¡Viva México!

Mein September war eine aufregende Mischung aus meinen Erlebnissen am Centro Educativo La Barranca und Momenten in meiner Freizeit. Von Schulprojekten bis hin zu den großen Feierlichkeiten zum Unabhängigkeitstag – ich habe viel erlebt und möchte euch davon berichten.

Centro Educativo la Barranca

Mein Arbeitsort, das Bildungszentrum La Barranca, ist weit mehr als eine gewöhnliche Schule – Wieso? – Es ist ein Ort, der für viele Kinder in einer finanziell benachteiligten Region echte Chancen und Unterstützung bietet. Die Schule, die sich in der Nähe der Schlucht „Barranca“ befindet, umfasst sowohl die Primaria (1. bis 6. Klasse) als auch die Secundaria (7. bis 9. Klasse), wobei pro Jahrgang etwa 40 Schüler*innen unterrichtet werden. Dank Patenschaften, die das Schulgeld größtenteils abdecken, und zahlreichen Sachspenden, kann die Schule den Kindern Möglichkeiten bieten, die für viele unerreichbar wären. Für einige Kinder wird dreimal wöchentlich ein kostenloses Frühstück bereitgestellt, und ihre Familien erhalten wichtige Lebensmittel wie Milch oder Reis. Ich finde es echt toll, dass dieses Schulzentrum so gut funktioniert.

 

Titelloses 52_20241003110311
Titelloses 52_20241003110345
Titelloses 52_20241003110421
Titelloses 52_20241003110450
Titelloses 52_20241003110519
previous arrow
next arrow
Titelloses 52_20241003110311
Titelloses 52_20241003110345
Titelloses 52_20241003110421
Titelloses 52_20241003110450
Titelloses 52_20241003110519
previous arrow
next arrow

(die Fotos nach rechts wischen)

 

Neben dem Unterricht, der Fächer wie Musik, Sport und Englisch umfasst, bietet die Schule ein vielfältiges Nachmittagsprogramm, bei dem die Kinder beispielsweise ein Instrument erlernen oder sich sportlich betätigen können. Besondere „Talleres“ ab der dritten Klasse schulen die Schüler*innen in wichtigen Themen wie Mobbing und Gewaltprävention. Solche „talleres“ gibt es auch für die Eltern. Ich merke, dass die Förderung nicht nur den Kindern, sondern den ganzen Familien hilft. 

Stundenplan erste Klasse

Jeder Morgen beginnt mit einer spielerischen Aufwärmrunde für die gesamte Grundschule, außer montags, wo sich alle zur traditionellen „Honores“-Zeremonie versammeln, um die mexikanische Flagge zu ehren – ein Ritual, das bereits mein Vater zu seiner Schulzeit erlebt hat.

 

Titelloses 52_20241003112009
Titelloses 52_20241003112107
previous arrow
next arrow
Titelloses 52_20241003112009
Titelloses 52_20241003112107
previous arrow
next arrow

(die Fotos nach rechts wischen)

 

Schulalltag

Nun etwas mehr zu meinem persönlichen Alltag in der Schule: Gemeinsam mit meiner Mentorin habe ich einen eigenen, abwechslungsreichen Stundenplan erstellt. Die meiste Zeit arbeite ich in der Grundschule, vor allem in den ersten beiden Klassen, wo ich viel im Unterricht mithelfen kann, aber auch viel von den Methoden der Lehrerinnen lerne. 

Ein besonderes Projekt, ist der Wettbewerb um die meisten gesammelten Plastikdeckel. In Guadalajara stehen überall große, herzförmige Behälter, in die man Plastikdeckel werfen kann. Diese werden recycelt, und das dabei erwirtschaftete Geld wird an Krebspatient*innen gespendet. Auch unsere Schule hat so ein Herz, und ich leite den Wettbewerb in der Grundschule, bei dem die Klassen um die meisten Deckel konkurrieren. Eine andere Aufgabe, der ich mich widme, ist die Pflege der bereits bestehenden Insektenhäuser auf dem Schulgelände.

 

Titelloses 52_20241003112349
Titelloses 52_20241003112429
Titelloses 52_20241003113012
Titelloses 52_20241003112531
Titelloses 52_20241003113253
previous arrow
next arrow
Titelloses 52_20241003112349
Titelloses 52_20241003112429
Titelloses 52_20241003113012
Titelloses 52_20241003112531
Titelloses 52_20241003113253
previous arrow
next arrow

(die Fotos nach rechts wischen)

 

Den Großteil meiner Zeit verbringe ich jedoch im Unterricht, was mir besonders viel Freude bereitet. Die Beziehung zwischen den Lehrer*innen und Schüler*innen ist unglaublich herzlich, und das Schulklima fühlt sich fast familiär an. Als ich einen Tag in der Schule fehlte, wurde ich am darauffolgenden Tag mit Umarmungen der Erstklässler*innen überschüttet, sodass ich überhaupt erst gar nicht den Klassenraum betreten konnte. Ich werde täglich total liebevoll empfangen, auch von den Lehrer*innen. Ich merke, dass ich wirklich einen unglaublichen Vorteil dadurch habe, dass mir das Spanisch eigentlich keine Schwierigkeiten bereitet – ich kann mich fast immer problemlos ausdrücken.

Die Schule legt großen Wert darauf, dass Feste gemeinsam gefeiert werden. Besonders das Fest am Unabhängigkeitstag im September, der als patriotischer Monat bekannt ist, war ein echtes Highlight. Der gesamte Tag stand im Zeichen der Feierlichkeiten: Die Kinder kamen in traditioneller Kleidung, einige Klassen führten typische Tänze und Spiele auf, und die Eltern steuerten mexikanische Spezialitäten bei. Gemeinsam riefen wir beim Grito de la Independencia lautstark „¡Viva México!“. Es war ein wunderschönes Fest und eine besondere Erfahrung, diesen starken Nationalstolz mitzuerleben, der die Mexikaner*innen so sehr verbindet.

 

Titelloses 52_20241003113429
Titelloses 52_20241003113220
Titelloses 52_20241003113404
Titelloses 52_20241003113453
Titelloses 52_20241003113621
Titelloses 52_20241003113159
previous arrow
next arrow
Titelloses 52_20241003113429
Titelloses 52_20241003113220
Titelloses 52_20241003113404
Titelloses 52_20241003113453
Titelloses 52_20241003113621
Titelloses 52_20241003113159
previous arrow
next arrow

(die Fotos nach rechts wischen)

 

Mein Alltag

Bleiben wir beim patriotischen Monat September: Am 15. September ging ich mit meiner Gastoma ins Zentrum von Guadalajara zum „Grito de la Independencia“ – diesmal im ganz großen Stil. Der tief verwurzelte Nationalstolz war hier ebenfalls nicht zu übersehen. Meine Gastfamilie organisierte zudem eine Noche Mexicana zu Hause. Wir haben traditionelle mexikanische Gerichte gegessen und anschließend „Lotería“ gespielt, ein klassisches mexikanisches Gesellschaftsspiel. Nach der Schule spaziere ich oft durch die Stadt, und es vergeht kaum ein Tag, an dem nicht irgendwo getanzt wird – sei es bei spontanen Straßenkonzerten, traditionellen Tänzen oder öffentlichen Tanzkursen.

 

Titelloses 52_20241003134345
Titelloses 52_20241003134521
Titelloses 52_20241003134235
Titelloses 52_20241003134319
Titelloses 52_20241003134428
Titelloses 52_20241003134403
previous arrow
next arrow
Titelloses 52_20241003134345
Titelloses 52_20241003134521
Titelloses 52_20241003134235
Titelloses 52_20241003134319
Titelloses 52_20241003134428
Titelloses 52_20241003134403
previous arrow
next arrow

(die Fotos nach rechts wischen)

Neben den patriotischen Festlichkeiten hat sich mein Alltag hier langsam eingependelt. Dienstags und donnerstags gehe ich nach der Schule schwimmen, mittwochs singe ich im Familienchor der Schule. An den Wochenenden ist eigentlich immer etwas los – ob Billiard spielen, Essen gehen oder Fahrrad fahren mit Freunden. Eine interessante Erfahrung war der Besuch von „Hermosa Provincia“ mit einer Kollegin. Dort ist der Hauptsitz der Sekte „La Luz del Mundo“. Die Atmosphäre dort empfand ich als bedrückend und später verstand ich auch, warum: Ihr Anführer wurde wegen sexuellem Missbrauchs verurteilt. Die Netflix-Doku „La oscuridad de La Luz del Mundo“ deckt diese düsteren Ereignisse auf, und ich kann sie nur empfehlen.

Aber nicht alles hier ist so düster – im Gegenteil. Ich habe bereits schon eine enge Bindung zu meiner Verwandschaft aufgebaut. Ein Highlight war unser gemeinsames Grill-Picknick im Colomos-Wald. Besonders zu meiner 20-jährigen Cousine habe ich eine Freundschaft entwickelt, und wir verbringen viel Zeit zusammen.

 

Titelloses 52_20241003135422
Titelloses 52_20241003135451
previous arrow
next arrow
Titelloses 52_20241003135422
Titelloses 52_20241003135451
previous arrow
next arrow

(die Fotos nach rechts wischen)

Trotz des ereignisreichen Alltags lerne ich hier aber auch, wie es ist, Zeit mit mir selbst zu verbringen und alleine zu sein. Es ist eine spannende Balance zwischen ständigem Trubel und Momenten der Ruhe, die ich vorher so nicht kannte.

Generell hat der September mir nicht nur die mexikanische Kultur nähergebracht, sondern mir auch gezeigt, wie stark Gemeinschaft wirken kann. ¡Hasta luego!