Alltag – bist du es?

Und so schnell hört man sich wieder, denn so haben sich zumindest für mich die letzten vier Wochen angefühlt. Es fällt einem plötzlich schwer zu erzählen, was man so erlebt hat! Dabei war das ja eigentlich so einiges, fast schon so viel, dass man es wieder vergisst. Denn alles ist irgendwie immer noch surreal und gleichzeitig fühlt sich vieles auch schon normal an.

Ich werde es trotzdem mal probieren…

Da ich jetzt auch voll in meinen Tagesplan eingestiegen bin, möchte ich zuerst etwas mehr über meine Einsatzstelle erzählen. Es schwer fällt meinen Tag auf eine Aufgabe zu begrenzen, man könnte eher sagen, dass ich in verschiedenen Einsatzstellen der lokalen katholischen Gemeinde dabei sein darf. Vorweg möchte ich aber gestehen, dass ich das Konstrukt der Organisationen selber nicht vollkommen verstehe und deshalb meine bisherige Vorstellung weitergebe. Falls dass doch irgendwer Lokales liest: Hiermit entschuldige ich mich in aller Form, wenn ich etwas fehlerhaft dargestellt habe.

Zunächst bin ich unter der Woche an jedem meiner nicht freien Tage im Kindergarten, wobei man sich hierbei direkt von der Vorstellung des deutschen Kindergartens lösen muss. Denn im Kindergarten werden die Kinder bereits entweder in der Morgen- oder Mittgasgruppe für drei Stunden unterrichtet und tun so manches mehr als nur mit ihren Klassenkameraden zu spielen. Ich wurde hierbei einer sehr netten Lehrerin und ihren zwei Gruppen mit Kindern im Alter von drei und vier Jahren zugewiesen. Generell unterteilt sich der Kindergarten in drei Altersklassen: die noch ziemlich kleinen Kinder, meine Klasse und die richtigen „Vorschulkinder“. Zu Beginn des Unterrichts sitzen alle Kinder in ihren Uniformen zusammen in der Halle und es wird zur Nationalhymne sowie zu anderen religiösen und kinderfreundlichen Liedern gesungen und getanzt. Zusätzlich wird für den Tag gebetet und etwas Kleines wie zum Beispiel das Nationaltier des Carabaos vorgestellt. Anschließend geht es dann zurück in die Klassenzimmer und der Unterricht beginnt. Da die Kinder natürlich noch nicht schreiben, rechnen oder lesen können, bestehen die Themen im Erlernen von Buchstaben, Farben, Körperteilen und Formen, aber auch im guten Umgang mit Gottes Schöpfung. Natürlich geht es so manchmal trotz der „nur“ 15 Kinder ziemlich chaotisch her, da in beiden meiner Gruppen auch jeweils ein bis zwei Kinder mit einer Aufmerksamkeitsstörung oder einem ähnlichen Problem sitzen. Der Kindergarten an sich ist jedoch nicht speziell darauf ausgelegt und hat auf mich auch eher einen vornehmeren Eindruck macht, da unter anderem auch monatliche Kosten anfallen. Ist das geschafft, dürfen die Kinder ihren mitgebrachten Snack auspacken und dann geht es auch schon fast mit Hausaufgaben für den nächsten Tag wieder nach Hause. Die Kinder sind unglaublich niedlich, auch wenn sie natürlich nicht immer hören wollen. Da ich nicht jeden Tag dort bin, freuen sie sich bisher auch immer, mich zu sehen, was mich natürlich auch total freut und es leicht macht, wieder zu kommen! Im Vergleich zu Deutschland finde ich es aber immer noch hart, dass die Kinder in dem jungen Alter schon kleinere Hausaufgaben bekommen, bei denen sie natürlich von den Eltern unterstützt werden müssen, und dass letzte Woche sogar die erste kurze Klassenarbeit angestanden hat. Dabei hat es sich zwar fast um normalen Unterricht gehandelt hat, außer dass die Kinder nicht auf die Blätter der anderen schauen sollten und die Antworten nicht besprochen wurden. Doch auch dafür haben die meisten Eltern wohl mit ihren Kindern zuhause gelernt, was ich im zarten Alter von drei und vier schon als sehr früh empfunden habe. Da die Kinder sich aber nicht besonders gestresst oder unsicher verhalten haben, sind die Eltern vermutlich teilweise über die Ergebnisse deutlich enttäuschter als ihre Kinder.

Besonders aufregend, bunt und wuselig sind aber Feiern oder besondere Tage, so wurde an einem Tag in traditioneller Kleidung das nationale Verkehrsmittel – der Kalesa – vorgestellt und natürlich auch einmal um die Kirche herumgefahren.

nationales Transportationsmittel – Kalesa

Besonderes Mitleid hatte ich dabei mit dem unter der Last und Hitze leidendem Pferd, aber die Aufregung und Begeisterung der Kinder, die bei jeder größeren Unebenheit im Boden besonders groß war, hat es schon fast wieder gut gemacht. Aber auch am Geburtstag des leitenden Fathers sowie des Besuchs eines anderen leitenden vietnamesischen Fathers wurde natürlich ein kleines Programm geplant. Hierbei wird natürlich wieder gesungen, getanzt, Gruppenbilder gemacht und bei letzteren auch Geschenke übergeben. Dabei muss ich zugeben, dass ich es toll und beeindruckend finde, wie versucht wird, den Kindern die kulturellen Aspekte wie Essen, Kleidung, Lieder und nationale Objekte nahe zu legen. So ist mir in meinem traditionellen und zugegebenermaßen kratzigen Oberteil erstmal so richtig bewusst geworden, dass wir für ganz Deutschland nichts Vergleichbares besitzen.

Mein bisheriges Fazit: ein anderes Schulsystem, aber ein toller Ort zum Lernen und der Interaktion mit Gleichaltrigen mit einer super Atmosphäre.

Aber natürlich wurden die letzteren Events nicht nur im Kindergarten, sondern auch in meiner anderen Einsatzstelle im Don Bosco Sponsorship gefeiert und so gab es für mich einige tolle Aufführungen zu sehen!

Vorhof des Sponsorship Program

Im Sponsorship werden die Kinder, Jugendlichen und jungen Erwachsenen finanziell bei ihren Schul- oder Collegekosten sowie Kosten für Schulkleidung und -materialien unterstützt. Dafür können sie jeden Tag unter der Woche ab mittags in die Räumlichkeiten kommen, das Spielzeug oder für die älteren den Computer benutzen und meistens auch noch einen Nachmittagssnack essen. Allerdings nutzen dieses Angebot im Moment nur wenige Kinder der Elematary School. Das könnte daran liegen, dass im Moment viele Studenten unterstützt werden, die am Nachmittag Unterricht und auch sonst verständlicherweise kein so großes Interesse daran haben vorbeizukommen. Zudem haben mittlerweile fast alle irgendwie Zugang zum Internet und brauchen den Raum zum Lernen und Spielen scheinbar nicht. Die paar Kinder, die aber dennoch kommen, sind unglaublich lieb und versuchen durch mich als selbst sehr schlechte Turnerin, den Radschlag zu erlernen. Ihr Spagat sieht dabei schonmal deutlich besser aus!! Trotzdem freue ich mich immer, sie wiederzusehen und sie so gut wie möglich zu unterstützen. Außerdem wird zu Beginn des Nachmittags immer einmal der Rosenkranz gebetet, den ich langsam immer besser beherrsche, und somit meine selbst ernannten kleinen Lehrerinnen versuche nicht zu enttäuschen. Ansonsten besteht meine Aufgabe im Sponsorship nur darin ab und zu bei der Übersetzung von zum Beispiel persönlichen Weihnachtsbriefen für deutsche Sponsoren zu unterstützen. Das mache ich natürlich sehr gerne, auch wenn ich mich manchmal zurückhalten musste, die englischen Sätze im Deutschen zu förmlich besseren zu gestalten, da sie ja immer noch authentisch bleiben sollten. Zuletzt müssen alle gesponsorten Scholars einmal die Woche am Samstag ins Sponsorship kommen, dann wird der Rosenkranz gebetet und es gibt eine kleine Präsentation und Reflektion zu einem neuen Thema oder es wird von den Älteren das Gelände gesäubert. Jedes Mal müssen die Scholars dabei ihr Evaluationsbuch mitbringen, das anschließend auf die wöchentliche Reflektion kontrolliert wird und dann um ein bisschen Geld für Transportationsmittel ergänzt wird.

Natürlich muss in diesem Sinne auch die kleine Pflanzaktion letzten Samstag erwähnt werden, bei dem versucht wurde, den jüngeren Kindern nahezulegen, wie sie Plastikbehälter zu Pflanzencontainern umfunktionieren und ihnen somit ein zweites Leben geben können. Alle waren motiviert dabei und stolz auf ihre Pflanzen für Zuhause. Doch was ist wohl die richtige Antwort auf die Frage: Wie geht es deiner Pflanze denn? Na klar, offensichtlicher Weise: Gut, sie wächst sogar ohne zu Gießen!

Beispiel der nachhaltigen Pflanzaktion

Neben diesen zwei Bereichen darf ich außerdem dreimal die Woche am Salvo Feeding teilnehmen, bei welchem ich manchmal eher schlecht als recht Knoblauch schälen oder Gemüse klein schneiden darf. Ansonsten bestehen im Moment meine Hauptaufgaben darin Reis mithilfe eines Tellers in einen riesigen Topf umzufüllen und die alten Töpfe wieder sauber zu schrubben. Und ich muss zugeben, das ist spaßiger als man denkt, da ich etwas Richtiges tun kann und sogar das Ergebnis sehe. Anschließend bereiten wir das Auto vor und fahren mit dem Essen in die Stadt in drei bis vier Regionen, um das Essen an die bereits mit Dosen Warteden auszuteilen.

Als letztes bin ich einmal die Woche bei den Missionary Sisters of Mother Theresa in einer anderen Region und spiele mit den kleinen Kindern in der Betreuung dort. Diese sind dort den ganzen Tag und werden gepflegt und gefüttert, nachdem sie hergebracht wurden, weil ihre Eltern sich nicht um sie kümmern konnten. Hier sind die Kinder noch relativ klein, können zwar schon einigermaßen laufen, aber noch nicht richtig sprechen und besonders kein Englisch, weshalb ich hier umso mehr versuche, nonverbale Kindersprache zu verstehen.

in der ersten Etage befindet sich der Raum der Kinder

Natürlich bin ich im letzten Monat aber nicht nur meinen Freiwilligen Aufgaben nachgekommen:

In meiner Freizeit durfte ich am Walk with Mary teilnehmen, denn auch der Geburtstag Marias wird groß gefeiert, auch wenn ich zuvor noch nie von diesem Datum gehört habe. Aber am achten September um vier Uhr morgens begann die Prozession durch die Straßen, bei denen der Rosenkranz gebetet, Lieder gesungen und währenddessen dem eigenen Wagen mit Blumen und Maria Statue hintergegangen wurde. Anschließend gab es draußen eine Messe und man konnte wieder verstehen, warum die Prozession so früh und noch im Dunkeln stattfindet, um der Sonne zu entgehen.

Walk with Mary in den Morgenstunden

Außerdem durfte ich die anderen lokalen Freiwilligen des Feedings auf eine kleine Wanderung mit guter Aussicht und Sonnenuntergang sowie ein anschließendes Abendessen mit Streetfood an einem Boardwalk entlang des Meeres begleiten. Das hat definitiv sehr viel Spaß gemacht und auch für die Aussicht hast es sich sehr gelohnt, auch wenn der Weg leider nur aus asphaltierter Straße bestand. Dennoch muss ich zugeben, dass man einfach unfassbar schwitzt, selbst wenn sie Sonne kaum noch vorhanden ist. Das überrascht mich leider immer noch jedes Mal, aber ich habe natürlich auf die Tipps der anderen vertraut und hatte ein Wechselshirt dabei.

Aussicht vom Pangilatan Peak

Ansonsten habe ich mich alleine aufgemacht, um die Stadt etwas zu erkunden. Dabei habe ich mich dem sehr empfohlenen Nationalmuseum sowie dem Fort San Pedro Museum zugewendet. Beides habe ich definitiv nicht bereut, allerdings haben sie es nicht so mit Infotafeln, es sei denn es handelt sich um jede Menge Tiere, die jedoch nur mithilfe von Plastik dargestellt wurden. Aber das ist für keinen und nur geringen Eintritt natürlich Meckern auf hohem Niveau.

Nationalmuseum
Fort San Pedro

Weiter habe ich den Cebu Ocean Park besichtigt, der eigentlich ganz nett war, aber teilweise schon durch seine doch sehr kleinen Gehege und Aquarien schockiert hat. Generell habe ich das Gefühl, dass die Attraktionen alle mehr darauf ausgelegt sind, schöne Bilder zu kreieren als irgendetwas anderes zu tun, aber das scheint auch das zu sein, was die Besucher sich wünschen.

Cebu Ocean Park

Und natürlich durften die von vielen Einwohnern so geliebten und empfohlenen Malls nicht fehlen, wobei es mir hierbei nach zwei Besuchen an verschiedenen Tagen gereicht hat. Man wird zwar immer wieder gefragt, ob man in allen möglichen verschiedenen Malls war, aber irgendwo gleichen diese sich und auch deutschen Shoppingcentern. Außer der bemerkbar mehr auf einen Luxus-Erlebnis ausgerichteten Erfahrung, die sie einem zu bieten versuchen und dem unfassbar vielem Personal bei eher weniger Besuchern in jedem der vielen Läden. Zu meinem Leidwesen musste ich auch feststellen, dass ein Lageplan der Läden Mangelware ist und man einfach herumirrt und schon deutlich Probleme bekommt, den Laden wiederzufinden, in dem man eben noch war.

Blick auf eine der großen Malls – SM Seaside

Zuletzt habe ich den Taoist Tempel sowie den Temple of Leah und den nahegelegenen botanischen Garten besucht. Hierbei ist es teilweise ein Vorteil unter der Woche zu kommen, da der Preis dann etwas geringer ist. Die Aussicht auf die Stadt war wirklich toll und auch die Gebäude haben mir sehr gefallen, da sie einen tollen Kontrast zu der restlichen Stadt darstellen und zusätzlich noch höher in den Bergen gelegen sind.

Taoist Temple
Ausblick vom Temple of Leah
der botanische Garten

Allem in allem bin ich aber weiterhin sehr zufrieden und freue mich, immer mehr so richtig anzukommen! Mein Leben im Moment ist natürlich ein ganz anderes als zuvor und man muss sich auch so manches Mal noch umstellen. So langsam seine neuen Routinen zu entwickeln und im Alltag anzukommen ist dabei auch ein tolles Gefühl! Ganz sicher mache ich auch noch so einige Fehler, aber das ist normal und wurde mir bisher von den lieben Menschen in meinem neuen Umfeld bisher immer verziehen, wofür ich sehr dankbar bin. Für mich kann es also gerne genauso so weitergehen!