I will be back, Jozi

Ab dem Moment, an dem ich meine Reise nach Südafrika angetreten bin, wusste ich, dass der Tag kommen würde, an dem ich wieder gehen muss. Und doch war dieser Gedanke für eine lange Zeit weit komplett weg. Als ich ankam, schien ein Jahr eine Ewigkeit zu sein. Doch die Zeit verging – erst langsam und dann immer schneller. Auf einmal waren es nur noch sechs Monate, dann drei, dann einer. Drei Wochen, zwei Wochen… und plötzlich stand er vor mir: der Abschied.

Mit jedem „letzten Mal“ wurde mir ein Stück mehr bewusst, wie sehr mir Johannesburg, meine Einsatzstelle, meine Hobbies – und vor allem die Menschen hier – ans Herz gewachsen sind. Der letzte Sportunterricht. Das letzte gemeinsame Mittagessen mit meinen Mitbewohnern. Das letzte Mal Public Viewing beim Rugby. Es war, als würde ich schrittweise beginnen, mich zu verabschieden – von einem ganz besonderen Kapitel meines Lebens.

Bei all diesen letzten Malen und besonders beim großen Abschlusslunch mit allen Kolleginnen wurde mir erneut bewusst, was für starke Beziehungen in diesem Jahr entstanden sind.
Um etwas Physisches zurückzulassen, habe ich mit meinen Kindern im Kunstunterricht Armbänder gemacht – eine kleine Erinnerungen an unsere gemeinsame Zeit.
Und dann war da noch die große Abschiedszeremonie mit den Kindern – ein Moment, der nicht nur mich zu Tränen gerührt hat, sondern auch viele Lehrer*innen und Kinder.

Und jetzt sitze ich in meinem Zimmer in Johannesburg – Dienstagmorgen, 8 Uhr. Die Koffer sind gepackt, in 11 Stunden wird mein Flieger starten, Johannesburg hinter sich lassen und Frankfurt ansteuern. Dort werde ich an einem warmen Sommermorgen aus dem Flugzeug steigen – und nach einem Jahr meine Familie und Freunde wieder in die Arme schließen.

In herausfordernden Momenten habe ich mir manchmal genau diesen Augenblick herbeigewünscht. Doch jetzt, wo er da ist, fühle ich eine unfassbare Schwere in mir. Da ist diese Trauer, geliebte Menschen und Orte zurückzulassen. Und mit ihr die Ungewissheit: Wann werde ich wieder hier sein? Werden die Menschen, die Routinen, die kleinen Dinge, die dieses Jahr so besonders gemacht haben, dann noch dieselben sein? Johannesburg war nicht einfach nur ein Zwischenstopp – es ist zu einem Zuhause geworden. Jetzt gehe ich von Zuhause zurück nach Hause. Ein widersprüchliches Gefühl, das sich schwer beschreiben lässt.

Einer meiner Schüler, Destiny aus 5. Klasse, hat mir zum Abschied ein Gedicht geschrieben, das mich zutiefst bewegt hat. Er schreibt darin:

„Though tears may fall and hearts may ache, we’ll cherish the moments that we take.“

Und er erinnert mich auch daran, dass dieser Abschied nicht nur ein Ende ist, sondern auch ein neuer Anfang:

„For this goodbye is not the end, but a new beginning.“

Und so nehme ich all die Erinnerungen, Erfahrungen und Begegnungen dieses Jahres mit zurück nach Deutschland – tief in meinem Herzen verankert. Ich bin erfüllt von Dankbarkeit, und bewegt von all dem, was war. Bereit für ein neues Kapitel in meinem Leben.

Danke, Südafrika.Danke, Three2Six. Danke an all die Menschen, die mich auf diesem Weg begleitet und getragen haben.