Von Familienmomenten bis Dschungelabenteuer – Meine Ferien in Peru

 

Nach einem halben Jahr voller neuer Erfahrungen, Herausforderungen und Erlebnisse in Peru war es endlich so weit: Meine Familie – meine Eltern und mein Bruder – kam mich in Lima besuchen. Da ich ihnen vorher gesagt hatte, dass ich nur ein Taxi schicken würde, um sie vom Flughafen abzuholen, war die Überraschung umso größer, als ich plötzlich persönlich vor ihnen stand. Nach monatelangen Videoanrufen konnten wir uns endlich wieder in echt sehen – ein Moment voller Freude und Emotionen.

 

Nach einer langen Taxifahrt nach CIMA fielen meine Eltern und mein Bruder, erschöpft vom langen Flug, direkt ins Bett. Sie blieben während ihres Besuchs in meiner kleinen Wohnung auf dem Gelände des Jungenheims. Am nächsten Morgen zeigte ich ihnen meine Einsatzstelle, führte sie durch die verschiedenen Häuser, Gebäude und Orte des Heims und stellte sie dem Direktor und dem Gründer vor. Meine Familie war beeindruckt von der herzlichen und familiären Atmosphäre und davon, wie viel Wert hier auf Bildung und Gemeinschaft gelegt wird. Anschließend machten wir einen Rundgang durch Cieneguilla, den Stadtteil, in dem ich lebe.

Die Kirche von Cieneguilla

Natürlich durfte auch Lima nicht fehlen. Wir starteten im Künstlerviertel Barranco, wo wir die bunten Straßen, kleine Galerien und Cafés erkundeten. Von dort aus machten wir einen Spaziergang entlang der Küste bis nach Miraflores, einem modernen Stadtteil mit beeindruckendem Blick auf den Pazifik. Zum Mittagessen kehrten wir in einer Mall an der Klippe ein und genossen peruanische Spezialitäten mit traumhaftem Meerblick. Danach besuchten wir das historische Zentrum Limas, wo wir die wichtigsten Plätze und Kirchen der Stadt besichtigten, darunter die beeindruckende Plaza Mayor mit der Kathedrale von Lima und dem Regierungspalast.

Ein besonderes Ereignis war das Ende des Schuljahres im Jungenheim. Bei einer feierlichen Zeremonie erhielten die Jungen, die ihren Abschluss gemacht hatten, ihre Zertifikate. Es war ein emotionaler Moment, Abschied von einigen zu nehmen, die ich über Monate hinweg fast täglich gesehen hatte. Über die Feiertage fuhren viele der Jungen nach Hause zu ihren Familien, sodass an Weihnachten nur eine Handvoll Jungen mit ein paar Tutoren im Heim blieb.

Trotz der kleineren Runde war das Weihnachtsfest wunderschön. Gemeinsam mit den Jungen, den Tutoren und dem Gründer fuhren wir zur Messe nach Cieneguilla, wo die kleineren Jungen noch ein wenig böllerten. Nach der Messe ging es zurück ins Heim, wo das Weihnachtsessen vorbereitet wurde: Truthahn mit Reis und Gemüse. Nach dem Essen wurden Geschenke an die Jungen verteilt, und wir spielten Bingo – ein Abend voller Freude, Gemeinschaft und Dankbarkeit.

Am Tag nach Weihnachten brachen wir auf nach Ica – eine 4,5-stündige Busfahrt durch die Wüstenlandschaften der Region. Dort erkundeten wir die berühmte Oase Huacachina, ein atemberaubender Anblick: eine kleine Lagune, umgeben von hohen Sanddünen. Am Abend trafen wir uns mit der Familie meiner Freundin zum Essen – ein besonderer Moment, meine Familie mit ihrer zusammenzubringen.

Am nächsten Morgen stand ein Highlight an: die Islas Ballestas. Diese kleinen Inseln liegen vor der Küste von Paracas. Während einer Bootstour konnten wir zahlreiche Tiere sehen – darunter Seelöwen, Humboldt-Pinguine, Pelikane und sogar Seesterne. Auch die Fahrt durch den Paracas Nationalpark mit seinen ewig weiten Wüstenlandschaften war absolut beeindruckend.

 

Nach zwei Tagen in Ica nahmen wir den Nachtbus nach Arequipa, der zweitgrößten Stadt Perus. Arequipa, auch „die weiße Stadt“ genannt, ist berühmt für ihre Kolonialgebäude aus weißem Vulkangestein. Die Stadt hat eine entspannte Atmosphäre, und wir genossen es, durch die alten Straßen zu schlendern.

Für meinen Bruder und mich begann dann das Abenteuer Colca Canyon. Mitten in der Nacht – um 3 Uhr morgens – wurden wir mit einem Van abgeholt. Nach einer langen Fahrt, bei der wir Aussichtspunkte auf über 4.000 Metern Höhe besuchten, starteten wir unsere Wanderung: Am ersten Tag ging es 1.200 Höhenmeter hinab in die Schlucht, wo wir in einer kleinen Oase übernachteten. Doch Entspannung gab es kaum – denn am nächsten Morgen um 4 Uhr begann der steile Aufstieg zurück. Die 1.200 Höhenmeter in nur drei Stunden wieder hochzuklettern, war eine echte Herausforderung, doch am Ende wurden wir mit gutem Essen und einem Bad in heißen Quellen belohnt.

 

Nach dem Colca Canyon trafen wir uns in Puno wieder mit unseren Eltern. Hier besuchten wir den Titicacasee, den höchstgelegenen schiffbaren See der Welt auf 3.800 Metern Höhe. Eine Nacht verbrachten wir auf einer der Inseln, was sich bei mir sofort durch Kopfschmerzen bemerkbar machte – die Höhenlage ist nicht zu unterschätzen. Besonders faszinierend war der Besuch der Insel Taquile, auf der eine indigene Gemeinschaft lebt. Dort bekamen wir einen Einblick in ihre Lebensweise und Traditionen.

Mit dem Nachtbus ging es weiter nach Cusco, das historische Zentrum der Inka-Welt. Die Stadt beeindruckte uns mit ihrer einzigartigen Architektur – eine Mischung aus kolonialen Gebäuden und den Überresten alter Inka-Bauten.

Den Jahreswechsel verbrachten wir am Hauptplatz von Cusco, wo eine riesige Feier mit Musik, Tanz und Feuerwerk stattfand. Die Stimmung war mitreißend, und Cusco ist nicht umsonst für seine spektakulären Neujahrsfeiern berühmt.

 

Gleich am Neujahrsmorgen stand dann das große Highlight an: Machu Picchu. Um 4 Uhr morgens wurden wir mit einem Van abgeholt und nach Ollantaytambo gefahren. Statt direkt mit dem Zug weiterzufahren, stiegen wir bereits an „Km 104“ aus und starteten eine siebenstündige Wanderung auf dem Inka-Trail. Der Weg führte durch den Dschungel und vorbei an alten Inka-Stätten – eine unvergessliche Erfahrung.

Schließlich erreichten wir Machu Picchu über das berühmte Sonnentor, das uns einen einzigartigen Blick auf die verlorene Stadt der Inka gewährte. Nach einer ausführlichen Tour durch die Ruinen kehrten wir erschöpft, aber glücklich, nach Cusco zurück.

Am nächsten Tag erkundeten wir das Heilige Tal der Inka, besuchten die Salzterrassen von Maras, die kreisförmigen Agrarterrassen von Moray und zahlreiche Inka-Stätten wie Pisac, Chinchero und Ollantaytambo.

Von Cusco aus fuhren wir mit dem Nachtbus nach Puerto Maldonado, mitten im peruanischen Dschungel. Dort angekommen, ging es mit dem Boot tief hinein in den Tambopata-Nationalpark. Unsere Lodge war mitten im Regenwald – eine Oase der Ruhe.

Besondere Highlights waren eine Bootstour zu einer Papageien-Lehmlecke, wo hunderte bunte Papageien zu sehen waren, sowie eine Nachtfahrt zur Beobachtung von Kaimanen.

Am beeindruckendsten war aber das unerwartete Glück, Wasserschweine in freier Wildbahn zu sehen – eine seltene und faszinierende Begegnung.

Nach diesem unglaublichen Abenteuer nahmen wir den Flieger zurück nach Lima. Dort verabschiedete ich mich von meiner Familie, die ihren Rückflug nach Europa antrat. Es war schwer, sie gehen zu lassen, aber ich bin dankbar für diese besondere Zeit mit ihnen. Für mich ging es zurück nach CIMA und zurück in den Alltag im Jungenheim.