April April oder die Osterzeit
Wie ging es weiter in der Fastenzeit?
Gleich nach Aschermittwoch ging es mit den Vorbereitungen für das Passionsspiel („Senakulo“ genannt) los. Dieses wird jährlich von den Jugendlichen der Gemeinde in der Woche vor Ostern aufgeführt und stellt den Leidensweg Jesus jedes Jahr etwas anders dar. Dieses Jahr hat der Pfarrer das Skript geschrieben, die Rollen wurden zugewiesen. Nach einer eintägigen Vorbereitung gingen schon die Proben los. Wenn man jetzt so an Proben denkt, denkt man an vielleicht an dreimal in der Woche, aber hier erfordern solche Aktivitäten von den Jugendlichen vollkommenes Engagement. Denn die Proben finden täglich meist abends statt und teilweise kommen die Schüler direkt von der Schule. Das fand ich sehr beeindruckend und ich weiß echt nicht, wie sie es teilweise geschafft haben auch noch so schnell den Text zu lernen. Ich hatte zum Glück nur eine sehr kleine Rolle als Teil der Menge, die Jesus beschimpft und am Anfang einmal tanzen muss. Das schwierigste war dabei nicht mal der Tanz selbst, sondern dass er fast jede Probe nochmal abgeändert wurde. Tatsächlich wurde er geändert, dann wurde gesagt, dass wir ihn besser einproben müssen, damit es gut aussieht, dann haben wir geprobt und es wurde die Choreo nochmal geändert, weil es nicht gut genug aussah. Lustig aber irgendwann auch etwas anstrengend, vor allem weil die Jungs in meiner Reihe die Änderungen auch nicht immer sofortverstanden haben. Dafür muss man aber sagen, dass es am Ende schon gut aussah und alle wussten, was sie da choreografieren. Zudem hatte ich auch sehr Glück, dass in der Woche, in der ich mit meiner Chefin weg war und an ein paar anderen Tagen, an denen ich krank war, nichts mehr geändert wurde. Denn tatsächlich wurde der kleine Tanz in zwei Kreisen, um ein fiktives Hochzeitspaar aufgeführt – einem innen Kreis bestehend aus Mädchen und einem Außenkreis bestehend aus den Jungen und mir. Keine Ahnung warum, vielleicht weil ich mit meiner Größe und meinem Aussehen sowieso schon auffiel wurde ich den Jungen zugewiesen – das war auf jeden Fall ziemlich lustig. Dabei verwirrt es mich immer noch, dass ich fast immer zu den größten gehöre, selbst mit den Jungen und dabei bin ich nicht mal 1,70m groß. Das werde ich in Deutschland auf jeden Fall vermissen, denn ich wollte schon immer etwas größer sein und ich muss sagen, es ist ein gutes Gefühl! 🙂 Insgesamt war es sehr schön, Teil etwas Größeren zu sein und die Gruppe jeden Abend zu sehen, auch wenn es manchmal doch ziemlich lang ging und müde gemacht hat. Es hat sich auf jeden Fall gelohnt und ich würde sagen, dass sich das Ergebnis auch sehen lassen konnte. Dieses wurde in der Woche vor Osten in der Turnhalle mit professioneller Beleuchtung und Mikrofonen aufgeführt und hat eine erstaunliche Menge Zuschauer erfreut.


Dabei beeindruckt mich noch immer, wie das manche der anderen mit den gleichzeitig stattfindenden Abschlussprüfungen geschafft haben. Denn nach Ostern oder spätestens im Mai beginnen in den meisten Schulen die Sommerferien. Somit auch im Kindergarten, wo bereits vor Ostern eine Grateful Recognition und eine Graduation Veranstaltung stattgefunden haben. Beides war sehr groß aufgezogen und es wurden feierlich Zertifikate überreicht und Medaillen verteilt. Wobei ich es manchmal schade fand, dass die Veranstaltungen fast mehr auf den Stolz und Wettbewerbsgeist der Eltern ausgelegt waren als auf die Freude der Kinder, denn diese sind teilweise einfach noch zu klein, um zu verstehen, was die Zertifikate jetzt bedeuten.

So war der Grateful Recognition Day, der Tag, an dem die Kinder der Nursury 1&2 ihre Zertifikate bekommen haben, also die Kinder, die noch auf der Kindergarten School bleiben und noch nicht in die erste Klasse wechseln. Dabei soll es zwar eigentlich noch keine Noten geben, aber stattdessen gibt es Buchstaben, die die hier üblichen Prozentzahlen in kleinen Bereichen abdecken. So wissen die Eltern also immer noch fast genau wie gut ihre Kinder sind. Der einzige Vorteil ist, dass bei den Kindern mit dem Zertifikat With Honors keine Reihenfolge festgestellt werden kann. Aber allein, dass es bei den vier- und fünfjährigen Kindern schon Auszeichnungen mit With Honors und With High Honors gibt, fand ich schon sehr krass. Dahingegen gab es an meiner Grundschule damals nur Smileys bis zur dritten Klasse und da war ich fast doppelt so alt wie diese Kinder. Gefreut haben sich aber zumindest alle, denn selbst die, die nicht die bestmöglichen Noten hatten, haben das alternative Zertifikat wie Most Cheerful oder Most Kind erhalten. Zusätzlich gab es für manche auch noch eine Verhaltensauszeichnung, die nach Heiligen wie Little Miss Laura Vicuna oder ähnlichem benannt wurde sowie den Perfect Attendance und den Loyalty Award für die Kinder, die kein Mal gefehlt oder alle drei Jahre in diesem Kindergarten absolviert haben. Generell hieß es also für die Eltern: Je mehr Zertifikate desto besser, aber auch sie selbst konnten als Klassenvertreter eines gewinnen. Dafür ging aber auch keiner leer aus und die Stimmung war durchgehend gut. Die Medaillen bekamen nur die Kinder, die nun in die erste Klasse wechseln, aber auch diese waren natürlich nach Award farbkodiert.

Und auch ein großes Bild mit den Kindern in der typischen amerikanischen Abschlussuniform inklusive Hut gab es natürlich zum Verkauf. Dafür kam sogar der Fotograf Wochen zuvor in die Schule und die noch so jungen Mädchen wurden schon geschminkt und ordentlich herausgeputzt. Denn auf diese Bilder ist man sehr stolz und in vielen Häusern sieht man sie neben den Zertifikaten an der Wand hängen. Deswegen sehe ich diese Veranstaltung sowohl positiv, weil die Schüler so stolz sind, aber auch als negativ durch den Vergleich der Eltern über die Leistung über ihre Kinder. Dabei kam es mir jetzt nicht direkt so vor, dass dies im Vordergrund steht, aber es wird auch nicht versucht, es zu vermeiden.
Vor allem bei den weiterführenden Schulen unterscheiden sich aber teilwiese die Ferienzeiten doch ziemlich von Schule zu Schule, währen die einen im März frei haben, können die anderen erst im Juni schulfreie Zeit genießen. Da bin ich doch ziemlich froh, dass meine Freunde in den Ferien – egal auf welcher Schule wir waren – zumindest im gleichen Bundesland alle gleichzeitig frei hatten und unsere Zeit gemeinsam verbringen konnten.
Nach diesen ganzen aufregenden Veranstaltungen war dann endlich Ostern und ich muss gestehen, dass es sich trotz der ganzen Vorbereitungen und der Messen,

in der Woche vor Ostern mehr wie ein ganz normaler Tag als wie Ostern angefühlt hat. Aber ich glaube, dass liegt einfach daran, dass ich ohne meine Familie auch gar nicht unsere Familientraditionen praktiziert habe. Es gab aber auch vor Ostern wieder kleinere Prozessionen,

diesmal aber nur im Gemeindebereich und auch eine große Osternachtmesse durfte nicht fehlen. Diese beinhaltete mehrere kleine Schauspiele als Begleitung zu den Lesungen, was ich sehr schön fand, weil es diese nochmal mehr verdeutlicht hat sowie die Taufe/Kommunion/Firmung von etwa sieben Erwachsenen, was ich so zuvor auch noch nie miterlebt habe. Rein vom Zuschauen würde es mich aber auch nicht zum Nachmachen anregen, weil die Taufe etc. durch das große Osterfest überlagert wurde und alles sehr schnell ging, weil es nicht den Kern der Gottesdienstfeierdarstellte. Da fand ich es schön, dass diese Sakramente bei mir einen besonderen Tag hatten, den ich mit meiner Familie und Freunden teilen konnte. Anschließend gab es dann nochmal eine kleine Prozession und ein weiteres sehr kurzes Schauspiel über die leere Höhle und das Wiedertreffen von Jesus und Maria bevor dann alle aus der Besetzung vom Senakulo einen freudigen Tanz aufgeführt haben. Das war ein sehr netter Abschluss der Osternacht, den ich vorher so noch nicht kannte.

Am nächsten Tag ging es dann noch einmal ans Meer und zwar an den Strand eines teuren Resorts in Mactan, der durch die längste Brücke der Philippinen zu Cebu verbundenen Insel, auf der sich auch der Flughafen befindet. Und zwar hat meine super tolle Chefin dorthin den neu angekommenen Studenten, der für etwa zwei Monate zu Besuch aus der Slowakei ist, eine andere Freundin von ihr und mich dorthin gebracht. Und Wow – so kann man auch mal sein Ostern verbringen, an einem erstaunlicherweise trotz Feiertag fast leeren Strand mit blauem Meer und Sonnenschein. Das war echt toll und der perfekte Start in meine nächste Woche!

Nämlich meine allererste Woche Urlaub abgesehen von Einladungen oder Veranstaltungen! Und es war toll! In meiner Planung wäre ich sehr gerne mit jemanden von vor Ort oder auch einem anderen Freiwilligen verreist, aber das hat sich irgendwie nicht ergeben. Denn mit Zeit, Geld und Urlaubstagen ist es teilweise schwierig Übereinstimmungen zu finden, sodass ich letztendlich beschlossene habe, einfach allein nach Bohol und Siquijor zu reisen. Und rückblickend war das eine richtig gute Entscheidung, denn ich habe es sehr genossen. Zu Beginn war ich auch etwas nervös, denn ich bin noch nie wirklich alleine verreist. Obwohl ich hier jetzt schon länger wohne, kenne ich mich vor allem in den nicht städtischen Gebieten nicht mit den Transportmitteln aus und alles ist eine Überraschung. Ich habe aber super schöne Orte gesehen, die sich total von meinem Wohnort unterscheiden und auch viel mehr Menschen unterwegs kennengelernt als ich zuvor dachte. Ich bin also unglaublich froh, diese Herausforderung – wenn auch nur für kurze Zeit – angenommen zu haben! Und es hat auch Vorteile alleine zu reisen, denn man selbst kann entscheiden, was als nächstes passiert und man muss nicht immer mit irgendjemanden Kompromisse schließen oder sich abstimmen. Auf längere Zeit gesehen ist das alles bestimmt aber auch nochmal eine ganz andere Erfahrung. Hier deshalb ein paar Eindrücke:




Doch ich war auch froh, wieder zurück zu sein, denn trotz der tollen Orte ist es auch schön, einfach hier zu sein und meinen Alltag mit all den lieben Menschen um einen herum zu leben. Bevor es aber für mich zurückging, durfte ich die Lehrerinnen des Kindergartens in ihrer Sommerpause noch auf ihren drei Tage Trip mit dem Priester bzw. Schulleiter nach Siquijor begleiten. Das war eine ganz andere Art von Urlaub, weil die Lehrerinnen großen Wert auf die Bilder, die sie machen legen und wir zudem immer mit Freunden von dem Pfarrer gegessen haben. Aber wir hatten trotzdem Spaß und haben tolle Orte und sogar Delfine gesehen!
Damit sende ich Sonnenschein nach Deutschland und hoffe wir lesen uns diesmal schneller wieder!