Ein Leben in Cali
Das waren lange zwei Monate bisher. Irgendwie ist das Zeitgefühl während eines Freiwilligendienstes ein anderes. Manche Tage fühlen sich ewig an, während andere wie im Flug vergehen.
Auch den zweiten Monat verbrachte ich in Cali. Die Situation im Cauca ist weiterhin angespannt aufgrund der Kommunalwahlen Ende Oktober. Meinen Spanisch-Sprachkurs habe ich Mitte des Monats beendet. Dieser hat mir sehr geholfen und ich bin glücklich, dass ich ihn machen konnte. Um die Zeit bis nach der Wahl zu überbrücken, verbrachte ich die letzten Wochen in der Pastoral Social de la Tierra y Prevención, einer Einheit der Erzdiözese Cali. Dort begleitete ich ein Team welches sich um die Umweltbelange in der Erzdiözese kümmert. Sie geben Seminare in Gemeinden, Schulen und Jugendgruppen zu den Themen Umweltverschmutzung und Klimawandel sowie zu den Themen Emotionen und Pubertät. Einmal durfte ich sie nach Dapa begleiten, ein kleines Bergdorf nördlich von Cali. In der dortigen Schule haben sie für die 2. und 3. Klasse einen Vortrag gehalten. Die Kinder waren sehr interessiert und brachten sich aktiv ein. Da wurde es am Ende fast knapp mit der Zeit.
In meiner Freizeit unternehme ich gerne etwas mit Edgar. Als Caleño (gebürtiger Einwohner Calis) kennt er seine Stadt sehr gut und wir haben einige Sehenswürdigkeiten abgeklappert. Der Parque Artasenal Loma de la Cruz ist ein kleiner Park in dem sehr viel Kunsthandwerk (teils indigener Herkunft) verkauft wird. Von der Iglesia de San Antonio hat man eine schöne Aussicht über Cali. Eines abends nahmen wir an einem Salsa-Kurs im Park teil. Ich habe mich glaube ich gar nicht so schlecht geschlagen, da alle überrascht waren dass der „Gringo“ so gut mithalten konnte.
Einmal machten wir einen Tagesausflug nach Palmira. Die Stadt ist etwa eine einstündige Autofahrt von meinem Wohnort entfernt. Mit 300.000 Einwohner zählt sie hier eher als Kleinstadt. Ein Bekannter von Edgar ist dort Pfarrer und wir besuchten ihn auf seiner Finca in den Bergen. Von dort konnte man in das Valle del Cauca bis nach Cali schauen. Während Cali sich am Fuße der westlichen Andenkordillere befindet, liegt Palmira am Fuße der Zentralkordilleren. Zu Essen gab es Sancocho, eine Suppe mit wahlweise Hühnerfleisch oder Hühnerfüßen, Kartoffel, Plátano (Kochbananen) und Yucca. Sie schmeckt sehr gut, aber da es die vorherigen 5 Tage schon Sancocho gab, kam es mir bald zu den Ohren wieder raus. Wir gingen ein bisschen Wandern und mussten uns dabei mit Besenstielen bewaffnen, da dort sehr viele aggressive Hunde rumliefen. So konnte man sie wenigstens auf eine Stiellänge von sich fernhalten. Den Nachmittag verbrachte ich dann entspannt in der Hängematte.
Ich habe auch weitere typisch kolumbianische Speisen verköstigen dürfen. Ein Hit an heißen Tagen sind Cholados, die man an Straßenständen kaufen kann. Hierzu werden Eiswürfel zerstampft, mit Sirup übergossen und mit Früchten oder Fruchtsaft verfeinert. Die perfekte Abkühlung. Aber man muss es langsam essen, sonst bekommt man Kopfschmerzen von der Kälte.
Die Stadt wird schon weihnachtlich geschmückt. In den Einkaufszentren stehen riesige Weihnachtsbäume und hier und da winkt einem ein aufblasbarer Weihnachtsmann zu. Doch zum Weihnachtsschmuck gesellen sich auch Herbst- und Halloweendeko. Passend zum deutschen Oktoberfest verkaufen sogar einige kolumbianischen Brauereien ein Oktoberfestbier.
Ob ich meinen Freiwilligendienst wie geplant bei FUNDESIA in Monterilla fortführen kann, muss nun nach der Wahl noch einmal geprüft und die Sicherheitslage neu bewertet werden. Ich muss also noch etwas abwarten wie es weitergeht.