Auf Reisen

In den letzten Wochen hat ein Highlight das nächste gejagt. Anfang Dezember hat meine Schule geschlossen, und die Kinder wurden in ihre sechswöchigen Sommerferien verabschiedet. Für mich hieß es also Koffer packen und ab in den Flieger. Mein erster Stopp war Jeffreys Bay – ein bekannter Surferort, an dem ich mit einer Freundin einige Nächte am Strand verbracht habe.

Von dort aus ging es mit dem Bus weiter in Richtung George, wo ich meinen Mitfreiwilligen Leo besucht habe. Ich hatte die Möglichkeit, für einige Tage in seiner Einsatzstelle mitzuwirken und einen Einblick in seine Tätigkeiten zu bekommen. In George sprechen die meisten Menschen Afrikaans, so auch die Kinder in der Wohngruppe in Leos Einsatzstelle. In meiner Einsatzstelle müssen die Kinder grundsätzlich immer Englisch reden, und in Johannesburg war ich zuvor nahezu nie mit Afrikaans konfrontiert. Ich habe definitiv Respekt davor, wie Leo die Aufgabe mit der Sprachbarriere gemeistert hat, und konnte hautnah miterleben, wie er sich am Anfang seiner Zeit in George wahrscheinlich gefühlt hat. Mittlerweile hört er sich schon wie ein richtiger Afrikaans-Profi an. Trotz der Sprachbarriere mit den Kindern hatte ich viel Spaß in seiner Einsatzstelle – für Verstecken oder Fußballspielen braucht man ja bekanntlich keine Worte. Da auch in Leos Projekt die Weihnachtsferien vor der Tür standen, haben wir beim Aufräumen und Ausmisten geholfen. Mit Leos Mentorin haben wir in der Freizeit einige schöne Dinge unternommen: Wir waren auf einer Erdbeerfarm, am Strand und in den Bergen. Außerdem konnte ich mit aufs Weihnachtskonzert von Leos Orchester gehen, ihn zum Running Club begleiten und so auch einen Einblick in seine Freizeitaktivitäten gewinnen.

Ausblick bei unserem Morning-Run


George liegt auf der Garden Route, einer der bekanntesten Reiserouten in Südafrika – diese erstreckt sich entlang der Südküste des Landes. Hierher kommen viele Touristen, die Roadtrip-Reisen machen. Um noch weitere Einblicke von der Garden Route zu bekommen, bin ich mit Leo nach Knysna gereist. Auch hier gab es total viel zu entdecken: von Schiffsfahrt bis zu einigen Wanderungen, Braais im Hostel oder Schlendern an der Waterfront – wir hatten eine sehr schöne Zeit. Fun Fact: Auf der Garden Route sind wir auf jeden Fall super vielen deutschen Touristen begegnet. Man konnte fast Wetten abschließen, dass jeden Tag neue deutsche Gäste ins Hostel kommen werden.

Auch im Hostel gibts es natürlich einen Braai
Wandern mit Abkühlung im Meer

Zurück in Johannesburg stand dann auch schon Weihnachten vor der Tür. Ich durfte die Festtage mit meinen zwei Kolleginnen und deren Familien verbringen und wurde sehr herzlich aufgenommen. Die Feiertage an sich wurden hier ähnlich wie in Deutschland gefeiert: viel Essen und Zeit mit den Liebsten. Ansonsten war es in Johannesburg zwischen den Jahren sehr ruhig. Beim Social Tennis waren anstatt 40 nur 5 Spieler, die Uber-Fahrten waren so günstig wie noch nie, und die Malls menschenleer – das war zwar auch mal schön, ich bin aber froh, dass jetzt hier wieder der übliche Trubel herrscht.

Christmas Eve dinner

Und dann ist auch schon meine Familie aus Deutschland zu Besuch gekommen. Nach drei Nächten in Johannesburg ging es für uns nach Kapstadt. Und ich muss echt sagen, von Bergen, Natur, Stadt und Strand – Kapstadt hat alles zu bieten. Wir haben in den zwei Wochen super viel erlebt: Wir waren auf dem Tafelberg, auf einer Safari (bei der wir Löwen gesehen haben!), Quad fahren in den Dünen, am Kap der Guten Hoffnung, bummeln am Markt in Hout Bay und vieles mehr. Wir sind auch nach Robben Island gefahren. Die Gefängnisinsel liegt 7 km vom Festland entfernt, was es unmöglich gemacht hat zu entfliehen. Auch während der Apartheid wurde die Insel als Gefängnis genutzt. Dort waren unter anderem Nelson Mandela (17 von 28 Jahren) und viele weitere politische Gefangene inhaftiert. Unser Tourguide war ein ehemaliger Gefangener, der damals festgenommen wurde, weil er Teil der Partei ANC (African National Congress) war. Aus erster Hand haben wir über die Grausamkeiten, etwa die Foltermethoden, des Apartheid-Regimes erfahren. Auf die Frage, was die Sträflinge damals am Leben gehalten hat, antwortete er, dass sie alle die Hoffnung hatten, dass eines Tages alle Menschen zusammenleben zu können und sich keiner den Stolz nehmen lassen wollte und gegen ein System wie die Apartheid zu versagen. Es war total toll, meiner Familie einen Einblick in mein Gastland geben zu können. Auch, dass ich ihnen meine Einsatzstelle zeigen konnte.

Ein Nashorn ohne Horn?
Auf dem Tafelberg
Boulders Beach

Nach all den Highlights heißt es jetzt erst einmal wieder in Johannesburg ankommen. Es ist schön, sagen zu können, dass es sich wie Nach-Hause-Kommen angefühlt hat, und ich mich total auf meine Einsatzstelle, meine Hobbys und die Menschen hier gefreut habe. Letzte Woche hat die Schule wieder begonnen. Meine Einsatzstelle ist zu Beginn des Jahres an eine andere Schule, das Sacred Heart College gezogen. Anders als im letzten Jahr sind die Three2Six-Kinder nicht mit den Kindern des Sacred Heart Colleges vermischt und wir haben eigene Klassenräume und eigene Lehrer. Ich bin gespannt, inwiefern sich meine Aufgaben in der Einsatzstelle in nächster Zeit ändern werden und welche neuen Erfahrungen der Umzug mit sich bringen wird.

Sonnige Grüße aus Johannesburg

Eure Anna-Lena