenk dann schlussendlich war.
Es war eine viel größere Dankbarkeit und Wertschätzung dieser Geschenke gegenüber und so ein völlig anderer Fokus im Feiern, den ich mir gerne beibehalten werde.
Unsere keine Weihnachtsfeier zuhause war ruhig, friedlich und schön. Am heiligen Abend saßen wir nach dem Kirchgang zu 5 noch im Wohnzimmer neben unserem Tannenbaum, dieser war zwar aus Plastik erfüllte ansonsten aber jegliches Kriterium für einen Weihnachtsbaum. Es lief die typische Weihnachtsmusik mit Jingel bells, silent night usw. .
Wir hatten ein kleines Buffet aus riesigen Mangos, Samussas, Hühnchen. Popcorn, Plätzchen und Saft. Meiner Meinung nach eine interessante Kombination aber es war sehr lecker. So war der Abend mit Musik, Essen und Gesprächen gefüllt und endete schon relativ früh.
Geschenke werden üblicherweise erst am 26. ausgepackt, doch da ich an diese Tag schon in den Urlaub aufgebrochen bin hatten wir unsere kleine Bescherung am 25.
Auch mit den Schwestern haben wir Gewichtelt und auch hier, ähnlich wie in Tikondanke, wurde aus dem Geschenke überreichen eine echte Show gemacht welche diverse Tanzpausen beinhaltete.
So hatte ich auch wieder echt viel Spaß und wir haben alle viel gelacht.
Doch auch hier stand wieder ein Abschied vor der Tür, denn noch eine weitere Schwester musste die Comunity verlassen. Da es Probleme mit ihrem Visum gab, was zum Teil an den politischen Beziehungen mit Ruanda liegt, musste Sr. Agath Malawi verlassen und zurück nach Ruanda.
So ist die Community von 5 Schwestern auf 3 geschrumpft.
Es ist seltsam für mich, dass Sisters den Konvent verlassen, da ich der Auffassung war ich wäre die Erste die wieder geht. Darauf, dass irgendjemand Malawi verlässt während ich noch hier bin, war ich nicht vorbereitet.
Zwischen den ganzen weihnachtlichen Feierlichkeiten gab es noch Besuch aus den Niederlanden von Ivanna und ihrer Vorgesetzten, die in Malawi an den Einflüssen der MSOLA Schwestern auf die gesundheitliche Versorgung im Land forschen. Dafür sind sie auch einige Tage bei uns in Lilongwe geblieben.
Am Wochenende haben Ivanna und ich dann die Gelegenheit genutzt und uns noch einige Orte in Lilongwe angeschaut. Dazu gehörte auch ein Denkmal für die Soldaten, die im ersten Weltkrieg gefallen waren. Ein Guide hat uns die verschieden Tafeln am Denkmal erklärt, die die Anzahl der gestorbenen Soldaten in den verschieden Jahren und Kämpfen zeigt. Wenn bekannt waren auch Namen, besonders von höherrangigen Offizieren genannt. Die Zahl war absolut erschreckend und schwer vorstellbar, dass so viele Menschen in diesem Krieg gestorben sind, in dem sie gezwungen waren für ihre Kolonialherren zu kämpfen.
Vor diesem Denkmal sthet außerdem eine Statur die den ersten Präsidenten Hastings Kamuzu Banda zeigt.
Uns wurde auch einiges mehr über ihn erzählt von seiner Schulzeit, dem Studium in den USA und Großbritannien wo er Politikwissenschaften, Geschichte, Medizin und Tropenmedizin studierte. Zu seiner politischen Rolle.
Nachdem er sich schon in London im Nyasaland African Congress engagiert hatte wurde er schließlich 1963 Premierminister von Nyasaland. Drei Jahre später 1966 rief er die Republik Malawi aus.
In seinen 30 Jahren im Amt wurde seine Politik nach und nach diktatorischer bis er 1994 dennoch demokratisch abgewählt wurde.
Trotz seiner diktatorischen Politik wird Hastings Kamuzu Banda auch heute noch von vielen sehr positiv gesehen und sogar für seine Leistungen für Malawi verehrt.
Was ich besonders interessant fand waren Bandas vier Prinzipien, die auch an dem Sockel seiner Statur stehen: Unity, Loyalty, Obedience and Discipline (Einheit, Loyalität, Gehorsam und Disziplin).
Um seine Geschichte etwas abzurunden haben wir danach noch sein Grab besichtigt.
Gerade in einem Monat wie diesem, der so gefüllt ist mit Traditionen fällt einem noch mehr auf was so alles anders ist und so habe ich zwei Lehren aus diesem Monat gezogen.
Zum einen: Man sollte etwas nicht zwingen so zu sein wie man es gewohnt ist. Lass andere Dinge anders sein und so findet man teils etwas was besser ist als die Tradition.
Zum anderen ist es eine altbekannte Lehre die viel Wahrheit hat: geteilte Freude ist doppelte Freude.