Frohes neues Jahr im April?
Genau genommen habe ich mit Khmer New Year nun zum vierten Mal den Beginn eines neuen Jahres während meines Freiwilligendienstes gefeiert. Zuerst haben wir das neue Kirchenjahres gefeiert, dicht gefolgt von dem neuen Kalenderjahr und ein paar Wochen später den chinesischen Neujahr (zusammen mit einem Lehrer, dessen Familie Migrationshintergrund aus China hat). Jetzt im April habe ich hier in Kambodscha das Khmer New Year hier auch „chol Chnam thmai“ genannt gefeiert. Von all den bunten aufregenden Festen die ich dieses Jahr beiwohnen durfte, war Khmer New Year mit Abstand das lustigste, aufregendste und meiner Meinung nach beste Fest. Es wird drei Tage lang vom 14. April bis zum 16. April, am Ende der traditionellen Erntezeit und vor Beginn der Regenzeit gefeiert. Vor vielen hundert Jahren wurde es zwischen November und Dezember gefeiert, jedoch wurde es von einem König der Ankorzeit so verlegt, dass es auch für die Bauern möglich war mitzufeiern (dafür nach der Erntezeit).
Das Fest ist verbunden mit vielen traditionellen Tänzen und Spielen, sowie Besuche bei der Pagoda (den BuddhistischenGotteshäusern), damit man Danksagungszeremonien feiern kann, um die Älteren der Familie zu ehren. Welches mit einer riesigen Wasser- und Babypuder-Schlacht auf den Straßen und mit ganz viel Gesang und Tanz zelebriert wird.
Die Wasser- und Babypuderschlachten zusammen mit den traditionellen Tänzen und Spielen, werden in Khmer Sangkran genannt. Während Khmer New Year selbst haben alle eine Woche frei und die offizielle Schulfeier sollte an dem Donnerstag und Freitag vor den Ferien stattfinden. In offiziell hat die Khmer New Year Partystimmung in der Don Bosco Schule in Kep schon Anfang April, also zwei Wochen vor den eigentlichen Tagen, Einzug gehalten. Die Stimmung war ein wenig sowie bei uns zwei Wochen vor Beginn der Sommerferien (nein eigentlich war die Stimmung noch besser, aber so habt ihr zu mindestens eine Vorstellung davon). Weder Schüler*innen noch Lehrer*innen wollen so richtig arbeiten und besonders der Nachmittagsunterricht ist oft von Wasserschlachten mit aufgefüllten Flaschen und alten Farbeimern gewichen. In dieser Zeit gab es keinen Tag an dem ich trocken in mein Zimmer gekommen bin. Zumal während der Wasserschlachten auch Musik gespielt und ausgelassen getanzt wurde. Es macht super viel Spaß und hat mir den ein oder anderen stressigen Tag versüßt. Ich konnte gar nicht anders als gut gelaunt aus so einer Wasserschlacht zurückkehren.
Trotz des ganzen Spaß haben die Schüler* innen sich jeden Abend zusammengefunden, um traditionelle Tänze für die offizielle Khmer New Year Feier einzustudieren. Die Kinder der Brother Sun Children haben Wochenlang das Equipment gebastelt um eine Art Tanzmusikel aufzuführen. Einige der älteren Brother Sun Schüler*innen haben darüber hinaus auch noch Tänze für die Feier an ihrer Highschool erarbeitet.
Diese durften wir Freiwilligen ebenfalls besuchen. Für mich war es das erste Mal, dass ich die Highschool der Schüler*innen gesehen habe. Wie viele der High-Schools hier in Kambodscha handelt es sich dabei um ein mehrstöckiges weiße Gebäude. Die Klassen sind durch überdachte Flure und ein offenes Treppenhaus verbunden und zum Khmer New Year wurde in der Mitte des Schulhofes eine kleine Bühne aufgebaut. Bevor es mit dem Bühnenprogramm losging, wurden erstmal traditionelle Spiele gespielt. Ich durfte ebenfalls bei einem mitmachen, so das mir mit einem Schaal die Augen verbunden und ein Holzstock in die Hand gegebenwurde. Anstatt nach einer Piniater zu schlagen musste ichversuchen nach einem von vier Tonkrügen, die an einem Seil über mir hingen und mit Babypuder befühlt waren, zu schlagen. Um ehrlich zu sein war ich total Stolz, als ich direkt beim ersten Schlag einen der Krüge zerdeppert habe und die Leute um mich herum mit Babypuder bedeckt wurden.


Es gibt jedoch auch Teamspiele und am liebsten würde ich sie euch alle erklären, aber da das den Rahmen etwas sprengen würde, hier nur eins meiner Favoriten:
Zuallererst werden zwei Teams gebildet, wobei die Mitglieder durchnummeriert werden. Die Teams stellten sich mit einem Abstand von ca. 7m zu einander auf und in der Mitte zwischen ihnen liegt ein Ast. Ein unparteiischer Spieler ruft eine Nummer und aus jedem Team muss der/die Schüler*innen mit der gerufenen Nummer versuchen, den Ast zu seinem/ihrem Team zu bringen. Dabei dürfen die Schüler*innen die um den Ast konkurrieren auch versuchen sich gegenseitig zu fangen. Sollte das passieren, hat das Team mit dem/der Schüler*innen die gefangen wurde verloren. Ich war ehrlicherweise nicht sonderlich gut in dem Spiel, zum ersten Mal habe ich es mit der Englischklasse gespielt, wo ich im Englischunterricht helfe und die Schüler*innen haben sich kaputt gelacht.
Nachdem die Spiele an der Highschool für beendet erklärt wurden, präsentierten unterschiedliche Schüler*innen Gruppen verschiedene Tänze. Auch die Don Bosco Kinder konnten endlich auf der Bühne glänzen. Eins der Mädchen hat sogar gesungen. So oder so war es super beeindruckend. Da ich jedoch auch den Prozess des Trainings, das Requisitenbasteln und die Kostümproben mit bekommen habe, war es für mich gefühlt nochmal viel schöner.

Die Highschoolfeier war ein Highlight, aber nichts kommt an die Schulfeier in der Don Bosco ran. Diese Bestand sogar aus zwei Tagen. Am ersten Tag wurde Sangkran gefeiert. Eswurden Spiele gespielt, aber in erster Linie wurde getanzt und mit Wasser und Babypuder gespielt. Zwei Teachers haben sich Wasserschläuche organisiert, welche sie am Wasserhahn im zweiten Stock des Schulgebäudes angeschlossen haben, sodass es auf die unten Tanzenden regnete. Wir haben Stundenlang getanzt. Ich konnte Zeit mit ganz unterschiedlichen Lehrer*innen und Schüler*innen verbringen und stand gegen Ende sogar selber im zweiten Stock um andere mit Wasser zu begießen.
Einen Tag später wurde dann die Danksagungszeremonie abgehalten. Hierzu wurden alle Eltern der Schüler*innen eingeladen, wobei aufgrund von Arbeit und anderen Verpflichtungen oder Distanz, nicht alle Eltern da sein konnten. Es wurden Tänze aufgeführt und gesungen, selbst einer der Väter hatte ein Lied einstudiert. Anschließend wurde durch das ganze Sportgebäude ein Stuhlkreis gezogen. Auf den Stühlen ließen sich die Eltern, Großeltern, Lehrer*innen und Sisters nieder. Die Schüler*innen füllten Ährenlesen, alle möglichen Arten von Behältern mit Wasser, in denen Blüten und gutriechende Pflanzen schwammen. Mit diesem Wasser haben sie die Eltern, Großeltern, Lehrer*innen und Sisters die Hände gewaschen. Denn in erster Linie ist die Danksagungszeremonie ein Ort, wo die Schüler*innen sich bei den Menschen bedanken, die sie großgezogen haben, sowie ihnen essen gegeben haben und sie unterstützen. Zum anderen entschuldigen sie sich auch für die Fehler und Streitigkeiten der Vergangenheit. Ich war von der emotionalen Stimmung total erschlagen. Ich wusste das der Respekt vor Älteren, in Kambodscha eine große Bedeutung hat und das Familie sowie Familienpflichten ebenfalls eine sehr zentrale Rolle spielen. Dennoch hat mir dieses Ereignis nochmal auf eine ganz neue Art vor Augen geführt, wie eng die Familienbande hier teilweise sind.
Das Ende der Danksagung hat offiziell auch den Beginn der Ferien eingeläutet. Diese haben meine Mitfreiwillige Ida und ich genutzt um uns ein paar Städte in Kambodscha anzuschauen. Die richtigen Khmer New Year Feiertage haben wir dabei im Heimatdorf einer befreundeten Kollegin gefeiert. Wir durften bei ihr zu Hause schlafen und am ersten Tag des Khmer New Year mit ihr das Haus ihres Großvaters besuchen, wo sich all ihre Tanten, Onkel und Kusineneingefunden hatten, um Essen für die Mönche in Khmer Monks vorzubereiten. Ich finde es immer super spannend Monks aus der Nähe zu sehen. An sich kann jeder ein Monk werden und auch über den Zeitraum indem er ein Monk ist selbst bestimmen. Einige sind für 3 Wochen ein Monk und andere für 5 Jahre.
Am ersten Tag des Khmer New Year besuchen Mönche die einzelnen Häuser, segnen diese und erhalten dafür Essen von der Familie. Dies durften Ida und ich bei der Familie unsere Freundin miterleben. Am Nachmittag sind dann auch noch ein paar Kinder aus den Don Bosco Schule in Kampong Sau und Poi Pet zusammen mit einem Brother aus Kampong Sau angetroffen. Sie haben keine Familie bei der sie bleiben können und wurden deshalb von dem Brother betreut. Mit ihnen zusammen sind wir durch die anliegende Stadt gefahren und haben an der Straßen Wasserschlacht teilgenommen. Dabei wurde hauptsächlich von den offenen Autos aus, mit Wasser und Babypuder beschossen.

Den zweiten und dritten Tag haben Ida und ich in Siam Raepgefeiert, wo wir eine riesige Parade und eine weiteren Tanz -Wasserschlacht beiwohnten. Die Parade war spektakulär und die Kostüme unglaublich schön. Ich hatte die Gelegenheit mich mit einer der Tänzerinnen zu unterhalten und Sie erklärte mir, dass alleine ihre Krone 2 Kg wiegt. Dennoch tanzen sie elegant und mit so viel Leichtigkeit. Ich bin so unendlich glücklich dieses Fest miterlebt haben zu können. Es umfasst so viele Aspekte die ich an der Khmer Kultur liebe und ich hoffe, dass ich das Fest nicht zum letzten Mal gefeiert habe.
Bis zum nächsten Mal