Los geht´s im Land der Lebensfreude

Auf was glaubst du wird man als neuer Freiwilliger in einem anderen Land am meisten angesprochen? Auf dein Heimatland, die Kultur oder dein altes Leben? Also dann hast du definitiv falsch gedacht:

Ich wurde in den letzten Wochen am meisten auf mein Aussehen angesprochen und das kommt mir immer noch sehr komisch vor! So bekommt man Komplimente wie: Deine Augen sind so schön, trägst du Kontaktlinsen? Deine Nase will hier jeder haben, können wir bitte tauschen? Deine Haut ist so schön, das liegt bestimmt an den Gurken, die du täglich ist, oder? (Ja, genau diese Worte hat wirklich jemand zu mir gesagt, ich kann es selbst kaum glauben!) In diesen Momenten merkt man, dass trotz Tourismus und den Medien manche Schönheitsideale doch noch regional unterschiedlich bleiben. Und so wünscht man sich meistens das, was man nicht hat! Die Komplimente wurden alle sehr liebenswürdig vorgebracht und waren bestimmt auch so gemeint, aber trotzdem bleibt es zumindest für mich eine ungewohnte und auch unangenehme Situation, auf die die beste Reaktion zu sein scheint, die Komplimente einfach zu erwidern. So war mein allererstes neues Wort lustigerweise auch das Wort GWAPA für hübsches Mädchen.

Aber das ist natürlich nur ein sehr kleiner Teil in meinem Leben als Freiwillige auf den Philippinen und bei weitem nicht der Interessanteste: Nach einem sehr lieben Empfang durch unglaubliche sieben philippinische Freiwillige mitten in der Nacht durfte ich in meiner Unterkunft einziehen. Denn ich lebe zusammen mit den Pfarrern der lokalen Gemeinde in einem Haus direkt neben der Kirche. Morgens aufzuwachen und den Gesang der Menschen in der offenen und der fast immer voll besuchten Kirche zu hören, ist dabei auch ein ganz neues Lebensgefühl. Das Praktischste daran ist jedoch, dass das Projekt im Gebäude direkt gegenüber untergebracht ist. Denn meine Aufgaben bestehen darin, im Kindergarten direkt neben der Kirche mitzuhelfen, das Austeilen von Essen an Menschen, die auf der Straße leben, zu unterstützen und im Sponsorship Programm von Schulkindern und Student*innen dabei zu sein!

Dabei bestanden meine ersten Wochen jedoch darin, spontan zu sein Zu Beginn wurde ich dabei mit einer tollen Willkommensfeier mit Aufritten der Kinder begrüßt und durfte gleichzeitig auch schon mehrere japanische Gäste kurz kennenlernen. Am meisten überrascht hat mich jedoch das sehr edles Abendessen mit mehreren Gängen, das auch ein ganz neues Erlebnis mit dem Essen und der Gesellschaft darstellte und auf das ich netterweise einen der Pfarrer begleiten durfte. Aber auch eine direkte Nachbarinsel namens Orlango durfte ich als Teil der Arbeit im Sponsorship schon etwas erkunden. Für solche Erlebnisse steht man dann auch gerne mal um vier Uhr morgens auf, um sich mit den anderen auf den Weg zur Fähre zu machen!

handgefertigte Muschelketten In Orlango

Teil meiner Einführung in die Gemeinde und das Projekt vor Ort war aber auch der Ausflug in ein Don Bosco Jungenheim sowie eine Don-Bosco-Schule, die mir das Ziel der Arbeit, das Leben der Kinder vor Ort und die Atmosphäre der Projekte nochmal sehr gut vor Augen geführt haben. Aber auch die Aussicht auf die Umgebung konnte ich bereits zweimal hautnah erleben, als ich mit den Leitern der Jugendgruppen mit dem Motorrad auf einen Aussichtspunkt gefahren bin und mit den Pfarrern die Dachterrasse einer der riesigen Malls erkunden konnte.

ein bisschen Natur…
der Ausblick von der Mall (das leuchtend Blaue ist die Kirche)

Zuletzt wurde ich dann schließlich noch auf das Parsigabo-Festival mitgenommen, wo in unglaublichen tänzerischen Bühnenshows die unterschiedlichen Provinzen gegeneinander antreten. Die Menge an Tänzern, Bühnenequipment sowie die perfekt einstudierte Choreo und überwältigenden Kostümen ist beeindruckend und die Auftritte sind unbedingt sehenswert! Auch wenn mir gesagt wurde, dass dies „nur“ die kleine Schwester vom Sinulog-Festival sei, auf dass ich nun also umso gespannter bin!

Pasigarbo Festival

Dabei muss ich aber dazu sagen, dass bei fast jedem Erlebnis eins an mindestens zweiter Stelle steht: das ESSEN. Die Menschen sind sehr stolz auf ihr Essen und es stellt auch einen großen Teil ihres Lebens dar. Denn es wird gefühlt die ganze Zeit gegessen. Der Ablauf der Mahlzeiten ist nämlich wie folgt: Frühstück, Snack 1, Mittagessen, Snack 2, Abendessen und bis auf den Snack (manchmal aber auch der) enthält jede dieser Mahlzeiten Reis. Und da schockiert man wirklich jeden, wenn man erzählt, dass man diesen normalerweise nur etwa einmal bis zweimal die Woche isst. Zu dem Reis werden dann meist Spezialitäten serviert, die eigentlich immer in Fleisch oder Fisch bestehen. Wobei ich hierbei als leider sehr spezieller Esserin das große Glückslos gezogen habe, dass die Menschen versuchen auf mich Rücksicht zu nehmen und es jetzt fast immer auch Gemüse-Rohkost gibt. Von dieser bedient sich eigentlich auch jeder andere am Tisch, sodassich damit eher eine neue Beilage eingeführt habe. Obwohl zum Anpassen natürlich auch immer das Umgewöhnen an die neuartigen Gerichte gehört.

Sehr beeindruckt hat mich aber auch, dass fast jede Person, die ich kennengelernt habe, sehr gut singen oder tanzen kann und falls sie dies nicht beherrscht, dann ganz sicher ein Instrument. Da traut man sich schon gar nicht mehr, sich darin zu probieren, wenn man so viele Talente sieht! Aber über meine Unbeholfenheit wird großzügig hinweggesehen und ich immer wieder zur Teilnahme aufgefordert.

Vielleicht liegt es am Singen, Tanzen oder am Essen, aber ich kann trotz meiner erst kurzen Zeit auf den Philippinen auf jeden Fall bereits bestätigen, dass die Menschen unglaublich freundlich, herzlich und fröhlich sind! Und das unabhängig von Alter, Geschlecht, Lebensbeschäftigung oder sonst irgendetwas! So ist immer wieder dein schönstes Lächeln nicht nur für die so geliebten Gruppenfotos gefragt.

Ich hoffe, dass ich diese positive Atmosphäre über die Zeit nicht nur aufnehmen kann, sondern vielleicht auch am Ende zurück nach Deutschland bringe. Denn davon kann sich auf jeden Fall jeder eine Scheibe abschneiden und die allgemeine Lebensfreude vergrößern!

Auch wenn das Straßengetümmel in Cebu City, die neue Sprache und die neuen Eindrücke manchmal etwas überwältigend sein können, hatte ich bisher eine tolle Zeit und drücke die Daumen, dass es auch so bleibt!