Ein Feiertag zum Grillen?
Die Zeit vergeht wie im Flug, und mittlerweile bin ich bereits seit mehr als zwei Monaten in Johannesburg. Wie versprochen möchte ich euch in diesem Blogbeitrag von meinen Erfahrungen in meiner Einsatzstelle und von einigen Highlights der letzten Wochen berichten.
Am 04.09. sind die Schülerinnen und Schüler der Dominican Convent School nach ihren dreiwöchigen Ferien zurückgekehrt und die Freude, alle Mitschüler wiederzusehen, war riesig! Aber seht selbst:
Die Dominican Convent School ist eine private katholische Schule mit über 700 Schülern, darunter 225 Lernenden des Three2Six-Projekts. In vielen Klassen sind nur einige wenige Three2Six-Schüler, aber in der Klasse, in der ich hauptsächlich eingesetzt bin, sind alle 23 Schüler Teil des Three2Six-Projekts. Es handelt sich um eine gemischte 5. und 6. Klasse. Ich unterstütze die Lehrerin Justine, die die Fächer Englisch, Mathe, Sozialwissenschaften und Naturwissenschaften unterrichtet.
Der Unterricht findet von 8 bis 14 Uhr statt. Nach der Schule werden verschiedene AGs angeboten, bei denen die Schüler zwischen verschiedenen Sportarten, Kunst oder Musikangeboten wählen können. Um 15:15 Uhr endet der Unterricht. Auch ich habe eine AG übernommen: Tennis. Ich habe bereits in Deutschland Erfahrung im Training von Kindern im Tennis gesammelt – die Erfahrung hier ist jedoch ganz anders. Die Tatsache, dass für die 40 Kinder nur 10 Schläger und kein Netz zur Verfügung stehen, macht das Ganze spannend und erfordert viel Kreativität.
Ansonsten lese ich viel mit den Kindern, helfe ihnen bei ihren Schulaufgaben und korrigiere Tests. Neben meiner Tätigkeit im Klassenzimmer unterstütze ich auch die Betreuung des Social-Media-Accounts des Projekts und die Gestaltung des Newsletters. Meine Mentorin Charlotte, die bisher alle Aufgaben rund um Social Media erledigt hat, wird ab nächsten Monat in Elternzeit gehen. Deshalb bin ich aktuell daran, mich in diesen Bereich einzufinden. Ich habe zwar etwas Respekt davor, ihre Aufgaben zu übernehmen, bin aber optimistisch, dass ich das schaffen werde. Darüber hinaus stehen immer wieder besondere Aufgaben an, wie beispielsweise die Bestandsaufnahme von Uniformen oder die Organisation von Spenden.
Mittwochmorgen kommen die Schülerinnen und Schüler wöchentlich zu einer Versammlung in die Aula zusammen. Jede Woche präsentiert eine Klasse eine Aufführung, sei es ein Tanz, ein kurzes Theaterstück oder Gesang. Im Anschluss werden Lieder für den Gottesdienst eingeübt, der jeden Donnerstag stattfindet. Das gemeinsame Singen ist immer ein schöner Start in den Tag. Der Gesang wird hier immer von Trommeln begleitet – auch ich habe mich mal an der Trommel versucht, aber vergeblich. Die Kinder haben sich sehr darüber amüsiert. Bisher bereiten mir meine Aufgaben in der Einsatzstelle viel Freude, und ich bin gespannt, wie oder ob sich meine Tätigkeiten in den kommenden Monaten ändern werden!
Als ich erfahren habe, dass es in Südafrika ein Oktoberfest gibt, konnte ich als Deutsche natürlich nicht widerstehen und musste es mir ansehen – also ging es mit ein paar Freunden nach Pretoria. Dort gab es leckeres deutsches Essen, wie Kartoffelsalat und Wurst, und ein riesiges Festzelt mit jeder Menge deutscher Musik. Was man auf einem deutschen Oktoberfest wohl eher nicht findet, ist eine Bühne mit Afrikaans-Techno-Musik – das war definitiv eine besondere Erfahrung und hat mich zu Hause etwas weniger vermissen lassen!
Doch um zur südafrikanischen Kultur zurückzukehren, um die es hier eigentlich geht: Am 24. September wurde der Heritage Day gefeiert. An diesem Tag werden die Menschen dazu ermutigt, ihre eigenen Traditionen zu feiern und die kulturellen Unterschiede ihrer Mitbürger besser zu verstehen. Südafrika ist ein Land mit einer beeindruckenden kulturellen Vielfalt, geprägt von zahlreichen Kulturen und ethnischen Gruppen. Auch die elf offiziellen Landessprachen spiegeln diese Diversität wider. An meiner Schule wurde der Tag auf besondere Weise gefeiert. Die Kinder durften ihre Schuluniformen zu Hause lassen und stattdessen ihre traditionelle Kleidung tragen. Es war wunderschön zu sehen, wie stolz sie auf ihre Kultur sind und wie sehr sie sich darüber freuten. Die Stimmung war ausgelassen, und es wurde viel gesungen und getanzt.
Südafrikaner nennen den Feiertag oft auch „Braai-Tag“, da viele Menschen mit Familie und Freunden zusammenkommen, um zu grillen. Auch ich habe an diesem Tag einem Braai mit meiner Mentorin Charlotte und ihrer Familie gehabt.
Ein weiteres Highlight diesen Monat war das jüdische Neujahrsfest Rosh Hashanah, zu dem mich ein Freund eingeladen hat. Es war äußerst interessant zu sehen, wie das Neujahr im Judentum gefeiert wird. Im Gegensatz zu dem Neujahr, das ich kenne – mit Feuerwerk und ausgelassenem Feiern – ist es im Judentum eine Zeit der Reflexion. Familien kommen oft zu einem festlichen Essen zusammen. Zu Beginn des Essens wird ein Apfel mit Honig gegessen – als Zeichen für ein süßes neues Jahr.
Meine Arbeitskollegin hat mich diesen Monat außerdem zusammen mit ihrer Familie in den Walter Sisulu Botanical Garden mitgenommen. Als jemand, der aus einer kleineren Stadt kommt, war Johannesburg für mich anfangs eine ziemliche Umstellung. Auch wenn das Leben in einer Großstadt viele Vorteile bietet, sehne ich mich ab und zu nach der Natur – vor allem, weil man in einigen Teilen der Stadt realistischerweise nicht einfach zu Fuß unterwegs sein kann. Der Botanische Garten war der perfekte Ort zum Entspannen und hat wirklich viel zu bieten.
Das Wetter ist hier aktuell immer noch sehr wechselhaft. Bevor ich nach Südafrika kam, haben mir viele Leute erzählt, dass es sehr kalt werden kann – aber, dass ich so frieren würde, hätte ich nicht erwartet. Besonders in meinem Haus wird es richtig kalt, da es hier keine Heizungen gibt. Morgens können die Temperaturen durchaus um den Gefrierpunkt liegen, obwohl die Sonne strahlt und der Himmel blau ist. Mittags steigen die Temperaturen dann auf angenehme 20 bis 25 Grad. Doch so langsam setzt sich der Frühling durch, und es wird wärmer.
Eine Sache, die ich in Deutschland als völlig selbstverständlich angesehen und kaum zu schätzen gewusst habe, ist Elektrizität. In der Schule fällt der Strom fast jeden Morgen für etwa zwei Stunden aus. Auch in unserem Haus hatten wir letzten Monat für vier Tage keinen Strom. Diese Stromausfälle sind eine Folge von internen Problemen beim Stromanbieter Eskom sowie kriminellen Aktivitäten wie Kabeldiebstahl, wodurch Johannesburg regelmäßig mit Stromengpässen zu kämpfen hat.
In meinem zweiten Monat ging es für mich vor allem darum, in meiner Einsatzstelle anzukommen und einen Alltag zu finden. Ich freue mich schon sehr auf den nächsten Monat, besonders weil ich Besuch aus Deutschland bekomme – aber dazu gibt es im nächsten Blogbeitrag mehr!
Bis dann
Euer Anna-Lena