Besser spät als nie – Wie hier doch immer alles klappt, auch ohne Plan

Maayung buntag sa tanan! (Guten Morgen euch allen)

Seit meinem letzten Blogeintrag ist es schon eine Weile her, dass ich zum Schreiben gekommen bin, aber hier mal ein kleiner Einblick in mein Leben der letzten 5 Monate. Um es wenigstens etwas in einer Reihenfolge zu halten, hier erstmal mein Weihnachten.

Gefeiert wird auf den Philippinen viel. Besonders Weihnachten, das ja wie im letzten Eintrag erwähnt in der Regel im August beginnt. Ende November hat unsere Mentorin Christine uns besucht, aufgrund einer weltwärts Konferenz. Das war eine sehr schöne Erfahrung, so konnte sie unseren Alltag selbst erleben und bei einigen Schwierigkeit helfen bei denen es besser war, sie persönlich zu besprechen. Weihnachten ist ja eigentlich schon seit unserer Ankunft gewesen, ab Dezember zeigte sich das dann auch etwas in der Temperatur, statt 30 waren es dann manchmal nur 28 Grad, natürlich wurde sofort zu Jacken und Pullovern gegriffen, irgendwann müssen die ja mal getragen werden.
Ausserdem haben wir angefangen zu dekorierten, besonders in Salvo („Salesian Lay Volunteer Organisation“), und weil für gekaufte Deko kein Budget da war, haben wir aus leeren Klopapierrollen die heilige Familie gebastelt.
Dann begannen die Weihnachtsparties, viele, sehr viele Weihnachtsparties. Am meisten in Erinnerung ist mir die Weihnachtsfeier für die „Streetdwellers“, also die Menschen denen wir Essen austeilen, geblieben. Wir sollten sogenannte „Bundles of Joy“, Pakete mit Essen sowie anderen Produkten wie etwa Hygieneartikel für 900 Menschen vorbereiten, und haben um 4 Uhr morgens begonnen nachdem wir im Office geschlafen, beziehungsweise nicht geschlafen haben. Das hat natürlich nicht gereicht. Aber weil sich die eigene Unzuverlässigkeit durch die der anderen ausgleicht, sind auch nicht 900 gekommen, sondern 300, zufälligerweise genauso viele wie wir geschafft haben vorzubereiten. Bis um 13 Uhr wohl bemerkt, die Party war für 11 bis 12 vorgesehen. Ich weiss nicht warum, aber die meisten Dinge hier funktionieren, weil sie nicht funktionieren. Plan A gibt es in der Regel nicht, Pläne B, C, etc. werden erfunden wenn bemerkt wurde, dass es keinen Plan A gibt, also zu spät. Aber naja, klappen tut es meistens trotzdem.
Ausserdem haben wir natürlich deutsche Weihnachtsplätzchen gebacken, mit den Ausstechförmchen der Sternsinger, die Christine mitgebracht hat.

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Direkt nach Weihnachten begann dann ein weniger schönes Kapitel für mich. Nicht nur die extremen Einschränkungen meiner Gastmutter, welche mich sehr oft auch in meiner Arbeit einschränkten oder sogar davon abhielten, auch bekam ich nach zwei Wochen Krankheit die Diagnose Lungenentzündung. Davon war es sehr schwer sich zu erholen, auch wegen der Situation im Haus. Als es mir gerade etwas besser ging bekam ich dann eine Lebensmittelvergiftung. Nach vier Wochen fast ausschließlichem Liegen war dann das Zwischenseminar, und auch, wenn ich zu dem Zeitpunkt noch sehr schwach war, war es das Beste was mir passieren konnte. Nach intensiven Gesprächen mit dem tollen Seminarleiter und den anderen Freiwilligen, sowie weiterer Ermutigung von Christine und meinen Freunden Vorort traute ich mich endlich, den Anruf nach Hause zu betätigen, der meinen Wechsel der Gastfamilie besiegelte. Das war sicher nicht das Angenehmste was ich je tun musste, aber es ging super schnell, und ich hatte zu jedem Zeitpunkt die volle Unterstützung der Sternsinger. 

Danach hat sich mein Zustand innerhalb von Tagen um 180 Grad gewendet. Ich lebe seit dem im Haus meiner Chefin und sie ist all das, was man sich je von einer Gastmutter wünschen könnte. Die Arbeit fällt mir so viel leichter, ich bin glücklich, kann die Zeit genießen und endlich an all den Aktivitäten im Projekt teilnehmen. Sicher hätte ich die Erfahrung mit meiner ersten Gastfamilie gerne gemieden, aber so habe ich gelernt mich auch einmal zu wehren, wenn etwas falsch läuft. Und vor allem hat es gezeigt, wenn ich Hilfe brauche, dann kann ich zu 100 Prozent auf die Unterstützung sowohl des Projektes hier, als auch der Sternsinger, und vor allem meiner Mentorin zählen.

Im Januar war dann das hier größte Fest, das „Sinulog“, bei dem Jesus als Kleinkind, der „Santo Niño“ gefeiert wird. Neben einer Schiffsprozession auf dem Meer um 3 Uhr Morgens gab es später auch eine Fußprozession durch die ganze Stadt. Das Abbild des Santo Niño wird dabei auf einer goldenen Bahre durch die Stadt getragen. Außerdem gab es eine Wagenprozession, ähnlich anzusehen wie der Kölner Karneval, mit dem Unterschied, dass es statt Kamelle Bands und andere Stars auf den Wagen gab. Wir mussten vorsichtig sein, nicht selten wurden wir mit Wasser beworfen oder sogar mit Farben. Das ist Tradition und zieht jährlich Millionen von Besuchern nach Cebu City.

Kurz darauf war dann „Barangay Fiesta“, das Fest der Gemeinde hier. Wochenlang haben wir vorbereitet, Wimpel aufgefädelt, dekoriert und Jugendliche haben die ganze Woche davor Essen an Ständen verkauft. Bei dem Fest gab das dann Live Musik, die Tanzgruppe der Scholars hatten einen Auftritt und es gab natürlich sehr viel Essen. Es gibt hier sehr viele Feste und Feierlichkeiten, die meisten werden aber eher kleiner gefeiert, zum Beispiel gibt es Spaghetti für die Scholars und wir gehen in die Kirche.

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Seit diesem Jahr reisen wir tatsächlich auch echt viel. Erst zum Zwischenseminar im Januar, dann mit anderen deutschen Freiwilligen die wir dort kennengelernt haben, mit den Menschen hier aus dem Projekt und mit unseren Familien.
Moritz und ich sind mit zwei deutschen Freiwilligen vom Seminar in den Urlaub gefahren, etwas später hatten wir ein Camp mit Salvo und dann kam auch schon mein Bruder. 

Die Zeit mit meinem Bruder war sehr schön und wichtig für mich, ich habe ihn in meinen Alltag mitnehmen können und ich weiß, dass es jetzt viel leichter sein wird mich und meine Erzählungen zu verstehen wenn ich wieder zu Hause bin. Wir sind auch etwas gereist und sind mit Walhaien geschwommen. Das klingt echt gruselig und als wir kurz nach Sonnenaufgang am Pier standen haben wir alle unsere Entscheidungen der letzten Tage bereut. Etwa 30 Minuten später waren wir dann aber froh, keinen Rückzieher gemacht zu haben, denn es hat totalen Spaß gemacht. Geschlafen haben wir auf dieser Reise kaum, nicht zuletzt, weil uns gesagt wurde um 4 Uhr in der Früh am Pier zu sein, aus dem Grund, und dies ist ein Zitat, dass „100 Menschen“ schon vor uns da sein würden. Wir waren also um 3:30 da und es waren 20 Menschen vor uns da. Um 4 Uhr waren es dann tatsächlich 100 Menschen, um 5 Uhr konnte man sie nicht mehr zählen. Man muss dazu wissen, dass es nur zwei Bootsladungen gibt, weil die Tiere nur morgens gefüttert werden, wer also zu spät kommt, der kann am nächsten Tag wieder kommen.

Meine Eltern sind dann ein paar Tage später gekommen, mit Ihnen habe ich dann etwas Entspannungs Urlaub gemacht. Wir waren schwimmen und haben die meiste Zeit im Resort verbracht, mit warmen Duschen und etwas Essen von zu Hause. Das Essen hatte es aber mal wieder in sich. Ich habe eine Glutenallergie, was mir das Essen hier auf den Philippinen aber nicht sonderlich erschwert, gibt es doch hauptsächlich Reis. Meine Mutter wollte mir aber eine Freude in Form von glutenfreiem Brot bescheren, alle Resorts haben das bestätigt. Vor Ort wurde uns dann gesagt, man backe Brot auf den Philippinen nicht mit Gluten. Das dick beschriftete Weizenbrot auf dem Buffet hat mich fast schon hämisch angesehen.

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Es gab aber unzählige andere Dinge die ich essen konnte, wie schon erwähnt, Essen findet man hier immer und überall.
Der Urlaub mit meinen Eltern tat mir sehr gut, sie waren auch mit im Projekt, aber ich habe auch mal den Abstand zu allem gebraucht als wir für zwei Wochen gereist sind.
Kurz nachdem meine Eltern da waren sind wir dann mit den Angestellten des Projekts auf eine andere Insel gefahren, was zwar zu 90% aus Fotos machen bestand, aber auch total schön war.
Jetzt blicken wir einem Trip in die Hauptstadt mit unserer Chefin entgegen und einem Ausflug auf eine andere Insel mit Salvo.
Meiner Chefin ist es sehr wichtig, dass wir viel von den Philippinen sehen, sie hat uns deshalb auch letzte Woche zur sogenannten „Dumping Side“ gebracht, dem Ort an den der gesamte Müll der Stadt gebracht wird und wir haben die Menschen getroffen, die dort Leben.

Neben all den tollen Erfahrungen die ich hier machen darf vergisst man trotzdem keine Sekunde die Armut, die das Leben hier trotz aller Fröhlichkeit beherrscht. Kinder die in vom Müll schwarzen Wasser spielen, Menschen die auf einem Karton neben der Straße schlafen, Familien die an Hauswänden leben und die Schuluniformen ihrer Kinder an Laternenmasten zum Trocknen aufhängen. Die Armut ist allgegenwärtig, aber mit dem Blick auf die Schuluniformen von Kindern, die nicht einmal ein Dach über dem Kopf haben eben auch der Wille, das zu ändern. Alle Hoffnung liegt voll und ganz in dieser Generation.

Im Folgenden gehe ich noch einmal etwas genauer auf meinen Alltag ein, auch wenn es von diesem in letzter Zeit eher weniger gab. Meine freien Tage sind der gesamte Sonntag, sowie Montag Nachmittag und Donnerstag Vormittag. Sonntags gehen wir manchmal in die Mall und abends, nach der 6 Uhr Messe haben wir oft Aktivitäten mit der Jugend. Sonst telefoniere ich in meiner Freizeit oft mit Freunden und Familie, was aufgrund der Zeitverschiebung etwas schwierig ist. Ich habe auch gemerkt, dass Kontakt halten zur Herausforderung werden kann, vor allem weil ich viel meiner Freizeit im Projekt verbringe, weil ich gerne dort bin, so bleibt aber oft etwas wenig Zeit zum Kontakt halten mit Freunden aus Deutschland. Mit den anderen Freiwilligen ist es da manchmal leichter, die Zeitverschiebung ist anders und das gegenseitige Verständnis auf einem anderen Level sehr wichtig. Besonders in schweren Zeiten ist es schön zu merken, dass man das alles nicht allein durchleben muss, oft haben die anderen Freiwilligen ähnliche Schwierigkeiten oder Probleme.

In meiner Jugendgruppe „Juventus Sodality“ läuft es sehr gut, ich musste schon ein paar mal meine nicht unbedingt bestaunenswerten Schauspielkünste vorführen, aber auch wenn Schauspielern vielleicht nicht meine Profession wird, war es lustig, und gestört hat es auch niemanden. Wir haben sogar schon ein paar Wettbewerbe gewonnen, zum Beispiel das „Bosconian Idol 2023“, bei dem aus jeder Jugendgruppe jeweils ein Mitglied in verschiedenen Kategorien gegen die anderen Kandidaten angetreten ist. Wir haben regelmäßig sogenannte „Formations“, bei denen wir etwas über die Gruppe erfahren, aber hauptsächlich spielen wir Spiele, um den Gruppenhalt zu stärken.

Jeden Montag, Mittwoch und Freitag Vormittag helfe ich weiterhin im Feeding von Salvo, welches ein Teil des Don Bosco Programms ist. Dreimal die Woche fahren wir durch die Stadt und verteilen Essen an bis zu 300 Menschen. Es gibt auch Aktivitäten für die sogenannten “Benificiaries”, wie beispielsweise die Weihnachtsparty und verschiedene ähnlich Partys zu besonderen Anlässen bei denen es neben Spielen auch Pakete mit Essen und anderen benötigten Gütern wie etwa Seife gibt. Das funktioniert natürlich wie am Beispiel der Weihnachtsfeier zusehen nicht immer. Man kann kaum etwas planen, weil immer irgendetwas zu einer Planänderung führt, aber nicht unbedingt im schlechten Sinne. Ganz im Gegenteil sorgt es dafür, dass es nie langweilig wird und sich immer neue Wege und Perspektiven eröffnen. Sicher ist eine kaputte Gefriertruhe mit dem Fleisch für 300 Menschen für die nächsten Wochen nicht unbedingt eine dieser positiven Auswirkungen von ungewollten Planänderungen, auch eine plötzliche Umfunktionierung des Feeding Autos zu einem Krankenwagen gehört wohl eher nicht dazu.

Aber auch solche Schwierigkeiten haben wir bisher meistern können, denn genauso plötzlich und unerwartet wie hier Probleme auftauchen, genauso passiert es auch mit Lösungen. Zu jeder Zeit finden sich Menschen, die helfen, ganz unabhängig ob sie das Problem beeinflusst, oder nicht. Die Solidarität und der Zusammenhalt sind hier enorm groß, besonders was Kinder und ältere Menschen betrifft. 

Das ist denke ich auch ein großer Part, warum das Feeding Programm so gut funktioniert. Auf der einen Seite Menschen die die Hilfe annehmen, weil sie Hilfe geben und nehmen gewöhnt sind. Und auf der anderen Seite Freiwillige, die all das möglich machen, obwohl viele von ihnen selbst nicht in viel besseren Verhältnissen leben. Ich denke, diese Solidarität und das Verständnis der Jugendlichen ist zu großen Teilen in der direkten Konfrontation mit Armut begründet, aber auch ebenso in der Schulbildung. Seit ein paar Jahren gibt es hier nämlich ein neues Curriculum, welches viel Wert auf Soziale Bildung legt, es gibt etwa Fächer in denen es um Moral und Verständnis anderen gegenüber geht. Für die Aktivitäten, die dann doch mehr Menschen brauchen als uns Salvo Freiwillige finden sich auch immer viele weitere Helfer. Aber nicht nur das Vorbereiten solcher Aktivitäten oder der Alltag in Salvo, auch die Ausflüge machen riesigen Spaß.

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Dienstag Nachmittags gehe ich in ein Kinderheim, welches von Nonnen geleitet und kranken sowie unterernährten Kindern vorbehalten ist. Es liegt in Pasil, einem der ärmsten Viertel von Cebu City und verlangt von mir eine Reise mit dem Jeepney, die mich zwar erst sehr geängstigt, mittlerweile aber sehr normal geworden ist. Auch wenn die lachenden und strahlenden Kindergesichter einen begrüßen, die gesundheitlichen Zustände vieler Kinder sind schockierend. Die meisten sind Kleinkinder und viele sind Geschwister. Alle haben mindestens ein Elternteil, oft auch zwei, die sich aber aus verschiedenen Gründen nicht um sie kümmern. Solche Gründe können etwa verschiedene Partnerschaften, Gefängnisaufenthalt oder fehlende Ressourcen sein.

Nicht wenige der Kinder sind so stark unterernährt, dass sie nur liegen können, auch wenn sie schon in einem Alter sind in dem ein normal ernährtes Kind längst laufen könnte. Ich war schockiert als mir etwa von den beiden meiner Einschätzung nach Neugeborenen berichtet wurde, sie seien zwei Jahre alt. Umso wichtiger ist es, dass sie die Liebe und Zeit bekommen, die sie verdienen. Aber die Schwestern sind nicht viele und haben viel zu tun, außerdem sind es etwa 20 Kinder. Da kommen wir dann ins Spiel. Ich beschäftige mich mit den Kinder, kommuniziere in meinem etwas gebrochenen Bisaya und spiele mit ihnen. Es ist eindeutig wie sehr die Kinder Aufmerksamkeit brauchen und es ist auch sehr schön für mich, mich so gebraucht zu fühlen, auch wenn die Umstände, die dies nötig machen natürlich nicht schön sind.

In das Sponsorship Program gehe ich seit Februar immer Mittwoch bis Freitag Nachmittag und Samstag den gesamten Tag. Dort spiele ich mit den Kindern, helfe bei den Hausaufgaben und allem was so ansteht. Ausserdem ist mir dort ein großer Teil meiner Arbeit als Freiwillige klargeworden, und das ist Zuhören. 

Ich habe jetzt auch einige Freunde bei den älteren Scholars und mir ist aufgefallen, dass viele einfach jemanden brauchen, der ihnen bei ihren Problemen zuhört und bei Erfolgen lobt. Es ist oft schwer zu hören, was viele zu berichten haben, sie haben natürlich ganz andere Probleme als wir in Deutschland. Nicht selten sind es Sorgen wie Familiäre Probleme, etwa Gewalt in der Familie, ebenso Verlustängste durch Geldmangel, weshalb viele neben der Schule arbeiten müssen. Mit solchen Problemen von Freunden konfrontiert zu werden und zu wissen, dass man kaum helfen kann, ist nicht leicht. 

Ich habe aber mit der Zeit verstanden, dass es auch gar nicht darum geht, ihre Probleme zu lösen, sondern es reicht, einfach da zu sein. Mit ihren Freunden können sie oft nicht über so etwas reden, denn das gesellschaftliche Mantra hier könnte man noch immer mit „Sei dankbar und lächle” beschreiben, auch wenn sicher auch hier die Sensibilität für mentale Gesundheit steigt, besonders durch die enorme Nutzung des Internets.

Ich habe gelernt, dass Helfen nicht schwer ist und auch nicht immer so offensichtlich und in so großem Ausmaß sein muss, wie beispielsweise das Feeding. Es kann auch im Kleinen passieren, und trotzdem etwas bewirken. 

Und vor allem ist Hilfe nie einseitig. Die Dankbarkeit und eigene Klarheit die ich hier zurückbekomme ist unvorstellbar. Das ist auch der Grund warum ich jetzt Abends oft noch lange hier im Projekt bleibe, es ist schön sich mit den Mitarbeitern zu unterhalten, mit den Scholars, von denen manche noch lange bleiben um etwas Ruhe vom Alltag zu bekommen und Seniorensport mit meiner Chefin zu machen. Das dient dem Kalorienabbau, ist aber etwas paradox, bedenkt man, dass nicht selten danach eine Pizza bestellt wird.

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Generell machen wir in letzter Zeit viel mit unserer Chefin, ob Besuch aus Japan oder Deutschland, spontane Shoppingtrips die plötzlich statt einer Stunde den ganzen Tag dauern, gewonnene Küchenutensilien im Wert von mehreren Hundert Euro oder einer ganzen Menge an geschenkten T-Shirts, sie ist wirklich immer für eine Überraschung gut.

Nun neigt sich meine Zeit hier dem Ende zu. Ich weiss jetzt schon, wie sehr ich die Menschen hier vermissen werde. Die Freundschaften, die ich hier schließen konnte sind sehr tief gehend und das in so kurzer Zeit, und sowohl Jugend, Kinder als auch die Mitarbeiter, alle sind mir sehr ans Herz gewachsen. Ob die Kleinkinder aus dem Kinderheim die sich in meine Arme stürzen sobald ich die Treppe herauf komme, die Jugendlichen, die ich überall und ständig in meinen täglichen Routinen treffe und die mir immer fröhlich zuwinken, oder die Mitarbeiter, die mich jeden Morgen mit einem Lächeln begrüßen. Generell, die positive Stimmung, die Dankbarkeit und das Verständnis einander gegenüber sind Dinge, die ich aus Deutschland in einem viel geringeren Ausmaß gewohnt bin und die ich hier sehr wertschätzen gelernt habe.

Aber neben dem Gedanken des Verabschiedens und Vermissens steht mittlerweile auch Vorfreude. Auf meine Familie, Freunde, Hobbys und vor allem eins: vegetarischem Essen. Ein Jahr lang gefühlte Huhn und Schweinefleisch Diät reicht dann doch irgendwann.

Trotz alledem, der Abschied von meinem Leben für ein Jahr wird schwer, aber hoffentlich nicht endgültig.

Amping mo!

Mailin :))