Ein bewegter Start ins neue Jahr
Wie ich im letzten Blogbeitrag schon angeschnitten habe, stand für meine Einsatzstelle Three2Six Anfang des Jahres eine große Veränderung an. Unsere vorherige Partnerschule, die Dominican Convent School, wurde geschlossen. Also hieß es für meine Einsatzstelle Kisten packen – denn ein neuer Abschnitt am Sacred Heart College steht bevor. Hier hat 2008 alles angefangen – als die Kinder meiner Einsatzstelle noch von drei bis sechs Uhr am Nachmittag unterrichtet wurden, nachdem der Unterricht am Sacred Heart College beendet war.
Ganz neu ist das Sacred Heart College jedoch für mich nicht. Von Anfang an durfte ich an den Ehemaligen-Treffen teilnehmen. Jeden ersten Samstag im Monat kommen hier ehemalige Schüler von Three2Six zusammen. Ursprünglich wurde der Tag eingeführt, um den Schülern bei ihren Hausaufgaben zu helfen. Oft behandeln wir jedoch auch generelle, hilfreiche Themen, etwa den Umgang mit PowerPoint oder Excel oder wie man selbstbewusst Präsentationen hält. Zu besonderen Anlässen, beziehungsweise in den Schulferien, werden die Schulaufgaben jedoch ab und an auch zu Hause gelassen, und es geht zum Beispiel in den Pool. Den Alumni-Day beenden wir immer mit einem gemeinsamen Mittagessen.
Doch nun etwas mehr zu der neuen (alten) Gastschule von Three2Six, dem Sacred Heart College. Die Schule wurde 1924 von den Marist Brothers gegründet und hatte demnach im letzten Jahr ihr 100-jähriges Jubiläum. Die Schule hat über tausend Schüler von Preschool bis Grade 12. Three2Six hat in der Schule seit diesem Jahr einen Komplex mit eigenen Klassenräumen, weshalb die Kinder weiterhin ganztägig unterrichtet werden können. Denn meine Einsatzstelle hat auch unabhängige Lehrer. Der Campus hat viel zu bieten: von einem Swimming Pool bis hin zu zahlreichen Sportfeldern, etwa für Fußball, Cricket, Tennis, Netball oder Basketball. Hier in jeder Pause spielen zu können, ist für die Kinder ein absolutes Highlight. Und auch ich als sportbegeisterte Person finde es toll, hier zusammen mit den Kindern Sport zu treiben. Doch damit ihr euch vorstellen könnt, von was ich rede, hier mal einige Eindrücke vom Campus.
Was ich ganz besonders toll finde, ist die Wand mit Fliesen, die von den Three2Six-Schülern vor einigen Jahren kreiert wurde. Wer genau aufgepasst hat, erkennt die Mauer aus meinem ersten Blogbeitrag wieder. In der Mitte der Wand befindet sich das Three2Six-Logo. Für außen herum hat jedes Kind die Aufgabe bekommen, eine Fliese zum Thema „Heimat” zu gestalten. Obwohl viele der Kinder selbst in Südafrika geboren sind und deren Eltern geflüchtet sind, sieht man auf den Fliesen ganz verschiedene Flaggen, häufig die simbabwische oder kongolesische – die Kinder verbinden mit ihrer Heimat nämlich meistens die Länder, aus denen ihre Eltern kommen, auch wenn sie oft noch nie in diesem Land gewesen sind.
Nach ein paar Wochen Unterricht stand für die Kinder ein riesiges Highlight an. Die Schüler der vierten bis siebten Klassen sind auf eine dreitägige Klassenfahrt gefahren, und auch ich durfte dabei sein. Zusammen fuhren wir in das Sediba Kwele Adventure Camp, das circa 2,5 Stunden von Johannesburg entfernt in der Nähe der Stadt Palmietfontein liegt. Die Kinder hatten so viel Spaß und haben verschiedenste Aktivitäten gemacht: von Ziplining über Schlammbad bis hin zu Gruppenaktivitäten oder einer Modenschau. Für die meisten Kinder war das das erste Mal, dass sie aus Johannesburg draußen waren – was das Ganze natürlich nochmal besonderer macht. Es hat wirklich riesigen Spaß gemacht. Und auch die Erwachsenen durften die Zipline glücklicherweise mal testen.
Es war, als wäre es perfekt abgepasst gewesen – denn kaum war ich zurück in Johannesburg, hieß es rasch, den Rucksack umpacken und auf den Weg nach Durban machen. Denn dort fing am nächsten Morgen mein Zwischenseminar an. Circa eine Stunde von Durban, in einem Konferenzzentrum im Landesinneren, traf ich mich mit 17 anderen deutschen Freiwilligen. Es gab dort ganz viel Raum für den Austausch über das, was wir bisher in unserem Freiwilligendienst erlebt haben. Das Spannende fand ich, dass wir nicht nur Freiwillige aus Südafrika, sondern auch aus Namibia waren. Ich habe festgestellt, dass Erfahrungen, auch wenn man seinen Freiwilligendienst im selben Einsatzland absolviert, total unterschiedlich sind – hängt natürlich auch immer stark von dem Ort und der Einsatzstelle ab. Ich habe aus dem Seminar viel mitnehmen können und auch auf persönlicher Ebene inspirierende Menschen kennenlernen dürfen.
Im Anschluss des Seminars haben mein Mitfreiwilliger Leo und ich uns noch Umhlanga (Umschlanga ausgesprochen) angeschaut. Eine Stadt an der Küste, die circa 20 km von Durban entfernt liegt. Hier haben wir einige Tage verbracht. Am ersten Tag sind wir voller Tatendrang Richtung Nature Reserve gelaufen, um eine Wanderung zu machen. Das Wetter war leider nicht ganz auf unserer Seite. Obwohl es in Südafrika Sommer ist, gibt es ab und an einfach einige Tage am Stück, in denen es super viel regnet. Eine halbe Stunde unterwegs und pitschnass, mussten wir uns eingestehen, dass wir die Wanderung wohl verschieben, uns in ein Café setzen und erstmal trocknen. In den Tagen danach war es nochmal richtig heiß, also typisches Durban-Wetter. Für mich aus Johannesburg ist es natürlich immer ein Highlight am Strand zu sein, gerade weil Johannesburg kein Wasser hat.
Eine neue und interessante kulinarische Erfahrung gab es für uns auch: Wir haben beide zum ersten Mal einen Bunny Chow gegessen. Das ist ein typisch südafrikanisch-indisches Gericht. In einen Leib Brot wird Curry gefüllt, in unserem Falle Lamm-Curry. Der Bunny Chow hat seine Wurzeln in der Geschichte der indischen Gemeinschaft, die in Durban stark vertreten ist. Ende des 19. Jahrhunderts kamen viele Inder nach Südafrika, um auf den Zuckerrohrplantagen zu arbeiten, und ihre Kultur hat die Stadt seitdem stark geprägt. Durban ist heute bekannt als eines der wichtigsten Zentren der indischen Kultur in Südafrika. Wir haben uns den Bunny Chow definitiv schmecken lassen!
Mit vielen neuen Erfahrungen und Eindrücken kehre ich zurück nach Johannesburg und bin voller Vorfreude auf all das, was ich hier in den nächsten fünf Monaten noch lernen werde.
Bis bald!
Anna-Lena