Ein farbenfroher Start ins Jahr

Die Zeit rennt nur so und in den letzten paar Wochen ist schon wieder so viel passiert, von dem ich gerne berichten würde. Das vermutlich größte Ereignis war das Don Bosco Fest am 31. Januar. Das Fest ist an dem Todestag des Heilligen  Don Bosco nach dem die Schule auch benannt ist. Die Vorbereitung für das Fest hat allerdings schon Ende Dezember begonnen, da es sich gleichzeitig um ein riesiges Sportfest handelt. Alle Schüler*innen und Lehrer*innen mussten eine Farbe losen (es gab rot, gelb, blau und pink, wobei ich zu letzterer Farbe gehörte) und danach musste jeder und jede sich für unterschiedliche Wettkämpfe einschreiben. Die meisten Wettkämpfe wie Weitsprung, Tauziehen,  Kugelstoßen, und 100/ 200/ 50 Meter Lauf, haben am 31.1 stattgefunden.

Das wirkliche Highlight für mich waren jedoch die Fußball, Volleyball und Basketball Turniere, die vorher abgehalten wurden. Von Ende Dezember bis zum 31. Januar fand jeden Tag in der großen Pause ein Fußball-, Volleyball- oder Basketball Spiel statt. Die Mädchen und Jungs spielen in unterschiedlichen Teams, wobei die ersten zwei Spiele per Zufall entschieden wurden und danach jeweils die Gewinner*innen und die Verlierer*innen gegeneinander spielten. Die Stimmung bei allen Spielen war der pure Wahnsinn, denn alle ca. 600 Schüler*innen versammeln sich um den Sportplatz um zuzuschauen und  ihr Team anzufeuern. Außerdem kommentiert immer ein Lehrer das Spielgeschehen mit einem Mikrofon und Musik, so das du als Spieler*in fast das Gefühl hattest in einem professionellen Stadion zu stehen. Ich kann mich jetzt noch daran erinnern wie meine Finger vor Aufregung und Vorfreude gezittert haben als ich mit Team Pink Volleyball gespielt habe. Meine Nerven lagen auf Grundeis, so viel kann ich euch sagen, aber es hat gleichzeitig so viel Spaß gemacht und mir geholfen Schüler*innen kennenzulernen, die aus anderen Departments kommen und nicht in der Schule leben und die ich unter anderen Umständen vielleicht nicht so gut kennengelernt hätte. Ursprünglich sollte ich auch nur Volleyball spielen, jedoch sind wir in Kambodscha und Pläne ändern sich hier schnell, daher durfte  ich auch noch beim Tauziehen und Fußballspielen mitspielen  (die Mädchen spielen Barfuß Fußball und das auf trockenem Gras, alleine das war schon ein ganz anderes Erlebnis). Leider hat mein Team den letzten Platz gemacht obwohl wir einige Disziplinen gewonnen haben, dennoch gehört das Don Bosco Fest zu einem meiner absoluten Highlights dieses Jahr. Nicht nur wegen den ganzen Sportlichen Aktivitäten sondernd auch der restlichen Vorbereitung, bei der keine Mühen gespart wurden.

Der kolumbianische Freiwillige Luis hat mit zwei Schüler*innen extra einen Song für den Anlaß komponiert und am 31. Januar selbst haben wir alle T—Shirts in der Farben unseres Teams getragen (besagte T-shirts mussten wir später aber auch wieder zurück geben) Darüber hinaus gab es einen Umzug durch die Schule mit Flaggen in den Teamfarben und ich bin immer wieder verblüfft mit wie viel Hingabe und Liebe fürs Detail solche Feste hier geplant und gefeiert werden.

 

 

 

Neben der Planung und Durchführung des Don Bosco Festes ging aber auch der Schulalltag normal weiter. Ich schreibe das Wort „Schulalltag“ und lächle.  Es ist so schön nun von einem Alltag reden zu können, den habe ich grade am Anfang meines Freiwilligendienstes herbeigesehnt und inzwischen ist jeder Tag voll von kleinen Routinen, die ich nicht missen möchte. Dazu gehört zum Beispiel morgens mit zwei Brother Sun Children, die nur Nachmittag Unterricht haben, Volleyball zu spielen oder vor dem Mittagessen kurz mit den älteren Schüler*innen aus dem Second Year zu reden. Es handelt sich dabei zwar nur um Small Talk, dennoch freut es mich jedes Mal zu hören wie es ihnen geht, was sie grade lernen oder was sie grade essen. Dennoch ist normaler Schulalltag ein relativer Begriff, da sich Dinge und Umstände oft ändern und es immer wieder neue Aufgaben und Planänderungen gibt.

In diesem Sinne wurden die Samstagsaktivitäten, von denen ich in meinem letzten Blog erzählt habe, Anfang Februar durch Englischnachhilfe ersetzt. Jedem Freiwilligen sind ca. 12 Schüler*innen zugeteilt worden, die ähnliche Probleme in Englisch haben und mit denen wir Samstags üben sollen. Ich helfe zum Beispiel den Schüler*innen, die Schwierigkeiten mit dem Satzbau und Grammatik haben, aber an sich schon viele englische Wörter kennen. Zudem versammeln sich nun jeden Abend von 8 Uhr bis 9 Uhr alle Schüler*innen der Brother Sun Children in der Küche um ihre Hausaufgaben zu machen, wobei sie von Lehrer*innen, älteren Schüler*innen und uns Freiwilligen unterstützt werden. Wir Freiwilligen helfen natürlich eher bei den Englischaufgaben, aber auch bei den Mathehausaufgaben der jüngeren Schüler*innen, kann ich unterstützen (worauf ich sehr stolz bin). Natürlich ist es nicht das Selbe, wie mit den Schüler*innen Fußball zu spielen oder zu basteln, dennoch ist es eine wichtige Aufgabe, bei der ich gerne unterstütze und durch die ich die Schüler*innen auch nochmal besser kennenlernen kann.

Zudem findet man auch an anderen Tagen immer nochmal Zeit für Sport oder kreative Aktivitäten mit den Brother Su Children. An den Donnerstagen im Februar hatten die sechs jüngsten Kinder nachmittags keine Schule und wir hatten Zeit mit Wasserfarbe zu malen. Auch gehören Freitage  inzwischen zu meinen Lieblingstagen, da alle hier in vorwochenend Stimmung sind und der Lehrer der Brother Sun Children manchmal spontan beschließt jetzt mit uns an den Strand zu gehen. Vor zwei Wochen hat er dafür extra seine Angel mitgebracht und wir waren zwei Stunden am Strand. Die Children haben sich aus dem Angelfaden und einer Plastik Flasche eine Angel gebaut und wir haben einfach acht kleine Fische gefangen. Naja, um genau zu sein haben sie die Fische gefangen und ich habe sie angefeuert und die Fische in den Behälter, den wir zur Aufbewahrung hatten, gelegt. Mein Erstaunen wie gut die selbstgebauten Angeln funktionieren, konnte ich dabei jedoch nicht verbergen.

 

Grundsätzlich ist es mein Eindruck, dass zumindest bei den Kambodschaner*innen die ich bis jetzt kennenlernen durfte fest in die Kultur verankert ist, alles selber zu bauen, was selbst gebaut werden kann. Generell sind nicht nur die Schüler*innen sondern auch die Lehrer*innen handwerklich unfassbar begabt. Beispielsweise hat sich einer der französischen Freiwilligen beim Fußball spielen den Fuß gebrochen, sodass er den Großteil des Februars einen Gips tragen musste und einer der Lehrer hat im aus stabilen Holz Krücken gebaut.

Darüber hinaus war im Januar die ganze Schule im Drachen-Bastel-Fieber. Denn der Januar ist einer der kältesten Monate in Kambodscha wo der Wind sehr stark weht, sodass es  gleichzeitig der Monat der Drachen ist. Die werden hier aber nicht im Laden gekauft sondern aus Plastik, bambusartigem Holz und Faden selber gemacht. Einer der Lehrer aus dem IT Department hat uns Freiwilligen geholfen einen zu bauen, etwas das hier die meisten 11 Jährige Schüler*innen alleine können, aber für uns richtig schwierig war. Es gab dann auch einen Drachensteigen Wettbewerb, bei dem einige Drachen unglaublichliche 100 oder 150 Meter hoch gekommen sind.

 

Zudem konnten wir diesen Monat mit den Brother Sun Children eine Aktivität verwirklichen die mir sehr am Herzen lag. Denn besonders hier im Blog habe ich schon oft vom Strand erzählt oder von den vielen Stränden in Kep, die hier im Alltag eine große Rolle spielen. Was ich aber immer ausgelassen habe ist der Plastikmüll. Der Plastikmüll am Strand und im Wasser, der fester Bestandteil der Strände ist. Der Plastikmüll, der den Tieren und der Umwelt so ungemein schadet. Grade der Strand vor unserer Schule ist damit verschmutzt und daher haben zwei der Brother Sun Lehrer*innen und ich am ersten Freitag des Februars, mit ca. 15  Brother Sun Children den Plastikmüll am Strand eingesammelt. Zuvor hatte ich eine Power Point in Englisch und Khmer vorbereitet, die die Lehrer*innen und ich dann zusammen mit den Kindern durchgegangen sind, um die Schüler*innen daran zu erinnern wieso es so wichtig ist den Plastik wegzuräumen. Es war das erste Mal seit ich hier bin, das wir das gemacht haben und ich hoffe wir können eine Art Routine daraus entwickeln. Denn obwohl es natürlich anstrengend war, hat es auch viel Spaß gemacht und es war richtig schön zu sehen wie tatkräftig einige Schüler*innen angepackt haben. Natürlich ist es dennoch  eine Sisyphusarbeit, die nie endet und in manchen Momenten sogar aussichtslos wirkt, nichts des do trotz hoffen wir die Kinder dafür sensibilisieren zu können, ihren Müll nicht in die Umwelt zu werfen.

 

Wir haben es trotz 1 ½ Stunden aufräumen nicht geschafft den ganzen Strandabschnitt vor der Schule zu säubern und für mich persönlich war es noch viel frustrierender, ein paar Tage später schon wieder neuen Plastik am Strand zu sehen. Natürlich fragt sich da eine Stimme in meinem Kopf: Lohnt sich das überhaupt? Ist es die Mühe überhaupt wert? Können wir als einzelne Personen etwas ändern? Ich glaube es ist einfach sich diesen Zweifeln hinzugeben, den beim Plastikmüll handelt es sich um ein globales Problem, das auf systemischer Ebene angegangen werden muss, aber das ist kein Freifahrtschein den Kopf in den Sand zu stecken und das Problem zu ignorieren, im Gegenteil das ist eine sehr privilegierte Einstellung die alles nur schlimmer macht. Eine Gedanke der die frustrierten Stimmen in meinem Kopf zum schweigen gebracht hat war die Frage: Was ist wenn wir alle etwas machen? Welche Wirkkraft haben wir, wenn wir alle gemeinsam anpacken anstatt uns vom Rest der Welt abzuschirmen? Deshalb werde ich weiter mit den anderen den Strand aufräumen, mich weiter informieren und zuhören, um neues zu lernen. Ich hoffe ich kann diese Einstellung mitnehmen wenn ich im Sommer wieder zurück nach Deutschland komme und sie dort mit so vielen wie möglich teilen.

Das war jetzt eine überraschend ernste Note für meinen Blog, daher möchte ich nun zurück zum Alltag in Kep kommen. Denn nicht nur bei den Brother Sun Children konnte ich in den letzten Wochen neue Dinge lernen, ausprobieren und Erkenntnisse sammeln sondern auch mit der Klasse, wo ich im Englischunterricht helfe, gab es neue Entwicklungen. Dazu sollte ich vielleicht erklären dass alle vier Departements einmal die Woche 2 ½  Stunden Sport haben. Das Media Comunikation Department, wo ich im Englischen unterstütze hat Mittwochs Sport und spielt eigentlich immer Basketball. Ein Sport der eigentlich so gar nichts meins ist und um den ich auch lange einen Bogen gemacht habe, da er mir überhaupt nicht liegt. Die Schüler*innen waren jedoch richtig begeistert von der Idee, das ich mitspiele und da habe ich dann irgendwann kapituliert. Es macht inzwischen sogar Spaß, wobei ich wirklich nicht gut spiele, aber darum geht es auch gar nicht. Es ist schön außerhalb des Klassenraumes Zeit mit den Schüler*innen zu verbringen, besonders da einige von Ihnen nicht  in der Schule wohnen. Zudem spielen der erste Jahrgang und der zweite Jahrgang zusammen, so dass ich auch die älteren Schüler*innen und deren Lehrer besser kennenlerne.

Hiermit würde ich den Blog für heute beenden. Ich hoffe ihr sucht nicht zu vergeblich nach dem roten Faden, da ich ja doch etwas zwischen den Themen gesprungen bin.

Bis zum nächsten Mal!

Eure Jenny