Von Kakteen, Tarahumara und Moderne 

In letzter Zeit hatte ich die Gelegenheit, drei ganz verschiedene Regionen Mexikos zu entdecken: Mexiko-Stadt, Chihuahua und Baja California Sur. In diesem Blog werde ich euch von der Vielfältigkeit dieser Erlebnisse erzählen und euch zeigen, wie unterschiedlich Mexiko ist.

 

Mexiko-Stadt

Ende November ging es für mich nach Ciudad de México, die Hauptstadt Mexikos. Zusammen mit Gaston, einem anderen Sternsinger-Freiwilligen, nahm ich an einem Sicherheitsseminar teil, das für deutsche Freiwillige in Mexiko organisiert wurde. Vielleicht könnt ihr euch vorstellen, wie komisch es war, plötzlich von so vielen Deutschen umgeben zu sein. Aber gleichzeitig war es auch super spannend, unsere Erfahrungen und Eindrücke auszutauschen. Außerdem war das Seminar wichtig und hilfreich, um die Sicherheitsaspekte zu vertiefen und um uns auf mögliche Herausforderungen vorzubereiten. Gaston, der seinen Freiwilligendienst in Puebla macht, und ich verbrachten danach noch fünf weitere Tage in Mexiko-Stadt, um die Stadt besser kennenzulernen.

Ich war beeindruckt von der Modernität und dem Fortschritt der Stadt. Die Metro zum Beispiel hatte abgegrenzte Abteile nur für Frauen, und der öffentliche Verkehr war insgesamt sehr gut ausgebaut. Die Stadt selbst war überraschend grün, und ich fühlte mich dort sicherer als in Guadalajara. Neben den bekannten Touristenattraktionen besuchten wir auch Freunde von mir, die in Mexiko-Stadt leben. Ein Freund, den ich vor zwei Jahren bei seinem Auslandsjahr in Deutschland kennengelernt habe, zeigte uns einige der weniger bekannten, aber dafür umso faszinierenderen Ecken der Stadt. Und dann war da noch mein Halbbruder, den ich in Mexiko-Stadt zum ersten Mal getroffen habe – auch total spannend und interessant.

 

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Guadalajara

Und dann, kaum zwei Tage nach meiner Rückkehr aus Mexiko-Stadt, stand schon der nächste besondere Moment an: Meine Mutter kam zu Besuch. Für dreieinhalb Wochen war sie in Mexiko, und wir starteten ihre Reise hier in Guadalajara. Es war schön sie wiederzusehen und ihr all das zu zeigen, was ich bisher nur über Fotos und Videos erzählen konnte. Von meiner Einsatzstelle über umliegende Städtchen, wie Tequila und Ajijic, bis hin zu meinen Lieblingsplätzen, haben wir viel sehen können. Nach mehr als einer Woche Guadalajara begann dann das nächste Abenteuer: Unsere gemeinsame Reise nach Chihuahua und Baja California Sur, zeitlich passend zu den Winterferien.

 

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Chihuahua und der Chepe

Unser erstes Ziel war die Stadt Chihuahua, die Hauptstadt des gleichnamigen Bundesstaates. Chihuahua ist der größte Bundesstaat Mexikos und grenzt direkt an die Vereinigten Staaten. Von dort ging es mit dem Bus weiter nach Creel, einem kleinen, etwa vier Stunden entfernten Ort in den Bergen. Schon die Busfahrt war ein Erlebnis für sich: Nach Einbruch der Dunkelheit wurden die Haltestellen durch Lagerfeuer markiert, und die Passagiere stiegen an Orten ein und aus, die für mich wie mitten im Nirgendwo wirkten.

In Creel angekommen, fühlte sich alles ein bisschen wie aus der Zeit gefallen an. Pferde und Hunde liefen frei durch die Straßen, und das Leben schien hier ruhiger und ursprünglicher. Besonders beeindruckend war das Miteinander der indigenen Bevölkerung und der übrigen Einwohner, das den Ort auf eine ganz besondere Weise prägte.

Die indigene Bevölkerung im Norden Mexikos sind die Tarahumara, auch Rarámuri gennant. Seit über 500 Jahren leben sie in der Sierra Madre Occidental, in der auch Creel liegt. Sie sprechen ihre eigene Sprache, das Rarámuri, und ihr Name bedeutet übersetzt „die mit leichten Füßen“ – passend, denn sie sind bekannt für ihre unglaubliche Ausdauer beim Laufen, oft in einfachen Sandalen, den huaraches. Es gibt heute noch etwa 70.000 von ihnen. Vielleicht habt ihr schon von der Läuferin Lorena Ramírez gehört, die mehrere Marathonläufe gewann – sie ist eine Tarahumara und in der Netflix-Doku Lorena, la de pies ligeros zu sehen – sehr empfehlenswert.

In Creel haben wir dann den Chepe-Zug genommen, unser eigentlicher Grund für die Reise in den Norden. Diese legendäre Zugstrecke gilt als eine der spektakulärsten der Welt und führt durch die eben genannte Sierra Madre, auch genannt Sierra Tarahumara. Ein besonderer Höhepunkt der Strecke ist die Barranca del Cobre, die Kupferschlucht – eine riesige Schlucht, die etwa viermal so groß ist wie der Grand Canyon in den USA. Bei unserem nächsten Stop in Divisadero, hatten wir die Gelegenheit, die Barranca del Cobre aus nächster Nähe zu erkunden, was sehr eindrucksvoll war.

Die Weiterfahrt mit dem Chepe bis zur Endstation war ein Erlebnis für sich voller unvergesslicher Eindrücke. Die achtstündige Zugfahrt bot beeindruckende Einblicke in die riesige, fast unberührte Natur – ein sagenhafte Ingenieursleistung, die sich durch diese Landschaft schlängelt.

Während unseres Aufenthalts in der Region hatten wir einige Begegnungen mit den Tarahumara, die ein seltsames Gefühl hinterließen. Wenn wir sie sahen, ertappte ich mich teilweise bei Gedanken wie „Oh, da ist ein Tarahumara!“, fast so, als würde man ein seltenes Tier in freier Wildbahn beobachten. Dieser Gedanke, Menschen so zu betrachten, nur weil ihre Lebensweise anders ist als unsere, war befremdlich.

Wir waren auch bei einer Touristenattraktion in der Nähe einer Schlucht, allerdings noch in der Vorsaison. Es waren kaum andere Touristen da, was einerseits schön war, weil es ruhig war, aber andererseits fühlte es sich eigenartig an, dort fast allein zu sein. Auch wenn wir uns nicht wirklich tief in ihr Gebiet vorwagten, kam es mir so vor, als würden wir in eine Welt eindringen, die nicht für uns bestimmt ist.

 

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Baja California Sur

Nach unseren Erlebnissen im Norden Mexikos machten wir uns auf den Weg nach Baja California Sur, einer Region, die nicht nur für ihre schöne Küste bekannt ist, sondern auch für die weiten Kakteenwüsten. Obwohl die Fläche des Bundesstaates groß ist, leben hier relativ wenig Menschen, was der Gegend eine einsame Atmosphäre verleiht. Es war faszinierend, die riesigen Kakteen zu sehen, die typisch für diese Landschaft sind – sie können bis zu 30 Meter hoch wachsen. Da Baja California Sur am Pazifik liegt, konnten wir in dieser Jahreszeit auch Wale beobachten, die hierher kommen um ihre Jungen zur Welt zu bringen.

Aufgrund der unerträglichen Temperaturen im Sommer, zieht diese Region vor allem im Winter viele Touristen an. Dementsprechend war es dort deutlich touristischer als in den Städtchen, die wir zuvor gesehen hatten. Dort fühlte sich wie ein mexikanisches Miami an, denn es war modern, gepflegt und einladend. Dadurch hat es sich dort fast gar nicht mehr wie Mexiko angefühlt, sondern eher wie ein Vorzeige-Mexiko – genau das, was man sich oft in Touristenbroschüren vorstellt. Überall wurden die typischen mexikanischen Kleidungsstücke und Souvenirs verkauft, und man hörte man fast nur Englisch. Alles war super schön, aber mein authentischeres Guadalajara gefällt mir dann doch etwas mehr. Das kann natürlich auch daran liegen, dass ich in Guadalajara lebe und ich in Baja California nicht wirklich tief ins Leben eingetaucht bin, aber das war zumindest mein Eindruck.

 

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Generell wurde uns auf der Reise immer sehr geholfen, und die Mexikaner zeigten sich hilfsbereit, besonders wenn sie merkten, dass ich Spanisch spreche.

PS: Was ich seit dem letzten Blog in meiner Einsatzstelle erlebt habe, das könnt ihr in meinem Blogeintrag „Querida Barranca“ lesen.