Nochmal reingeschaut
Der März sah grundsätzlich etwas ruhiger aus. Dennoch heißt es natürlich nicht, dass nichts passiert ist. Was Besonderes passiert ist, spreche ich gerne am Ende nochmal an. Zuerst möchte ich euch jedoch eher in einen aktualisierten Tagesablauf mitnehmen.
Für mich geht der Tag erst mit dem Nachmittag los. Das heißt, morgens habe ich Zeit, meine privaten Angelegenheiten zu erledigen. Das kann alles Mögliche beinhalten. Angefangen mit Einkäufen, über Sport bis hin zu Kommunikation zurück nach Deutschland. Das alles mache ich in der Regel morgens. In diesem Zeitraum sind die Jungs in der Schule. Aktuell bringe ich niemanden mehr zu Schule. Das liegt daran, dass die Jungs aktuell unter der Woche im Haus der ältesten wohnen. Wer sich dran erinnert, kennt die Aufteilung auf drei Häuser noch. Dabei leben die jüngsten (4–10 Jahre), die mittleren (11–15 Jahre) und die ältesten (+16 Jahre) jeweils getrennt voneinander. Im Haus der mittleren finden einige Reparaturen statt, dadurch können sie dort nicht wohnen. Wenn wir aber jetzt mal fix in den Nachmittag reinspringen, springen wir auch gleich an den Anfang meines Alltages in der Einsatzstelle. Jeden Tag haben die Jungs zur selben Uhrzeit Schulaus. Um 14 Uhr stehe ich dadurch vor der Schule und hole ein paar von den Jungs aus der Schule ab. Zusammen gehen wir dann zurück in die Einsatzstelle. Das ist tagsüber das Haus der jüngsten. Dort essen wir alle zusammen. In der Regel sind die jüngsten auch schon aus der Schule zurück, da diese schon vorher Schulaus haben. Nach dem Essen wird schnell sauber gemacht und dann geht es in der Regel schon an die Hausaufgaben. Zwei Mal in der Woche geht es vorher für die Mehrheit zum Fußballtraining. Alle anderen (eine Hand voll) geht jedoch statt zum Training, in die Musikschule. Für alle geht es jedoch aus der Schuluniform in die entsprechende andere Kleidung. Denn hier in Mexiko ist es normal eine Schuluniform zu haben. Diese soll nicht dreckig werden, daher ziehen sich die Fußballer ein Trikot und entsprechende Sportsachen an, während die Musiker eher in Freizeitkleidung das Haus erneut verlassen. Ich gehe immer bei den Fußballern mit. Bei Wind und Wetter wird so gut wie immer trainiert. Es muss schon gewittern oder hageln, damit es kein Training gibt. Beim Training wird natürlich auch nach Alter unterteilt. Dabei trainieren alle mit den jeweils gleichaltrigen.


Nach 2 Stunden Training geht es auch schon zurück ins Haus der kleinen. Die Musiker sind oftmals schon zurück, da sie eine halbe Stunde früher fertig sind. Aber spätestens jetzt geht es jeden Tag an die Hausaufgaben. Es gibt viele Fragen und Materialien, die benötigt werden. Ich gehe in der Regel ins Lager und hole alle Sachen, die für die Hausaufgaben gebraucht werden. Sei es ein ausgedrucktes Bild, Papier für zum Beispiel Plakate oder Stifte, die mal wieder verloren gegangen sind. Nach den normalen Hausaufgaben versuche ich mich so oft wie möglich nochmal mit einem oder zwei Jungs hinzusetzen und etwas lesen zu üben. Das geht natürlich nicht immer, denn wenn wir schon vorher beim Fußballtraining waren ist es nach den Hausaufgaben schon spät.
Es steht natürlich noch das Abendessen und duschen vor dem verdienten schlaf. Ein bisschen schlafen die Jungs oftmals schon im Bus, wenn es vom Training zurück nach Hause geht. Nach dem Duschen und dem Abendessen geht es oft schon für die kleinen ins Bett und die anderen machen sich auf in die anderen Häuser, um ebenfalls schlafen zu gehen. Und zu diesem Zeitpunkt geht es für mich dann auch zurück nach Hause. So sieht ungefähr ein Alltag aus. Natürlich kommen immer wieder Überraschungen zum Alltag hinzu. Zum Beispiel, wenn es ein Feiertag ist und die Jungs nicht zur Schule gehen. Dann kümmer ich mich um andere Sachen, die während der normalen Woche oftmals untergehen. Dazu gehört auch das Lager. Wenn man dann gegen Abend etwas Glück und gutes Wetter hat, kann man vom Lager aus einen wunderbaren Sonnenuntergang zusammen mit dem Vulkan Popocatépetl sehen. Das ist immer wieder ein sehr schöner Anblick.
Soweit direkt zur Organisation, bzw. eine aktualisierte Version dazu. Natürlich bewegt sich aber auch das Viertel drumherum. So gab es im März auch, etwas später als in Deutschland, eine große Feier zum Karneval. Ich war am Anfang etwas verwundert, warum es hier im Viertel so spät gefeiert wird. Dabei hatte die Fastenzeit ja bereits angefangen. Es stellte sich im Nachhinein heraus, dass dieselbe Gruppe jedes Wochenende durch ein oder zwei Viertel zieht und feiert. Dadurch habe ich auch zu ganz unterschiedlichen Zeitpunkten in anderen Teilen der Stadt Feiern gesichtet. Eine Besonderheit ist hier jedoch noch gewesen, dass es Festwaffen gab. Mir wurde erklärt, dass man früher mit echten Waffen in die Luft geschossen habe, das jetzt aber verboten sei. Dadurch werden Schusswaffen verwendet, die nur Schwarzpulver schießen. Auch wenn sie keine Kugeln beinhalten sorgen diese Waffen für einen unglaublichen Lärm. Besonders für die Kleinen in der Einsatzstelle war das natürlich sehr erschreckend.
Das wars schon mit meinem kleinen Einblick. Gleich geht es schon wieder weiter.
Bis gleich