Was ich über Mexiko gelernt habe 

1. Starker Zusammenhalt

Sei es unter Freunden oder in der Familie – wenn etwas vorfällt oder Hilfe gebraucht wird, kann man sich auf sein Umfeld verlassen.

Als ich vor drei Wochen wegen einer Blinddarmentzündung ins Krankenhaus musste, war sofort jemand da: eine meiner besten Freundinnen (Montse) und ihr Cousin haben mich zum Arzt gebracht. Auf dem Weg vom Arzt in ein Krankenhaus haben wir noch meine Gastmutter abgeholt, da sie auch bei mir sein wollte. Im Krankenhaus angekommen, wurden dann auch meine Eltern informiert, woraufhin mein Vater meinen Onkel bat, zu kommen. Also war nach kurzer Zeit auch mein Onkel da, welcher entschied mich in ein anderes, privates Krankenhaus zu bringen, in dem ein Kindheitsfreund von ihm arbeitet. Zwischenzeitlich wurde dann meine Chefin informiert, die dann auch zum dritten Krankenhaus kam. Alleine war ich also auf alle Fälle nicht.

Nach meiner unproblematischen Operation verbrachte mein Onkel die Nacht bei mir im Krankenhaus. Und in den darauffolgenden Tagen brachten FreundInnen Geschenke, halfen mir beim Duschen, besuchten und umsorgten mich.

Ich bin wirklich so dankbar, dass ich mich so auf meine Leute hier verlassen kann und mir so viele Leute beigestanden haben. Diese Tage haben mir deutlich gezeigt, wie tief der Zusammenhalt hier ist – und wie schön es ist, sich so getragen zu fühlen.

 

2. Es ist nicht überall gefährlich

„Willst du wirklich nach Mexiko? Hast du keine Angst? Da sind doch überall Drogenkartelle!“ – Solche Sätze habe ich vor meiner Reise oft gehört. Ganz falsch sind sie nicht: In Bundesstaaten wie Sinaloa oder Michoacán ist die Lage tatsächlich angespannt, und selbst Guadalajara gilt nicht als ganz ungefährlich. Erst kürzlich wurde in einem nahegelegenen Ort ein Massengrab entdeckt – ein trauriges Zeichen der organisierten Kriminalität.

Trotzdem fühle ich mich im Alltag nicht unsicher. Natürlich achte ich darauf, wo und wann ich unterwegs bin – vor allem nachts und alleine. Aber wenn man mit den Drogenstrukturen nichts zu tun hat, wird man davon meist auch nicht berührt. Es fühlt sich eher wie zwei Parallelwelten an, die nebeneinander existieren.

Für Reisen in bestimmte Regionen nehme ich lieber das Flugzeug, da manche Landstrecken riskant sein können. Aber in touristischen Gebieten habe ich mich bisher sicher gefühlt. Klar, Mexiko ist kein völlig sicheres Land – aber das Leben hier ist viel normaler, als viele denken. Und die meisten MexikanerInnen führen ein glückliches, stabiles Leben, trotz der Umstände.

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3. Lecker, aber fettig 

Was hört man am meisten von Mexiko? Worauf sind die MexikanerInnen am meisten stolz? 

Tacos, Burritos, Chilaquiles, Mole, Chile – die Vielfalt ist riesig. Eines haben für mich aber fast alle Gerichte gemeinsam: Sie sind fettig und liegen schwer im Magen.

Ich liebe das Essen hier, wirklich. Es schmeckt fantastisch. Aber manchmal sehne ich mich nach leichterer, gesünderer Küche – wie ich sie aus Deutschland kenne. Denn nicht nur die traditionellen Gerichte sind deftig, sondern eigentlich fast alles, was man hier so isst. Trotzdem: Wer in Mexiko ist, sollte die Küche unbedingt probieren – und sich dabei auf etwas Schweres, aber sehr Leckeres einstellen.

 

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4. ¡Viva la Vida!

Lebe das Leben! – Kein Wunder, dass dieses Motto aus Mexiko stammt, von der Künstlerin Frida Kahlo. Denn genau das tun die Menschen hier: Sie feiern das Leben. Jeder Anlass wird genutzt, um zusammenzukommen, zu tanzen, zu lachen. Auf den Straßen läuft ständig Musik, und irgendwo wird immer gefeiert.

Diese Lebensfreude ist ansteckend – und ich möchte unbedingt etwas davon mit nach Deutschland nehmen! Manchmal fällt es mir aber schwer, dass vieles hier sehr locker genommen wird. Ernsthafte Gespräche oder feste Absprachen sind dadurch manchmal schwieriger. Trotzdem: Ein bisschen mehr Viva la Vida würde mir definitiv guttun.

5. Viel Arbeit

Ich kenne hier kaum jemanden, der nur einen Job hat. Viele arbeiten morgens in einem Beruf und nachmittags in einem anderen – oft auch am Wochenende. Die Löhne sind meist so niedrig, dass ein Job einfach nicht reicht.

Die Mexikaner*innen sind wirklich sehr trabajador – also fleißig und hart arbeitend. Wer es schafft, genug zu verdienen, kann sich auch ein gutes Leben leisten – zum Beispiel eine Behandlung in einem Privatkrankenhaus, wie ich sie bei meiner Blinddarm-OP bekommen habe. Im öffentlichen System wäre das sicher nur halb so gut verlaufen. Aber die meisten müssen sich das eben hart erarbeiten.

Denn die soziale Ungleichheit ist enorm: Die reichsten 10 % der Bevölkerung erwirtschaften rund 36 % des Gesamteinkommens, während die ärmsten 10 % nur etwa 1,3 % erhalten.  Zwar ist die Armutsquote in den letzten Jahren gesunken – 2022 lebten noch etwa 36 % der Bevölkerung in Armut, doch viele kämpfen weiterhin täglich ums Überleben. Besonders betroffen sind ländliche Regionen und indigene Gemeinschaften (Q: Agrarexportförderung, amerika21).

Umso wertvoller ist es, eine so schöne und sinnvolle Arbeit wie an meiner Einsatzstelle zu haben. Hier ein paar Eindrücke:

 

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6. „Mexiko ist das surrealistischste Land der Welt“ 

So beschrieb der französische Schriftsteller André Breton einst Mexiko – und ich finde, er hat recht. Hier trifft man auf Dinge, die man sich kaum ausdenken könnte: An einer Straßenecke singt eine Drag Queen, daneben spielt eine Mariachi-Band, während wenige Meter weiter ein 15. Geburtstag gefeiert wird, als wäre es eine Hochzeit. Auf der einen Seite wird Salsa getanzt, auf der anderen tollen zwei Straßenhunde umeinander. 

Langweilig wird es nie. Die Kultur ist lebendig und tief verwurzelt – überall gibt es traditionelle Tänze, Musik oder Artesanías, also kunstvolle Handarbeiten wie bestickte Blusen, Tonfiguren oder gewebte Taschen. Besonders skurril finde ich auch die Mischung aus katholischen Traditionen und indigenen Glaubensformen, die sich in vielen Festen, Altären oder Alltagsritualen zeigt. Und dann diese grenzenlose Vorliebe für Dekoration: Egal ob bei Geburtstagen, Feiertagen oder einfach so – alles wird geschmückt, meistens mit ganz viel Glitzer und Farbe.

Diese Mischung aus Chaos, Farbe und Überraschung macht Mexiko für mich zu einem einzigartigen Ort. Surreal – aber gerade deshalb so faszinierend.

 

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