Lernen wie eine Schildkröte
Schon wieder ist ein Monat vergangen, verrückt wie schnell das geht. Zwei Monate hört sich irgendwie nicht viel an und eigentlich ist es das auch nicht aber es fühlt sich doch an wie Jahre.
Ich habe mich in meine Routine eingelebt, wodurch die Wochen ineinander verschwimmen und die Zeit jetzt schon davonfliegt. Aber mir wird es definitiv nie langweilig und so gibt es einiges zu erzählen:
Der Monat hat direkt mit dem 25-jährigen Jubiläum von Tikondane am 2. September begonnen. Schon die Wochen davor wurde mächtig darauf hingearbeitet. Für das Jubiläum hat Sr. Marie sogar einen Song geschrieben, der mit einem Chor aufgenommen wurde. Hier der Link:
https://www.youtube.com/watch?v=c9ozZl4uafs
Auch die Kinder waren nicht untätig und haben schon seit einiger Zeit an Fußmatten aus alten Stoffresten gebastelt und Armbänder in allen möglichen Arten geknüpft. Ich war echt beeindruckt davon, wie schön einige davon geworden sind. Mir haben sie das Ganze natürlich auch gezeigt und ich konnte auch ein paar fertigstellen. Diese Sachen wurden zusammen mit einigen anderen wie z.B. den Tikondane T-shirts oder den genähten Taschen von Uncle Angel am Jubiläum verkauft.
Anlässich des Jubiläums und der Schulferien waren auch die Kinder, die sonst in den Internaten leben, im Shelter. So ist die Zahl der Kinder von 17 ganz schnell auf 34 gestiegen. Das war schon ein ganz schöner Trubel, aber auf eine gute Art, das Shelter war voll mit Lachen, Gesprächen und vielen Spielen. Auch mir wurde nicht langweilig, einige der älteren Kinder konnten ziemlich gut Englisch und so hatte ich einige mit denen ich mich unterhalten konnte.
Da nun vor allem ältere Kinder da waren, mussten die direkt mal beim allgemeinen Großputz anpacken. In der Woche vor dem Jubiläum wurde dafür wirklich jeder Raum und jeder Stein von oben bis unten geschrubbt. Das hat tatsächlich ziemlich viel Spaß gemacht, obwohl ich für ein paar Tage mit nassen Schuhen und Blasen an den Händen durch die Gegend gelaufen bin.
Doch auch neben dem Putzen war immer einiges los mit den Vorbereitungen für das Programm am großen Tag. Es gab eine Tanz-, Theater-, und Gedichtsgruppe in denen die Kinder täglich geübt haben.
Ich durfte bei einem der Tänze mitmachen und habe auch mit den Kindern im freien Tanzen nach der Probe viel Spaß gehabt. Nur als das Ganze bei manchen Liedern in eine große Twerk Runde ausgeartet ist musste ich passen.
Dann war es so weit der Tag des Jubiläums. An einem Samstag sind wir alle um 6:30 Uhr auf der Arbeit gewesen, naja ich habe meinen Wecker um 5 Uhr verschlafen. Ich hatte mir nämlich in den Kopf gesetzt noch einen Hefezopf in Form einer 25 zu backen und das hat dann doch länger gedauert als ich dachte und so war ich am nächsten Morgen etwas spät dran- ups.
Der Tag hatte eigentlich einen ziemlich strikten Zeitplan, der allerdings absolut nicht eingehalten wurde, da der Gottesdienst, der alles etwas eingerahmt hat, alleine fast zwei Stunden später begonnen hat. Aber irgendwie war ich die Einzige die das in irgendeiner Form gestresst hat alle anderen waren die Ruhe selbst.
Wegen dieser Verzögerung und der extremen Länge mancher Reden konnten die Kinder leider nicht ihr ganzes Programm aufführen und wir sind nur zu einem der Tänze gekommen bevor es schon Essen gab. Nach dem Essen war die ganze Veranstaltung auch schon vorbei und wir haben unterbrochen von ein paar Tanzpausen, uns ans Aufräumen gemacht.
Nach dem Jubiläum ist dann die Arbeit langsam wieder zum Normalzustand zurückgekehrt, besonders nachdem die Kinder wieder ins Internat zurückgefahren sind.
Ich habe eine Weile gebraucht um mich wieder an die kleine Anzahl der Kinder zu gewöhnen, da vor allem jetzt auch nur noch die kleineren da waren die kein Englisch sprechen. Außerdem war jetzt auch kein festes Programm mehr geplant, was Kindern mehr Freiraum und mir etwas mehr Zeit zum Sitzen und Beobachten gibt.
In der Morgenbesprechung wurden nun auch Besuche zu Familien angekündigt und immer mehr Kinder wurden zurück in ihre Familien oder zu Verwandten in den Dörfern gebracht. Vor ein paar Tagen sind die letzten Kinder, die schon vor meiner Ankunft da waren, nach Hause gebracht worden.
Ich habe ja schon im letzten Blog geschrieben, dass es teilweise etwas traurig für mich ist, wenn Kinder gehen, obwohl das ja das Ziel ist. Doch den letzten Monat habe ich verstanden, dass, obwohl man kurz traurig ist wenn Kinder gehen an die man sich gewöhnt hat und mit denen man ja sehr viel Zeit verbracht hat neue Kinder kommen, die nun deine Zeit und Aufmerksamkeit in Anspruch nehmen. Und das ist eine gute Sache.
Die Kinder, die gegangen sind, haben jetzt Menschen, die sich um sie kümmern und mit denen sie eine Beziehung aufbauen sollen. Sie sind nicht mehr meine Aufgabe. Aber die Kinder, die da sind, das sind die, die gerade unser Hilfe brauchen und um die ich mich kümmere.
Diese Art der Arbeit, bei der die Kinder ständig wechseln erlaubt mir zwar nicht, wie in vielen anderen Projekten, über lange Zeit eine tiefere Bindung zu denselben Kindern aufzubauen. Aber es ermöglicht mir mit den unterschiedlichsten Kindern zu arbeiten und so von ganz verschiedenen Kindern zu lernen.
Auch wurden in letzter Zeit diverse Meetings der verschiedenen Gruppen angesetzt. Allgemein habe ich festgestellt, dass es in Tikondane echt viele Besprechungen und Evaluationen gibt. Zum Beispiel habe ich an meinem ersten Shelter Meeting teilgenommen, indem einmal im Monat über die Arbeit des vergangenen Monats reflektiert wird.
Da zum Shelter Team neben den Sozialarbeitern aber auch die Amamas (Frauen, die bei der Betreuung der Kinder helfen aber vor allem das Kochen und Waschen übernehmen) und die Nachtwächter gehören, ist dieses Meeting ausschließlich auf Chichewa. Ich habe somit in dem über zwei Stunden langen Meeting absolut nichts verstanden, aber halb so wild – ich habe dann am Ende die ganz grobe Zusammenfassung bekommen.
Doch was hat sich an meiner Arbeit jetzt geändert? Was sind meine neuen Aufgaben?
Nachdem mein Sprachkurs nach einigen Verzögerungen am 28.9. geendet hat, ist Sr. Marie mit mir zusammen meine Jobbeschreibung durchgegangen. Mein Aufgabenbereich wird sich auch weiterhin ausschließlich auf das Shelter beziehen.
Allgemein bleibt es recht ähnlich wie bisher: das Vermitteln wichtiger Fähigkeiten und Betreuung der Kinder bei täglichen Aufgaben wie Waschen, Putzen, Nähen oder Kochen. Auch soll ich zumindest im Kleinen den Kinder auch in schulischen Themen weiterhelfen, zum Beispiel mit etwas Unterricht. Dabei fokussiere ich mich auf Mathe, da das vom Konzept dasselbe ist und keine Rechtschreibung benötigt, aber Hilfe beim abc oder etwas Englisch gebe ich schon auch.
Ansonsten ist vor allem meine Kreativität gefragt um mir Aktivitäten für die Kinder zu überlegen und diese mit diesen durchzuführen, was eindeutig der anspruchsvollere Teil ist. Bisher bin ich beim Bauen von Papierfliegern geblieben.
Das habe ich noch alleine geschafft. Beim selbst gemachten Mathe Memory hab ich dann beim Erklären der Regeln mir doch Hilfe geholt. Doch oft sind es die Kinder selbst, die ein Spiel vorschlagen und da ziehe ich dann einfach mit. Vor allem soll ich aber, wie die anderen SozialarbeiterInnen, einfach für die Kinder und ihre Bedürfnisse da sein.
Das Arbeiten in anderen Teams bei zum Beispiel Familien- oder Schulbesuchen, ist für mich leider nicht möglich. In der Vergangenheit wurden andere Freiwillige wie ich auf solche Besuche mitgenommen, doch es wurde die Erfahrung gemacht, dass dies oft eher kontraproduktiv war.
Wenn ein Muzungu (Weißer) dabei ist, liegt die Aufmerksamkeit nicht mehr bei den SozialarbeiterInnen, die mit den Leuten vor Ort sprechen und die ja die wichtige und informierte Person in der Situation sind, sondern bei dem weißen Freiwilligen.
Dies und auch die generelle Assoziation „Weißer mit Geld“ würde die Arbeit erschweren. Dadurch wurde beschlossen, dass es für weiße Freiwillige wie mich leider nicht möglich ist an solchen Besuchen teilzunehmen. Einerseits finde ich das sehr schade, da mich gerade dieser Teil der Arbeit sehr interessiert hat, aber andererseits verstehe ich natürlich den Grund und finde die Entscheidung auch sinnvoll.
Ich werde jedoch vermutlich zumindest einmal mit zum Street outreach gehen, damit die Kinder mich kennenlernen und auch wissen, dass ich für Tikondane arbeite. Das ist vor allem zu meiner Sicherheit, denn wer in Tikondane arbeitet hat von Kindern auf der Straße nicht zu befürchten beklaut zu werden oder ähnliches.
Ein großer Teil meiner individuellen Arbeit ist natürlich nach wie vor die Sprache. Zwar habe ich ja wie bereits erwähnt meinen Sprachkurs abgeschlossen, was aber bei weitem nicht bedeutet, dass es mit dem Lernen vorbei ist.
Man könnte sagen, dass es jetzt nur in die Praxisphase übergegangen ist.
Einige aus dem Team sind auch der Meinung jetzt wo ich meinen Kurs beendet habe, solle ich doch nur noch Chichewa sprechen und auch sie sprechen kein Englisch mehr mit mir.
Das ist sicherlich eine gute Art zu lernen aber für mich praktisch noch nicht wirklich umsetzbar, sodass wenn jemand mich so anspricht ich nach wie vor meist nur mit einem fragenden „mh“ antworte.
Dieses kleine Scheitern hat in mir oft dann das Gefühl ausgelöst, im Lernen der Sprache zu versagen und hat mich ziemlich belastet und an meinem Selbstbewusstsein genagt.
Doch ich hatte ein wirklich sehr gutes Gespräch mit meiner Mentorin genau darüber und sie hat mich noch einmal daran erinnert, dass Lernen genau das bedeutet: etwas noch nicht zu können. Lernen braucht seine Zeit, und nur weil ich nicht so schnell lerne wie andere vor mir oder so schnell wie ich gerne hätte heißt das nicht, dass ich nicht lerne. Sie hat mich daran erinnert gleichzeitig Geduld mit mir selbst zu haben und mein Bestes zu geben.
So ist auch das neue Lebensmotto „Lernen wie eine Schildkröte“ entstanden, was mir wirklich weiterhilft, denn ich lerne langsam aber stetig. Als kleine Erinnerung dafür habe ich auch fix mal eine kleine Schildkröte gehäkelt, die jetzt an meiner Tasche baumelt.
Mein Bestes geben heißt für mich vor allem: bei allem so gut wie möglich es auf Chichewa zu sagen, auch wenn der Satz dann gebrochen klingt und das Gespräch deutlich länger dauert, ist es das wert.
Auch sind ein Stift und kleine Zettel meine ständigen Begleiter auf der Arbeit, denn auch wenn ich lerne wie eine Schildkröte habe ich aktuell definitiv nicht ihr Gedächtnis.
Ich würde meins eher mit dem eines Goldfisches vergleichen, da ich neue Vokabeln genauso nach 10 Sekunden wieder vergessen habe.
Doch auch wenn Arbeit den Großteil meiner Zeit füllt verbringe ich die Wochenenden auch mit anderen Dingen, zum Beispiel mit unserem Ausflug nach Mua.
Bei Mua handelt es sich um ein kleinen Ort ca. 2,5 Stunden von Lilongwe entfernt, in Realität dauert das Ganze aufgrund der schlechten Qualität der Straßen deutlich länger.
Doch es geht nicht wirklich um den kleinen Ort sondern das Kungoni Center of Culture and Art, ein Museum, was 1976 von einem der Weißen Väter gegründet wurde. Es beschäftigt sich mit malawischer Stammeskultur und bietet mit seiner Ausstellung von Holzschnitzerei vielen ansässigen Schnitzern einen Arbeitsplatz und Namen, unter dem sie ihre Kunst verkaufen können.
Das Ganze ist auf dem Gelände der Weißes Väter oder Missionars of Africa und wird auch von diesen geführt, ebenso wie ein Hotel.
Für diesen Tagesausflug sind wir alle sehr früh aufgestanden, da wir vor 6 Uhr los wollten.
Wir bedeutet in diesem Fall Sr. Anja, Sr. Jonis, Sr. Harriet, Sr. Victoire, einer der Fahrer aus Tikondane und ich. Harriet und Victoire sind Leiter des MSOLA Ordens, welche für das Jubiläum angereist und für 2 Wochen geblieben sind.
Die Fahrt war abgesehen von vielen Schlaglöchern und ein paar Serpentinen ganz angenehm und mit der Musik hatte es wirklich die Stimmung eines road trips.
Ich konnte auch die Landschaft bewundern und habe vor allem festgestellt, wie viele kleine Berge es auf dem Weg gibt. Sr. Anja und ich hatte beide große Lust dort mal wandern zu gehen aber als dann das Thema Sicherheit und Schlangen aufkam wurde der Gedanke eher wieder verworfen.
An so vielen Punkten wäre ich gerne ausgestiegen um anständige Bilder von der Umgebung zu machen und ich kann es kaum erwarten diese Landschaft mal in der Regenzeit zu sehen. Denn man sieht wie grün es in den Gegenden um das Wasser herum ist.
Einen Stopp haben wir jedoch gemacht und zwar in Mosambik. Stellt sich heraus, dass die Straße auf der wir für eine Weile gefahren sind praktisch die Grenze zu Mosambik ist.
Da konnten wir es uns nicht nehmen lassen anzuhalten und ein neues Land zu besuchen. Hiermit war ich, zwar ohne Visum und Stempel im Reisepass, aber dennoch in Mosambik. Ja – es sah aus wie Malawi aber ich konnte, wie man es mit Nord und Ostsee oft macht, mit einem Fuß in Malawi und mit dem anderen in Mosambik stehen. Auf jeden Fall ein netter Zwischenstopp.
Angekommen am Zielort wurden wir erst mal von “unseren Brüdern“ empfangen und es gab zusammen mit einer Vorstellungsrunde ein zweites Frühstück, denn wenn man mit den Schwestern unterwegs ist gibt es schon so die ein oder anderen Vorteile.
Tatsächlich werden viele der neuen Missionare nach Mua geschickt um dort erst mal die Sprache zu lernen, so ist deren gigantisches Haus stets gut belebt.
Danach haben wir eine Führung durch das Museum bekommen, wofür wir sogar keinen Eintritt zahlen mussten, ich sage ja: Vorteile. In dem Museum durfte man leider nur in einem der 3 Räume Bilder machen und zwar dem, welcher sich hauptsächlich mit der Geschichte der Mua Mission beschäftigt.
Die anderen Räume beschäftigten sich dann mit der Kultur der Chewa, Yao und Ngoni, drei der in Malawi ansässigen Stämme.
Es war unfassbar interessant die Gebräuche und Rituale erklärt zu bekommen und ich bin jetzt schon sauer darüber, wie viel ich wieder vergessen habe.
Sehr beeindruckend war auch die Ausstellung der Masken für den Gule Wamkulu, ein traditioneller Tanz, welcher sogar auf der Liste des „immateriellen Kulturerbes der Menschheit“ der UNESCO steht. Dieser Tanz wird vor allem an Anlässen wie Beerdigungen oder Hochzeiten ihrer Mitglieder oder anderer Festlichkeiten wie der Ernennung eines neuen Chiefs getanzt.
Die Masken können dabei alles darstellen und dienen häufig sogar als Mittel der Sozialkritik, wobei jede Maske ein Unikat ist.
Ich habe diesen Tanz zwar schon in Tikondane gesehen, da einige der älteren Jungs ihn aufgeführt haben, aber dennoch würde ich gerne mal miterleben wie er wirklich praktiziert wird. Wie bei vielen kulturellen Dingen wird auch dieser Tanz mehr und mehr als Touristenattrtaktion zweckentfremdet. Besonders da es üblich ist den Tänzern währenddessen Geld zu geben, wodurch einige es als eine Art Job gebrauchen.
Neben diesen Masken fand ich vor allem die großen Ähnlichkeiten der Stammestraditionen unter den Chewa, Ngoni und Yao beeindruckend, obwohl die Yao beispielsweise aus Mosambik kommen und im Gegensatz zu den anderen zwei nicht christlich sondern islamisch geprägt sind.
Das ganze Thema fasziniert mich sehr und ich werde dieses Museum definitiv nochmal besuchen.
Nach einem kleinen Blick in die Skulpturenausstellung, in der ich die unfassbare Kunstfertigkeit der Holzschnitzer bewundert habe, gab es noch ein kleines Mittagessen, bevor wir uns wieder auf den Rückweg gemacht haben.
Leider konnten wir nicht länger bleiben, da Harriet und Victoire noch einen Termin beim Bischof hatten, was man halt so macht. Wegen des kleinen Zeitfensters konnten wir auch dummerweise Salima nicht mehr besuchen, doch nur halb so wild, denn nur zwei Wochen später bin ich dennoch zu einem Besuch dort gekommen.
Nachdem mir von den Sternsingern der Kontakt der Kolping-Freiwilligen gegeben wurden, die auch hier in Lilongwe sind, waren die drei so nett, mich auf einen Trip zu den anderen Freiwilligen in Salima und Senaga Bay einzuladen. Das Kolping Institut hat sage und schreibe 11 Freiwillige in Malawi, von denen ich bisher 8 kennenlernen durfte.
Auf unserm Wochenendtrip sind wir mit einem der Minibusse zunächst über 4 Stunden nach Salima gefahren. Ich habe die Fahrt sehr genossen, musste aber auf der Rückfahrt feststellen, dass das ganz stark davon abhängt welchen Platz man in diesem Bus hat und mit wie vielen Menschen man in eine Sitzreihe gequetscht wird.
Nach einem ganz kleinen Streifzug durch Salima, bei dem wir vor allem die Ruhe und fehlende Hektik Lilongwes genossen haben, gab es noch einen guten Abend mit Spagetti mit Tomatensauce, wozu ich nie nein sage.
Am nächsten Tag ging es dann weiter nach Senga Bay, dort haben wir natürlich auch den See in vollen Zügen genossen. Wir sind geschwommen und sind am Strand entlang spaziert in dem Gefühl irgendwie in der Karibik gelandet zu sein. Auf dem Weg am Strand entlang haben wir einige Blicke auf uns gezogen wurden aber auch sehr freundlich gegrüßt.
Ich habe bei einigen für besondere Irritation gesorgt, als ich angefangen habe Flaschen, Plastiktüten und anderen Müll aus dem Wasser zu fischen. Da in Malawi gefühlt grundsätzlich der Müll eher auf dem Boden landet, muss dieses Verhalten bei den Leuten auf wenig Verständnis gestoßen sein. Ich habe die Blicke eher so gedeutet: „Was macht der Mzungu da mit dem Müll, braucht die den?“.
Am nächsten Tag haben wir uns noch an einer Spezialität versucht: Mandasis. Das sind kleine Süßspeisen die etwa mit Quarkbällchen vergleichbar sind und die man an jeder Straßenecke für 100MK kaufen kann.
Unsere Version war nicht ganz wie es sein soll aber für den ersten Versuch war ich doch sehr stolz auf uns.
Nur wiederum zwei Wochen später durfte ich wieder in das nasse Blau des Malawisees rennen. Der jährliche Kollegenausflug an den See stand an. Wie mir schon einige angekündigt hatten hat man bei diesem Ausflug alle nochmal etwas anders kennengelernt.
Den Tag haben wir mit dem gemeinsamen Kochen, Essen, Tanzen und Baden verbracht, wobei ich mit meinem Schwimmen punkten konnte, da das eine Fähigkeit ist, die hier nicht so selbstverständlich ist wie bei uns.
Also bin ich zur Ausnahme mal aus der Schüler- in die Lehrerinnenrolle geschlüpft und habe meinen Kollegen etwas Schwimmunterricht gegeben, was allen sehr viel Spaß gemacht hat. Beim Vorbereiten am Vortag meinten einige, ich solle doch mal Hühnerfüße, Kopf und Innereien probieren. Obwohl ich es grundsätzlich super finde, dass alles von einem Tier verwertet wird bin ich dem Angebot bisher noch nicht nachgekommen und glaube, dass ich das besonders beim Hühnerkopf auch in nächster Zeit auch nicht werde.
Als kleinen Ausflug habe ich sonst noch mit meinem Kollegen Andrew ein Fußballspiel im großen Bingu Stadion besucht. Es war ein Spiel in einem Wettkampf, den man nach meinem Verständnis mit der EM vergleichen kann. Das beste Team aus Malawi (ich bin mir sicher das ist auch ein kontrovers Thema) hat gegen ein Team aus dem Kongo gespielt. Obwohl Malawi 1:0 verloren hat war es für mich ein sehr unterhaltsames Erlebnis, bei dem ich mal wieder festgestellt habe, wie sehr Menschen in Malawi Fußball lieben.
Das waren auch schon die großen Ereignisse dieses Monats, sonst gibt es aber auch kleinere Vorhaben und Erfolge zu verzeichnen: zum einen wächst meine Liste an Dingen, von denen ich möchte, dass Sr. Georgette sie mir beibringt.
Gerade beinhaltet diese Liste neben ihrem Bananeneis einen Gewürzkuchen und diverse Säfte aber ich bin mir sicher die Liste wird noch wachsen.
Auch habe ich die Playlist meines Mitfreiwilligen Tobi übernommen, in der wir alle Songs sammeln, die wir hier so hören oder einfach die Lieblingslieder von Menschen die wir hier so treffen. Das ist wie ich festgestellt habe auch eine gute Art Konversationen zu beginnen.
Ein weiterer persönlicher Erfolg ist für mich, dass mein Selbstbewusstsein, was das Verhandeln angeht, immer mehr steigt und ich so öfter mal den Effekt erleben konnte, den es hat wenn man einfach beginnt von einem Angebot wegzulaufen, auf einmal ist der von einem vorgeschlagene Preis doch möglich.
Wie man lesen konnte mache ich täglich neue Erfahrungen, im Große wie im Kleinen und kann die nächsten Monate kaum abwarten.
Abschließend kann ich nur sagen lernt und meistert eure Aufgaben wie eine Schildkröte!
Vielen Dank fürs Lesen und bis zum nächsten Mal.
Clara